Originaltitel: The Firing Line__Herstellungsland: Philippinen, USA__Erscheinungsjahr: 1988__ Regie: Jun Gallardo__Darsteller: Reb Brown, Shannon Tweed, Kahlena Marie, Melvin Davidson, Carl Terry, Andy Jacobson, Mike Monty, Gwen Cameron u.a. |
Lasst mich euch mitnehmen in eine mal wirklich epische Actionszene. Bitte stellt euch zu den folgenden Worten als Untermalung einen Synthie-Soundtrack vor, der ein und dasselbe Thema immer und immer wieder wiederholt. Und nun: Action!
Ein Typ hirscht durch den Dschungel. Die Kamera zoomt ihn näher heran. Der Typ steht mittig im Bildausschnitt. Ein Schuss bricht. Der Typ fällt um. Ob er sich zu Tode erschrocken hat oder doch von der Kugel getroffen wurde, sieht man mangels Trefferwirkung nicht. Der Schütze kommt nun von rechts ins Bild gerannt. Wieder bricht ein Schuss und er fällt seinerseits um. Der Typ, der den Schützen erschossen hat, kommt von links ins Bild gerannt. Schuss. Tod. Der Mörder dieses Typen rennt von rechts ins Bild. Schuss. Tod. Und das etwa 15 bis 16 mal. Episch!
Klingt nach einer hochkomplexen Plansequenz? Naja, dafür ist die Kamera etwas zu starr, die bewegt sich nämlich nur noch minimal. Eine echte Choreografie ist es auch nicht. Es wirkt eher, als stünden außerhalb des sichtbaren Bereiches zwei Schlangen von Typen, die auf ein Zeichen hin eine Platzpatrone abfeuern und dann losrennen, um sich kurz darauf tot umfallen zu lassen. Irgendwie hat man es sogar geschafft, dass sich dabei nicht ein einziges Mal Typen mit ein und derselben Uniform umnieten. Echt erstaunlich.
Ich habe ja schon einiges an Actionfilmen gesehen, aber diese Art der Inszenierung ist mir auch noch nicht untergekommen. Leider wiederholt „Der Kampfgigant 2 – Hunde des Krieges“ diese Form der Actioninszenierung derart oft, dass sie einem schon nach 45 Minuten Film total zum Hals heraushängt…
Eingebettet sind diese Momente in eine 0815-Kriegsaction-Handlung: Ein Rebellenanführer, der gegen die Machthaber einer Bananen-Republik (die verdächtig nach den Philippinen ausschaut) aufbegehrt, wird von einer Spezialeinheit unter dem Kommando von Mark Hardin festgesetzt und der landeseigenen Militärpolizei übergeben. Die nietet den Rebellenführer mal eben ohne Gerichtsverhandlung um. Das kann der aufrechte Amerikaner Hardin nicht auf sich beruhen lassen. Er stellt seine Vorgesetzten zur Rede und haut dabei einen Militärführer der Bananen-Republik kaputt. Daraufhin wird Hardin als Doppelagent verhaftet und eine Runde gefoltert.
Doch Hardin hat die Schnauze längst voll. Er büxt aus und schließt sich den Rebellen an. Er unterrichtet sie in Guerilla-Taktiken und schickt sich an, mit ihnen die Bananen-Republik ordentlich umzukrempeln.
Das ist dann die Legitimation für amtliches Dauerfeuer und diverse, arg gestreckt wirkende Actionszenen, von denen die kürzeste eine Laufzeit von zehn Minuten nicht unterbietet. Leider kranken die Actionszenen an ziemlich vielen Problemen. Zum einen weiß man irgendwie nie, wer hier gerade wen umballert, da Gute und Böse irgendwie total gleich aussehen. Erschwerend kommt hinzu, dass der Held, also Hardin, bei den meisten Szenen zwar angeblich dabei sein soll, aber nie von der Kamera eingefangen wird. So weiß man nie, auf welcher Seite er nun eigentlich gerade rumballert. Das Ballern übernehmen irgendwelche gesichtslosen Statisten, die wie aufgescheuchte Hühner über den Bildschirm rennen und zu Hunderten ins Gras beißen.
