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Der Große aus dem Dunkeln – Walking Tall

Das Original zum Remake „Walking Tall“ mit Dwayne ‚The Rock‘ Johnson. In der „Der Große aus dem Dunkeln“ von Phil Karlson spielt Joe Don Baker den Ex-Ringer und Ex-Militär Buford Pusser, der in sein Heimatdorf zurückkehrt, genug von der dortigen Korruption hat und sich zum Sheriff wählen lässt, um den Kampf gegen die Lumpen aufzunehmen.

Originaltitel: Walking Tall__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1973__Regie: Phil Karlson__Darsteller: Joe Don Baker, Elizabeth Hartman, Gene Evans, Noah Beery Jr., Brenda Benet, John Brascia, Bruce Glover, Arch Johnson, Felton Perry, Richard X. Slattery, Rosemary Murphy, Lynn Borden, Ed Call, Sidney Clute, Douglas Fowley, Don Keefer, Gene LeBell u.a.
Der Große aus dem Dunkeln - Walking Tall

„Der Große aus dem Dunkeln“ ist das Original zum Remake „Walking Tall“

Nicht ganz so berühmt wie die beiden großen Selbstjustizfilme der 1970er, nämlich „Dirty Harry“ und „Death Wish“, nicht zuletzt des 2004er Remakes wegen in Fankreisen durchaus bekannt: „Walking Tall“, hierzulande „Der Große aus dem Dunkeln“ genannt.

Groß ist Buford Pusser (Joe Don Baker) auf jeden Fall, aber er kommt weniger aus dem Dunkeln, sondern aus der Ringerszene. Dort und beim Militär hat er genug kämpferische Fähigkeiten erlangt um sich gegen Schmierlappen zu wehren – z.B. die casinobetreibende Lumpenbande, die einen alten Kumpel ausnimmt. Trotzdem ist die Horde zu stark und prügelt dem Helden die Scheiße aus dem Leib, der aber mit einem dicken Holzknüppel wiederkehrt und das Rematch gewinnt. Es ist der gute alte amerikanische Brauch sich nichts gefallen zu lassen, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Faust auf Fresse.

Das Fieslingspack spielt aber nicht fair und petzt, doch so einer wie Buford zeigt bei der Gerichtsverhandlung die Narben vor und wird freigesprochen. Nicht nur das, er lässt sich danach zum Sheriff wählen und geht gegen die Übelwichte und ihre korrupten Freunde in den oberen Etagen vor…

Schaut euch den Trailer zu „Der Große aus dem Dunkeln“ an

Buford Pusser gab es wirklich, „Der Große aus dem Dunkeln“ basiert auf seinen Erlebnissen, doch ein wenig Naivität schwingt bei der eifrigen Arbeit am Mythos schon mit. Neben der etwas pathetischen Rede vor Gericht ist es die „Unsere kleine Farm“-Romantik zu Beginn des Films, die ein wenig an den Nerven zerrt: Grüne Wiesen, nette Großeltern und lauter putzige Tierchen stehen für ein unschuldiges ländliches Amerika, das von Korruption, Prostitution und Glücksspiel bedroht ist, in Gefahr sind einfältige Dorftrottel wie der ehemalige Kumpel Bufords, der zu den ersten Kollateralschäden im Kampf des Betonkopfs gegen die Übelwichte gehört.

Doch mit fortschreitendem Verlauf ändert sich der Ton und das nicht nur, weil die Gewalttaten zunehmen. In den Verlusten ist auch zu ersehen, dass Bufords störrisches Pochen auf dem Recht als Bürger (und später auch Sheriff) zwar idealistisch ist, ihn aber auch diverse Menschen aus dem Umfeld kostet – er selbst wird im Verlauf des Films dreimal halbtot aufgelesen und wieder zusammengeflickt. Trotzdem steht „Der Große aus dem Dunkeln“ hinter seinem Helden, will nur verdeutlichen, dass der Kampf fürs Recht nicht der einfachste ist.

