Originaltitel: Numbers__ Herstellungsland: USA__ Erscheinungsjahr: 2022__ Regie: Michael Su__ Darsteller: Sarah French, Costas Mandylor, Michael Madsen, BJ Mezek, Devanny Pinn, Wesley Cannon, Robert LaSardo, Charles Solomon Jr., Denny Nolan, … |
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“Death Count” (aka “Numbers”) ist ein brutaler Low-Budget-Torture-Porn-Streifen aus dem Jahr 2022, welcher unter der Regie Michael Sus (“2025 Armageddon“) auf der Basis einer von Michael Merino (“Acceleration“) verfassten sowie seitens Rolfe Kanefsky (“the Black Room“) anschließend noch ein Stück weit überarbeiteten Vorlage entstand. Sich sowohl inhaltlich als auch stilistisch um ein schamloses Ripoff der erfolgreichen “Saw“-Franchise handelnd, war es den Verantwortlichen sogar gelungen war, mit Costas Mandylor einen der Stars eben jener langlebigen Kino-Reihe zu verpflichten: In bis heute (2024) insgesamt sechs Teilen verkörperte der gebürtige Australier dort bekanntlich den Part des Detective Lieutenants Mark Hoffman – wohingegen er hier in einer ‘Jigsaw’ John Kramer sehr ähnlichen Rolle zugange ist…
Unmittelbar zu Beginn erwachen acht Personen jeweils in einer Art Gefängniszelle mit allesamt derselben Ausstattung: Einem Bett, einer Toilette, einem Monitor und einer Überwachungs-Kamera. Darüber hinaus steht bei jedem eine Kiste in einer Ecke, haben sie per Ketten mit der Wand verbundene Halsbänder um und weisen sie frisch genähte Wunden am Nacken auf. Sie können sich auf den Bildschirmen gegenseitig sehen sowie miteinander reden, da es zwischen den Räumen Lüftungsgitter gibt und der direkte Bereich über ihnen “offen” ist (nur aus Metallstreben besteht). Fremd sind sich diese verschleppten Unglückseligen nicht, sondern Angestellte derselben Schule – unter ihnen Coach Roberts (Wesley Cannon), Rektor Turner (Denny Nolan), Lehrerin Rachel (Sarah French) sowie ihr Kollege John (BJ Mezek)…
Plötzlich schaltet sich ihnen eine maskierte Gestalt (Mandylor) zu, welche sich ‘the Warden’ nennt und ihnen eröffnet, dass sie fortan an einem Spiel partizipieren müssten, das er für sie auserkoren hat, sowie dass ihnen eine kleine Sprengladung implantiert wurde: Sollten sie sich weigern, seine Anweisungen innerhalb einer stets vorgegebenen Frist zu befolgen, würde das in ihrem sofortigen Tod resultieren – ebenso wie Versuche, das Halsband zu entfernen. Da nicht jeder dazu bereit ist, sich dem so einfach hinzugeben, kommt es, wie es geradezu kommen muss: Einem “herausragend Aufsässigen” lässt der Warden kurzerhand den Kopf zerplatzen – ein anderer fummelt so lange an seiner OP-Naht herum, bis auch er ein unschönes Schicksal erleidet. Mit dem Ernst der Lage nun klar etabliert, geht’s dann also an Runde 1…
In jedem Durchgang steht eine Selbstverletzungs-Tat im Zentrum – ausgeführt mit solchen Dingen wie Klingen, Zangen, Hämmer und Peitschen, die in den Kisten zu finden sind. Das Ganze wird live im Internet gestreamt – wobei das Online-Publikum durch die Vergabe von Likes entscheidet, wer jedes Mal sterben muss (derjenige mit den wenigsten Stimmen). Schon bald bekommt die örtliche Polizei von dem Feed mit – u.a. dank Hinweisen aus der Bevölkerung, nachdem seit kurzem vermisste Freunde oder Verwandte auf den Aufnahmen wiedererkannt wurden. Nun davon überzeugt, dass das alles nicht bloß fake ist, brechen die beiden Detectives Tanner (Charles Solomon Jr.) und Casey (Michael Madsen) postwendend auf, um den Übertragungs-Ursprung rechtzeitig zu lokalisieren, bevor die Zahl an Leichen weiter ansteigt…
