Originaltitel: The Curse Of The Mummy’s Tomb__Herstellungsland: Großbritannien__Erscheinungsjahr: 1964__Regie: Michael Carreras__Darsteller: Terence Morgan, Ronald Howard, Fred Clark, Jeanne Roland, George Pastell, Jack Gwillim, John Paul, Dickie Owen, Jill Mai Meredith, Michael Ripper, Harold Goodwin, Jimmy Gardner u.a. |
Die Horror-Filmproduktionen aus den Hammer Studios werden zwar längst als eigenständiger Pool an Klassikern betrachtet (und Filmhistorikern und Fans macht es Spaß wie eh und je, durch die Staubschichten zu schwimmen und am Boden des Beckens nach den vergessenen Perlen zu tauchen), doch gleichzeitig sagt man ihnen nach, als eine Art Verbindungslinie zwischen den Universal-Klassikern der 30er und 40er Jahre und den nach ihnen produzierten Monsterfilmen zu fungieren. Ein Terence Fisher hatte daran sicher nicht unerheblichen Anteil, führte er doch Regie bei „Frankensteins Fluch“ (1957) und „Dracula“(1958). Er interpretierte also Filmmonster neu, die bei Universal bereits Jahrzehnte zuvor Ikonen-Status erreicht hatten.
Schließlich nahm sich Fisher noch einer dritten Universal-Ikone an, der Mumie nämlich, in deren Bandagen 1932 Boris Karloff schlüpfte. Fishers Neuauflage „Die Rache der Pharaonen“ basierte trotz des übereinstimmenden Originaltitels „The Mummy“ jedoch nicht auf dem Karloff-Streifen, sondern auf Handlungselementen und Charakterprofilen der in den 40ern entstandenen Fortsetzungen „The Mummy’s Hand“ und „Das Grab der Mumie“. Für Hammer bedeutete der klassisch mit Peter Cushing und Christopher Lee besetzte Streifen von 1959 sozusagen die Eröffnung eines neuen Themenpark-Gebiets: Zwischen 1964 und 1971 sollte das Studio seinen Ausflug in die ägyptische Kultur zu einer vierteiligen Serie ausformen. „Die Rache des Pharao“ ist nun die erste Fortsetzung dieser inoffiziellen Reihe und zugleich der erste Film, der theoretisch freie Bahn hat bei der Erkundung der Ägyptomanie, ganz ohne die Verpflichtungen eines Remakes, eines Sequels oder einer Roman-Adaption. Besonders frei oder inspiriert wirkt die Arbeit von Michael Carreras (in einer Dreifach-Funktion als Produzent, Drehbuchautor und Regisseur) deswegen allerdings nicht. Eher so, als sei er dazu gezwungen, noch die Reste aus der Orange zu quetschen, die Fisher fünf Jahre zuvor angeschnitten hatte.
Wenn ein Studio nämlich mehrere thematisch artverwandte Filme in Auftrag gibt, geht man normalerweise davon aus, dass damit auch Synergie-Effekte genutzt und Produktionskosten klein gehalten werden sollen. Die Wiederverwertung von Kulissen und Kostümen sowie die Zusammensetzung eingespielter Drehteams war im Hause Hammer nicht unüblich; gerade Filme, die später als Double Features ausgewertet wurden, teilten sich gerne Beteiligte und Locations. Hier nun fehlen auf den ersten Blick aber viele Hinweise auf derartige Praktiken – was natürlich auch daran liegt, dass die Filme nicht back-to-back zueinander gedreht wurden, sondern mit vielen Jahren Abstand (als Double-Partner wurde der Mumie stattdessen „Die brennenden Augen von Schloss Bartimore“ zugewiesen). Ferner tauchen zwar George Pastell und Michael Ripper wieder in Nebenrollen auf und auch Carreras ist als Sohn des Hammer-Gründers ein Altbekannter, doch wenn man so durch die Reihen blickt und Akteure wie Terence Morgan, Ronald Howard und Fred Clark ausmacht, stellt sich nicht unbedingt ein Gefühl der Vertrautheit ein. Die mit der unbekannten Jeanne Roland besetzte weibliche Lead-Rolle bekommt sogar eine „Introducing“-Einführung (das Vertrauen in ihre Strahlkraft war aber dann doch wieder nicht groß genug, als dass man darauf verzichtet hätte, sie in der Postproduktion zu dubben). Gedreht wurde außerdem nicht in den heimischen Bray Studios wie noch beim ersten Mumien-Abenteuer, sondern in den Elstree Studios, auf die nur in Einzelfällen ausgewichen wurde (z.B. für „Schlag 12 in London“ oder „Eine Million Jahre vor unserer Zeit“).
