Originaltitel: Class of 1999__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: Mark L. Lester__Darsteller: Bradley Gregg, Traci Lind, Malcolm McDowell, Stacy Keach, Patrick Kilpatrick, Pam Grier, John P. Ryan, Darren E. Burrows, Joshua John Miller, Sharon Wyatt u.a. |
Mit „Class of 1999“, seiner Fortsetzung von „Class of 1984“, bewegt sich Mark L. Lester deutlich mehr in Richtung seines Spezialgebietes als im Vorgänger: Blutige B-Action.
Auch im Bereich Szenario bewegt sich Lester weg von der pseudokritischen Gesellschaftsvision zum überzogenen Sci-Fi-Reißer: Nach der Eskalation der Ganggewalt, die man ja schon im Vorgänger gesehen hatte, haben sich um die Schulen großer Städte herum bereits gesetzlose Zonen gebildet. Um den Unterricht wieder aufnehmen zu können, startet man an der Schule von Miles Longford (Malcolm McDowell) mit einem Experiment und setzt durchsetzungsfähige Roboter als Lehrkräfte ein. Das entbehrt zwar jedweder realistischen Grundlage, aber ein Dramaregisseur war Lester eh nie.
Zum Testlauf entlässt man auch einige jugendliche Straftäter aus dem Knast, damit die Robolehrer direkt unter Extrembedingungen randürfen. Einer von ihnen ist Cody Culp (Bradley Gregg), der jedoch seine Bewährung nicht verlieren will und sich deshalb aus den Aktivitäten seiner Gang raus hält. Damit haben wir auch eine Kehrtwende in „Class of 1999“: War im Vorgänger noch ein schikanierter Lehrer der Held, so ist es hier ein Jugendlicher auf dem falschen Pfad, aber mit dem Herz am rechten Fleck.
Die gleiche Kehrtwende sieht man auch im Bereich der Fieslinge, denn die kriminellen Schüler sind zwar gefährlich, doch die Robopauker Mr. Hardin (John P. Ryan), Ms. Connors (Pam Grier) und Mr. Bryles (Patrick Kilpatrick) gehen mit eiserner Hand dagegen vor. Bald übertreiben sie es und schrecken auch vor tödlicher Gewalt nicht mehr zurück…
httpv://www.youtube.com/watch?v=1SmPy-CRL34
Unter einem Arthouse-Filmer wäre da vielleicht eine Studie über Gewalt und Gegengewalt herausgekommen, bei Mark L. Lester („Showdown in Little Tokyo“, „Commando“) bekommt der Genrefan blutige, raue B-Action serviert. Beschränkt sich die Action anfangs noch auf kleinere Prügeleien (zwischen Jugendlichen oder Jugendlichen und Robotern), geht es in der zweiten Hälfte so richtig rund: Zum einen gibt es eine ausgiebige Gangschlacht zu bewundern, in welche die Roboter auch noch eingreifen, zum anderen einen wirklich ausladenden Showdown im Schulgebäude. Es wird geballert, gebrutzelt, gestochen, gesprengt und was noch Spaß macht bis die Schwarte kracht. Zwar gibt es nur wenige wirklich herausragende Stunts (z.B. wenn der Motorradfahrer aus dem Fenster gebombt wird oder ein Bus ins Schultor rast), doch Mark L. Lester inszeniert die Kampfhandlungen hart und dreckig, sodass man als Actionfan seine helle Freude haben kann.
Freilich sollte man keine Meisterleistungen vom Drehbuchautor erwarten, denn das Script arbeitet auf das gigantische Abräumen in der zweiten Hälfte hin und nicht mehr. Cody darf sich noch in die Direktorstochter verlieben und Familienmitglieder im Laufe des Films verlieren, doch dieses Beiwerk als echte Subplots zu bezeichnen wäre eine Übertreibung. Große Überraschungen bietet die Geschichte nicht, aber wenn es dann mal so richtig knallt und kracht, sieht man gerne über den Spannungsmangel hinweg – genauso wie über die Logikschwächen. Denn in Lesters Zukunftsvision ist es für die Gangmitglieder kein Problem sich mit Uzis und anderen Schnellfeuerwaffen auszurüsten, die Polizei zwingt zwar zum Schulbesuch, es ist ihr aber egal ob die Schüler lebend nach Hause kommen usw.
Immerhin hat „Class of 1999“ eine ordentliche Atmosphäre zu bieten, denn Lester setzt seine zugegeben leicht haarsträubende Zukunftsvision recht schick um. Am Eingang der Schule sind wie im Vorgänger Metalldetektoren aufgestellt, doch hier ist es noch eine Spur krasser geworden: Maskiertes Sicherheitspersonal scheucht die Jugendlichen in die Klassen, Kameras sichern das Gelände usw., während der Rest der Stadt Ghetto deluxe ist. Die Behausungen sind komplett heruntergekommen und die Kriminellen frönen ganz offen Gewalt und Drogenhandel. Das ist zwar alles reißerisch bis zum Geht nicht mehr, aber für einen oberflächlichen Mark L. Lester Film passendes B-Flair. Auch sehr schön die Musik, bei der vor allem der Titelsong von Midge Ure zu überzeugen weiß.
Überraschend prominent ist die Besetzung, die mit Pam Grier („Foxy Brown“), John P. Ryan („Night Hunter“) und Patrick Kilpatrick („Mit stählerner Faust“) drei sehr überzeugende Fieslinge auffährt. Stacy Keach („Prison Break“) als absurd frisierter Wissenschaftler hinter dem Projekt kommt weniger berauschend daher, während Malcolm McDowell („Uhrwerk Orange“) in seiner kleinen Rolle ein paar Akzente setzen kann. Die Jungdarsteller sind allesamt recht solide, Bradley Gregg („Indiana Jones und der letzte Kreuzzug“) als Held sogar ziemlich gut.
Bleibt unterm Strich ein Mark L. Lester Film für Fans: Hirnlos und mit wenig einfallsreichem Drehbuch, dafür reichlich roher Action, stimmiger Atmosphäre und guten Darstellern.
Starke:
Ich persönlich habe die ungekürzte britische DVD von Columbia Tristar im Schrank stehen, die den Film in guter Qualität bietet. Die deutschen Video- und Fernsehfassungen sind geschnitten, ungekürzt und ungeprüft ist der Film zuerst bei Dragon, später in limitierter Auflage bei Defcon 1 auf DVD erschienen.
© Nils Bothmann (McClane)
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