“Death Count” schert sich nicht darum, seine Story mit irgendwelchen “Feinheiten” aufwartend zu präsentieren. Zuschauer, die gern etwas hinterfragen oder ihren Kopf im Rahmen des Sichtens nicht “ausknipsen” können, sind bei diesem Werk fehl am Platze – was den Machern so aber durchaus grundsätzlich bewusst gewesen zu sein schien, so dass sie im Hinblick auf die Charakter-Zeichnungen und Plot-Beschaffenheit konsequent aufs Investieren größerer Mühen verzichteten (zumindest hoffe ich, dass niemand das Gebotene für “mehrdimensional” oder “inspiriert geartet” hält). Als Kern-Zielgruppe wurde augenfällig die Sparte der hartgesottenen B- und C-Movie-Gorehounds anvisiert – gekoppelt mit der Zuversicht darauf, überdies wohlmöglich noch das Interesse breiterer Horror-Fan-Kreise erwecken zu können…
Während das Spiel sehr gradliniger und simpler Natur ist, erfährt man überhaupt nichts über die votenden User im Netz oder die Technik, welche dafür genutzt wird. Anders als bspw. in Streifen wie “Arena” oder “the Condemned” wird auch keiner der Konsumenten des Streams jemals gezeigt (außer ein paar Cops im Zuge ihrer Beobachtungen und Ermittlungen). Jeglicher Ansatz von Medien- oder Gesellschafts-Kritik kommt im Vorliegenden dermaßen “flüchtig-dünn” und unkonkret daher, dass nichts in der Beziehung über einen nicht der Rede werten Alibi-haften Talking-Point hinausreicht. Zudem tendiert es hin zu unfreiwilliger Komik, wie Tanner und Casey in ihrem Wagen durch die Straßen der City fahren und nach einem entsprechend starken “Sende-Signal” suchen. Wie erwähnt: Nicht drüber nachdenken…
Rachel ist die Lead-Protagonistin der erzählten Geschichte. Angesichts der Lage, in die sie und ihre Leidensgenossen da geraten sind, sollen wir mit ihr am einträglichsten mitfiebern – und tatsächlich drückt man ihr am stärksten die Daumen, dass sie diese Tortur am Ende übersteht. Neben gewissen Einsichten und Verhaltensweisen von ihr im Laufe der Geschehnisse ist das allerdings primär bloß der Fall, weil ihre “Mitgefangenen” wesentlich unsympathischer sind als sie. Keine der Figuren lernt man in einem ergiebigen Umfang kennen: Ohne einer “emotionalen Connection” zu diesen Menschen hätte es andere Faktoren (á la intensive Spannung, mehr Abwechslung und/oder eine reizvolle Mystery-Komponente) gebraucht, damit einem das alles nicht egal ist (oder wird) und man sich nicht zunehmend zu langweilen anfängt…
Als Rachel agiert Sarah French (“Space Wars: Quest for the Deepstar“) okay – und auch unter den übrigen sieben “Opfern”, die u.a. von BJ Mezek (“Wolf Hollow”), Wesley Cannon (“Puppet Master: Axis Termination“) und Robert LaSardo (“Puncture Wounds“) gemimt werden, bleibt man dahingehend von “Katastrophen” verschont. Derweil schlurft Michael Madsen (“63lbs“) aufgedunsen, verlebt und nicht übermäßig engagiert wirkend durch den Film: Detective Casey ist ein abgehalfterter Cop, der in der Realität den Job mit Sicherheit so (mit dem Auftreten) nicht ausüben dürfte – wobei ich mir ehrlich gesagt gar unsicher bin, ob sein blaues Auge hier (samt genähter Braue) nicht vielleicht ein echtes ist, das sich Madsen irgendwo kurz vor Produktions-Start eingefangen hatte (da es absolut nichts mit der Handlung zu tun hat)…
Der ‘Jigsaw’ von “Death Count” ist der geheimnisvolle ‘Warden’, welcher als “Game-Master” nahezu seine komplette Screen-Time im Halbdunkeln auf einem Stuhl vor der Kamera sitzend verbringt, mit den gezwungenen Partizipanten kommuniziert (vorrangig Anweisungen gibt) sowie verschiedene (meist mit zugefügten Schmerzen verbundene) “Mechanismen” auslöst. Sein Gesicht ist überwiegend im Schatten einer Kapuze sowie hinter einer Steampunk-esken Maske verborgen, die seine rechte Augenpartie bedeckt: Offenkundig eine Anspielung auf “the Phantom of the Opera” – zumal neben ihm auch eine kleine Orgel steht und ein schulischer Theater-Kurs ein Bestandteil seines Motivs markiert. Unbefriedigenderweise sind die Skript-Autoren auf so einiges in diesem Zusammenhang aber nicht weiter eingegangen…