Der Große aus dem Dunkeln - Walking Tall

Ein Mann und sein Pfosten: Buford Pusser (Joe Don Baker) ist bereit für den Kampf

Dabei verlässt sich der Film selten allein auf die Action, denn im punkto Schauwerte kann es „Der Große aus dem Dunkeln l“ nicht ganz mit „Dirty Harry“ aufnehmen. Die vorhandenen Actionszenen sind aber von einer rohen Kraft, die durch die Verwendung von Bufords hölzerner Weapon of Choice schön symbolisiert wird, und kompetent in Szene gesetzt, auch wenn der eine oder andere Moment etwas abfällt – z.B. die inhaltlich unsinnige und schlecht montierte Szene, in welcher der alte Sheriff Buford überfahren will und dabei nur selbst von der Brücke rauscht.

Interessant ist dabei auch der Sog, den Phil Karsons („Ben“) Film trotz seiner episodenhaften Dramaturgie entwickelt: Bufords Kampf gegen die Bösewichte wird nur in Etappen gezeigt, die nur lose miteinander verbunden sind, verschiedene Gegner werden unterschiedlich abgefertigt: Größeren Übelwichten schießt man einfach in den Kopf, korrupte Richter werden gewitzter in die Schranken gewiesen, wie die wohl lustigste Szene des sonst eher grimmigen Films zeigt, wieder andere werden verhaftet oder über den Jordan geschickt, da sie sich der Verhaftung widersetzen. Dabei entstammen die Bösewichte unterschiedlichen Ethnien und sozialen Schichten, aber kommen zu einer Schurkenkonferenz zusammen, die etwas seltsam wirkt (kennt man normalerweise nur aus Superheldenstorys oder Parodien). Schön jedoch, dass „Der Große aus dem Dunkeln“ hier differenziert, die einen als einsichtiger, die anderen als grundverdorben einstuft und dabei nicht alle über einen Kamm schert. Allgemein bemüht sich „Der Große aus dem Dunkeln“ sowieso um ein Bild, das den Menschen anhand seiner Taten und nicht anhand von Hautfarbe, Schicht oder Vergangenheit bewertet: Zu Bufords Truppe gehören Schwarze, die von Bufords weißen Freunden immer noch schräg beäugt werden, und ein ehemals fieser Deputy, der sich vom Saulus zum Paulus wandelt.

Der Große aus dem Dunkeln - Walking Tall

Die Schurken foltern Buford – mächtig großer Fehler!

Joe Don Bakers („Die Valachi-Papiere“) enorme physische Präsenz und seine Schauspieltalent verhelfen „Der Große aus dem Dunkeln“ ebenfalls zum Gelingen, wobei Baker den Film über weite Strecken tragen muss. Der Rest supportet ordentlich, bleibt aber trotz einer Laufzeit von rund zwei Stunden stets nur zweite Geige. Man denke nur an Brenda Benet („Dämonen über dem Atlantik“) als Prostituierte, von der man irgendwann zwischendrin erfährt, dass sie mittlerweile Bufords Informantin ist – gerade dann, als es für eine neue Aktion Pussers dramaturgisch nötig ist, nicht vorher.

Insofern hat „Der Große aus dem Dunkeln“ so seine Schönheitsfehler, ist aber mit seinen Ecken und Kanten ein spannender, mit Elan in Szene gesetzter Selbstjustizfilm mit einem starken Hauptdarsteller und gelungenen Actionszenen.

Jahrzehntelang war „Der Große aus dem Dunkeln“ in Deutschland nur auf VHS in Fassungen erhältlich, die um 20 bis 30 Minuten verkürzt waren, ganze Handlungspassagen vermissen ließen und trotzdem noch ab 18 Jahren freigegeben waren. Nun ist der Film mit seinen beiden Fortsetzungen als Trilogie-Pack mit seinen beiden Fortsetzungen bei HanseSound/Lighthouse auf Blu-Ray und DVD erschienen, neu geprüft ab 16 Jahren freigegeben. Dabei ist auch die ungekürzte US-Langfassung, als Bonus gibt es einen Audiokommentar.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: HanseSound/Lighthouse__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja

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