Originaltitel: Coming to America__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: John Landis__Darsteller: Eddie Murphy, Arsenio Hall, Shari Headley, James Earl Jones, John Amos, Madge Sinclair, Paul Bates, Eriq La Salle, Frankie Faison, Samuel L. Jackson, Vondie Curtis-Hall, Cuba Gooding Jr., Garcelle Beauvais, Ruben Santiago-Hudson, Don Ameche, Ralph Bellamy u.a. |
„Der Prinz aus Zamunda“ markiert die Wiedervereinigung eines Comedy-Erfolgsteams: Fünf Jahre zuvor hatten Hauptdarsteller Eddie Murphy und Regisseur John Landis die Kassen mit „Die Glücksritter“ klingeln lassen, wobei Murphy damals noch Dan Aykroyd als weitestgehend gleichwertigen Partner an seiner Seite hatte, hier nur einen prominenten Sidekick.
In einem weiteren Punkt schließt „Der Prinz aus Zamunda“ an „Die Glücksritter“ an, denn auch dieser Streich karikiert die Exzentrik der Reichen. Dabei treibt Regisseur John Landis („Die Again“) das Ganze mit seinem Drehbuchautoren David Sheffield („Police Academy 2“) und Barry W. Blaustein („Der verrückte Professor“) genüsslich auf die Spitze, kann er den Film doch im fiktiven Zamunda ansiedeln, wo Prinz Akeem (Eddie Murphy) gerade seinen 21. Geburtstag feiert, aber fast nichts selbst tun kann. Vom Zähneputzen bis zum Waschen nimmt sich die Dienerschaft jeder Unannehmlichkeit an, ehe er mit seinem Vater, König Jaffe Joffer (James Earl Jones), und seiner Mutter, Königin Aoleon (Madge Sinclair), an der überdimensionierten Tafel sitzt. Das mag mit seinem abenteuerlich-überspitzten Charakter keine beißende Satire sein, doch „Der Prinz aus Zamunda“ treibt das Gedankenspiel von den Streichen der Superreichen mit Witz und Verve auf die Spitze.
Natürlich kann die royale Afrika-Folklore dann auch den Aufhänger für den eigentlichen Plot abgeben, denn als moderner junger Mann ist Akeem nur bedingt begeistert, als man ihn mit einer ihm ergebenen Prinzessin bar jeder eigenen Persönlichkeit vermählen will. Während weder seine Eltern noch sein persönlicher Diener Semmi (Arsenio Hall) diesen Bruch mit Traditionen verstehen wollen, kann Akeem immerhin mit Daddy einen Aufschub der Hochzeit aushandeln. Vermeintlich, um sich in New York noch einmal so richtig die Hörner abstoßen zu können, tatsächlich, um nach einer Braut im Big Apple zu suchen. Ein ideales Feld für Fish-out-of-water-Comedy, wenn man den gut gelaunten, kreuznaiven Akeem auf eine amerikanische Metropole loslässt, die Ende der 1980er immer noch von ihrem Status als Verbrechenshauptstadt zehrte. Das Viertel Queens hält er des Namens wegen für äußert royal und sucht dort gleich eine Butze.
Weil Akeem nicht für seinen Reichtum geliebt werden möchte, gibt er sich und Akeem als arme Schlucker aus. Die Brautsuche gestaltet sich angesichts exzentrischer New Yorker Damen aber als kompliziert, ehe er bei einem Community-Meeting in Queens die smarte Lisa McDowell (Shari Headley) erblickt…
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Der Mainplot von „Der Prinz aus Zamunda“ ist ziemliche RomCom-Standardkost. Denn nachdem Lisa Akeem erst einmal bemerken muss, nähern sich die beiden an, doch da sind natürlich die üblichen Hindernisse und Widrigkeiten. Vor allem Lisas besitzergreifender Freund Darryl Jenks (Eriq La Salle), der allerdings so offensichtlich in die Schmierlappen-Kategorie fällt, dass es eigentlich nur eine Frage der Zeit ist, bis sie diesen in den Wind schießt – ein gut getimter Heiratsantrag seinerseits macht da auch nur wenig aus. Auf der anderen Seite sind natürlich die üblichen Familienprobleme: Werden Akeems Eltern eine Bürgerliche als Zukünftige ihres Sohnes überhaupt akzeptieren? Und Lisas Vater Cleo (John Amos) ist als reicher Besitzer einer Fast-Food-Kette auch nicht erfreut, wenn seine Tochter sich für einen vermeintlich mittelosen Austauschstudenten interessiert. Genug Konfliktpotential für rund 110 Minuten, ehe sich alles in Wohlgefallen auflöst und die wahre Liebe das große Happy End garantiert.
