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Deep Blue Sea 3

„Deep Blue Sea 3“ geht eigenständigere Wege als sein direkter Vorgänger. Immer noch geht es um genetisch verbesserte, intelligente Bullenhaie, die in diesem Film ins offene Meer entkommen sind und fischreiche Gewässer nahe einer verlassenen Fischerinsel aufsuchen. Dort hält sich ein Team von Meeresbiologen auf, das in diesem Action-Horrorfilm bald um sein Leben kämpfen muss.

Originaltitel: Deep Blue Sea 3__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2020__Regie: John Pogue__Darsteller: Tania Raymonde, Nathaniel Buzolic, Emerson Brooks, Bren Foster, Reina Aoi, Alex Bhat, Siya Mayola, DeVille Vannik, Brashaad Mayweather u.a.
Deep Blue Sea 3

John Pogues Direct-to-Video-Sequel “Deep Blue Sea 3” geht eigenständigere Wege als der direkte Vorgänger

Deep Blue Sea 2“ kam nach dem ursprünglichen Boom der Direct-to-Video-Sequels zu großen Kinohits, war mehr ein verkapptes Quasi-Remake des Erstlings und noch dazu ein grottenschlechter Film. Dementsprechend hatte auch niemand mehr auf „Deep Blue Sea 3“ gewartet, den Warner nur zwei Jahre später nachschob.

Es beginnt mit einer aktuellen, gut gemeinten, aber auch etwas überdeutlich formulierten Message zum Klimawandel, wenn der Film seine Prämisse etabliert. An einem artenreichen Fleckchen Meer befand sich dereinst eine Fischersiedlung, doch aufgrund des steigenden Meeresspiegels ist das Dorf auf Stelzen verlassen. Pech für die Fischer, Glück für die Wissenschaftlerin Dr. Emma Collins (Tania Raymonde). Zusammen mit ihrem Team erforscht sie das Meeresleben und die Auswirkungen des Klimawandels von dem verlassenen Eiland aus, in dessen Nähe auch viele weiße Haie leben. Neben vielen Fakten zu den Themen Klima und Biologie gibt es hier auch diverse bildschöne Tauchszenen, die vor Ort in Südafrika gefilmt wurden, was deutlich weniger billig aussieht als der direkte Vorgänger.

Aus „Deep Blue Sea 2“ sind dann die intelligenten Bullenhaie entnommen, die nach dem Sinken der Forschungsstation Akhelios entkamen. Das Muttertier hat schon den Geist aufgegeben, aber ihre drei Sprösslinge sind auf der Suche nach Nahrung – und die gibt es in den fischreichen Gewässern von Emmas Forschungsgebiet reichlich. Doch der Meeresbiologe Richard Lowell (Nathaniel Buzolic) macht bereits Jagd auf die Haie, zusammen mit einigen Söldnern. Dabei erfüllen sie die aus Filmen wie „Alien“ und „Aliens – Die Rückkehr“ bekannte Konvention, dass bezahlte Krieger in Konzerndiensten selten Gutes vorhaben – die Haie sollen als Studienobjekte dienen, damit man ihre Supergehirne gewinnbringend vermarkten kann.

So kreuzen sich die Wege beider Gruppen, kurz nachdem die Bullenhaie eingetroffen sind. Dass Emma und Richard während des Studiums ein Paar waren, sich aber privat und beruflich in unterschiedliche Richtungen entwickelten, sorgt für Spannungen, aber die Jagd auf die Mörderfische geht vor…

httpv://www.youtube.com/watch?v=QK7qvi2mnVI

„Deep Blue Sea 3“ greift den Plotstrang um die gentechnisch optimierten Haie auf, würde aber beinahe auch als eigenständiges Creature Feature funktionieren – groß sind die Bezüge nicht. Den zugkräftigen Franchise-Namen wollte Warner dann aber doch nicht verkommen lassen. Die Fähigkeiten der Haie sind nicht ganz so überzogen wie im direkten Vorgänger dargestellt, aber immer noch sind die Biester reichlich smart, wenn sie Waffen und Minen erkennen, taktisch vorgehen und ihren Gegnern sogar richtiggehende Fallen stellen. Ein Problem der Reihe bleiben die CGI-Effekte, die zwar mehr hermachen als in Teil zwei, aber immer noch deutlich als solche zu erkennen sind und in Einzelszenen sogar ziemlich schlecht aussehen (z.B. bei der Attacke auf das Beobachtungsfenster).

