Direkt nach der Pressekonferenz mit den „Expendables“-Stars Sylvester Stallone, Jason Statham, Antonio Banderas, Wesley Snipes und Kellan Lutz wartete ein weiteres großes Abenteuer auf mich. Ein Roundtable Interview mit Wesley Snipes und Kellan Lutz. Ein Roundtable-Interview ist genau das, was der Name besagt: Man hockt mit anderen Journalisten (in meinem Fall fünf weitere) um einen runden Tisch und spricht mit den Stars.
Kellan Lutz betrat als erster die Szenerie, begrüßte die Journalisten reihum per Handschlag und ließ sich mit seiner Red Bull Büchse auf einen der freien Stühle fallen. Der wirklich enorm große, junge Actiondarsteller kam schon wie in der Pressekonferenz sehr sympathisch, allerdings auch ziemlich kaputt rüber. Die letzten Premieren hatten offensichtlich ihre Spuren hinterlassen. Wesley Snipes stieß kurz darauf zu der Runde. Auch er begrüßte alle Anwesenden mit Handschlag und setzte sich direkt auf den Stuhl neben mir. Was mich von Anfang an beeindruckte, war, wie unfassbar relaxed Snipes rüberkam. Er schien vollkommen in sich zu ruhen und beantwortete alle Fragen sehr überlegt und erschöpfend. Mir ist wirklich am meisten in Erinnerung geblieben, dass ich während des Interviews mit ihm einfach nur dachte: „Was für eine coole Sau!“ Das Gespräch begann, indem eine Journalistin der Runde ein Thema der Pressekonferenz wieder aufnahm…
Wesley Snipes und die Kampfkünste bzw. Martial Arts
Wir haben bei der Pressekonferenz viel über Jasons und Sylvesters Verletzungen gehört. Wie sah es dahingehend bei dir aus, Wesley?
Wesley Snipes: Ein gebrochenes Herz, das ist alles… Nein, ich habe bei diesem Film keine Verletzungen davongetragen. Ich habe mir im Vorfeld geschworen, dass ich gesund in das Projekt starte und genauso das Projekt auch beende. Denn ich habe mich in all meinen anderen Actionfilmen zur Genüge verletzt. Keine schlimmen Verletzungen, aber es passiert schon, dass man sich etwas zerrt oder gar bricht. Bei „Blade“ wurde ich beispielsweise mehrere Male in Stücke geschnitten *lacht*. Darum habe ich mir vorgenommen, diese Dreharbeiten einmal ohne Verletzungen durchzustehen.
Trainierst du immer noch Martial Arts?
Wesley Snipes: Ja! Ich trainiere jeden Tag! Ich denke, ich wurde inzwischen auch ein bisschen besser und weiser. Das Ding ist, wenn du nicht trainierst, aber einen Typ spielen sollst, der Kampfsport beherrscht, dann leidet darunter vor allem das Timing in den Actionszenen. Das war auch eine meiner größten Sorgen vor dem Start der Dreharbeiten zu dem Film. Habe ich noch das Timing, den Rhythmus und vor allem die Ausdauer? Denn gerade Action- filme verlangen nach viel Ausdauer! Ich wollte nicht nur aussehen als sei ich in Form, sondern ich wollte es von Aufnahme zu Aufnahme auch wirklich sein!
Kellan, welche Stars sind die fittesten unter den Expendables…?
Wesley Snipes: Ich möchte dir gar nicht ins Wort fallen, auch wenn ich es tue…
Kellan Lutz: Es ist ok, lass mich nur gut aussehen…
Wesley Snipes: Was Kellan sagen würde, ist, dass Randy Couture und Terry Crews das intensivste Workout von uns allen machen. Sie haben permanent trainiert. Selbst nach einem 14-15stündigen Drehtag gingen die beiden noch ins Gym und trainierten! Das würde Kellan zu der Frage sagen.
Kellan Lutz: Genau das hätte ich gesagt. *lachen*
Wesley, kannst du uns sagen, wann und warum du angefangen hast, Martial Arts zu trainieren?