Das macht aber nichts, denn Landis und seine Darsteller haben wesentlich mehr Spaß an dem launigen Culture Clash, den sie mit skurrilen Figuren und absurden Situationen aufplustern. Da versteht der naive Akeem die rüde New Yorker Mentalität falsch und hält die „Fuck you“-Sprüche und sonstige Beleidigungen für Höflichkeitsbekundungen, da sitzen im Barbershop afro- und italoamerikanische Opas und palavern über Sport (vor allem Boxen), da legt ein windiger Reverend auf der Bühne richtig los. Viele dieser Figuren werden von Eddie Murphy und Arsenio Hall in Mehrfachrollen gespielt, die mit Make-Up und Mimikeinsatz diese schrägen Vögel zum Leben erwecken, aber dadurch durchweg für gute Laune sorgen.
Dass „Der Prinz aus Zamunda“ dabei nicht nur in kleine Einzelszenen und Vignetten zerfällt, liegt an der Comedy um Schein und Sein. Verzweifelt versucht Akeem seine Identität zu verstecken, was angesichts des luxusverwöhnten Semmi und Zamundaer Exilanten in New York nicht so einfach ist, was wiederum zu amüsanten Missverständnissen führt (etwa wenn ein Untertan vor Lisa von einem unglaublichen Erlebnis mit Akeem auf der Stadiontoilette schwärmt). Dabei hat das Ganze sogar einen satirischen Kern: Lisas Vater ist ein geiziger Kapitalist, der seine Angestellten ausbeutet und seine Restaurantidee McDowell‘s entgegen anderslautender Beteuerungen eindeutig von McDonald‘s geklaut hat, womit der Geldadel in den USA nicht besser als die Royals aus Zamunda ist. Das ist keine großartige Kapitalismuskritik, so wie auch die Formel, dass Liebe besser als Geld oder Stand ist, ebenfalls zu den Weisheiten aus dem Märchenbuch gehört. Doch „Der Prinz aus Zamunda“ beackert das Feld der Täuschungs- und Verwechslungskomödie auf dieser Basis durchaus fruchtbar und leistet sich einen wunderbaren Gag mit „Die Glücksritter“-Bezug, wenn Don Ameche („Oscar – Vom Regen in die Traufe“) und Ralph Bellamy („Die gefürchteten Vier“) ihre Rollen aus dem Quasi-Vorgänger als inzwischen verarmte Duke-Brüder wiederbeleben.
Sowieso gibt es gerade bei den kleinen Parts viel zu sehen. Nicht nur die zahlreichen weiteren Rollen der beiden Hauptdarsteller, die man entdecken kann, sondern auch Samuel L. Jackson („Kingsman: The Secret Service“), Cuba Gooding Jr. („Machete Kills“) und Vondie Curtis-Hall („Stirb langsam 2“) in frühen Rollen. James Earl Jones („Karate Tiger IV – Best of the Best“) spielt groß auf als ignoranter, aber doch gutherziger König, wird aber von dem anderen Schwiegervater in spe noch übertroffen: John Amos („Bad Ass 3“) ist eine Schau als altväterlicher, knauseriger Patriarch, der sich wohlmeinend gibt, aber insgeheim recht kleinlich ist. Aber die Hauptattraktion sind natürlich Eddie Murphy („Nur 48 Stunden“) und sein Sidekick Arsenio Hall („Black Dynamite“), die sich launig die Bälle zuspielen. Auf Murphys Kodderschnauze und Schlitzohr-Charme aus früheren Erfolgen muss man verzichten, aber das liegt in der Natur der Rolle. Und auch auf leicht anderem Terrain macht sich der Starkomiker wunderbar, ebenso wie Hall. Neben dieser männlichen Star- und Darstellerpower gehen die Frauen etwas unter: Selbst Shari Headley („Veronica Mars“) legt ihre Lisa so an, dass man verstehen kann, warum sich Akeem für sie entscheidet, gibt das Love Interest als starke, selbstbestimmte Frau, hat aber dann doch weniger mehr zu tun als den Plotmotor am Laufen zu halten – die Gags und die Highlights, die bekommen die Männer ab.
„Der Prinz aus Zamunda“ war schon 1988 nicht unbedingt revolutionär in Murphys Filmographie, eine routinierte Mischung aus RomCom und Fish-out-of-water-Geschichte, die dank der starken Hauptdarsteller, John Landis‘ Regie und des gelungenen Comedy-Timings wie geölt funktioniert. Natürlich ist der Film, gerade gegen Ende, reichlich stromlinienförmig und märchenhaft, aber dafür auch ziemlich vergnüglich und kurzweilig.
Die deutsche DVD und Blu-Ray des Films kommen von Paramount und bieten entweder gar kein Bonusmaterial (Blu-Ray) oder nur den Trailer zum Film (Einzel-DVD). Lediglich die 2-Disc-Royal-Edition auf DVD bietet noch eine Bonus-Disc mit ein paar Making Ofs, Featurettes und einer Fotogallerie.
© Nils Bothmann (McClane)
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