Trotz dessen, dass das “Kostüm” des Baddies ihn wie eine Kreuzung aus einem Cosplayer und BDSM-ler aussehen lässt, hat es Costas Mandylor (“Cosmic Sin“) dennoch hinbekommen, ihm via seine Stimme und Darbietung eine durchaus “prägnante Präsenz” zu verleihen. Sollte sich einer der Eingesperrten mal weigern, sich z.B. mit einer Zange einen Zahn rauszuziehen, sich mit einem Hammer die Hand zu zertrümmern oder sich mit einem Cutter-Messer einen Fingernagel zu entfernen – oder halt am Ende einer Runde den geringsten “Zuspruch” erhalten – ist es immerzu der ‘Warden’, der “per Knopfdruck” für die Vollstreckung des “Todesurteils” sorgt: Neben der bereits genannten Methode mit der Sprengkapsel greift er dafür u.a. auf Senfgas, eine brennbare Flüssigkeit sowie eine konzentrierte Dosis Pferde-Steroide zurück…
Fiese Wunden, abgerissene Gliedmaße, ekelig Blasen schlagende Haut – und vieles mehr: Die Make-up- und Effekt-Kreationen verfügen über eine gute Qualität – worüber hinaus es löblich ist, dass fast keine CGIs zum Einsatz kamen – doch ist die Entfaltungs-Struktur zu schlicht und repetitiv geartet, um all die im Publikum anständig zu unterhalten, die sich mehr von dem Werk als eine Aneinanderreihung von Grausamkeiten erhofft haben. Exploitation-Flick-typisch werden die “niederen Instinkte” bedient – allerdings vermisst der nicht allein schon nur seitens des Anblicks von Gore und Widerlichkeiten “angeturnte” Betrachter ein zumindest solides Maß an Cleverness und/oder Fun (über die eine Stelle hinaus, als Rachel in genau dem richtigen Moment ihre Brüste zeigt, um so an die entscheidende Zahl an Likes zu gelangen)…
Natürlich wurden die acht Personen wegen etwas auserwählt, das zuvor an ihrer Schule passiert war – worauf sie aber nicht sofort kommen. Einer der Hinweise ist das per Lautsprecher eingespielte Kinderlied “Ten Little Indians”. Merino und Kanefsky wussten demnach von eben jenem Agatha Christie Roman – oder einer seiner Adaptionen – und haben es sich obendrein nicht nehmen lassen, in ihrer Vorlage bzw. dem Film sowohl die Existenz von “Saw” als auch “Hostel” direkt in Gespräche mit einzubinden: Pfiffig oder beseelt selbstreferenziell ist das nicht. Etwaige Flucht- oder Überlistungs-Versuche halten sich in Grenzen, es gibt dumme Entscheidungen sowie eine Flut schwacher Dialogzeilen zu verzeichnen – und selbstverständlich darf ein (mauer) “Twist” sowie eine “offene Tür” für eine Fortsetzung am Ende nicht fehlen…
Immerhin haben die Macher ihr fern von üppiges Budget ordentlich auszuschöpfen vermocht: So z.B. wurde bloß eine Zelle gebaut und diese nacheinander für die einzelnen Szenen mit den unterschiedlichen Schauspielern entsprechend hergerichtet – mit teils mehreren Wochen dazwischen liegend. Regisseur Su, welcher zugleich als Cinematographer für die Bebilderung zuständig war, präsentiert einem die Geschehnisse detailreich-erkennbar – also weder verwackelt, “zerschnitten” noch zu dunkel ausgeleuchtet – der Score Scott Glasgows (“Breach“) erfüllt seinen Zweck und nach nur knapp 80 Minuten ist die ganze Schose bereits vorüber. Dass der Song im Abspann “the Torture never stops” heißt, fand ich zum Schluss hin zwar noch amüsant – doch gab’s an meinem Gesamteindruck zu jenem Zeitpunkt nichts mehr zu rütteln…
Fazit:
Gerade von den Effekten her mag “Death Count” klar besser sein als diverse ähnliche Streifen dieser Sorte – allerdings schlägt der Mangel an Suspense, Atmosphäre und Originalität ebenso negativ zu Buche wie der arg oberflächlich ausgearbeitete Inhalt und so manche weitere unvorteilhafte Auffälligkeit. Auf derartige Eigenschaften keinen echten Wert legende “Gorehounds” können dieser stumpfen wie brutalen Genre-Kost aber durchaus mal eine Chance einräumen…
knappe
Während “Death Count” in den USA seit Mitte 2022 auf DVD und BluRay erhältlich ist, sind mir bis heute (11/2024) indes noch keine Veröffentlichungspläne für Deutschland bekannt…
Stefan Seidl
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zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright der “Death Count” (bzw. “Numbers”) Postermotive und Pics: Mahal Empire / Blaen-Y-Maes Bootleg Films / Mezek Films / Gravitas Ventures (US)__ Die amerikanische Freigabe: Not Rated__ DVD/BluRay: ja/ja |