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Der Poseidon Anschlag

Originaltitel: Poseidon Adventure, The__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2005__Regie: John Putch__Darsteller: Rutger Hauer, Adam Baldwin, Steve Guttenberg, Bryan Brown, C. Thomas Howell, Peter Weller, Alex Kingston u.a.
Der Poseidon Anschlag

Ein Vergnügungsdampfer voller B-Prominenz sinkt …

Eine amerikanische Spezialeinheit hebt ein Treffen der Köpfe verschiedener Terrorzellen aus und schickt das Terrorpack über den Jordan. Dabei entgeht ihnen leider ein Terrorist, der im Verkehr aufgehalten wurde. Er entkommt und den umgenieteten Terroristen ist es dummerweise gelungen, einen wichtigen Hinweis auf genau das Ziel zu vernichten, dem sich der Verspätete widmen sollte …

An Weihnachten betritt eine Schar reiselustiger und gut betuchter Menschen in Kapstadt die S.S.Poseidon. Ein gigantisches Kreuzfahrtschiff mit dem Zielhafen Australien. Die Besatzung erhielt zwar von den Behörden eine eindeutige Terrorwarnung, glaubt sich allerdings dank der eigenen Sicherheitscrew in Sicherheit. Mike Rogo, Angestellter einer Sicherheitsfirma und inkognito unterwegs, traut dem scheinbaren Frieden nicht. Völlig zu Recht, haben doch die Terroristen um den anfangs entkommenen Terrorzellenkopf bereits Bomben in Stellung gebracht und das Sicherheitssystem sowie den GPS Sender der Poseidon ausgeschaltet! Zwar gelingt es Mike, das Zünden einer der Bomben zu verhindern, doch eine weitere Explosion reißt ein großes Loch in die Außenwand der Poseidon. Das Schiff läuft mit Wasser voll und kentert einmal komplett durch. Kieloben treibt es auf dem Ozean.

Einige wenige Überlebende um Mike Rogo, den katholischen Bischoff August Schmitt und den TV Produzenten Jeffrey Eric Anderson beschließen, entgegen den Befehlen des Ersatzkapitäns, gen Kiel aufzubrechen und hoffen, auf dem Weg dahin, eventuell Möglichkeiten zu finden, um Rettungskräfte zu alarmieren. Es beginnt ein entbehrungsreicher und gefährlicher Kampf gegen das ansteigende Wasser und diverse Gefahren wie Feuer und dergleichen mehr …

Im Umfeld des Wolfgang Petersen Remakes des Katastrophenfilmklassikers “Die Höllenfahrt der Poseidon” beschloss die auf große TV Events spezialisierte Hallmark Produktionsschmiede ihre Sicht der Dinge für die Pantoffelkinos dieser Welt zu stemmen. Dabei unterscheidet sich ihre Sicht von dem Urposeidon und seinem Remake eigentlich nur in wenigen Punkten. Im Grunde wurde eigentlich nur die Welle mit Terroristen ausgetauscht. Viel mehr ist da nicht. Diesen Terroraspekt kann der Film sogar noch ein wenig mehr ausnutzen, als nur als Katalysator für die Haupthandlung, immerhin zerstören die Terroristen auch den GPS Sender und schneiden das Schiff allgemein von der Außenwelt ab, was das Aufbrechen der Gruppe, die zum Kiel will, nicht einmal ansatzweise so egoistisch erscheinen lässt, wie in Petersens etwas arg seelenlosem technischen Wunderwerk. Denn nun geht es darum, auch die anderen Passagiere zu retten und nicht nur die eigene Haut. Allgemein gelingt hier der Aufbruchpart wesentlich besser. Die Gruppe bricht nicht einfach so auf, sondern fragt, wer mit will (das hat Petersen ja irgendwie vergessen). Hier bricht die große Gruppe der Überlebenden dann eben auseinander, weil ein machtbesessener Ersatzkapitän den strammen Max markiert und es kommen Überlegungen hinzu, dass viele Verletzte und alte Leute sicher gar nicht den Strapazen des Weges gewachsen wären. Alles Punkte, die unserem Wolfgang nicht zu gefallen schienen, weshalb er sie wegließ. Mit dem Durchkentern des Schiffes saufen dann aber auch die meisten Terrorbezüge mit ab und man merkt eben, dass sie im Grunde nun mal wirklich nur die Handlung anschieben sollten. Es gibt nicht einmal Szenen, in denen sie rumjammern dürfen, dass sie das nur machten, weil ihnen so viele Ungerechtigkeiten wiederfuhren. Nichts dergleichen. Auch jegliche Charaktermomente bleiben aus. Zu einem derart sorglosen Umgang mit diesem Thema mag man stehen wie man will (aber man bedenke, dies ist nur ein Film), dennoch ist dieser Punkt symptomatisch für das Hauptproblem des Filmes: Klischees bis zum Erbrechen.

