Originaltitel: Fred Claus__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2007__Regie: David Dobkin__Produktion: Joel Silver u.a.__Darsteller: Vince Vaughn, Paul Giamatti, Miranda Richardson, Kevin Spacey, Kathy Bates, Elizabeth Banks, Ludacris, Rachel Weisz, John Michael Higgins, Frank Stallone u.a. |
Er ist ebenso wenig totzukriegen wie der Verkauf von Nikolausmützen und Weihnachtsmärkte: Der Weihnachtsfilm. 2007 gehörte „Fred Claus“ zu den besinnlichen Adventsfilmen.
Es beginnt mit einer typischen Komödienschilderung wie der Weihnachtsmann zum Weihnachtsmann wurde, wie sein Bruder Fred neben dem Wonneproppen Nicholas stets vernachlässigt wurde und anschließend erklärt man, dass ein Heiliger nach seiner Heiligsprechung nicht mehr altert, ebenso wenig dessen Familie und Angeheiratete. Tod und sonstige den Familienspaß verderbende Momente wären damit direkt ausgeblendet, anschließend springt man in die Gegenwart.
Während Santa Claus (Paul Giamatti) weiterhin vom Nordpol aus die Kiddies mit gewünschtem Zeug eindeckt, hat Brüderchen Fred (Vince Vaughn) ein Unternehmen, das gepfändete Gegenstände einsackt – also das genaue Gegenteil. Doch Fred plant den großen Coup mit einer Spielhölle, braucht allerdings noch Startkapital. Dazu ist dem Windhund jede Betrügerei recht, was ihn vorerst in den Knast bringt.
Santa zahlt die Kaution, doch für die 50.000 Dollar Startkapital soll Fred am Nordpol schuften. Dumm, dass ausgerechnet zu jener Zeit der Effizienzexperte Clyde Northcut (Kevin Spacey) überprüft, ob Weihnachten noch rentabel ist…
httpv://www.youtube.com/watch?v=tSGqtW8R_SE
Aus der wunderbar-abstrusen Idee einen Effizienzexperten ausgerechnet auf das Fest der Liebe loszulassen, schöpft „Fred Claus“ dann auch einiges Potential. Herrlich wenn Northcut eine Wunschstatistik auf Santa loslässt oder verkündet den Osterhasen werden man auch einsparen – ausgerechnet Feste der Liebe sollen also dem Effizienzzwang, jenem modernen Schreckgespenst der Geschäftswelt angepasst werden. Ohnehin ist „Fred Claus“ da am besten, wo er etwas fieser ist (z.B. Freds Betrügereien, die in einem Kampf der Weihnachtsmänner enden) und leichte Kritik an der Kommerzialisierung des Weihnachtsfestes übt. Doch die Fiesartigkeit von „Bad Santa“ oder den Anarcho-Charakter eines „Kevin allein zu Haus“ erreicht er leider nicht.
Dafür ist „Fred Claus“ dann insgesamt zu harmlos, denn um die fiesen Spitzen herum wickelt man dicke Konsenswatte des Familienfilms, damit auch ja niemand zu sehr vor den Kopf gestoßen ist. Also darf man leidlich amüsante Scherze über Geheimdienstelfen oder tanzende Helferscharen über sich ergehen lassen, zwischendrin wird die Moralkeule vorgeholt, wenngleich dies in einigen Szenen mit überraschend viel Feingefühl umgesetzt ist (z.B. der Werdegang von Freds jungem Buddy). Doch das Ganze bleibt vorhersehbar bis zum zuckersüß-klebrigen Happy End, bei dem auch jeder garantiert glücklich wird.
Der Name Joel Silver bürgt dabei für ordentliche production values, auch wenn man angesichts der bunten Farben gelegentlich einen spontanen Zuckerschock der visuellen Sorte fürchtet. Doch es sieht schon eindrucksvoll aus und tröstet auch ein wenig darüber hinweg, dass die Geschichte von vorn bis hinten vorhersehbar ist.
Ein weiteres angenehmes Trostpflaster ist die Wahl der Akteure. Vince Vaughn („Voll auf die Nüsse“) kann auch als Solo-Komödiant ohne ein Anhängsel der Stiller/Wilson/Ferrell-Crew bestehen, gerade sein enorm hohes Sprechtempo verleiht so mancher Szene ihren komödiantischen Drive (z.B. wenn er einem Kind erzählt, welche Vorteile die Pfändung ihres Fernsehers habe). Paul Giamatti („Shoot ‘Em Up“) als Weihnachtsmann zieht sich gewohnt gut aus der Affäre und Kevin Spacey („No Panic – Gute Geiseln sind selten“) ist eh ganz große Klasse. Rachel Weisz („Die Mumie“) und Miranda Richardson („Vaterland“) kommen dagegen eher kurz, Kathy Bates („Titanic“) veredelt ihre wenigen Szenen, nur Hip Hop Wichtel Ludacris („Fast & Furious 6“) hätte man sich sparen können. Toll dagegen die Szene mit Frank Stallone („Rocky“), Stephen Baldwin („Scarred City“) und Roger Clinton („Retroactive“), die sich selbst spielen.
So ist es dann den spielfreudigen Akteuren und den kleinen Spitzen gegen Kommerzialisierung zu verdanken, dass sich „Fred Claus“ noch im Mittelfeld platziert – letztere verwundern ein wenig, denn ansonsten ist der Film ein glattes Mainstreamprodukt, das allzu offensichtlich auf die Zielgruppe Familie und möglichst große Harmlosigkeit schaut.
Die deutsche DVD und Blu-Ray kommen von Warner und besitzen einiges Bonusmaterial.
© Nils Bothmann (McClane)
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