Originaltitel: Band of the Hand__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Paul Michael Glaser__Darsteller: Stephen Lang, Michael Carmine, Lauren Holly, John Cameron Mitchell, Danny Quinn, Leon, Al Shannon, Danton Stone, Paul Calderon, Laurence Fishburne, James Remar, Tony Bolano u.a. |
„Die gnadenlose Clique“ ist ein überraschend professionell gemachtes B-Movie: Den Song „Band of the Hand“ (so auch der Originaltitel) singt Bob Dylan, auf dem Regiestuhl nahm „Running Man“-Regisseur Paul Michael Glaser Platz und produziert hat das Ganze Michael Mann.
Bereits die Creditsequenz ist sehr stimmig geraten: Zu einem eingängigen 80er Jahre Soundtrack wird die Verhaftung von fünf jugendlichen Straftäter gezeigt. Die Gangführer Moss (Leon) und Ruben (Michael Carmine) schlagen gegenseitig aufeinander ein, als die Polizei sie aufgreift; der Drogenhändler Carlos (Danny Quinn) geht einem verdeckten Ermittler in die Falle; der Brandstifter J.L. (John Cameron Mitchell) erschießt seinen Vater, als dieser seine Mutter bedroht, und wartet seelenruhig bis die Polizei ihn einsackt; der Autodieb Dorcey (Al Shannon) wird beim wiederholten Ausbruchsversuch von den Wachen eingesackt. Alles in allem eine sehr stimmige Einführung der Hauptcharaktere.
Die mehrfach vorbestraften Jugendlichen bleiben jedoch nicht lange im Gefängnis: Man nimmt sie mit und setzt sie in den Sümpfen aus, wo sie von dem Veteranen Joe (Stephen Lang) aufgegabelt werden. Dieser erklärt ihnen, dass sie als Härtefälle an einem neuen Programm teilnehmen müssen: Gemeinsames Survivaltraining im Sumpf. Da Joe zu stark für sie ist, fügen sich die fünf widerwillig. Der Sumpfpart ist recht lang und stimmig, auch wenn man am Ende die enttäuschende Feststellung macht, dass der ganze Spaß nur dem Zusammenschweißen der fünf diente.
Nachdem aus den fünf Jugendlichen unterschiedlichster Rassen und Milieus, die sich teilweise noch gegenseitig umbringen wollten, ein Team geworden ist und sie einen abschließenden Test bestehen, nimmt Joe sie zurück nach Miami. Hier sollen sie ein Rehabilitationszentrum für Drogensüchtige leiten, doch bald bekommen sie Stress mit dem ortsansässigen Drogenkartell…
httpv://www.youtube.com/watch?v=mMZa-OwHykA
„Die gnadenlose Clique“ ist ein recht eigenständiges B-Movie, das keinem allzu bekannten Muster folgt, auch wenn es ein paar Anleihen gibt (so erinnert die Grundsituation z.B. etwas an „Das dreckige Dutzend“). So kommt keine Langeweile auf und die Spannung klettert auf sein solides Niveau. Zum echten Nervenkitzel fehlt es dann allerdings doch an neuen Ideen: Der Konflikt mit dem Kartell eskaliert eben und das Ende ist dann auch abzusehen. Die Wendungen der Geschichte sind aber immerhin glaubwürdig und teilweise sogar recht überraschend gemacht, wenn man die B-Verhältnisse des Films bedenkt.
Zwischendurch versucht der Film auch etwas auf der dramatischen Schiene zu fahren und macht das auch gar nicht mal schlecht: Die Charaktere der Jugendlichen werden recht sauber eingeführt und auch ihr langsames Zusammenwachsen wird überzeugend deutlich gemacht. Sicherlich ist der Tiefgang nicht mit einem A-Movie vergleichbar, aber die fünf Hauptfiguren sind doch sehr viel besser ausgearbeitet als die meisten Abziehbild-Charaktere im B-Action-Genre. Die Atmosphäre ist je nach Stimmung passend, egal ob schwüles Sumpfflair oder lockere Stimmung im sonnigen Miami. Der Soundtrack ist herrliche Eighties-Mucke (u.a. „Faded Flowers“ von Shriekback), die sehr eingängig und stimmungsvoll ist. Auch die Regie macht einen sehr guten Job und hat ein paar nette Ideen (z.B. die Kameraführung in der Straßenschlacht direkt am Anfang des Films).
Allerdings könnte der Film in der zweiten Hälfte mehr Action vertragen. In der ersten Hälfte ist vor allem Wald-und-Wiesen-Action á la „Rambo“ im Sumpf angesagt (auch hier gibt es übrigens eine Wildschweinjagd). So muss man hier zwar auf Konfrontationen verzichten (abgesehen von ganz kurzen Handgreiflichkeiten), kann aber spannendes Überlebenstraining im Sumpf begutachten. In der zweiten Hälfte gibt es dann auch Schlägereien und Shoot-Outs, die dynamisch und knackig in Szene gesetzt sind. Vor allem die bleihaltige Straßenschlacht lässt dem Genrefan das Wasser im Munde zusammenlaufen und auch der Showdown ist packend gemacht, könnte aber etwas länger sein. Leider ist der Film zwischen Sumpftraining und Konflikteskalation etwas actionarm, was auch den Aufstieg zum Genrehighlight verhindert.
Die Darsteller sind allesamt für B-Verhältnisse sehr gut, wobei vor allem die Darsteller der fünf Jugendlichen – Leon („Cliffhanger“), Michael Carmine („Invasion USA“), Danny Quinn („Codename: Wolverine“), John Cameron Mitchell („No Holds Barred“), Al Shannon („No Man’s Land“) – großes Lob verdienen. Stephen Lang („Gridlocked“) ist als harter Hund zufrieden stellend, während James Remar („Quiet Cool“) als Drogenboss etwas zu klischeehaft rüberkommt. In einer Nebenrolle ist auch Laurence Fishburne („John Wick: Kapitel 2“) zu sehen, der gewohnt überzeugend spielt. Ebenfalls in einer frühen Rolle: Lauren Holly („Ford Fairlane“). Auch die restlichen Darsteller sind allesamt auch recht hohem B-Niveau.
Unverbrauchter Plot, schicke Atmosphäre und gute Actionszenen – ein sehr guter Vertreter der B-Action, aber zum Highlight fehlen noch ein paar ausgiebigere Shoot-Outs oder etwas in der Art.
Die deutsche DVD von Sony ist ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben und indiziert, während der ungefähr zeitgleich von der gleichen Firma herausgebrachte „Blinde Wut“ inzwischen vom Index runter ist. Im Bonusmaterial finden sich lediglich zwei Trailer zu anderen Filmen.
© Nils Bothmann (McClane)
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