Die Terroristen sind NUR böse. Alle anderen NUR gut. Keine einzige Figur ist irgendwie ambivalent angelegt. Es gibt keinen Zyniker, kein Charakterschwein, nichts. Es sind in dem riesigen Schiff wirklich nur Heilige unterwegs. Darunter leidet vor allem die erste Stunde, die eher an eine Soap Opera denn an einen Film erinnert. Highlight bildet hier die unsagbar schlechte “Familie trennt sich, Familie wächst in der Not wieder zusammen” Substory um den Charakter Richard Clarke. Dieser Part schlägt so viele unfreiwillig komische und vor allem dumme Haken, dass man beim Auftauchen irgendeines Charakters aus diesem Plotzweig nur die Hände vor dem Gesicht zusammenschlägt. Ist die Poseidon dann endlich gekentert, nimmt das Tempo etwas zu. Die Betonung liegt auf etwas. Allerdings muss man auch zugeben, dass man gerade nach dem Kentern der Poseidon der Story nicht mehr so sehr folgt, weil man sich schon fragt, inwiefern das hier dargebotene Kenterungsszenario wirklich funktionieren könnte. Man labert immer etwas von einem besonders hohen Schwerpunkt des Schiffes, was man so auch glauben würde, nur das Ganze geht alles viel zu schnell. Kaum ist das Loch in der Außenwand (und dabei nicht größer als ein Mensch!) kippt das Schiff komplett! Fragt mich nicht, wie das in der Zeit gehen soll. Zumal irgendwie nur ein ziemlich abgeschotteter Bereich voll zu laufen scheint. Also keine großen Lagerungsbereiche oder dergleichen, sondern eher kleine Kombüsen und dergleichen. Sehr seltsam …

Auf jeden Fall findet sich dann die Gruppe zusammen, die zum Kiel will. Diese funktioniert eigentlich sehr gut und man hat eine schöne Mischung gefunden. Lustigerweise sind hier mal wieder … fast wie zu Zeiten des Originals … nur Weiße unterwegs. Hallmark hat es anscheinend nicht so mit Quotenfarbigkeit. Wobei ein Araber dabei ist. Der Oberterrorist, bei dem man sich fragt, warum man den unbedingt mitnehmen musste, wie der Sicherheitsmann Rogo meint. Seltsam. Egal. Der Film konzentriert sich bei weitem aber nicht nur auf diese Speerspitze des Aufbruches aus der Gefahrenzone. Er hat auch ein Auge auf das weitere Schicksal der im Ballsaal verbliebenen Menschen, auf Richard Clarke und seinen Seitensprung (ich erwähnte ja die Dummheit dieses Plotzweiges) und die Menschen, die versuchen, die Poseidon zu finden – seien es Radargucker oder ein Sealsteam auf dem Weg zur Unglücksstelle. Diese Aufteilung der Schauplätze kommt dem Film weitgehend zu Gute, denn alleine mit dem Trupp, der zum Kiel will, hätte der Film massive Probleme gehabt, sich über seine Laufzeit zu retten. Das liegt freilich an der doch arg beachtlichen Lauflänge und natürlich am Budget.