Kellan Lutz: Das ist eine gute Frage…
Wesley Snipes: Oh ja… Als ich klein war. Ich war wirklich sehr klein. Und ich wuchs in der Bronx auf. In den 70er Jahren. Das heißt, ich musste mich selbst beschützen können und wollte mich aus jeglichem Ärger rund um Gangs usw. heraushalten. Meine Mutter ergriff dann die Initiative und schubste mich in die richtige Richtung. Zunächst nahm ich im Übrigen Tanzstunden und erst danach Martial Arts Trainingsstunden.
Kellan Lutz: Mit welchem Kampfsport bist du eingestiegen?
Wesley Snipes: Shotokan-Karate
Kellan Lutz: Was hat es mit dem Tanz auf sich? Meldete dich deine Mutter aus einem bestimmten Grund dafür an?
Wesley Snipes: Ich habe schon immer gerne getanzt. Auch die Leute meiner Nachbarschaft waren verrückt danach zu tanzen. Genau wie meine Verwandtschaft. Von afrikanischen Tänzen über modernen Tanz bis hin zum Breakdance gehörte das Tanzen einfach dazu.
Haben dir die Martial Arts Kenntnisse geholfen, in den Straßen zu überleben?
Wesley Snipes: Sie halfen mir, in Hollywood zu überleben. *lacht* Die Kampfsportarten helfen dir einfach, dich auf das Wesentliche zu fokussieren. Ich hatte auch nicht viele gefährliche Situationen auf den Straßen der Bronx auszustehen. Für mich geht es letztlich darum, immer weiter danach zu streben, ein noch besserer Kampfsportler zu werden und dabei zu lernen, genau solchen brenzligen Situationen aus dem Weg zu gehen.
Inwiefern haben dir deine Kampfsportfähigkeiten in Hollywood geholfen?
Wesley Snipes: Nun, ich habe eine ganze Menge an Leuten umgehauen. Nein, das ist nicht wahr. *lacht* Das war nur ein Witz. Du brauchst einfach viel Ausdauer, auch mentale, um in Hollywood zu bestehen. Das ist nichts für ängstliche Seelen und schwache Gemüter. Und genau da helfen dir natürlich auch die Lehren der Kampfkünste…
Kellan Lutz: Wurdest du schon einmal in der Bar mit dem Namen von einem deiner Filmcharaktere angesprochen und sie wollten dir dann in den Hintern treten?
Wesley Snipes: Ein einziges Mal. Es dauerte nicht sehr lange. *Lutz nickt anerkennend*
Wesley Snipes und sein Mitwirken in „The Expendables 3“
Ist etwas ähnliches auch am Set passiert, allerdings mehr in dem Sinne: Wer ist der bessere Kämpfer?
Wesley Snipes: Nein… Darüber denken wir gar nicht nach. Da passiert nicht mehr, als dass man sich vor den Dreharbeiten begegnet, sich genau mustert und fragt: Und, wie geht es? Ich habe deinen letzten Film sehr gemocht… Mehr als ein solches Abchecken gab es da nicht.
Sind die Vorbereitungen vor einem solchen Ensemblefilm anders, als bei anderen Filmen? Will man besser bzw. fitter aussehen als die anderen Actionikonen?
Wesley Snipes: Ich dachte mir im Vorfeld, dass es klug wäre, eine Nische für mich zu finden. Eine Linie, für mein Schauspiel zu finden. Mir ging es nicht darum, die anderen zu übertrumpfen. Ich wollte zwischen all den anderen einfach nur nicht untergehen und darum etwas finden, das mir eine gewisse Einzigartigkeit unter den anderen gibt. So entwarf ich den auf der einen Seite ziemlich verrückten Kerl, der sich andererseits vor allem durch seine große Dynamik von den anderen abhebt. Und ich wollte etwas Humor einbringen.
Betrachtest du deinen Auftritt in „The Expendables 3“ als eine Art Comeback?
Wesley Snipes: Absolut. Es ist einfach aufregend, wieder zurück im Spiel zu sein. Es ist genauso aufregend, wieder an einem großen Actionset zu agieren. Noch aufregender ist es, neben all diesen großen Stars aufzutreten… diesen großartigen Persönlichkeiten. Da fühlt man sich wie das Kind in der Süßigkeitenfabrik.
