Originaltitel: Jungle Wolf__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Charlie Ordonez__Darsteller: Ronald L. Marchini, Laura Abeyta, Joe Meyer, Romy Diaz, Tony Carreon, Joonee Gamboa, Paul Vance, Rudy Meyer, Alfred Burt, Dax Nicholas u.a. |
Da es einen Film mit dem Titel „Der Dschungelwolf 2: Return Fire“ gibt, geht man als halbwegs mitdenkender Filmfan eigentlich davon aus, dass ein Streifen namens „Der Dschungelwolf“ die Vorgeschichte zum zweiten Teil erzählt. Ist irgendwie auch so, ABER EIGENTLICH startet die ganze Story mit einem ganz anderen Streifen.
Der heißt in Deutschland „Commander Rainbow“ und im Original „The Forgotten Warrior“. Klingt verwirrend? Es gibt tatsächlich sogar noch einen vierten Teil: „Karate Commando: Jungle Wolf 3“! In dem hat die Figur des Hauptdarstellers aller bisher genannten Teile aber direkt mal einen anderen Namen und kann damit auch geflissentlich übergangen werden.
Problematischer ist da schon die Tatsache, dass es eben vor dem hier besprochenen „Der Dschungelwolf“ noch einen Film gab. Dieser wird in Rückblenden zu einem ganz speziellen Vorfall immer mal wieder in sein Sequel eingebunden und hinterlässt den Zuschauer nur noch ratloser. Der muss nämlich früh annehmen, dass „Commander Rainbow“ die Figur des Vietnam-Veteranen Steve Parrish, wie unser Held heißt, ausführlichst vorgestellt hat, denn „Der Dschungelwolf“ macht sich nicht einmal die Mühe, uns seinen Hauptcharakter irgendwie näher zu bringen.
Alles was wir erfahren, ist: Er hat einen Sohn, fliegt gerne Sportflugzeug und wird gerufen, wenn die Kacke so richtig am Dampfen ist. Diese brodelt diesmal in einem Land, in dem lauter Philippinos angeklebte Goatees tragen und einen mittelamerikanischen Staat vortäuschen. In diesem überfallen Rebellen einen Fernsehsender, um den Botschafter der Amerikaner gefangenzunehmen. Er soll gegen einen der ihren, der in einem Knast vor sich hin gammelt, eingelöst werden.
Da die Amerikaner freilich nicht mit Terroristen verhandeln und auch dem Regime des mittelamerikanischen Fantasie-Staates nichts schulden wollen, muss eine andere Lösung her. Superkämpfer Steve Parrish soll darum den einsitzenden Rebellen möglichst geräuschlos aus dem Knast herausholen und ihn gegen den Botschafter austauschen.
Freilich tut Parrish, wie ihm befohlen. Doch früh muss er merken, dass der befreite Rebellenführer so fies gar nicht ist. Doch der Vietnam-Veteran schaltet zu spät. Bei dem Austausch kommt es zur Katastrophe.
Schaut in den Dauerfeuer-Actionfilm hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=JFSWvHTQZgU
Ronald L. Marchini („Omega Cop“), den Chuck Norris im übrigen als einen seiner härtesten Gegner bei verschiedenen Kampfsportturnieren bezeichnete, hat sich die Geschichte von „Der Dschungelwolf“ selbst auf den drahtigen Körper geschrieben. Selbige bietet kaum mehr als Genre-Standard, hält aber immerhin zur Filmmitte eine nette Entwicklung bereit, die so manches bislang Gesehene auf den Kopf stellt. Das ist nett anzuschauen und sorgt für einen kleinen Aufmerksamkeitsschub, wirklich spannender oder mitreißender wird der Actioner dadurch aber nicht.
Der macht es dem Zuschauer nicht wirklich leicht, in seine Welt hineinzufinden. Denn wie bereits erwähnt, bleibt einem die Hauptfigur total fremd. Und es ist jetzt auch nicht so, dass Ron Marchini ein übelster Charmebolzen wäre, der Defizite in seiner Figurenzeichnung irgendwie überspielen könnte. Auch die Figuren rund um Marchini bleiben kaum mehr als Kleiderständer, die nur dank ihrer Kostümierung als Gegner oder Mitstreiter des Helden verortet werden.