Denn die Hindernisse, auf die unsere Truppe hier trifft, sind dann doch recht unspektakulär und absolut kein Vergleich zu Petersens Film, bei dem die Höhepunkte des “Poseidon Anschlages” sogar für die Exposition zu ruhig und gesetzt verlaufen wären. Und wie das bei Fernsehfilmen eben so ist, setzt es hier alles, was eigentlich die Spannung kaputt macht: ewig langes, pathetisches Gelaber, Schwarzblenden in die Werbung, ziemlich langweilige Musik, teils schlechte Tricks und die Tatsache, dass man wirklich JEDEM aus der Gruppe zugucken muss, wie er das Hindernis überquert. Das man sich dabei auch noch enddämlich anstellt und auf einem 70-80 Zentimeter breiten Steg noch balanciert, als stünde man auf einem Schwebebalken, versteht sich da fast von selbst. Spannung will so leider zu keinem Zeitpunkt aufkommen, eher gepflegte Langeweile und viel unfreiwilliger Humor, etwa wenn eine alte Großmutter plötzlich zur Actionomi mutiert. Himmel.

Technisch ist “Der Poseidon Anschlag” insgesamt auf gehobenem TV Niveau. Insbesondere die Szenen abseits der Poseidon wissen zu gefallen: so ein erstaunlich druckvoller Sturm auf das Terroristenversteck und einige schöne Bilder in einem afrikanischen Dorf. Auf der Poseidon selber herrscht dann eher ein wenig der Sparfuchs. Die Interieurs wirken langweilig und alles andere als edel, wie es sich aber für ein Kreuzfahrtschiff gehören würde. Auch die in Außenaufnahmen veranschlagte Größe des Schiffes kommt im Inneren zu keinem Zeitpunkt zum Tragen. Ist die Katastrophe dann geschehen, geht es eh nur darum, ziemlich viel Müll in den Gängen treiben zu lassen. Das gelang ganz gut, an Ideen, vor allem eben kameratechnisch, mangelt es aber an allen Ecken und Enden. Die Effekte rangieren zwischen mies (in den Ballsaal strömende Wassermassen) und ganz nett (Kentern des Schiffes), sind aber immer als Effekte auszumachen und warum man für die Außenaufnahmen des Schiffes immer auf den PC zurückgriff und nicht einfach ein echtes Schiff abfilmte, entzieht sich auch vollkommen meines Verstehenshorizontes. Man stelle sich nur mal das Traumschiff als CGI Modell vor …! Die restlichen Effekte stellen Katastrophenfilmstandards dar und wurden mit Hand Made Effekten sehr solide umgesetzt.