Was magst du an den „The Expendables“ Filmen am meisten? Ist es die Nostalgie, die Action oder sind es die selbstironischen Spitzen?
Wesley Snipes: Wenn ich ehrlich bin, ist es vor allem die Möglichkeit, mit den Kerlen abzuhängen, neben ihnen zu spielen und Spaß zu haben!
Kellan Lutz: Yeah!
Wesley Snipes: Ich habe immer davon geträumt, Teil eines Sportteams zu sein. Ich hatte nie die Gelegenheit für Teamsport, da ich mich immer mehr auf Einzel-Sportarten konzentriert habe. Ich wollte schon immer wissen, wie es sich anfühlt, im Team eine Meisterschaft zu gewinnen, sich gegenseitig zu umarmen und sich gegenseitig mit Gatorade oder Champagner zu begießen. Die „Expendables“ bringen mich aktuell diesem Traum bzw. Wunsch am nächsten.
So wurde Kellan Lutz Teil der „Expendables
Kellen, ist es eine gute Sache, die Kriterien zu erfüllen, um in einem „Expendables“-Film mitzuspielen?
Kellan Lutz: Ich denke, wenn du ein Fan des Franchises und ein Fan der Filme bist, dann ist es definitiv eine Ehre, als potenzieller Schauspieler für eine Rolle in einem „Expendables“-Film zu gelten. Wir sind alle mit vollem Herzen Athleten/Sportler. Teil der „Expendables“ zu sein, fühlt sich einfach an, als wäre man in einem Football-Team. Ok, mit einem Girl darunter, das uns allen in den Hintern treten kann… Ronda (Rousey) ist echt ein taffes Mädchen! Während sie vor der Kamera stand, trainierte sie nebenher für einen großen Kampf… Zurück zu der Frage: Wenn du also mit lauter Sportlern arbeitest und Teil desselben Teams bist, kommst du durch die anderen immer besser auf der großen Leinwand rüber. Sie lassen dich gut aussehen. Sei es in den Dialogen oder in den Actionszenen. Und du selbst versuchst dementsprechend auch immer, die anderen besser aussehen zu lassen. Und dadurch kommst wiederum du selbst besser rüber. Und so ist es für uns alle einfach, in einem Film wie „The Expendables 3“ die entsprechenden Rollen aufzunehmen und mit ihnen zu arbeiten.
Erinnerst du dich an das erste Mal, als du Sylvester Stallone getroffen hast?
Kellan Lutz: Ja, es war in seinem Haus, als ich für den ersten „The Expendables“ vorgesprochen habe. Das war 2009. Ich hatte gerade „Twilight“ beendet und ich denke, es waren um die 15 Kilo, die ich danach zugelegt hatte, um nicht mehr der relativ dürre Kerl aus den Vampirfilmen zu sein. Ich hatte kurz zuvor einen weiteren Film gedreht und mich dabei wirklich schwer verletzt. Man konnte dabei gar nicht mehr von einem blauen Auge sprechen. Es schien schwarz zu sein. Ich ging also so in das Vorsprechen und mein Äußeres schien ihn ziemlich zu beeindrucken. Er meinte: „Ich mag den Kerl, er passt gut ins Team!“ Ich war wirklich aufgeregt und eigentlich so gut wie drin, doch dann wurde meine Rolle aus dem Drehbuch gestrichen. Sie wollten auf die Veteranen fokussieren. Ich wollte also wirklich bei den „Expendables“ mitmischen und war ziemlich froh, als die Idee für die jungen „Expendables“ wieder aufgenommen wurde. Also traf ich Sly erneut in seinem Haus. Hauptantrieb war Avi Lerner, der meinen Film „The Legend of Hercules“ produziert und dabei gesehen hatte, dass ich in die Rolle eines der jungen „Expendables“ passen würde. Er sagte zu mir: „Geh und überzeuge Sly und die Rolle gehört dir!“ Und das tat ich. Begünstigend kam hinzu, dass Slys drei Töchter große „Twilight“-Fans sind. Also setzten wir uns zusammen und diskutierten ein paar Ideen für meine Rolle durch.
