Originaltitel: Kiss the Girls__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1997__Regie: Gary Fleder__Darsteller: Morgan Freeman, Ashley Judd, Cary Elwes, Alex McArthur, Tony Goldwyn, Jay O. Sanders, Bill Nunn, Brian Cox, Richard T. Jones, Roma Maffia, Jeremy Piven, Billy Blanks u.a. |
James Pattersons Roman „Along Came a Spider“ war ein Bestseller, die Folgeromane ebenso erfolgreich und so verfilmte man anno 1997 erstmals einen der Romane um den Polizeipsychologen, allerdings das zweite der Reihe.
Dr. Alex Cross (Morgan Freeman) ist Spezialist für knifflige Fälle, denn als Polizeipsychologe ist er einer der besten auf seinem Gebiet. Selbst verzweifelte Hausfrauen, die gerade den prügelnden Ehemann mittels Wumme beseitigt haben, kann Alex ganz ruhig zur Aufgabe überreden ohne dass es weitere Tote gibt. Erinnert zwar alles ein wenig an Freemans Rolle in „Sieben“, aber mit derartiger Übung fällt es ihm nicht schwer den Polizeipsychologen direkt sehr glaubwürdig zu verkörpern. Gleichzeitig dürfte die „Sieben“-Rolle auch einer der Castinggründe gewesen sein, da Cross in den Romanen merklich jünger ist.
Doch selbst einem so toughen Psychologen kann schon mal gewaltig die Muffe gehen und selbiger Fall tritt ein, als seine Nichte aus ihrer trauten Uni-Idylle entführt wird. Alex fliegt direkt dorthin und muss feststellen, dass seine Nichte nur eines von vielen entführten Mädchen ist. Als man auch noch zwei der Mädchen tot wieder auffindet, tut Alex das den Regeln des Polizeifilms das, was jeder gute Filmcop in der Situation tut: Sich einmischen und sein Können bei den Ermittlungen einsetzen.
Der Fall erscheint anfangs aussichtslos, doch dann macht der Entführer, der sich Casanova nennt, einen Fehler: Er entführt die wehrhafte Ärztin Kate McTiernan (Ashley Judd), die ihm einen vor die Drömsel haut und dann aus dem Versteck flieht. Mit ihrer Hilfe will Alex das Versteck finden und mehr über den Verbrecher erfahren, der Frauen entführt, um sie dann quasi zu besitzen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=brRmoezzO-c
„…denn zum Küssen sind sie da“ hebt sich wohltuend von der Masse der Psychothriller ab, da man sich hier nicht an einer simplen Serienkillergeschichte versucht. Der Entführer kann zwar auch kaltblütig töten, aber stattdessen findet man hier ein viel interessanteres Motiv: Die krankhafte Sucht nach Frauen, die er lieben kann. Zudem ist die Geschichte ausgeklügelt erdacht worden und kann noch einige andere Überraschungen aufbieten, welche den Plot von diversen Standardthrillern abhebt. Trotz aller Wendungen bleibt die Geschichte immer glaubwürdig, vor allem weil Alex Cross zwar sehr kompetent, aber nie als übermenschlicher Supercop dargestellt wird.
Zur Referenzklasse reicht es bei „…denn zum Küssen sind da“ allerdings noch nicht ganz, denn auch wenn die Geschichte zu überraschen weiß (z.B. bei der Aufdeckung der Täteridentität) und nachvollziehbar bleibt, so fehlt das gewisse Etwas, das mehr als nur einen guten Genrefilm ausmacht. So könnte der Killer doch etwas mehr Profil vertragen und sein Motiv ist letztendlich wie so oft nur eine psychische Störung, selbst wenn das krankhafte Bedürfnis nach Liebe mal was anderes ist. Zudem ist der Film stellenweise vielleicht etwas gemütlich erzählt und könnte an der einen oder anderen Stelle etwas kürzer sein bzw. anfangs etwas schneller aus den Puschen zu kommen.
Optisch hingegen hat Gary Fleder allerdings mal wieder einen sehr guten Job abgeliefert und serviert ein schön düsteres Filmchen mit viel Flair (atmosphärisch top ist vor allem der Angriff auf Kate in ihrem Haus). Obendrauf gibt es noch gut erdachte, plastische Charaktere, coole Ideen (z.B. eine Milchtüte zur Vermeidung von Mündungsfeuer) und ein paar kleine Actionszenen, die schick in Szene gesetzt worden. Erfreulich auch, dass Kate als Opfer nicht einfach wie so oft das verängstigte Hascherl gibt, sondern eine wehrhafte Frau darstellt, die Kickboxen trainiert und an ihrer Entführung nicht verzweifelt.
Morgan Freeman („The Dark Knight“) macht mal wieder einen tollen Job und beweist, dass er einer der besten Schauspieler Hollywoods ist, aber auch Ashley Judd („Olympus Has Fallen“) muss sich neben ihrem prominenten Kollegen nicht verstecken. Hinzu kommt ein gut aufgelegtes Nebendarstellerensemble, das unter anderem mit Bill Nunn („Loaded Weapon 1“), Cary Elwes („Edison“), Jeremy Piven („Operation: Kingdom“) und Brian Cox („R.E.D.“) aufwarten. Der B-Actionfan darf zudem einen Gastauftritt von Billy Blanks („Tough and Deadly“) als Kates Kickboxtrainer bemerken.
„…denn zum Küssen sind sie da“ revolutioniert das Genre des Psychothrillers zwar nicht, aber ein spannender, gut erdachter Film ist Regisseur Gary Fleder trotzdem gelungen, der sich trotz einiger Straffungen auch noch ziemlich gut an die Romanvorlage hält, während der folgende Film, „Im Netz der Spinne“, sich da deutlich mehr Freiheiten nahm.
Die deutsche DVD ist bei Paramount erschienen und bietet als Extra lediglich den Kinotrailer. Die Anfang Oktober 2013 erscheinende Blu-Ray kommt ganz ohne Bonusmaterial aus.
© Nils Bothmann (McClane)
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