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Der Feuerteufel

Originaltitel: Firestarter__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: David Keith, Drew Barrymore, Freddie Jones, Heather Locklear, Martin Sheen, George C. Scott, Art Carney, Louise Fletcher, Moses Gunn, Antonio Fargas, Drew Snyder, Leon Rippy u.a.
Der Feuerteufel

In Mark L. Lesters „Der Feuerteufel“ spielt Drew Barrymore die Titelrolle

Mark L. Lester ist ein guter Regisseur, zumindest wenn es um handfesten Krawall geht (siehe dazu etwa „Extreme Justice“, „Commando“ oder „Class of 1999“), aber diese für seine Verhältnisse ruhige Stephen-King-Verfilmung ist nicht unbedingt ideal für ihn.

Den Zuschauer wirft man direkt ins Geschehen und man sieht das Gespann aus Vater Andrew ‘Andy’ McGee (David Keith) und Tochter Charlene (Drew Barrymore), genannt Charlie, auf der Flucht. Die beiden befinden sich auf der Flucht vor bösen Regierungsagenten, die man auch kurz zu Gesicht bekommt. Damit beginnt Lester seinen Film temporeich (u.a. zündelt Charlie an den Schuhen eines Marcho-Arschkrampen, der seine schwangere Freundin abservieren will) und hätte Platz für nette Fluchtaction, doch leider geht „Der Feuerteufel“ andere Wege.

Die Flucht wird durch eine Vielzahl von Rückblenden unterbrochen, in den Lester allerdings recht geschickt die Vorgeschichte erzählt: Andy wurde im Auftrag einem Drogenexperiment unterzogen, welches telekinetische Kräfte hervorrief. Er heiratete Mitpatientin Vicky (Heather Locklear) und zeugte mit ihr Charlie – die so mächtig ist, dass sie allein durch Gedankenkraft Feuer entfachen kann. Deshalb versucht die Regierung das Kind, um jeden Preis in die Hände zu bekommen und hat bereits die Mutti gemeuchelt…

Schaut in den Trailer von “Der Feuerteufel”

„Der Feuerteufel“ stammt aus der Zeit, als man Mark L. Lester noch ordentliche Budgets und bekannte Darsteller in die Hand drückte, sodass die Schauspielerriege hier wenig zu meckern lässt. Drew Barrymore („3 Engel für Charlie“) macht etwas übertrieben auf putzig, aber es gibt weitaus schlimmere Kinderdarsteller, David Keith („Left to Die“) gibt den Telekinese-Papa solide, wenn auch nicht überragend, und Martin Sheen (hier als fanatischer Regierungsfritze) ist schauspielerisch eh immer ziemlich gut. Ein Jahr zuvor hatte er in „The Dead Zone“, einer weiteren King-Adaption, ebenfalls einen starken Schurken abgegeben. Heather Locklear („Scary Movie 5“) ist nur kurz in Rückblenden zu sehen, während auch andere prominente Nebendarsteller wie Louise Fletcher („Karate Tiger IV – Best of the Best“) und Moses Gunn („Heartbreak Ridge“) nur wenig Screentime und begrenzt einprägsame Rollen haben. Herausragend dagegen ist George C. Scott („Der Exorzist 3“) als indianischer Regierungskiller Rainbird, der mit diabolischem Charisma überzeugt, auch wenn die ein, zwei Sätze zu seiner Motivation in der ganzen Sache seine Figur doch nur unzureichend erklären. Doch das fängt Scott mit seiner Leistung ab.

Genrebedingt (und durch die Vorlage vorgegeben) geht es hier für Mark-L.-Lester-Verhältnisse ziemlich ruhig zu. Lediglich zweimal darf Klein-Carrie ähhh Klein-Charlie ein flammendes Inferno anrichten und böse Leute brutzeln, ansonsten beschränkt sich die Pyrotechnik auf kleinere Brände. Als Fachmann für Krawumm und Krawall setzt Lester die Feuerszenen auch recht ordentlich in Szene, es explodieren ein paar Vehikel und es wird einiges abgefackelt, aber es fehlt noch der letzte Kick, da manches doch recht repetitiv wirkt. Schade, denn gerade das ausufernde Inferno, das Charlie im Finale des Films abfackelt, hat einiges in Sachen Stunts zu bieten, wenn Feueropfer in Baumkronen geschleudert werden oder sich Jeeps überschlafen.

Leider lässt das Drehbuch Regie und Darsteller ein wenig im Stich, denn der Film teilt sich in zwei unterschiedliche Hälften, von denen die erste die gelungenere darstellt. Hier bekommt man eine relativ spannende Verfolgungsjagd auf das Vater-Tochter-Gespann geboten, die Rückblenden bremsen den Film nicht wirklich und gelegentlich hat die Kleinfamilie sogar ihre überzeugenden emotionalen Momente. Lester lässt nur kurze Verschnaufpausen zu und vermeidet Langeweile bis die Halbzeitmarke kommt und man die beiden einfängt.

Hier baut der Film rapide ab und zeigt, dass es ein Fehler ist, sich immer allzu sklavisch an die literarische Vorlage zu halten. Denn das psychologische Innenleben der Charaktere kann man schlecht rüberbringen, aber man versucht es trotzdem. So ergeht sich Hälfte zwei in mäßig gelungenen Dialogen, doch die Charaktere bleiben einem trotz ganz guter Darstellerleistungen teilweise sehr verschlossen. Vor allem bei dem Killer John Rainbird weiß man eben nie, ob er Agent, Psychopath oder Päderast ist und was er genau will. So peppen lediglich die Feuerbrünste von Klein-Charlie diesen Part auf, ehe es dann zum vorhersehbaren Finale kommt.

Unterm Strich bleibt ein mittelmäßiger Film, dem man eher den Stempel Mysterydrama als Horrorfilm aufdrückt, auch wenn der Name King allein ihn schon in das Genre einordnet. Ordentlich inszeniert und gut gespielt, aber er zieht sich in der zweiten Hälfte stellenweise arg und wird recht vorhersehbar, sodass abgesehen von den starken Darbietungen Sheens und Scotts nur die spektakulären Feuersbrünste und ein paar starke Bilder hängen bleiben; etwa jenes, wenn nach und nach versteckte Agenten in Feuerschutzanzügen aus einem Wald treten und wie Besucher aus einer anderen Welt erscheinen, während ausgerechnet die Telepathen Andy und Charlie wie Normalos wirken.

Früher war der Film ab 18 und leicht gekürzt, während die 16er-Fassungen erheblich beschnitten waren. Die DVDs von MGM/20th Century Fox präsentieren den Film hingegen ungekürzt und herabgestuft auf eine FSK-16-Freigabe, allerdings ohne Extras. In Österreich ist der Film auf Blu-Ray im Mediabook von NSM erschienen, das Filmographien, eine Bildergallerie und einen Audiokommentar von Daniel Perée und Lisa Schmidt bietet.

© Nils Bothmann (McClane)

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Categorised in: Reviews, the Horror Pit

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