Originaltitel: Double Target__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 1987__Regie: Bruno Mattei__Darsteller: Miles O’Keeffe, Donald Pleasence, Bo Svenson, Kristine Erlandson, Ottaviano Dell’Acqua, Luciano Pigozzi, Massimo Vanni, Edison Navarro u.a. |
Der Vietnamkrieg ist seit Jahren vorbei. Trotzdem kommt das Land nicht zur Ruhe und gewaltige Terroranschläge drohen die Region komplett zu destabilisieren. Die Weltpolizei, namentlich die USA, hat den Ursprung der Anschläge schnell ausgemacht. Irgendwo in Vietnam befindet sich ein gewaltiges Trainingscamp, von dem aus die Anschläge geplant, koordiniert und durchgeführt werden.
Die Amis entsenden Bob Ross. Der Vietnamveteran soll bei den Terrorlumpen mal so richtig nass durchwischen. Dem kommt die Mission durchaus gelegen, denn er hat vor kurzem erfahren, dass er einen Sohn in Vietnam gezeugt hat, darüber aber nie in Kenntnis gesetzt wurde. Als seine damalige große Liebe verstirbt, wird auch ihr letztes Geheimnis gelüftet und Bob fühlt sich verpflichtet, den Jungen zu finden und ihm ein besseres Leben zu ermöglichen.
In Vietnam angekommen, muss er bald merken, dass seine Mission einem Himmelfahrtskommando gleichkommt.
Schaut in den Actionfilm mit Miles O’Keeffe hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=WTR7NkJxDwM
„Der Kampfgigant“ vom italienischen Regisseur Bruno Mattei (“Roboman“), der nur zu gerne amerikanische Blockbuster durch den Fleischwolf drehte und für wenige Lire neu auflegte, verwurstet offensiv die beiden Actionkracher „Rambo 2“ und „Missing in Action 3“. Wobei man fair bleiben muss, denn rein logisch gesehen, nimmt „Der Kampfgigant“ mit seiner Idee um den unbekannt in Vietnam gezeugten Sprössling des Helden die Handlung des ein Jahr später veröffentlichten „Missing in Action 3“ sogar voraus. Also zumindest, wenn man tatsächlich glaubt, dass Mattei während den Dreharbeiten zu seinem Film nicht im Buschfunk gehört hat, dass der gute Chuck Norris fast zeitgleich den philippinischen Busch abfackelte, um Braddocks Sohnemann zu retten.
Im Vergleich zu „Rambo 2“ gibt es ein paar minimale Variationen. Aus amerikanischen Kriegsgefangenen werden Terroristen, aus einer Landung in Vietnam via Spezialflugzeug wird eine Anlandung via U-Boot und aus Rambos Bogen wird eine allzeit bereite Panzerfaust. Der Rest bleibt komplett erhalten: Etwa, dass die Auftraggeber von Bob gar nicht wollen, dass er Terroristen findet. John Rambo kommt das sehr bekannt vor.
„Rambo 2“ scheint hier an allen Ecken und Enden durch und überstrahlt den mülligen italienischen Actioner in jeder einzelnen Filmsekunde. Mit dem man aber trotzdem eine nette Zeit haben kann, einfach weil hier eine Menge Wahnsinn gezündet wird. Wie „heimlich“ unser Held etwa immer wieder von Tauchgängen auftaucht, das muss man wirklich mal gesehen haben. Dass er sich beim Verlassen des U-Bootes direkt mit einem schlecht einkopierten Weißen Hai anlegt, den er ganz nebenbei auch noch brutalst weg sprengt, ist auch einfach nur bekloppt.
Spätestens wenn ein Mime einem Militärjeep hinterherrennt, weil er vergessen hat, die Handbremse anzuziehen, und das auch noch im Film verbleibt, kommt man aus dem Kopfschütteln nicht mehr heraus. So geht Trash. Trash, der zudem versucht, eine Menge Action zu machen. Dabei fällt leider auf, dass Mattei kein Näschen für gute Action hat. Seine flotteren Momente wirken ungelenk, halbherzig und reichlich wenig patent in Szene gesetzt. Immer wieder rollen hier Philippinos Purzelbaum schlagend durchs Bild, ohne dass es Gründe dafür gäbe. Mal stolpert ein „russischer“ Soldat nach links aus dem Bild, mal nach rechts, was er dann dort macht? Egal.
