Originaltitel: Les Démons__Herstellungsland: Frankreich / Portugal / Spanien__Erscheinungsjahr: 1973__Regie: Jess Franco__Darsteller: Anne Libert, Britt Nichols, Doris Thomas, Karin Field, Cihangir Gaffari, Luis Barboo, Howard Vernon, Alberto Dalbés, Rosa Palomar u.a. |
Es war einmal vor langer Zeit… aber was war da eigentlich? Tja, wessen Geschichte Jess Franco mit „Die Nonnen von Clichy“ überhaupt erzählen will, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Ist es eine Geschichte über die Rache einer als Hexe stigmatisierten alten Frau, die nach wenigen Filmminuten auf dem Scheiterhaufen verbrannt wird? Ist es die Geschichte der Unterdrückung weiblicher Selbstentfaltung innerhalb der Mauern eines mittelalterlichen Klosters? Liegt das Augenmerk auf der Verurteilung der Inquisition? Haben wir es womöglich sogar mit einem Fantasy-Abenteuer zu tun, das den Inquisitoren indirekt Absolution für ihr gnadenloses Handeln erteilt? Oder sind all diese Lesarten unzutreffend, weil es in Wirklichkeit nur um primitive Fleischbeschau geht?
Die Antwort auf diese Fragen verändert von Szene zu Szene ihre Natur, als interessiere Franco alles davon und auch wieder nichts. Damit man einen Anhaltspunkt hat, worin seine wahren Absichten liegen könnten, lässt sich zumindest das „Wo“ schon mal eingrenzen. Produziert wurde überwiegend in Portugal, das verraten die Sets durch ihre beiläufigen Details, von der Bauart der Zimmer bis zum Azulejo aus handbemalten Fliesen im Szenenhintergrund. Beileibe nicht zum ersten und auch nicht zum letzten Mal sollte der Spanier in seinem Nachbarland die Kamera aufstellen, was darauf schließen lässt, dass es ihm nicht unbedingt darum ging, die Drehorte nach der Handlung auszusuchen. Immerhin behauptet die Story je nach Synchronfassung von sich, in Frankreich oder England stattzufinden. Passen sollten die Locations also in erster Linie nicht zum Skript, sondern vielmehr zu den Arbeitsbedingungen während des Drehs, zum persönlichen Harmoniebefinden des Regisseurs also.
Das mag zunächst egoistisch klingen. Allerdings bildet das vom Überfluss geprägte Oeuvre des Jess Franco eben gerade durch die schamlose Missachtung historischer und stilistischer Homogenität ein eigenes wertvolles Paralleluniversum, dessen Gesetzmäßigkeiten nur mehr Nachdruck bekommen sollten, je sorgloser er in seinen späteren Arbeiten mit dem Regie-Handwerk schluderte. „Die Nonnen von Clichy“ stammt aber noch aus einer Zeit, als es ihm gelang, ausgewählte Einstellungen mit der Beschaffenheit einer Arthaus-Produktion zu versehen und in ganz besonderen Augenblicken gewisse Autorenfilmer-Qualitäten zu beweisen… verströmt in Wolken sinnhafter Erkenntnis, die sich zumeist ebenso schnell wieder verflüchtigten, wie sie sich gebildet hatten.
Franco erreichte zwar auch in seiner Hochphase nie ganz den kunstvollen Ausdruck, der den versierten Zeitgenossen zu eigen war, welche in der Fallhöhe vom Arthaus in die Niederungen blasphemischer Provokation einen besonderen Reiz entdeckten – wie etwa Walerian Borowczyk oder eben Ken Russell, der mit „Die Teufel“ zwei Jahre zuvor die Legitimation für vorliegendes Werk lieferte. Jedoch gelingt auch Franco mit ein wenig Konzentration manchmal das, was für einen Ken Russell Teil der natürlichen Signatur zu sein scheint: Eine durchgängige Stimmigkeit, die Schauspiel und Dialog, Kamera und Schnitt, Bildausschnitt und Kulisse zu einem einheitlichen Ganzen verknüpft. Die Unterhaltung der beiden Schwestern auf dem Klosterhof gehört zu diesen seltenen Momenten. Es handelt sich um ein nüchternes Gespräch, dessen fatale Konsequenzen sich noch gar nicht in den vernebelten Gesichtern der Darstellerinnen ablesen lassen, weil sie nur allmählich erahnen, welchen inneren Dämonen sie da gerade durch ihre gegenseitige Beichte geweckt haben.