Wesley Snipes und die großen Stars des Actiongenres
Beschleichen dich nostalgische Gefühle, wenn du auf die glorreichen Actionzeiten zurückschaust, als diese Filme noch ins Kino kamen und die Stars derselben ECHTE Superstars waren?
Wesley Snipes: Ich weiß nicht, ob man da wirklich von den guten alten Zeiten sprechen kann. Ich bin wirklich ein Fan der ikonischen Darsteller, die in „The Expendables 3“ mitwirken. Seien es Mel Gibson mit seinen „Mad Max“-Filmen, Harrison Ford mit den „Star Wars“-Filmen oder Sly mit „Rocky“ und „Rambo“. Die Chance, nicht nur mit diesen Kerlen zu arbeiten, sondern sie auch zu treffen, war sehr sehr aufregend! Es ist eigentlich erstaunlich, dass sich in unserer Filmindustrie die Wege der einzelnen Schauspieler so selten kreuzen. Immer arbeitet irgendjemand wo anders… So war es für mich die erste Gelegenheit, ein paar dieser Schauspieler überhaupt einmal aus nächster Nähe zu erleben!
Wie sehr spielt diese Begeisterung für das Genre in dein Engagement für einen Film hinein?
Wesley Snipes: Nun, sie hält dich einfach im Spiel. Sie bringt dich, sozusagen, auf das Spielfeld. Dort musst du dann abliefern, etwas Neues einbringen und den Ball über die Torlinie transportieren. Du musst immer bereit sein, etwas Neues zu kreieren. Etwas, das frisch ist. Das ist eine der Herausforderungen, denen sich ein Schauspieler jeden Tag stellen muss. Du musst dich selbst frisch halten und die Charaktere, die du entwirfst, müssen interessant und unterhaltsam sein.
Kann die Welt der Stars Welsey Snipes und Kellan Lutz noch beeindrucken?
Ihr habt in „The Expendables 3“ neben Leuten wie Stallone, Ford oder Gibson gespielt. Kann euch die Welt der Stars oder gar ein ganz spezieller Star noch beeindrucken?
Wesley Snipes: Absolut! Ich wollte schon immer unglaublich gerne Jet Li treffen. Und ich traf ihn tatsächlich einmal vor den „The Expendables 3“ Dreharbeiten. An einem Set eines Filmes, den er mit Sammo Hung drehte. Vor Ort besuchte ich also Sammo Hung und freute mich vor allem auf ein Treffen mit Jet und malte mir ein großartiges Gespräch mit ihm über Martial Arts aus. Welche Unterschiede in der Inszenierung von Martial Arts Szenen in China und in den USA bestehen und so weiter. Und dann? Nichts! Er hatte nichts zu sagen. Wir begrüßten uns kurz und schon war er verschwunden *Kellan Lutz lacht sehr amüsiert*. Ich habe mehr mit seiner Entourage über alle möglichen Sachen geredet als mit Jet. Das war wirklich ein wenig enttäuschend, denn eigentlich wollte ich so gerne mit dem Kerl abhängen. Also ja, Stars üben auch auf mich eine gewisse Faszination aus *Kellan lacht erneut*.
Kellan Lutz: Für mich ist das Ganze einfach sehr aufregend. Ich komme aus dem Mittelwesten, wo ich mit sechs Brüdern aufgewachsen bin. Wir alle haben die Kerle, mit denen ich jetzt spiele, nachgemacht und uns gegenseitig in den jeweils bekanntesten Rollen fertiggemacht. Ich war dabei meistens Dolph. Denn ich liebte He-Man. Wir tollten also alle herum und spielten unseren Lieblings-Action-Helden. Wir hatten da im Grunde schon den „Expendables“-Cast zusammen, bevor es jemals einen „Expendables“-Film gab *Wesley lacht*! Das besondere ist für mich also weniger der Rummel um die Stars selbst als vielmehr das tolle Gefühl, nun neben ihnen auftreten und mit ihnen in Ärsche treten zu dürfen.
