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Decibel

Originaltitel: Decibel__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2022__Regie: Hwang In-ho__Darsteller: Kim Rae-won, Cha Eun-Woo, Jo Dal-hwan, Lee Jong-Suk, Jung Sang-Hoon, Lee Min-ki, Park Byeong-eun, Lee Sang-hee u.a.
Decibel Action aus Südkorea Cover

“Decibel” bietet bombige Action aus Südkorea.

Der Militärangehörige Kang erhält eines Tages einen Anruf, in dem eine verzerrte Stimme erklärt, dass sowohl an einem Kinderspielplatz als auch in dem Haus von Kangs Kamerad Leutnant Kim Bomben platziert worden seien. Wen er retten wolle, wird er gefragt. Kang legt sofort auf. Er hat andere Sachen um die Ohren und kann sich um derartige Scherzanrufe nicht kümmern.

Doch der Anruf war kein Scherz. Das Haus von Leutnant Kim löst sich binnen Sekunden in Staub auf. Die Bombe auf dem Spielplatz scheint eine Attrappe gewesen zu sein. Kang ist nun auf jeden Fall gewarnt. Als er erneut von der verzerrten Stimme hört, legt er nicht voreilig auf. So wird er Teil eines perversen „Spieles“, bei dem es noch zahlreiche weitere, in der Stadt verteilte Bomben zu finden und zu entschärfen gilt.

Dabei wird schnell deutlich, dass Kang sich immer wieder entscheiden muss, wen er retten will. Mehr und mehr glaubt er, dass dieser wahnwitzige Tag in seiner Vergangenheit als U-Boot-Kommandeur gründet. Da verschärft sein Gegenüber plötzlich die Gangart.

Schaut in den Film hinein

Flotte Action aus Südkorea mit leichten „Stirb Langsam 3“-Vibes

„Decibel“ beginnt am Ende eines militärischen Manövers, bei dem Kommandeur Kang mit seinem U-Boot ein großer Erfolg gelungen ist. Die Mannschaft setzt den Kurs in Richtung Heimat, als plötzlich ein Torpedo auf das Kriegsgefährt zu rast. Was danach passierte, offenbart der Actionthriller erst nach und nach mittels kurzer Flashbacks. Diese untermauern das starke Motiv des Bösewichtes eindrücklich und sorgen für viele emotional packende Szenen.

Parallel macht Regisseur Hwang In-ho richtig Rummel und hetzt seinen Helden Kang von einem bombigen Schauplatz zum nächsten. Dabei sammelt der Militär irgendwann einen Zivilisten auf, der erst ungläubig dabeisteht, als Kang zig Menschen rettet, und ihm dann mit Rat und Tat zur Seite steht. Es entsteht ein ähnliches Heldengespann wie zu guten alten „Stirb Langsam 3“-Zeiten, mit Kang als McClane-Ersatz und dem Reporter Dae-Oh als Zeus-Wiedergänger.

Kim Rae-won als Kang in "Decibel"

Kim Rae-won als Kang in “Decibel”.

Gemeinsam rasen sie fortan durch die Stadt und sorgen schon auf den Wegen zu den Bombenszenarios für ordentlich Rambazamba. Etwa wenn sie mit ihrem Auto so manchen Straßenzug zu Klump fahren. Der Spektakelfaktor ist hier angenehm hoch und das Tempo mehr als nur zügig. Vor Ort greift dann ein weiteres interessantes Element. Denn dem Titel „Decibel“ folgend, werden die Bomben mittels Klang gesteuert. Wird es zu laut, halbiert sich der jeweilige Countdown.

Freilich wählt der Bombenleger immer wieder Orte, wo es per se recht laut zugehen kann. Das sorgt für zusätzliche Spannung. „Decibel“ hat sich gefühlt turboschnell eingegroovt und macht richtig Spaß. Man freut sich richtig auf den weiteren Verlauf. Doch plötzlich stolpert der Film vollkommen unvorhergesehen über seine eigenen Beine.