Das bekommen auch und vor allem die Fieswichte im Film zu spüren. So geht „Der Dschungelwolf“ nach dem Abmurksen des Oberbösewichtes noch ganze 25 Minuten weiter. Was nur zeigt, wie egal die Figur dem Drehbuch war. Kurz vor Schluss holt der Film nochmal einen bereits eingeführten und dann komplett fallengelassenen Bösewicht hervor, der dem Zuschauer aber nur ein gelangweiltes „Achja, er war ja auch noch da“ entlockt. Genauso „spektakulär“ gerät dann auch sein Abgang.
Kurzum: „Der Dschungelwolf“ kann in Sachen Storytelling wirklich gar nichts. Mehr noch: Die zahlreichen Rückblenden in den Vorgängerfilm geraten so egal, dass einem der Streifen irgendwann echt ein wenig auf die Nerven geht. Doch glücklicherweise ist der Actioner ja kein Drama oder dergleichen und muss sich nicht auf seine Geschichte verlassen. Stattdessen macht er einfach das, was er zumindest besser kann: Action! Die geht dann auch in hoher Schlagzahl auf den Zuschauer hernieder.
Leider gerät sie arg repetitiv in ihren Abläufen. Steve Parrish latscht durch den Dschungel, kleinere Abordnungen der Lumpen tauchen auf, Steve Parrish macht sie absolut problemlos alle. Im Duktus bekannter Philippino-Actionkracher der Marke „Jungle Force“ und wie sie alle heißen, mäht Parrish mit einer Gewehrsalve meist vier bis acht Lumpen auf einmal um, geht in Deckung und wartet auf die nächsten. Das sorgt für einen amtlich hochdrehenden Bodycount (inklusive von hinten erschossenen Kindern!), wird aber auch recht schnell recht langweilig.
Auch weil sichtlich kein Geld für Bloodpacks oder fiese Verletzungen da war. Ein abber Arm oder ein weg geschossenes Bein hätten „Der Dschungelwolf“ gut gestanden. Zumindest versucht Regisseur Charlie Ordonez nicht nur Dschungelaction zu bieten, sondern er verlagert die Action auch in eine Gefängnisanlage und in Höhlensysteme – was der geneigte Cirio-H.-Santiago-Fan irgendwie alles schonmal gesehen hat.
Geboten wird viel Geballer, kleinere Explosionen und Ron Marchini darf immer mal wieder ganz kurz Kicks und Tritte ansetzen. Der erste Final-Fight wird mit Schwertern absolviert. Es ist also eine gewisse Abwechslung in dem Dauergeknalle zu verzeichnen. Highlight ist die mittels mehrerer hübscher Explosionen umgesetzte Zerlegung des hübsch anzusehenden Rebellenhauptquartiers.
Optisch wird in Teilen zu langsam montierte Hausmannskost geboten, die weder den philippinischen Dschungel noch die darin gezündete Action irgendwie besonders aussehen lässt. Der unter den Bildern gezündete Synthie-Score macht Laune und präsentiert seinen Titelsong bis zum Erbrechen unter jeder größer angelegten Actionszene. Am Ende des Filmes kann man den Song im Abspann problemlos Wort für Wort mitsingen.
„Der Dschungelwolf“ lässt den Zuschauer aufheulen
Wer mal wieder Bock auf amtlich Dauerfeuer im philippinischen Dschungel hat, der erhält von „Der Dschungelwolf“ eine amtliche Vollstbedienung. Vor allem der langgezogene Showdown macht schon Laune. Zumal er von einer Montage eingeleitet wird, in der sich der Held ordentlich mit Waffen behängt, die auch allesamt zum Einsatz kommen. Hätte man die Action nun noch sorgfältiger und mit einem Auge für Qualität statt für Quantität inszeniert, „Der Dschungelwolf“ hätte amtlich rocken können. So fallen nach viel Knall-Peng-Puff einfach mal wieder alle um wie früher im Kindergarten. Und wer schon so schludrig mit dem Aushängeschild seines Filmes umgeht, der setzt auf das Drehbuch freilich erst recht einen gewaltigen Haufen. Und das merkt man auch…
Der Dschungelwolf erschien am 4. November 2021 erstmals ungeschnitten in Deutschland – mit einer Freigabe ab 18. Als Master diente Polar Film ein extrem abgenudeltes VHS-Tape. Die bislang fehlenden Szenen wurden von einem noch beschisseneren VHS-Tape eingefügt. Das Ergebnis ist trotz mangelnder Schärfe und kaum vorhandener Kontraste noch halbwegs anguckbar.
In diesem Sinne:
freeman
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