Doch bleibt der Dämon auch im Verborgenen, wie man es von einem geschmackvoll durchkomponierten Werk erwarten würde? Mitnichten. Kurze Zeit später verrenkt sich die Besessene nackt in ihrem Bett, rollt sich in einer viel zu langen Einstellung hin und her bei der unbeholfenen Simulation des Gotteslästerlichen. Während die Kamera ihre vornehme Nüchternheit aufgibt und unnötige Zooms auf Körperteile vollführt, gerät die Darstellerin in eine Zeitschleife, die ihr endlos vorgekommen sein muss. Sie möchte nur der Regieanweisung folgen, möglichst reizvolle Posen einzunehmen, doch der Regisseur ruft einfach nicht den Schnitt aus, also muss sie sich weiter räkeln, bis nach quälend langen Sekunden im erotischen Leerlauf endlich doch der Szenenwechsel eingeleitet wird. Ähnlich wird mit der Folterung einer Dame verfahren, der mit Feuer und Metall ein Schrei nach dem anderen entlockt wird, so oft, dass die deutsche Synchronfassung sich nicht weiter zu helfen weiß, als den gleichen Schrei immer wieder zu duplizieren. Lust und Schmerz in einer Ellipse der Wiederholung miteinander verknotet, so wie überhaupt die Wiederholung das Einzige ist, was dem Film annähernd eine Form verleiht, begonnen bei der dreiteiligen Hexenprüfung bis zur romantischen Zweisamkeit zweier Liebender bevorzugt weiblichen Geschlechts. So schafft man Struktur.
Eine drastische Schwankung des Niveaus binnen weniger Minuten, möchte man da meinen, nur sind es mehr als Schwankungen, es sind Kontraste. Assoziativ verbindet Franco Elemente der Sexploitation mit denen des Historienfilms, er wechselt mehrfach das Thema wie ein ungeübter Redner, eigentlich mehr noch: Er komponiert zu einer dissonanten Notenfolge aus, was immer ihm gerade in den Sinn kommt. Die Vorbilder aus Film und Literatur, derer er sich bedient und die er offenkundig wertschätzt (alleine diese Rollennamen: Renfield, de Winter…), folgen fast immer festen Regeln, die für ihn letztlich keine Hürden darstellen. Einerseits bewegt er sich im Strom des boomenden Hexenjäger-Subgenres, zu dem er vorher bereits selbst einen Beitrag geleistet hatte („Der Hexentöter von Blackmoore“, 1969). Andererseits gönnt er sich den Spaß, den grundsätzlichen Anspruch auf historische Authentizität im Genre mit völlig hanebüchenen Überblendungs-Spezialeffekten zu verhöhnen, die nicht nur den billigen 40er-Jahre-B-Fortsetzungen der Universal-Horrorklassiker Konkurrenz machen, sondern zugleich dafür sorgen, dass die vermeintlich zentrale These des Films, jene nach der Grausamkeit willkürlicher Verurteilungen, hinfällig wird. Der moralische Kompass des Films schlägt wild in alle Richtungen aus, so dass man keiner Richtung trauen kann. Wer jedenfalls so sorglos wie Franco mit Realismus und Phantastik jongliert, und das noch nicht einmal besonders fundiert, dem kann es nur um das Austesten filmischer Stilmittel gehen, weniger um eine wie auch immer geartete inhaltliche Substanz.
Wie auch immer man ihm das auslegen möchte, es würde zweifellos etwas fehlen ohne all die Anachronismen. Beschränkte sich Franco darauf, ein historisch akkurates Portrait der Inquisitionszeit zu erschaffen, so würde er vermutlich dadurch scheitern, ein behäbiges Melodram geschaffen zu haben, das kaum mehr vorzuweisen hätte als ein paar günstig hergestellte Kostüme und ein paar Tabubrüche in trüber Herbstoptik. Die Warzen im Gesicht der Hexe wären vielleicht etwas weniger auffällig gewesen, das Skelett wäre im Physikraum geblieben, der Teufel wäre in seiner unsichtbaren Form verblieben. Das unmittelbare Auftauchen eines mephistophelischen Jünglings in Strumpfhosen und die mit ihm verbundene Phantastik lockern das Treiben aber beinahe noch mehr auf als die Freizügigkeit der Darstellerinnen. Selbiges könnte man von dem zeitgenössischen Jazz-, Pop- und Rock-Soundtrack behaupten, der sich zwischen die Kammerzofenbeschwichtigungsklänge schmiegt und das Vergangene so abseitig untermalt. Selbst wenn Franco derartige Freiheiten hauptsächlich für sich selbst eingeplant hatte, so können sie auch vom Publikum in Anspruch genommen werden, wenn es nur dazu bereit ist, alles Denkbare zu erwarten.
