Originaltitel: The 13th Warrior__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1999__Regie: John McTiernan, Michael Crichton__Darsteller: Antonio Banderas, Vladimir Kulich, Dennis Storhøi, Daniel Southern, Neil Maffin, John DeSantis, Clive Russell, Tony Curran, Omar Sharif, Diane Venora, Sven-Ole Thorsen u.a. |
Es sah auf dem Papier nach einer Traumkombination aus: „Stirb langsam“-Regisseur John McTiernan verfilmt eine Vorlage von „Jurassic Park“-Autor Michael Crichton unter dessen Mitwirkung, doch nach Querelen um die Endfassung floppte der Wikingerfilm „Der 13te Krieger“ auch noch an den Kinokassen.
Als der arabische Edelmann Ahmed Ibn Fadlan (Antonio Banderas) mit einer verheirateten Frau anbandelt, wird er als Bestrafung in den hohen Norden als Botschafter geschickt, wo er und seine Karawane bald auf Wikinger treffen. Der von der Stimmung sonst eher düstere Film zeigt hier bereits seine humoristischen Zwischentöne auf, wenn der kultivierte Ahmed auf die rauen Nordmänner trifft und man einige kulturelle Unterschiede auf amüsante Weise bemerkt. Gerüchten über den Dreh zufolge soll der Humor eher auf Crichton zurückgehen, der den Film ändern ließ und andere Szenen nachdrehte, da er und das Testpublikum mit McTiernans Version nicht zufrieden waren.
Zum gleichen Zeitpunkt treffen Wikinger eines anderen Dorfes ein und bitten den Kriegerhäuptling Buliwyf (Vladimir Kulich) und seine Mannen um Hilfe. Die Dorfhexe wirft die Knochen und erkennt, dass es 13 Krieger sein müssen, die in den Kampf ziehen, der 13te Krieger aber kein Nordmann sein darf. So zieht Ahmed notgedrungen mit den 12 Nordmännern los und lernt auch deren Sprache. Das inszeniert McTiernan durchaus geschickt, indem er Ahmed nicht als Alleskönner darstellt, sondern zeigt wie er die Sprache langsam durch Zuhören erkennt, dies aber auch in nur wenigen Szenen abhandelt, damit der Fluss seines Films nicht stockt.
Am Ziele ihrer Reise angekommen findet die Kriegertruppe eine schlecht befestigte Siedlung vor, in der fast nur Frauen und Kinder leben. Die Bedrohung geht derweil von einer Bande mörderischer Angreifer aus, die nicht menschlich zu sein scheinen. Die 13 Krieger und die Dorfbewohner bereiten sich vor und erstellen Befestigungsanlagen, aber auf die Dauer scheint kein Kraut gegen die mysteriösen Angreifer gewachsen sein…
httpv://www.youtube.com/watch?v=3We9Qj23-9M
Trotz des historischen Hintergrundes ist „Der 13te Krieger“ kein breites Epos geworden. In weniger als 100 Minuten erzählt der Film seine Geschichte, die irgendwo zwischen Fantasy, Mystery und Historienfilm liegt. McTiernan und Crichton verzichten auf allzu phantastische Elemente, erklären Fantasy-Komponenten wie Drachen oder dämonische Angreifer meist rational, wobei ein Rest Sagenumwobenes bleibt, das der Film auch gar nicht auflösen möchte. Historisch akkurat ist „Der 13te Krieger“ freilich nur bedingt, die Angreifer killen sich halt durch die Landstriche, weil ihr Kult es ihnen gebietet, der aus verschiedenen Mythen zusammengeklaubt erscheint, die Wikinger können ihre Runensprache hier nicht, weshalb Ahmed als Person mit Schreibfähigkeiten einen Sonderstatus hat usw.
