Originaltitel: The Toy__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1982__Regie: Richard Donner__Darsteller: Richard Pryor, Jackie Gleason, Ned Beatty, Scott Schwartz, Teresa Ganzel, Wilfrid Hyde-White, Annazette Chase, Tony King, Don Hood, Karen Leslie-Lyttle, Virginia Capers u.a. |
Französische Komödienhits wurden in den 1980ern und 1990ern gern fürs amerikanische Publikum geremaked, da Synchros in den USA selten sind und Untertitel nicht gern gelesen wurde, weshalb Francis Vebers „Das Spielzeug“ als „The Toy“ (hierzulande „Der Spielgefährte“ genannt) eine Neuverfilmung unter der Regie von Richard Donner („Der Tag des Falken“) erfuhr.
Einen wichtigen Unterschied gibt es jedoch bei der Hauptfigur: Geriet im Original Pierre Richard als mittelloser Journalist in die moderne Sklaverei, so handelt es sich Jack Brown (Richard Pryor) um einen Schwarzen. Bei diesem sieht es finanziell allerdings auch übel aus, da er arbeitslos ist, von der Veröffentlichung eines von ihm geschriebenen Buches träumt und 10.000 Dollar Hypothek für sein Eigenheim abzuzahlen hat, während die Bank aufgrund diverser verpasster Raten mit den Hufen scharrt. Das passt natürlich ziemlich gut in die Zeit der Reaganomics, als nicht nur die Lebensbedingungen für die ärmeren Bevölkerungsschichten härter wurden, sondern auch Teile der Gesellschaft deutlich konservativer wurden.
In der finanziellen Not sucht er das Unternehmen des Medienmoguls U.S. Bates (Jackie Gleason) auf um dort um eine Stelle zu bitten – allerdings nicht als Journalist, sondern als Putzfrau. Nach ersten Pannen wird er beobachtet wie er des Nachts beim Saubermachen in der Spielwarenabteilung rumalbert, was den 10jährigen Eric (Scott Schwartz), den Sohn von U.S., dermaßen amüsiert, dass er Jack als Spielzeug haben will – schließlich sagte sein Vater ja, er dürfe sich aus dem Laden aussuchen was er wolle. Das ist als Prämisse natürlich heikel und tatsächlich wurde der Film heftig attackiert; allerdings muss man es Donner und seiner Autorin Carol Sobieski („Money for Nothing“) lassen, dass sie sich der Problematik bewusst sind und diese durchweg im Film angesprochen wird.
So sind auch U.S. und sein Personal erst einmal entsetzt, während der verwöhnte Eric seinen Kopf durchsetzen will. Mit dem Versprechen einer großzügigen Bezahlung ködert U.S. den mittellosen Jack, damit dieser für eine Woche Erics Spielgefährte ist, ehe dieser wieder in sein Internat zurückgeht…
httpv://www.youtube.com/watch?v=4mjqWFB_tBI
Message Movie und lockerleichte Komödie in einem, das ist eine schwere Kombination, die durchaus funktionieren kann, hier allerdings daran krankt, dass „The Toy“ seine beiden Pole nicht wirklich vermengt bekommt. So werden die gesellschaftlichen Probleme, die hinter dem unfassbaren „Kauf“ (oder zumindest der kostenpflichtigen „Ausleihe“) eines schwarzen Mannes stehen, angerissen, als moderne Sklaverei dargestellt und mit dem Arm-Reich-Gefälle der amerikanischen Gesellschaft (in der Afroamerikaner häufig benachteiligt sind) in Verbindung gebracht. Noch dazu war Pryor für seine Kritik an gesellschaftlichen Missständen in seinen Stand-Up-Nummern bekannt, doch hier bleibt es bei Ansätzen, ehe die Probleme in Nullkommanichts auf ganz banale Weise gelöst werden. In einer drehbuchseitig vollkommen unmotivierten Sequenz etwa hält U.S. auf einmal eine Party ab, die als verdeckter Fundraiser für den KKK fungieren soll, ein paar Protestler tauchen auf, werden jedoch von Jack weggeschickt, denn der hat eine andere Lösung parat: Mit den Einsitzerminiautos und -motorrädern, von denen Eric so viele besitzt, fahren Jack und Eric einfach diverse Tische und Zelte um, erzählen kurz laut worum es bei der Party wirklich geht und starten (unabsichtlich) eine Tortenschlacht. Danach werden U.S.s mögliche Verbindungen zum KKK nie wieder angesprochen und die Szene bleibt einfach ein Aufhänger für aufwändigen Slapstick und Stunts mit den kleinen Vehikeln.