Das Selbstverständnis des Drehbuchs von „Die Rache des Pharao“ liegt nicht darin, den Mumien-Horrorfilm neu zu erfinden; es möchte sich nicht einmal spürbar von der hauseigenen Vorlage abheben, sondern, wenn überhaupt, diese zu primitiver Abenteuer-Unterhaltung vereinfachen. Es entwirft eine von geschichtsinteressierten bzw. kapitalistischen Geistern geprägte Gegenwart, die dann per Sprungmontage mit der mythisch angehauchten Rekonstruktion der uralten Vergangenheit verknüpft wird. So handelt es sich also um einen Film, der ganz klassisch den ungebrochenen Einfluss einer Jahrtausende alten Kultur auf die vermeintlich weiterentwickelte Jetztzeit behauptet.
Insgesamt verspürt man bei Carreras’ Regie nicht unbedingt viel Ehrgeiz; viele Szenen dümpeln letzten Endes vor sich hin und leiden unter einer wenig fantasievollen Auflösung. Wenn es aber darum geht, die Einführung einer neuen Szene zu koordinieren, wird er plötzlich zum Organisationstalent, das sich mit Elan ans Werk macht. Mal beginnt eine Rückblende mit der Totale eines Falken auf einem Arm, der langsam zurückgezogen wird und im Hintergrund ein kleines Ausstattungs-Panorama freigibt; dann wird man vom wackelnden Körper einer Bauchtänzerin in ein Etablissement zum Amüsieren und Trinken eingeladen. Die Erkundungen der Gräber finden oftmals aus der Egoperspektive statt, fast wie in einem altmodischen Fahrgeschäft. Wenn die mit frischen Kunstspinnweben überzogenen Props langsam in den Schein der Kerze gleiten und dazu die Staubpartikel in der Luft tanzen, fühlt man sich mittendrin statt nur dabei. Carreras zelebriert die Momente der Enthüllung regelrecht, was die Ausgestaltung der Szenen einerseits recht künstlich wirken lässt. Andererseits macht er damit nichts anderes als einer gewissen Nebenfigur zu entsprechen, die Fred Clark (der in seine kleinen Rolle mehr Freude bereitet als so ziemlich jeder der Hauptdarsteller) in Anlehnung an einen Carl Denham aus „King Kong“ so herrlich selbstgerecht spielt: Er stellt sein Kapital in Glaskästen aus, um das Publikum zum Zücken der Brieftaschen zu verführen.
Schaut in den Trailer von “Die Rache des Pharao”
httpv://www.youtube.com/watch?v=J6kv3TDc0-s
Dabei hilft ihm eine Farbpalette, die sich angenehm bunt auf den Sehnerv bettet und ein Nostalgie-Fest der Optik und der Ausstattung ermöglicht, von dem man speziell heute bei einer Retro-Sichtung profitiert. Zwar zeigt das HD-Zeitalter seine Nebenwirkungen schon in der Eröffnungssequenz, wenn sich auf einmal der vermeintlich ferne Horizont als aufgemaltes Schaufenster entpuppt, das sich keine zehn Meter von den Schauspielern entfernt befindet. Auch reicht die Begeisterung für die Farben so weit, dass dafür sogar Anachronismen in Kauf genommen werden, wie etwa bei der Vorführung eines Farbfilms, wo wir uns doch laut Texttafel im Jahr 1900 befinden. Doch die völlige Abwesenheit der für die Frankenstein- und Dracula-Filme so charakteristischen Gothic-Relikte zugunsten von archäologischem Eskapismus sorgt für frischen Wind. Währenddessen sorgen die von Gaslicht beschienenen Pflasterstein-Gassen mit Jack-The-Ripper-Flair für den nötigen Kontrast zu der fast kitschig leuchtenden Ausstattung der Rückblenden. Sie bereiten außerdem schon das Finale in der Kanalisation vor, das nicht nur wegen der unwirtlichen Umgebung, sondern auch wegen der Zusammenkunft von Frau und Biest an das zwei Jahre zuvor gedrehte Horror-Abenteuer „Das Rätsel der unheimlichen Maske“ erinnert, eine weitere Neuinterpretation einer klassischen Horrorfigur von Terence Fisher. Gerade in der visuell herausfordernden Schlusssequenz ist auch die Beleuchtung überdurchschnittlich gut gelungen, werden doch die schmutzig-grauen Steinmauern und das trübe Wasser mit hell ausgestrahlten Flächen kontrastiert und dadurch plastische Kompositionen möglich.