Die Ideologiekritik dürfte demzufolge mit einer Mischung aus Verzweiflung und Irritation auf dieses krude Machwerk blicken und sich am Selbstzweck des Voyeurismus aufhängen, den die Regie mit einem Hang zur Sensationslüsternheit verströmt. Schon in dem bipolaren Ansatz der Nunsploitation, Religion und Sexualität gegeneinander auszuspielen, liegt das Reißerische verborgen, das pauschale Ablehnung auf sich zu ziehen neigt. Dabei ist „Die Nonnen von Clichy“ gerade in seiner figurativen Nähe zu weitaus gehobeneren Machwerken mit religionskritischem Kern von spannenden stilistischen Kontrasten bestimmt, die durch das Nebeneinander formal beachtlicher sowie völlig entgleister Abschnitte eine eigene Dynamik bekommt.
Knappe
Informationen zur Veröffentlichung von “Die Nonnen von Clichy”
Limited Collector’s Edition #41
Erstmals widmet sich Wicked Vision einem Jess Franco – und tut dies nicht etwa in einer Reihe wie bei Jean Rollin (“Dienerinnen des Satans“) und Pete Walker (“Haus der Todsünden“), sondern innerhalb der regulären „Collector’s Edition“-Serie, deren Nr. 41 hiermit das Licht der Welt erblickt. Einem Film wie „Die Nonnen von Clichy“ tut so eine Hervorhebung vermutlich gut, denn eingebettet in das Gesamtwerk bestünde die Gefahr, zwischen ähnlichen Produktionen, die sich oft Drehorte, Darsteller und Themen teilten, unterzugehen. Alleine im Jahr 1973 hat der Vielfilmer schließlich ein volles Dutzend Regiearbeiten abgelegt. So gesehen ist es immer eine besondere Auszeichnung, wenn ein Franco mal nicht im Boxset-Sparpaket ausgewertet wird, sondern solo per Spezialbehandlung.
„Der Hexentöter von Blackmoor“ wurde bereits Mitte des Jahres über Koch Media einer solchen Behandlung unterzogen, eine vergleichbare, wenn auch äußerlich bescheidenere Würdigung wird nun auch Francos Nunsploitation-Klassiker zuteil. Wo der „Hexentöter“ nämlich eine Box mit drei unterschiedlichen Filmfassungen spendiert bekam, da finden wir im klassischen Wicked-Vision-Hochglanzmediabook derer gleich vier.
Die Qual der Wahl
Demzufolge ist im Inneren diesmal auch nicht das übliche Set aus Blu-ray und inhaltsgleicher DVD zu erwarten, sondern zwei Blu-rays, auf die alle vier Fassungen gleichmäßig aufgeteilt sind. Als Hauptfilm wird die französische Langfassung geführt, die auf Disc 1 abläuft, wenn man den „Film starten“ Button betätigt. Hierbei handelt es sich um die vollständigste und ausführlichste Version, mit der Komplettisten am ehesten glücklich werden dürften. Als Bonus ist die rekonstruierte deutsche Kinofassung auf Disc 1 mit an Bord, die mit gerade einmal 88 Minuten zu Buche schlägt. Einige Handlungsstränge hat man sich hier gespart. Außerdem sind bestimmte Sequenzen gekürzt, denen eine Kürzung im Sinne der Kurzweil auch wahrlich besser steht. Man sollte also nicht zwangsweise davon ausgehen, dass die längere Fassung die bessere ist, denn die kompaktere Variante versteht es besser, die Quintessenz des Werks auszuarbeiten und das Nebeneinander der unterschiedlichen Ansätze im Film noch spannender wirken zu lassen.
Die englische Exportfassung auf Disc 2 ist mit 88 Minuten Laufzeit nahe an der deutschen Fassung. Der Unterschied beträgt nur drei Sekunden, allerdings läuft die „Fin“-Einblendung mit Schwarzbild am Ende hier eine Minute und 11 Sekunden und somit 52 Sekunden länger als bei der deutschen Fassung, was einen Unterschied von knapp einer Minute ausmacht. Während alle anderen Versionen bereits auf der deutschen DVD von X-Rated veröffentlicht wurden, ist diese nun erstmals hierzulande zu sehen. Der Director’s Cut hingegen, den Franco 20 Jahre nach Entstehung des Films anfertigte, wird mit 105 Minuten wieder etwas ausschweifender, ohne ganz dem Exzess der Langfassung zu frönen. Dieser sollte ursprünglich nur in Standard-Auflösung erscheinen (was so auch noch auf dem Backcover steht), liegt aber nun anscheinend doch in HD vor.