Viel zu früh wird die Identität des Täters enttarnt. Der hat hat zwar ein wie erwähnt starkes Motiv, das wird aber erst deutlich später enthüllt. Bis dahin müsste er aus sich selbst heraus funktionieren. Das macht er aber nicht, da er ein seltsam blasses Bengelchen ist. Dem man nicht zutraut, dass er den Film bis hierher gelenkt und geprägt hat. Ich habe ihm nicht einmal abgenommen, dass er die Bomben selbst installiert, geschweige denn gebaut hat. Diese Enthüllung schadet dem Film brutal, der allgemein plötzlich in ein Loch fällt.

Bombenfund in Decibel

Gelingt es, die Bombe zu entschärfen?

Der Actionpart wird deutlich herunter geschraubt. Anstelle des flotten Tempos tritt plötzlich viel Gelaber. Es werden auch Figuren eingeführt, etwa der von Byeong-eun Park („The Great Battle“) gespielte Agent Cha, die dem Film überhaupt nichts bringen und für die Handlung keine rechte Rolle spielen. Obendrein wird die Paarung aus Kang und Reporter Dae-Oh vollkommen grundlos komplett pausiert. Und da sind diese gerade dabei, sich eingehender zu beschnüffeln und zusammenzuwachsen! Ich weiß leider nicht, worauf diese zahllosen Fehlentscheidungen basieren, aber sie machen aus einem flotten Spektakel plötzlich eine leicht bleierne Ente.

Und „Decibel“ berappelt sich leider nicht mehr wirklich. Der Showdown gerät viel zu intim und klein. Man fühlt sich beinahe um ein geiles Finish betrogen, so unspektakulär verläuft die finale Konfrontation. Dazu purzelt dann auch noch ein wenig zu viel militärisches Pathos. Schade.

U-Boot-Nebenhandlung

Eine Nebenhandlung rund um die Ereignisse auf einem U-Boot sorgen für weitere Spannung.

Zumindest inszenatorisch ist „Decibel“ von Anfang bis Ende angenehm dynamisch geraten. Es setzt zahllose Reißschwenks, die Kamera zittert (nicht zu) nervös, der Film ist flott montiert und er sieht alles andere als billig aus. Der Eindruck kommt nur auf, wenn sich leider fast alle Explosionen als CGI-Crap entpuppen. Wobei manche ordentlich funktionieren, andere (beispielsweise eine Reihe explodierender Autos), aber richtiggehend trashy aussehen. Dafür macht der Score ordentlich Druck, gerade rund um die Bombenszenen.

Darstellerisch liefert vor allem Kim Rae-won als Kang ordentlich ab. Auch die ihn flankierenden Nebendarsteller überzeugen. Was manchen sicherlich sehr freuen wird: In „Decibel“ hat der asiatische Humor rundweg Pause.

„Decibel“ macht vor allem zu Beginn richtig geil Lärm

Regisseur Hwang In-ho ist nicht zwingend der fleißigste Filmemacher. Inklusive „Decibel“ hat er bislang drei Filme befehligt. Und der letzte ist über acht Jahre her. Vielleicht hat er in der Zeit etwas Ringrost angesetzt? Denn in den ersten 45 Minuten zeigt er, wie Actionkino geht. Es kracht und knallt und Film und Hauptfigur sind immer in Bewegung. Dazu verfängt das Mysterium um die Ereignisse an dem zu Beginn torpedierten U-Boot komplett. Action, Tempo und Unterhaltungslevel: Hier stimmt beinahe alles.

Doch nach diesem Auftakt versemmelt es Hwang in der zweiten Filmhälfte beinahe komplett. Sein Film wirkt zunehmend langsamer, ihm gelingen kaum noch eindrückliche Actionszenen und manches wirkt seltsam überflüssig. Rollt dann der Abspann, hat man das Gefühl, dass Hwang die letzte Eskalationsstufe entweder vollkommen verpennt oder komplett vergessen hat. Schade. Zumindest bleibt der Actionthriller bis zuletzt spannend, unterhält auf ordentlichem Niveau und hat einen starken Hauptdarsteller aufzubieten.

06 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 26. September 2024 von der Busch Media Group. Der Film kommt ungeschnitten mit einer Freigabe ab 16. Freilich könnt ihr den Film auch streamen.

In diesem Sinne:
freeman

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Copyright aller Filmbilder/Label: Busch Media Group__Freigabe: FSK 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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