Gleichwohl vermag es Carreras zu keiner Zeit, die gediegene Geschwindigkeit der von Natur aus fußlahmen Mumie mit eigenen Tempo-Vorschüben vom Regiestuhl aus zu kompensieren. Und auch Mumien-Mann Dickie Owens drängt sich nicht gerade mit Elan auf. Christopher Lee wusste das Geschöpf aus dem Sarkophag noch mit Attributen auszustatten, die effektiv das Grauen lehrten. Kugeln durchbohrten seinen Körper, ohne dass er sich auch nur eine Sekunde von seinem zielstrebigen Gang abhalten ließe. Mit ihm erlangte das Bild der ferngesteuerten, unzerstörbaren Maschine etwas wahrhaft Körperliches, dem zu entkommen ganz im Ermessen des Superhirns lag, das im Hintergrund die Fäden zog. Owen versucht als bandagierter Ersatzmann vergleichbare Dinge, baut aber nicht die gleiche Präsenz auf, was uns zu der These führt, dass Christopher Lee nicht einmal unbedingt sein Gesicht benötigte, um ganz besondere Schauspielkunst zu demonstrieren. Hinzu kommt, dass das Monster erst sehr spät überhaupt zu neuem Leben erwacht. Der Slogan „Half Bone, Half Bandage“ hat seine Berechtigung, erscheint die Mumie doch oft wie ein leeres Kleidungsstück, das mit zu viel Waschstärke behandelt wurde.Immerhin bekommt Owens eine Szene, in der er tatsächlich zum Mittelpunkt wird. Wie Lee darf er eine Glastür durchbrechen und in ein Büro eindringen, wo er blindlings in eine Falle tappt. Es ist aus verschiedenen Gründen der Höhepunkt des Films: Die Musik ist hier besonders pointiert, die Kamerawinkel extravagant, der choreografische Aufwand am deutlichsten sichtbar und es führt die ziellose Handlung endlich auf eine neue Ebene. Seitens der Regie wird der “Muminator” sogar zu einem besonders brutalen Vorgehen aufgefordert, den Kopf eines Gegners nämlich wie einen lästigen Skarabäus zu zertreten. Auch und gerade weil diese Szene im Off ausgeführt wird, passt sie zu der passiv-aggressiven Linie, die in Sachen grafischer Gewalt gefahren wird. Schließlich ist der Film nebenbei auch prall gefüllt mit abgehackten Händen, die sich wie ein böser Running Gag ausbreiten… ohne jedoch die ganz harte Nummer zu fahren. Fast so, als wolle man die britische Zensur ein wenig an der Nase herumführen.