Das Bild
Auch wenn es sich um HD handelt, leidet das Bild in vielen Abschnitten unter massiven Unschärfen, Verschmutzungen und Artefakten, was vermutlich dem Quellmaterial geschuldet ist. Nur in Nahaufnahmen wird es mal etwas schärfer (sofern die Kamera korrekt fokussiert), selbst in der Totalen bestehen die Gesichter hingegen manchmal nur aus rosa Klumpen. Von der allerersten Einstellung, einer Hexenprobe in einem dunklen Kellergewölbe, sollte man sich aber nicht abschrecken lassen – in den Außenszenen bei Tageslicht sowie den ruhigen, geordneten Aufnahmen innerhalb des Schlosses wird es deutlich besser. Insgesamt ist die Optik von einem leichten Sepiastich geprägt, der recht typisch für viele Franco-Produktionen ist und bis auf eine in Blau getauchte Nachtsequenz auch konsequent durchgehalten wird.
Der Ton
Die Tonauswahl unterscheidet sich von Fassung zu Fassung. In der französischen Langversion bekommen wir den deutschen sowie den französischen Ton, wobei ironischerweise der deutsche Ton hier erstmals durchgehend synchronisiert ist, während die französische Spur mit deutschen Abschnitten aufgefüllt wird. In beiden Fällen gibt es aber Stellen behelfsmäßiger Verlängerungen, bei denen auch mal Schmerzensschreie gedoppelt werden, damit eine durchgehende Klangkulisse zur Verfügung steht. Englischen Ton bekommt man indes nur auf der entsprechenden Fassung von Disc 2. Alle Spuren liegen in DTS-HD Master Audio 2.0 vor und entsprechen in Sachen Qualität ziemlich genau dem, was man sich von einer solchen Produktion erwarten würde. Größere Störfeuer sind jedenfalls nicht aufgefallen, wobei im Deutschen ein konstantes Hintergrundrauschen festzumachen ist, das der stillere Französische Ton nicht aufweist.
Schaut in den Trailer zu “Die Nonnen von Clichy”
httpv://www.youtube.com/watch?v=PHt7iVVS3Uc
Der Audiokommentar
Was die Langfassung zusätzlich zur Hauptfassung macht, ist der deutschsprachige Audiokommentar. Das Backcover weist das eingespielte Doppel Rolf Giesen und Gerd Naumann als Sprecher aus, tatsächlich gesellt sich mit Matthias Künnecke aber noch ein dritter Experte hinzu. Das Gespräch beginnt wie so oft mit Giesens nostalgischen Erinnerungen an alte Kino-Zeiten, schwenkt dann aber bald über in handfestes Franco-Land. Man kann sich jedenfalls sicher sein, dass kein noch so kleines Detail über die Filmmethoden des Spaniers ausgespart bleibt. Insbesondere der Dritte im Bunde beweist eine Menge Franco-Fachwissen. Wenn man etwas kritisieren möchte, dann ist es wie so oft der fehlende Bezug zu dem aktuellen Geschehen auf der Leinwand, das eher selten als Nachweis genutzt wird, um die im Dauerfeuer geschossenen Thesen zu untermauern. Andererseits: Was sollen die drei Herren schon auch groß kommentieren, wenn sich die Damen endlos lange in den Betten wälzen…
Die Extras
Das Bonusmaterial besteht aber nicht ausschließlich aus Alternativfassungen und Kommentaren, auf der ersten Disc ist auch noch ein bisschen was zusätzlich zu entdecken, als da wären vor allem zwei sehr unterschiedliche Featurettes. Bei „Jess’ Demons“ handelt es sich um ein gut viertelstündiges Interview mit Jess Franco, das vermutlich kurz vor seinem Tod im Jahr 2013 aufgezeichnet wurde, gehört es doch ursprünglich zur 2014 veröffentlichten amerikanischen Kino-Lorber-Disc. Der Regisseur gibt sich im Interview so widersprüchlich wie in seinen Filmen, was den Interviewer an mancher Stelle offenbar verwirrt, aber für den Betrachter ungemein interessant zu verfolgen ist. Hier und da werden auch spannende Hintergrunddetails eingestreut, insbesondere was die Begründung angeht, Portugal als Schauplatz ausgewählt zu haben.