Ein absoluter Tiefpunkt sind die zahlreichen Helikopterflüge, die niemals zu einer Pointe führen. Es reicht, dass sie fliegen. Einmal fliegen sie über dem Helden und „verfolgen“ ihn. Der fliegt auf seiner Flucht so oft auf die Fresse, dass man sich schon fragt, wie dieser des Laufens unfähige Held die Welt retten soll. Bei Handgreiflichkeiten fällt zudem auf, dass „Der Kampfgigant“ Miles O’Keeffe („Phantom Raiders“) zwar die Haare schön hat, ansonsten aber echt nix kann. Meilenweit schlägt er mit dem immer gleichen Move an seinen Gegnern vorbei. Platzende Bloodpacks gibt es ebenso wenig und auch sonst fehlt es an Härten.
Doch sobald Mattei Lust verspürt, etwas explodieren zu lassen, blüht „Der Kampfgigant“ auf. Dann verballert O’Keeffe die Sprengladungen wie andere Actionhelden die blauen Bohnen. Der Bildschirm beginnt gefühlt infernalisch zu glühen und eine Strohhütte nach der anderen Wellblechhütte wird formvollendet zerfetzt. Meist kullern dann noch ein paar Philippinos Purzelbaum schlagend aus den Resten. Hier dann mal nicht grundlos. Das macht schon Laune. Kann man nicht anders sagen. Auch wenn hin und wieder Modellbauten spektakulär weggesprengt werden, rechnet man das dem Film hoch an.
Schauspielerisch sieht es hingegen schlecht aus. Minimalmime O’Keeffe kriegt mit seiner arroganten Grundattitüde zumindest einen ganz netten Machohelden auf die Kette. Mitfiebermaterial sieht allerdings definitiv anders aus. Als sein Auftraggeber schwitzt und hustet sich Donald Pleasance („River of Death“) einen ab. Als Oberfieswicht agiert ein komplett egaler Bo Svenson („Cracker Jack 3“), der nicht eine einzige wirklich fiese Fieswichtsequenz abbekommt. Viele andere Darsteller des Filmes hat man schon in zig Billigkrachern zu sehen bekommen und sie machen einen entsprechend ordentlichen Job.
In optischer Hinsicht dominiert alsbald das Grün des Dschungels. Die Terroristen-Homebase besteht nur aus Strohhütten und auch sonst gibt es keine aufwändigeren Sets zu sehen. Muss es aber auch nicht, wäre aber abwechslungsreicher gewesen. Die Kamera verrichtet einen sauberen Job, steht nur bei den Prügelszenen immer wieder falsch. Der Soundtrack zum Film bleibt zu keiner Sekunde verhaftet. Ein Kuriosum: Es gibt einen ziemlich netten Abspannsong, aber keinen Abspann. Theorien besagen, dass die Produzenten selbst diesen löschen ließen, weil dieser wohl Namen transportierte, die in manchen Ländern gerichtlich gesucht wurden! Kann man sich nicht ausdenken.
„Der Kampfgigant“ ist wenig gigantisch, aber irgendwie unterhaltsam
Wer seinen „Rambo 2“ mal so richtig trashig angehaucht haben will, der ist bei „Der Kampfgigant“ mehr als nur gut bedient. Da lacht im Hintergrund Ronald Reagan auf einem Foto über alle vier Backen, werden die Lumpen eiskalt umgenietet, ohne dass nach einem Warum gefragt werden würde, wird die eigentliche Handlung spätestens zur Filmmitte komplett egal und brennt die Hütte schneller, als man Miles O’Keeffe sagen kann.
Klar, Bruno Mattei verhebt sich in manchen Punkten fürchterlich: Sein Kampfgigant ist viel zu lang, die um Anspruch bemühten Charakterprofile sind ein schlechter Lacher und die Action ist alles andere als versiert in Szene gesetzt. Insgesamt aber bietet „Der Kampfgigant“ eine Menge Amüsement, wenngleich zu weiten Teilen auch absolut unfreiwillig. Letzteres wird durch eine Synchronisation, die prollig witzig sein will, nur noch unterstrichen.
„Der Kampfgigant“ verbrachte viel Zeit auf dem deutschen Index. Nach 25 Jahren wurde er rehabilitiert und von dem Label Cinestrange mit einer Veröffentlichung im Mediabook und auf Blu-ray bedacht. Auch streamen kann man das gute Stück. Alle Veröffentlichungen strotzen nur so vor Bildfehlern aufgrund von Beschädigungen des Ausgangsmaterials. Manche Szenen wirken zudem aus nicht HD-Quellen implementiert. Cinestrange hat den Streifen nicht noch einmal neu prüfen lassen.
In diesem Sinne:
freeman
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