Hinzu gesellt sich ein ungewöhnlich hohes Maß an Komik. Versteht sich von selbst, dass die nicht etwa aus freien Stücken entsteht, sondern durch verunglückte bzw. ungeschickt inszenierte plötzliche Dampfhammer-Rhythmik. Man darf dazu etwa das schwere Atmen des einsam wandelnden Untoten zählen, das einen Darth Vader wie einen dummen Lehrling dastehen lässt, oder auch seinen weit ausholenden Schlag, der mit einem saftigen Patsch-Geräusch im Gesicht des Zielobjekts landet und dieses mit einem weiteren Klatscher ausgerechnet auf die Kante der Treppenstufen aufschlagen lässt. Den Vogel schießt aber der Kameramann ab, als der Sarkophag erstmals vor Publikum geöffnet wird. So entpuppt sich das Gefäß unter großem Enthüllungs-Tamtam Gefäß als leer. Also schwenkt die Kamera mit prüfendem Blick von der oberen Hälfte langsam nach unten. Es könnte ja sein, dass sich die Kreatur in gebückter Position vor aller Augen zu verstecken versucht…
Und dann hat das Skript noch einen letzten Twist in petto, der ja wirklich originell wäre, hätte man sich die Mühe gemacht, ihn plausibel in das Whodunit einzubinden, das mindestens seit der Schiffsüberfahrt mit all den plötzlichen Überfällen, dem Geschrei und der Eskalation schwelt (hätte man Peter Lorre als Mr. Moto oder Basil Rathbone als Sherlock Holmes Schlüsse ziehend über die Reling spazieren sehen, es hätte nicht weiter verwundert). So handelt es sich nun natürlich bloß um reine Volksverdummung, mit der rückblickend auch die komplette Motivation gewisser Figuren fraglich wird.
Aber das ist ja das Schöne am unaufhaltsamen Lauf der Zeit: Wenn der schamlose Billig-Heuler von gestern die geeigneten Anlagen mitbringt, kann er es heute zur amüsanten Scharade bringen. „Die Rache des Pharao“ bringt diese Anlagen durch seine sorgfältig in Szene gesetzte Ausstattung mit und wird zu einem Musterbeispiel für die verlorene Kunst des reinen Studiofilms mit realen Kulissen – im vorliegenden Fall sogar noch mit dem Exotik-Bonus, denn von einer totalen Ausschlachtung des Themas „Mumie“ mit anschließenden Ermüdungserscheinungen kann ja keine Rede sein. Viermal „Mumienschanz“, das verknuspert ein echter B-Movie-Enthusiast doch locker zum Frühstück.
Informationen zur Veröffentlichung von “Die Rache des Pharao”
Achtung, Verwechslungsgefahr! Man muss es ja noch einmal betonen. Hier handelt es sich nicht etwa um „Die Rache der Pharaonen“, den ersten Hammer-Mumienfilm mit Christopher Lee in der Rolle des Titelmonsters, sondern um die Singular-Variante „Die Rache des Pharao“. Wir sagen es immer wieder gerne: Danke an den (hoffentlich bloß fiktiven) Zentralrat der deutschen Titelschmiede für diese immer wieder unübertreffliche Feinarbeit! Bei den englischen Originaltiteln ist das Ganze etwas weniger verwirrend gelöst: Dem schlichten „The Mummy“ folgt „The Curse Of The Mummy’s Tomb“, ein waschechter Vertreter des „X-of-the-Y-Ismus“ also, den wohl niemand so salonfähig gemacht hat wie Zombie-Vater George „of the Dead“ Romero.
Nun sind Mumien ja irgendwie die Urgroßväter des Zombies und haben daher unseren höchsten Respekt verdient. Anolis haben offenbar in der Schule gelernt, wie man die Älteren mit Respekt behandelt, denn der nun bereits 55 Jahre alte Film erstrahlt auf dieser Veröffentlichung in völlig neuem Glanz – und muss nicht einmal ein Meisterwerk oder sonst in irgendeiner Weise eine besonders bemerkenswerte Errungenschaft sein, um sich so eine würdevolle Behandlung zu verdienen.