Diese spielen häufig eine Rolle und sind ein weiterer befremdlicher Faktor in dem Film: Einerseits geißelt „The Toy“ lieblosen Materialismus, denn Eric hat zwar alles, nur nicht die Aufmerksamkeit und Liebe seiner Vaters oder Freunde, wobei er genau jene Sachen lieber möchte als den teuren Plunder, mit dem man ihn in sein Spielzimmer abschiebt. Andrerseits bezieht der Film viele seiner Schauwerte aus der Vorführung ebenjener Gerätschaften, worin sich oft eher Bewunderung für die Möglichkeiten (mit dem Miniauto durchs Haus brettern usw.) ergibt als satirischer Blick auf den Konsumwahn der 1980er.
Zudem ist „The Toy“ ein äußerst grober, unsubtiler Film: Der britische Butler ist tatterig, aber im Herzen gut, die gestrenge deutsche Gouvernante schaut abends auf dem Fernseher Hitlerreden und verspürt beim Anblick des schwarzen Jack krudes sexuelles Verlangen, das sie natürlich öffentlich bestreiten wurde, und bei U.S. aktueller Ehefrau, einem blondiert-dümmlichen Trophy Wife, fallen die Knödel beinahe aus der Bluse. Wird es einmal emotional, dann wird die Tonspur mit schmalziger Betroffenheitsklaviermusik zugekleistert, damit auch der dümmste Zuschauer kapiert, dass es jetzt gerade herzig sein soll. Und das Ende ist eine Moralinbombe sondergleichen, wenn gute Worte alles richten und der sonst so hartherzige U.S. ein Einsehen hat.
Ein weiteres Problem ist die Dramaturgie, die eher Episoden aneinander montiert, als eine flüssige Geschichte: Eric malträtiert Jack erst, dann werden sie ruckzuck Freunde, dann geben sie eine Zeitung über die Zustände im Bates-Haushalt heraus, was aber ohne Folgen bleibt usw. Und doch hat „The Toy“ bei all seiner Fehler eine Stärke und die heißt Richard Pryor („Zum Teufel mit den Kohlen“). Der ist zwar verhältnismäßig zahm unterwegs und wird (wie viele andere Akteure) oft für dümmliche Gags um Hinfallen, Sachen auf den Kopf bekommen und Augenrollen verschenkt, bekommt aber auch starke Slapsticknummern serviert: Seine Nummer mit Wonderwheel im Spielzeugladen ist ganz große Klasse ebenso seine Fahrt zur Jobsuche, bei sein Kopfhörer ihn davon abhält den Straßenverkehr wahrzunehmen und er so diverse Unfälle verursacht. Im Original gibt es auch nette Wortspiele (etwa „Master Bates“, das wie „masturbates“, klingt oder die Aussprache von „U.S.“ als „You Ass“).
Jackie Gleason („Ein ausgekochtes Schlitzohr“) als weltfremder Machtmensch gibt den Ungerührten neben Pryors eher hysterische Comedyroutine und liefert damit einen wunderbaren Gegensatz, während Scott Schwartz („Centurion Force“) als kindlicher Tyrann doch eher mäßig spielt, wenngleich er auch nicht den Nervfaktor manch anderer Filmblagen besitzt. Eher verschenkt dagegen ist Ned Beatty („Shooter“), der schon unter Donners (Teil-)Regie in den ersten zwei „Superman“-Filmen mitspielt und neben Pryor in „Silver Streak“. Ironischerweise spielte Pryor im Folgejahr in „Superman III“ mit, an dem weder Donner noch Beatty beteiligt waren.
Im Grunde genommen ist die Grundidee von „The Toy“, gerade mit Blick auf seinen kulturellen Kontext hervorragend und eine absolute Remake-Berechtigung, doch es ist schade, dass das (durchaus kompetente) Team hinter dem Film eine episodische, simple und unsubtile Revue von Comedy- und Slapsticknummern von schwankender Qualität daraus gemacht. Immerhin: Richard Pryor bekommt gelegentlich Raum zum Glänzen, was den Film gerade noch so ins (untere) Mittelmaß rettet.
Knappe:
In Deutschland ist der Film nur auf VHS erschienen. In den USA gibt es eine DVD von Columbia Tristar sowie eine Blu-Ray und eine DVD-Neuauflage von Image Entertainment.
© Nils Bothmann (McClane)
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