Analytisches wird dagegen in „Exorcising Demons“ geboten. In der 23 Minuten langen Featurette geht der britische Filmjournalist Steven Thrower dem Hauptfilm auf den Grund und analysiert seine speziellen Eigenschaften und die daraus entstehende Wirkung bis ins Detail. Ein sehr lohnenswerter Beitrag, der sich ideal mit dem Franco-Interview ergänzt.
Neben einer Sammlung an Trailern zum Film in unterschiedlichen Sprachen werden außerdem noch zwei alternative Vorspänne geboten, eine Bildergalerie mit Postern und Werbematerial sowie vor allem zehn Minuten an Outtakes ohne Ton. Darin enthalten sind teils nicht verwendete Szenen, die damals gerne für Trailer verwendet wurden, worüber eine Texttafel einleitend aufklärt. Auf Disc 2 wartet dann noch eine kleine Trailershow mit weiteren Franco-Werken, darunter „Das Geheimnis des Dr. Z“, „Eine Jungfrau in den Krallen von Frankenstein“ und „Nachts, wenn Dracula erwacht“ – angeblich alles Titel, auf die wir uns bald ebenfalls freuen dürfen.
Das Booklet
Das Booklet wird wieder von David Renske beigesteuert. Ungewöhnlich und erfrischend ist es, dass er nicht etwa mit einer Rückschau auf die Geschichte der Nunsploitation beginnt, sondern knallhart direkt auf den Film eingeht und dabei eine Menge Detailwissen wie auch Kenntnis des vorangegangenen Franco-Werks unter Beweis stellt. Das recht bildhaft geschriebene Portrait des Genres folgt erst danach mit einer unerwarteten Fülle an Referenzen, den man in einer Nische wie dieser erst einmal auffinden muss. Abgeschlossen wird mit ein paar Absätzen von Gerd Naumann zur deutschen Synchronisation, inklusive Berücksichtigung der Nachsynchronisation für die in der Kinofassung fehlenden Stellen. Gedruckt ist das Booklet im typischen Wicked-Vision-Beige, das schon für viele Veröffentlichungen genutzt wurde und hier besonders gut passt, weil der Film eine ähnliche Färbung hat. Außerdem harmoniert es ausgezeichnet mit der hübschen Scherenschnitt-Illustration hinter den Disc-Halterungen und dem bronzefarbenen Spiegel im Motiv der schwarzen Front- und Backcoverseiten des Booklets, die wiederum eine Einheit mit dem schwarz-grauen Disc-Design ergeben.
Die Verpackung
Zur Besprechung liegt das auf 444 Stück limitierte Cover A vor, das auf das originale Kinoplakat (inklusive aller Taglines) zurückgreift. Mit seiner Weichzeichner-Optik und der Anmutung von Arthaus-Ästhetik im Kontext eines blasphemischen Motivs trifft es wunderbar den Geist des Films. Cover B (333 Stück) basiert auf dem italienischen Poster und wurde unter anderem bereits für eine der X-Rated-DVDs und die Kino-Lorber-Blu-ray verwendet. Obwohl es sich auf eine konkrete Sequenz aus dem Film bezieht, wirkt es durch seine Aufteilung und den markanten Strich sehr abstrakt, was es interessant geraten lässt. Neu angefertigt wurde Cover C (ebenfalls 333 Stück) durch die Hand von Timo Wuerz, der den Exploitation-Charakter betont und mit dem blutroten Hintergrund einen scharfen Kontrast setzt. Seine typische kreuzförmige Anordnung von Bildelementen ergab wohl selten so viel Sinn wie hier.
Größtes Highlight der Veröffentlichung bleibt sicherlich die absolute Vollständigkeit, mit der hier alle verfügbaren Schnittfassungen zusammengebracht werden, sowie die erstmals komplette deutsche Synchronisation der Langfassung. Das alleine dürfte alle deutschsprachigen Franco-Anhänger schon in Verzückung versetzen. Hinzu kommt die wie immer hochwertige Außenpräsentation in Sachen Aufmachung und Kuration, sowie das nicht zu überladene, dafür in jeder Minute wertvolle Bonus-Paket.
Sascha Ganser (Vince)
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Copyright aller Filmbilder/Label: Wicked Vision__FSK Freigabe: ungeprüft__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja (2020 Wicked Vision) / Ja (2007 X-Rated) |