Augen und Ohren bandagenfrei, bitte: Bild und Ton
Der deutsche Heimkinomarkt wurde bislang nur durch eine DVD von Sony bedient, die 2006 immerhin anamorphes Bild mit fünf verschiedenen Tonspuren und diversen Untertiteln bot, jedoch keine Extras. 2016 veröffentlichte Mill Creek in den USA ein Double Feature gemeinsam mit „The Revenge Of Frankenstein“, 2017 folgte Powerhouse mit einer Veröffentlichung für den britischen Markt. Letztere hatte Online-Vergleichen zufolge kräftigere Farben und mehr Korn an Bord. Obwohl mir kein Direktvergleich zur Anolis-Blu-ray vorliegt, ist die Bildqualität vermutlich mit der Powerhouse-Version zu vergleichen und könnte auch auf dem gleichen Master beruhen; zumindest gibt es Indizien, dass hier Quellmaterial von der UK-Veröffentlichung übernommen wurde. Tatsächlich gehört die Bildqualität mit ihren unheimlich kräftigen Farben, ihrer feinen Detailzeichnung, der unglaublichen Schärfe und dem trotzdem sehr filmischen Look zu den großen Highlights dieser Scheibe. Wie schon in der Rezension zum Hauptfilm angedeutet wurde: In der Eröffnungsszene ist jeder Pinselstrich des Matte Paintings zu sehen, die Staubwolken stehen partikelweise in der Luft, ja selbst die Schwangerschaftsstreifen der Bauchtänzerin glänzen matt bei der Bewegung. Wie man dazu steht, dass selbst so feine Details plötzlich sichtbar werden, ist sicherlich zu einem gewissen Grad Ermessenssache; doch gemessen an dem Wissen darum, wie Filme damals entstanden sind, dürfte es zumindest keine große Überraschung sein, welche Filmtricks damals zur Anwendung kamen.
Der 2.0 Monoton bleibt zwar etwas beschränkter in seinen Möglichkeiten, die in DTS-HD abgemischten Spuren (Deutsch und Englisch) haben aber einen authentischen Klang und lassen vor allem den Score von Carlo Martelli schön satt erklingen.
Etwas Schmuck mit ins Grab: Die Extras von “Die Rache des Pharao”
Spätestens bei den Extras wird klar, dass eine Zusammenarbeit mit Powerhouse offenbar stattgefunden hat, hat man doch die meisten Extras der britischen Scheibe lizensieren können. Leider gilt das nicht für das 13-minütige Feature „Blood and Bandages: Inside The Curse Of The Mummy’s Tomb“. Ansonsten ist aber alles (und mehr) an Bord und setzt sich wie folgt zusammen:
- in „Hammers Frauen: Jeanne Roland“ (ca. 11 Min.) spricht die Filmkritikerin Kat Ellinger über die einzige größere weibliche Rolle des Films und stellt dabei ein bemerkenswertes Wissen über die Schauspielerin unter Beweis, über die im Grunde gar nicht so viel bekannt ist, weil sie bereits im Alter von 32 Jahren die Schauspielerei an den Nagel hängte. Um so erstaunlicher, was Ellinger alles zu berichten weiß und wie sie es in einen Kontext zum Thema „weibliche Rollen im britischen Kino der 60er und bei Hammer im Speziellen“ einzuflechten weiß.
- Schauspieler Michael McStay, der in einer Rückblende den noch nicht mumifizierten Ra spielte, weiß in einem kurzen Interview (ca. 6 Min.) eine witzige Anekdote zu berichten, die jeden Zuschauer bei der nächsten Sichtung seiner Szene garantiert zum Lippenleser machen wird.
- Auch Komponist Carlo Martinelli, neben McStay einer der wenigen noch lebenden Beteiligten des Films, kommt in einem 4-minütigen Interview noch einmal kurz zu Wort.
- Wem die Bildqualität des Hauptfilms viel zu gut ist (und der Film mit seinen straffen 80 Minuten immer noch zu lang), der kann gerne auf die 8-minütige Super-8-Fassung zurückgreifen. Hier ist das Bild herrlich ranzig und schön viereckig, der Ton schlonzig und verrauscht und wir erleben eine Zeitreise ins Zeitalter der dutzendfach überspielten Videokassetten.
- Wer seine Französischkenntnisse prüfen will, darf das mit der französischen Titelsequenz tun,
- beim „deutschen Filmprogramm“ und „deutschen Werberatschlag“ (je ca. 2 Min.) kann man sich durch die Untiefen der Pressearbeit wühlen,
- bei einer 4-minütigen Bildergalerie mit musikalischer Untermalung gerät das Wohnzimmer zum Dia-Projektor und
- das Trailer-Paket hat nicht nur den deutschen und britischen Kinotrailer an Bord, sondern auch noch einen Trailer zum Double Feature des Films gemeinsam mit „The Gorgon“ sowie einen Trailer zum Film „Der Fluch der Mumie“.