Wesley Snipes: Ich bin vor allem auch ein Filmfan. Und es gibt da immer Leute, die irgendwann DIE Frau oder DER Kerl für mich sind. Und wenn ich ihnen dann begegne, reagiere ich, als würde ich zum ersten Mal in meinem Leben einem Filmstar begegnen oder als hätte ich selbst noch nie in einem Film mitgespielt. Ich kann mich dahingehend noch genau daran erinnern, wie ich James Coburn traf. Ich habe mich wie ein kleines Mädchen aufgeführt: „Mr. Coburn, oh my God…“ *Wesley und Kellan lachen*
Welcher Film hat dich am meisten beeinflusst?
Wesley Snipes: Ich würde es nicht auf einen einschränken. Ich wurde von all den Filmen des Black Cinemas in den 70ern beeinflusst, aber auch von den Run Run Shaw Filmen, die aus Asien kamen, von Sonnabend-Nachmittag Martial Arts Flicks über „Bullit“ bis „French Connection“. „Einer flog über das Kuckucksnest“ oder „Shining“ wegen Jack Nicholson. Oder „Blackula“ mit William Marshall… Über den Film habe ich häufig nachgedacht, als wir die „Blade“-Filme machten.
Kellan Lutz über die „Expendables“ Mickey Rourke und Scott Adkins
Kellan, in „Java Heat“ hast du neben dem „Expendable“ Mickey Rourke gespielt. In „Legend of Hercules“ dagegen gegen „The Expendables 2“-Bösewicht Scott Adkins gekämpft. Hast du dich mit den beiden darüber unterhalten, wie es ist, zu dem Franchise zu gehören? Hast du dir eventuell sogar Tipps geholt, wie man ein „Expendable“ werden kann?
Kellan Lutz: Die Sache ist, dass wenn du Filme drehst, sie häufiger erst Jahre später heraus- kommen. Ich arbeitete mit Mickey in Indonesien vor einigen Jahren. Er spielt in unserem gemein- samen Film den Bösewicht und er ist auch abseits des Sets ein wirklich verrückter Typ. Allerdings auf eine lustige Art und Weise. So kam er beispielsweise in den verrücktesten Outfits zum Set. Aber er hat immer abgeliefert! Er ist einfach auf eine gute Art und Weise ziemlich verrückt. Man weiß meist gar nicht, ob er seinen Charakter erst vor Ort kreieren muss oder ob er eben in dem Moment, wenn er am Set ankommt, einfach genauso drauf ist, wie es für die Szene erforderlich ist und er dann einfach abliefert. Es war wirklich ein großer Spaß, mit ihm zu arbeiten, auch weil man nicht wusste, was er als nächstes machen würde.
Und Scott Adkins? Der Typ ist einfach fantastisch! Und er ist ein Ninja! Ich kenne wirklich keinen, der so gut aussieht wie er und sich dessen so gar nicht bewusst zu sein scheint. Er spielt in „Legend of Hercules“ den König. Und er verließ immer den Set, ohne mit mir zu sprechen. Ich nahm immer an, dass er method-acting mäßig an seinen Charakter heranging. Der König mochte mich nun einmal nicht. Ich spielte seinen Sohn, der aus einem „Ehebruch“ seiner Frau erwuchs. Ich nahm also an, dass Scott mich deswegen immer am Set stehen ließ. Und ich bin da ganz anders. Ich bin offen, möchte Freundschaften schließen am Set. Und darum wollte ich das Thema irgendwann einmal ansprechen. Als wir dann unsere Schauspielszenen abgedreht hatten, drehten wir die Action. Diese fällt ihm einfach verdammt leicht, auch dank seines jahrelangen Trainings. So fanden wir mehr und mehr „zueinander“, denn wir begannen gemeinsam zu trainieren und er lehrte mich verschiedene Sachen. Und er ist so verdammt schnell! Er half mir, in der Action besser auszusehen! Denn er ist in der Lage, meine Angriffe blitzschnell abzuwehren. Und da ergriff ich irgendwann die Gelegenheit und fragte ihn, warum er zu Beginn überhaupt gar nicht mit mir gesprochen hat. Und er antwortete nur: „Ich bin einfach extrem nervös am Set! Ich möchte immer das Beste abliefern, was ich kann. Und es fällt mir häufig schwer, mich an meine Dialogzeilen zu erinnern, weshalb ich noch nervöser werde.“ Ich dachte erst, er würde Witze machen. Doch dann kamen seine Frau und sein Kind dazu und ich musste feststellen, dass er einfach einer der nettesten Kerle überhaupt ist. Und er ist super talentiert.
