Originaltitel: Deep Fear__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Marcus Adams__Darsteller: Ed Westwick, Mãdãlina Ghenea, Macarena Gómez, Stany Coppet, Shane Rowe, Ibrahima Gueye, Mike Parish, Marco Canadea u.a. |
Markus Adams Karriere als Regisseur von Langfilmen geriet nach dem Wesley-Snipes-Actioner „The Marksman“ gewaltig ins Stocken. Seitdem hat er nur noch Musikvideos – unter anderem für die Sugababes – gedreht. 18 Jahre nach dem Snipes-Vehikel wagt er mit „Deep Fear – Tauch um dein Leben“ einen neuerlichen Langfilm-Anlauf.
Naomi und ihr Freund Jackson verdienen ihr Geld mit Charter-Segeltouren für gut betuchte Menschen. Ihr neuer Auftrag soll auf Grenada starten. Jackson fliegt mit dem Hubschrauber vor, um die Kunden bei Laune zu halten. Naomi hingegen nimmt den Seeweg. Vier Tage rechnet sie von ihrem aktuellen Standort in Antigua bis Grenada ein.
Unterwegs muss sie ihren Kurs korrigieren, um ein gewaltiges Unwetter zu umschiffen. Dabei kreuzt sie den Weg von zwei Schiffbrüchigen. Sie rettet das Pärchen und erfährt, dass in einem gesunkenen Schiff ein dritter Mensch auf Rettung warte. Naomi taucht unversehens mit einem der soeben Geretteten zu dem Wrack und rettet auch den in dem Schiff eingeklemmten Mann. Doch beim Auftauchen werden alle drei von einem Weißen Hai angegriffen. Einer der Männer überlebt die Attacke nicht.
Wieder zurück auf ihrem Segelboot sieht sich Naomi mit der Tatsache konfrontiert, dass sie soeben mehreren Verbrechern das Leben gerettet hat. Die haben in ihrem leck geschlagenen Boot Drogen transportiert, die Naomi nun trotz des extrem aggressiven Hais im Wasser bergen soll.
Schaut in den Hai-Thriller hinein
Creature Feature trifft Drogenthrill
Freunde, wir müssen reden. Und zwar über Mãdãlina Ghenea, die in „Deep Fear“ Naomi spielt. Frau Ghenea ist eine wirklich wunderschöne Dame, die schon Michael Caine und Harvey Keitel in „Ewige Jugend“ Stielaugen beschert hat. Und auch in „Deep Fear“ gibt es Momente, da wirkt sie einfach nur wie ins Bild gegossen. So durch und durch perfekt. Das Blöde: Die versierte Taucherin oder die patent anpackende Segelbootlenkerin, die zudem tagelang alleine über das Karibische Meer schippert, nimmt man der allzu perfekten Dame zu keiner Sekunde ab. Was seltsam hakelig wirkende Bewegungsabläufe auf dem Segelboot nur zu unterstreichen scheinen.
Während man also noch gehörig mit der Heldin fremdelt und sich seifige und inhaltlich egale Off-Kommentare von ihr gefallen lassen muss, trifft sie nach einer reichlich gestreckt wirkenden Exposition auf Bösewichte, die einfach nicht zünden. Weder werden sie Naomi gegenüber mal richtig fies noch machen sie allgemein den Eindruck echter Sausäcke. Was man kaum glauben kann, wenn man bedenkt, dass vor allem die weibliche Anführerin Macarena Gómez („Shrew’s Nest“) schon optisch per se seltsam durchgeknallt wirkt.
So erkennt man als Zuschauer zwar schnell, worauf der Film hinaus will und wer hier von welchen Motiven angetrieben wird, einzig, es ist einem total egal. Einfach weil man zu keiner Sekunde in „Deep Fear“ drin ist. Heldin wie Fieswichte entbehren jedweder Faszination. Das langweilige Trauma um Naomi und deren Familie setzt dem Bemühen, irgendwie Involvement beim Zuschauer aufzubauen, die Verzweiflungskrone auf.
Tja, und wenn man mit niemandem im Film mitfiebert, werden freilich auch die Angriffe des Hais vollkommen egal. Leider entwickeln diese auch aus sich heraus keinerlei Spannungsmomente. Was wirklich schade ist, da der Hai gut getrickst ist (von kleinen Effektschwächen im Finale abgesehen), einen angenehm agilen Eindruck macht und durchaus beherzt zubeißen darf. Da fließt dann auch der eine oder andere Liter Blut ins Wasser. Insgesamt hätte man sich aber schon etwas derberen Splatter gewünscht.
Schade auch, dass aus manchen Szenen nichts gemacht wird. Wenn hier etwa der Hai in ein Behältnis voller Kokain beißt, wird aus ihm leider kein blindwütiger „Cocaine Bear“ / „Cocaine Shark“, sondern es ist dem Drehbuch schlichtweg Rille. Unfreiwillig komisch geraten zudem die wirklich unglaubwürdig panischen Reaktionen von Naomi bei jeder Hai-Sichtung.
In technischer Hinsicht wissen vor allem die ersten Minuten zu gefallen. Es gibt schöne Unterwasserbilder, saustarke Ansichten karibischer Inseln und sonnendurchflutete Naturpanoramen. Mit dem Voranschreiten der Handlung reduzieren sich die Schauplätze auf das Segelschiff auf und das Drogenschiff unter dem Wasser. Diese und die Wechsel zwischen ihnen gestalten sich wenig reizvoll. Zudem entwickelt man dank fehlender Szenentsprechungen kein Gefühl für die Tiefe, in der das gesunkene Schiff liegt.
Entsprechend ahnt man auch Probleme bei der Taucherlogik, da hier doch recht locker zwischen Tiefe und Oberfläche hin und hergeswitcht wird, nur um mittenrein Aussagen der Heldin zu lancieren, dass sie nicht mehrfach so tief tauchen könne.
„Deep Fear – Tauch um dein Leben“ rüttelt an keinen Ur-Ängsten
„Deep Fear“ ist leider vor allem eines: Durch und durch vorhersehbar. Natürlich setzt sich die Heldin über Warnungen hinweg, die Schiffbrüchigen zu retten. Natürlich bricht ihr Freund (Ed Westwick aus „Take Down“) zu ihrer Rettung auf, damit die Bösewichte noch ein Druckmittel mehr für was auch immer haben. Und ein Bösewicht treibt k.o. im Wasser? Natürlich geben wir ihm nicht den Rest, damit er nochmal zuschlagen kann. Und das Finish klaute man direkt bei Phillip Noyces „Todesstille“. All das kredenzt man an egaler Heldin und zahnlosen Bösewichten und schon sind 84 Minuten Laufzeit deutlich länger als gedacht. Schade drum.
Der Film bekommt von der Busch Media Group einen Kinorun spendiert. Ab 20. Oktober 2023 kann man ihn auf den deutschen Leinwänden genießen. Ungeschnitten mit einer Freigabe ab 16. Für den 16. November ist dann die Heimkinopremiere auf DVD und Blu-ray vorgesehen. Dann kann man ihn freilich auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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