Solide sind auch die darstellerischen Leistungen in “Der Poseidon Anschlag”. Hier fällt vor allem auf, dass man wirklich alles versammelte, was in den 80ern und frühen 90ern mal Rang und Namen hatte. Steve Guttenberg (“Police Academy”) hat hierbei als Richard Clarke den hirnverbranntesten und daher undankbarsten Charakter abbekommen und ist eigentlich ein einziges Ärgernis, obwohl er gar nicht einmal schlecht spielt. Aber so eine Figur will man einfach nicht sehen. C.Thomas Howell (“E.T.”/”Die rote Flut“) gibt den Schiffsarzt Ballard, kann dabei aber keine wirklich greifbare Figur entwickeln, weil er nicht zu dem Team gehört, das zum Kiel aufbricht. Am Ende kommt er zwar stärker ins Spiel, kommt aber über ein “ordentlich” nicht hinaus. Bryan Brown (“F/X – Tödliche Tricks“) spielt den australischen TV Produzenten Jeffrey Eric Anderson etwas zu sympathisch und ohne Ecken und Kanten. Gerade seine Figur hätte mit ein paar Zynismen und dergleichen mehr etwas Feuer in den “Poseidon Anschlag” bringen können. Immerhin ist er ja auch nur eine Medienhure. Den wahren Medienhurenpart übernimmt dann seine Begleitung, die ein französisches Popwunder darstellen soll, aber nur durch eine LOLige Szenenfolge auffällt, bei der sie erst ein grünes Kleid trägt, dann plötzlich ein rotes und das zieht sie dann auch noch aus, um fortan in Slip und BH durch die Trümmer zu klettern. Ganz ehrlich, bei der Kletterei wäre ich gerne dabei gewesen *lach*. Adam Baldwin (“Cohen und Tate”, “Firefly”) gibt Mike Rogo mit dem ihm eigenen verbissenen Gesicht und der ihn eigenen Unfähigkeit irgendwelche Gefühle zu transportieren. Das passt hier ganz gut zu seiner Rolle, ermüdet aber irgendwann auch ziemlich. Als Kapitän der Poseidon fungiert der immer verlässliche Peter Weller (“Robocop“), der hier zwar nicht viel mehr macht, als schmuck in Uniform da zu stehen und hier und da mal einen Befehl abzulassen, aber es ist einfach immer schön, den Mann beim Wirken zu sehen. Schade, dass er schon so früh abtreten muss, er hätte sicher den Rettungstrupp ziemlich bereichern können. Das Highlight ist aber Rutger Hauer (“Hitcher – Der Highwaykiller“), der als Bischoff August Schmitt das sympathische Rückgrat des Rettungsteams bilden darf, tolle Szenen mit der “Actionomi” hat (“Hui, Herr Bischoff, dafür hätte ihnen mein Manny jetzt aber ordentlich eine runtergehauen!”) und mehr und mehr zum Anführer der Gruppe mutiert. Ergo hat er die Gene Hackman Rolle aus dem Original abbekommen und er füllt sie sehr treffend aus. Sein Aussehen erinnert an seinen “Batman Begins” Auftritt, bei dem er sich ja recht schlank (im Vergleich zu vorhergehenden Filme) präsentierte und auch sein Schauspiel erinnert an seinen kleinen Batmanpart: Er ist engagiert bei der Sache, setzt häufiger mal sein schelmisches Lächeln auf und hat auch sonst die besten Szenen abbekommen. Für Rutger Hauer Fans ist der Film also so oder so – egal wie die Wertung ausfällt – Pflicht. Der Rest des Castes rangiert zwischen nervig (ein Balg, Juchu!) und Durchschnitt (die Reste des Rettungstrupps, die Terroristen usw.). Totalausfälle gibt es eigentlich keine zu beklagen.

Das Ergebnis ist ein Disastermovie, dem irgendwo das Desaster fehlt. Es gibt viel zu wenige Höhepunkte in dem viel zu langen Streifen. Auch das Heldenableben wirkt arg beliebig und teils uninspiriert eingewoben. Die Logik verabschiedet sich spätestens mit dem Sinken des Schiffes, von den Sicherheitsvorkehrungen vor dem Einschiffen der Passagiere und der Besatzung (wie bekommen die nur alle ihre Waffen aufs Schiff?) usw. ganz zu schweigen. Effekttechnisch ist auch nichts los. Sprich in allen technischen Sparten und beim Tempo liegt “Poseidon” von Woplfgang Petersen meilenweit vorn, natürlich. Auch atmosphärisch wirkte Petersens Streifen einfach beklemmender und beunruhigender. Alleine die überall treibenden Leichen in Wolfgangs Pott waren furchterregend. Hier wurden sie wohl alle im Wasser aufgelöst. Dafür hat “Der Poseidon Anschlag” mehr Menschlichkeit und Seele im kleinen Zeh als Petersens gesamtes Werk, auch und vor allem dank seines sehr sympathischen Casts und wirklich menschlich nachvollziehbaren Handlungen …

Die deutsche DVD von Pro 7 Entertainment (WVG Medien) wirbt mit dem Aufdruck Extended Special Edition und einer Laufzeit, die rund 15 Minuten über der der TV Ausstrahlungslaufzeit liegt. Was für Szenen und ob überhaupt neue Szenen hinzugekommen sind, vermag ich leider nicht zu sagen.

In diesem Sinne:
freeman

Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love

Copyright aller Filmbilder/Label: WVG Medien__FSK Freigabe: ab 12__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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