Es war eine Ehre, mit beiden zu arbeiten. Ich lernte eine Menge von beiden. Ok, von Mickey glaube ich mehr gelernt zu haben, was ich nicht machen sollte, denke ich… *Wesley Snipes lacht*. Aber, um auf die eingehende Frage zu kommen: Ich arbeitete mit beiden, bevor sie zum „Expendables“-Team stießen. Sie wünschten mir allerdings im Nachhinein via E-Mails viel Glück und Spaß mit den anderen Kerlen.
Wesley Snipes und Kellan Lutz über Freundschaften
Bei der Pressekonferenz machte Jason Statham einen Scherz über echte Freunde, die NICHT ins Wasser sprangen, um ihn zu retten. Wie schwer ist es, in dem Filmbusiness echte Freunde zu finden?
Wesley Snipes: *Atmet tief durch, überlegt lange und meint trocken* Es ist sehr leicht! *die ganze Runde lacht*
Ich denke, es ist eine Herausforderung. Es ist eine Herausforderung des Lebens, echte Freundschaften zu finden. Die Unterhaltungsindustrie vergrößert die Komplexität und die Schwierigkeit ebenjene zu finden. Gründe sind das Geld und der damit verbundene Lebensstil. Das ist alles zu verführerisch und die Leute verlieren sich darin. Sag mal Kellan, ist einer deiner Brüder im Filmgeschäft?
Kellan Lutz: Nein! Einer meiner Brüder versuchte aber mein Manager zu sein.
Ich möchte auch etwas zu der Frage sagen: Mit den Freundschaften ist das manchmal sehr seltsam in unserer Industrie. Wir drehten „The Expendables 3“ in Bulgarien. Das ist nicht wie Deutschland, wo man beispielsweise in Berlin einfach mal weggeht und tanzt und feiert. Und ich liebe es zu tanzen und laut zu sein. Aber an den Orten, wo wir drehten, gab es das alles nicht. Und dann schließt du mit all den anderen Kerlen um dich herum schnell Freundschaft. Es entsteht beinahe so etwas wie eine Familie. Denn du bist da stundenlang an den Sets. Am Ende des Drehtages genießt man gemeinsam das Abendessen. Da entstehen beinahe von alleine Freundschaften… Auf der anderen Seite ist es im Filmbusiness so, dass wenn du in der glücklichen Lage bist, arbeiten zu können, du so gut wie nie daheim bist. Die Freundschaften, die du außerhalb des Business’ hast, dünnen sich dann allmählich aus. So schließt du manchmal Freundschaften und kannst den anderen teilweise Jahre nicht mehr sehen. Es ist hart, in Verbindung zu bleiben, wenn du beispielsweise in China drehst… die Zeitverschiebung usw. Es ist also oftmals leicht, schnell Freundschaften zu finden, aber sehr schwer, sie aufrecht zu erhalten.
Wesley Snipes: Man kann sich wirklich glücklich schätzten, wenn man echte Freundschaften mit anderen Schauspielern und Filmschaffenden schließen kann.
Kellan Lutz: Ja, das ist das tolle an Franchises. Du musst nie „Goodbye“ zu den anderen sagen, du weißt, dass du einen sicheren Job hast und du hast die Gelegenheit, die Freundschaften zu den anderen zu pflegen.
Ein Autogramm auf meine „Blade 2“ Blu-ray später war das Interview dann auch schon vorbei und beide Stars bereiteten sich auf ihre nächste Fragerunde vor. Ich bedanke mich bei beiden für die angenehme Zeit und freilich bei Splendid Film, der Twentieth Century Fox und bei OMA PR für die Interviewmöglichkeit.
In diesem Sinne:
freeman