Doch um historische Korrektheit, epische Gefühle oder großen Tiefgang geht es hier auch nicht. Stattdessen ist „Der 13te Krieger“ eher ein Söldnerabenteuer in der Wikingerzeit mit einer Truppe harter Kerle in der Tradition von Filmen wie „Die gefürchteten Vier“ oder „Die Wildgänse kommen“. Brüderliche Bindungen entstehen, gerade zwischen Ahmed und seinem „großen Bruder“ Herger (Dennis Storhoi), man macht raue Männerscherze untereinander und beschützt dabei die Schwachen, hier mit viel Edelmut für wenig Gegenleistung. Zügig reiht sich dabei Auseinandersetzung an Auseinandersetzung, Subplots wie die Beziehung zwischen Ahmed und einer Wikingerfrau oder der intrigante Sohn des Königs werden nur minimal angeritzt, wenn es nützlich ist. Alles läuft auf den großen Konflikt hinaus, ein paar Entdeckungen über die wahre Natur der Angreifer sind letztlich egal und taugen kaum als große Überraschung, die Sitten und Gebräuche sowohl der Wikinger als auch ihrer Gegner sind bloß Hintergrunddeko des Gefechts.
Was „Der 13te Krieger“ dabei durchaus hilft, ist seine stimmige, düstere Inszenierung, die auch durch die humoristischen Einsprengsel nicht zunichte gemacht wird und der man den Regiewechsel hinter den Kulissen nicht ansieht. Basierend auf Motiven der Beowulf-Sage (schon an der Namensgebung Buliwyf zu erkennen) wartet „Der 13te Krieger“ mit düsterer Bildsprache, kargen, bedrohlich aussehenden Sets und einem unheimlichen Dauernebel auf, dem im Film auch noch erzählerische Bedeutung zukommt.
Gemäß der Actionnatur dieses Wikingerfilms fehlen auch zünftige Kampfszenen nicht, wenn es zwischen den Protagonisten und den mysteriösen Angreifern ordentlich rumst. Zum Glück wird Ahmed auch hier nicht zum Supermann stilisiert, sondern lernt das Kämpfen schrittweise. Er bleibt eine Unterstützer, Buliwyf dagegen der Held der Wikinger, der sich mit den stärksten und wichtigsten Gegner messen muss, während Ahmed sich lediglich gegen Fußvolk beweisen kann. Allerdings gehen die Fieslinge nicht über Prügelmasse hinaus, aber dafür sind die Schlachtszenen wuchtig inszeniert, verlieren nur selten die Übersicht über das Schlachtengetümmel und können mit schick choreographierten Kämpfen sowie schnieken Pferdestunts aufwarten. Etwas länger könnten die Konfrontationen allerdings schon dauern, da Buliwyf und seine Mannen die Lage meist schnell klären; selbst das vielleicht ausgiebigste Gefecht, das in der Filmmitte kommt, ist im Vergleich zu anderen Actionproduktionen recht schnell vorüber.
Antonio Banderas („The Expendables 3“) verkörpert die Rolle und vor allem die Wandlungen seiner Figur sehr überzeugend, soweit das Drehbuch im dies erlaubt, da es recht schnell Schlag auf Schlag geht. Omar Sharif („18 Stunden bis zur Ewigkeit“) und Diane Venora („FX – Tödliche Tricks“), die sonst größten Namen der Besetzungsliste, sind trotz ihrer Bekanntheit kaum zu sehen in ihren Rollen als Freund Ahmeds und Wikingerkönigin. Ein gutes Händchen bewiesen die Macher beim Casting der Wikingerrollen, die fast nur an Unbekannte gingen: Vladimir Kulich („Cracker Jack“) beweist Präsenz als kampfstarker Anführer, Dennis Storhoi („Zwei Leben“) überzeugt als verschmitzter Herger und der Rest der Truppe bekommt zwar bestenfalls Einzelszenen, um ihre Charaktere etwas auszuspielen, nutzen diese Momente aus.
Wer ein großes Epos erwartet, der schaut bei „Der 13te Krieger“ in die Röhre. Erwartet man aber einen zackig getimten, düsteren und actionreichen Söldnerfilm vor Wikingerkulisse, mit wenig Tiefgang, markigen Figuren und reichlich Schlachtengetümmel, der wird von John McTiernan und Michael Crichton mehr als ordentlich bedient.
Concorde hat den Film auf DVD und Blu-Ray herausgebracht, beide ungekürzt ab 16. Die DVD hat etwas mehr Bonusmaterial, aber bei beiden Medien muss der Zuschauer leider mit festen deutschen Untertiteln beim Originalton leben.
© Nils Bothmann (McClane)
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