Dafür gibt es genug echte Tauchszenen mit echten Fischen, sodass sich das CGI auf die fiesen Bullenhaie und ein paar Einzelszenen beschränkt – und die Unterwasserszenen haben Flair und wunderbare Naturaufnahmen zu bieten. Sind die schurkischen Haie am Zug, dann ist Action angesagt. Die sorgen für einige kreative Kills wie einen halbierten, weiterschwimmenden Taucher oder einen im Sprung abgebissenen Kopf und werden ähnlich kreativ beseitigt (etwa mit einer Müllpresse). Kleinere Explosionen sind handgemacht, größere aus dem Rechenknecht. Dazu sind auch die menschlichen Protagonisten in Action, etwa in einem ziemlich gut choreographierten Fight mit diversen Spin-Kicks, an dem auch Scott Adkins und Isaac Florentine ihre Freude hätten. So gibt es immer wieder Schauwerte beim Kampf Mensch vs. Mensch und Mensch vs. Raubfisch, ein paar durchaus schweißtreibende Set Pieces, gerade wenn das Eiland absinkt und die Menschen sich bei steigendem Wasserspiegel gegen die Biester zur Wehr setzen müssen. Damit übernimmt „Deep Blue Sea 3“ eine spannungssteigernde Eigenschaft des Originals ohne diese einfach nur exakt zu kopieren.

Allerdings hat das Drehbuch von Dirk Blackman („Outlander“) nicht den gleichen Zug wie der Renny-Harlin-Kracher. Die Exposition baut nicht ungeschickt die Bedrohung auf, angefangen beim schwindenden Bestand weißer Haie über die ersten Attacken der Bullenhaie bis hin zur Notsituation, doch danach gibt es keinen Non-Stop-Überlebenskampf wie in „Deep Blue Sea“. Stattdessen gibt es immer mal wieder Momente, in denen die Protagonisten relativ sicher an Land sind, auch die angeteaserte Beschädigung der Stelzen, auf denen die Insel steht, findet relativ spät im Film statt. Und es mag zwar Standard sein, dass vermeintlich tote Bösewichter noch einmal zurückkehren, aber in diesem Fall wird einer wirklich wie Kai aus der Kiste hervorgezaubert.

Auch wenn der Spannungsbogen des Films darunter etwas leidet, so übernimmt er doch ein paar andere lobenswerte Qualitäten des Originals, wenngleich auf B-Niveau. So gibt es auch hier ein ironisches Spiel mit Genreübervater „Der weiße Hai“, wenn die Meeresbiologin darauf verweist, dass die großen Weißen normalerweise Bullenhaie attackieren und fressen, hier aber selbst auf dem Speiseplan stehen. Wer draufgeht und wann, das folgt auch nicht immer den bekannten Genremustern und es gibt einen Überraschungstod, der sich mit einer vielzitierten Szene aus dem Erstling beinahe messen kann. Und die Figuren von „Deep Blue Sea 3“ mögen zwar gewisse Standards entsprechen, sind aber doch entsprechend markig gezeichnet, von der toughen Heldin mit Vaterkomplex über ihren Vertrauten, der auch schon Daddy unterstützte, bis hin zum Ex-Freund, den man nicht so genau auf die Rolle als Schurke oder Helfer festlegen kann, da er zwischen den Stühlen sitzt. Komplex ist das nicht, aber die Figuren entwickeln Leben und laden zum Mitfiebern ein.

Auch die Performances der Darsteller sind mehr als solide. Bren Foster („The Osiris Child“) ist nicht nur ein charismatischer Bad Guy, sondern beweist darüber hinaus Actionstarpotential, während Tania Raymonde („The Last Ship“) die weibliche Hauptrolle als zupackende Heldin locker schultert. Weitere Akzente setzen Emerson Brooks („Captain America: The Winter Soldier“), Reina Aoi („The Old Capital“) und Alex Bhat („Hanna“) als ihre Forschungscrew, während Nathaniel Buzolic („Hacksaw Ridge“) solide, aber wenig einprägsam agiert. Der Rest vom Fest besteht aus besseren Statisten, aber hier geht es ja auch nur darum, dass man den Figuren im Kampf gegen die monströsen Haie die Daumen drückt.

Von daher ist „Deep Blue Sea 3“ ein brauchbares B-Picture, das genug Haiangriffe und Schauwerte bietet, Qualitäten des Erstlings aufgreift ohne sie gleich plump zu kopieren und Interesse an seinen markigen Standardfiguren erzeugt. Manche CGI-Tricks sind eher dürftig, der Spannungsaufbau ist nicht immer vorbildlich und der Hai-Horror wird sicher nicht neu erfunden, aber für einen flotten Couchabend ohne große Innovationen reicht es bei diesem Direct-to-Video-Sequel.

Wie auch die Vorgänger wurde „Deep Blue Sea 3“ von Warner hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, wie die Vorgänger ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Warner__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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