Der Bodycount ist also enorm, der Munitionsverbrauch auch, echter Druck oder echte Wucht kommen aber nie auf. Zum einen, weil den Ballereien jedwede Konsequenz abgeht. Dieses „Peng, peng, du bist tot“-Gehabe mag im Sandkasten witzig gewesen sein, in einem Actionfilm macht es allerdings keinen Spaß. Selbst die Explosionen, von denen es gefühlt gut hundert Stück gibt, sind immer viel zu simpel umgesetzt und hinterlassen nichts, außer verbranntem Rasen. Geworfene Handgranaten bringen weglaufende Lumpen maximal ins Stolpern. Und von Hubschraubern abgeschossene Raketen erzeugen winzige Feuerbälle. Also alles einige Nummern kleiner als man es gewohnt ist.
Starre Kamera-Perspektiven, eine vollkommen undynamische Kameraführung und der behäbige Schnitt wirken sich obendrein katastrophal auf den Rhythmus und den Ablauf der Actionszenen ab. Die sind in der Folge irre repetitiv, viel zu lang und hinterlassen irgendwann nur noch Langeweile. Und dadurch, dass man in der Action wirklich nie dem Helden folgt, kommt auch nie Spannung auf.
Dein geiler Bart macht mich ganz wuschig!
Wobei der eh ziemlich schnarchig geraten ist. Gegeben wird er von Reb Brown. Der erinnert ein wenig an den Obi-Fachverkäufer um die Ecke – mit scheußlicher Rotzbremse, die sich in den Knutsch-Szenen immer über die Lippen von Playboy-Bunny Shannon Tweed („Unheimliche Begegnung“) stülpt. Spätestens wenn die beiden dann ihre Köpfe hin und her schubbern, fragt man sich vollkommen notgedrungen, ob das aufgrund der Schenkelbürste nicht irre kitzelt? Vielleicht erklärt das ja das versonnene Lächeln, dass Frau Tweed in den Szenen immer spazieren trägt?
Nunja, also als Knutscher ist Brown vorne dabei. Als Actionheld… nunja. Zugegeben, er tritt auch mal fies zu und schreit psychopathisch, wenn er dann doch mal ein Gewehr in der Hand hat. Ansonsten fällt nur auf, dass der Mime so groß ist, dass sein Gesicht in Szenen, in denen er einen Militärjeep fährt, ungelogen von dem Rahmen der Frontscheibe verdeckt wird und man, wenn er redet, nur seinen Bart unter dem Rahmen tanzen sieht. Köstlich. Ansonsten ist er einfach als Actionheld total unglaubwürdig. Zumindest klingt er in der deutschen Synchronisation wie Sylvester Stallone. Immerhin.
Einen echten Antipoden bekommt er auch nicht geboten. Beziehungsweise eigentlich ja schon. Und dann halt wieder auch nicht. Klingt verwirrend? Jetzt wisst ihr, wie es mir beim Gucken von „Der Kampfgigant 2“ ging. Kurzum: Es fehlt auch eine persönliche Ebene für den Helden. Der killt, wie der gesichtslose Haufen um ihn herum, eben nur andere gesichtslose Typen. Spaß macht das irgendwann keinen mehr und einen schönen, finalen, ultrabrutalen Superkill gibt es so am Ende natürlich auch nicht.
Das Ergebnis ist ein billiger Actionfilm, der nichts zu erzählen und erst recht nichts zu sagen hat. Hinzu kommt ein luschiger und lachhafter Held und leider arg belanglose, dafür quälend lange, immer gleich ablaufende Dauerfeuer-Action, die nicht einmal in Sachen Gewalttätigkeit irgendwie auffallen würde. Die arg dröge Inszenierung, die blöden Dialoge zwischen den Actionszenen und der eintönige, dafür herrlich synthielastige Score machen das Elend perfekt.
Der Trailer zu “Der Kampfgigant 2”
Die deutsche DVD erschien im Oktober 2015 von dem Label Starmovie in annehmbarer, definitiv nicht fehlerfreier Bildqualität (im 4:3 Format) und mit eher dumpfem Ton. Mit einer FSK-18-Freigabe ist der Actionfilm ungeschnitten.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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