Schreie aus der Gruft: Der Audiokommentar
Und dann wären da natürlich noch Rolf Giesen und Uwe Sommerlad. Es ist schon komisch, Giesen hat man nun so oft mit Gerd Naumann zusammen gehört, da fühlt sich eine Kooperation mit einem anderen Filmhistoriker immer wie Fremdgehen an. Aber Naumann hat sich ja zuletzt für „The Curse“ mit Matthias Künnecke und Christopher Klaese verabredet, da darf Giesen jetzt auch mal mit Sommerlad unter eine Decke – und die Beiden funktionieren auch prima miteinander. Ist aber ja auch nicht das erste Mal, dass sie sich treffen, so mancher Dracula oder Godzilla wurde ja auch schon von ihnen seziert. Bei “Die Rache des Pharao” kann selbst der mit so viel Fachwissen ausgestattete Giesen noch so manches von Sommerlad lernen. Und wir natürlich auch.
Eine feine Auswahl an Blu-ray-Sarkophagen: Die Verpackung
Besprochen wird hier übrigens die A-Variante unter den beiden Mediabooks und darin dürfen sich die Beiden noch weiter austoben, teilen sie sich doch das lesenswerte 32-Seiten-Booklet, das im Inneren eingeklammert ist. Giesen geht etwas allgemeiner darauf ein, wie es zu Hammers Mumien-Welle kommen konnte und welche Umstände dabei eine Rolle spielten, ferner, woher überhaupt die Faszination für ägyptische Themen stammt, mit der sich so viele Menschen für solche Produktionen begeistern konnten. Sommerlad geht in seinem Aufsatz noch etwas deutlicher auf den eigentlichen Film ein und bekennt sich konkreter zu den Pros und Kontras des Werks, wie sie aus seiner Sicht Gültigkeit haben. Zwei erneut sehr kenntnisreiche und lesenswerte, die natürlich wie immer bevorzugt nach Sichtung des Films gelesen werden sollten.
Das Mediabook weist wieder die bewährte Lederoptik mit fein marmorierter Struktur auf. Das in saftigem Blutrot gehaltene Cover kommt darauf sehr schön zur Geltung. Das Hauptmotiv ist eine Abwandlung der Szene des alten Kinoplakats, das bisher auf Videokassetten und abgewandelt auf der Sony-DVD Anwendung gefunden hat (leicht bekleidete, ohnmächtige Dame in den Händen der Kreatur – welches Filmmonster hat für das Merchandising noch nicht so posieren müssen?). Das B-Cover ist in freundlicheren Farben gehalten und folgt mit den expressionistisch gesetzten Grün/Rot-Klecksen auf hellem Hintergrund einem Design, wie es auf ähnliche Weise schon für andere Artworks aus Anolis’ Mediabook-Bestand verwendet wurde.
Natürlich verhindert auch hier wieder ein Deckblatt den direkten Aufdruck des FSK-Logos oder anderer Störfaktoren. Auch bei der ebenfalls erhältlichen Softbox ist wohl von einem FSK-freien Frontcover auszugehen. Käufer dieser etwas erschwinglicheren Ausgabe müssen wie gewohnt abgesehen von Booklet und Sonderverpackung auch keine Abstriche machen, die Disc sollte identisch sein. Die Grundlage für dessen Artwork findet man übrigens auf der Vorderseite des Booklets wieder, eingearbeitet in das spanische Filmplakat. Links daneben finden wir noch ein dezent gesetztes Schwarzweißportrait von Terence Morgan, der gerade ein Amulett mit der Lupe prüft. Die Blu-ray sitzt auf einem erhöhten Tray, das die Entnahme sehr komfortabel macht (und das Mediabook auf seine gewohnte Größe bringt).
Meckern fällt da mal wieder ganz, ganz schwer. Eine in jeder Hinsicht gelungene Veröffentlichung einer Hammer-Kuriosität, die nicht zu deren besten oder wichtigsten Filmen gehört, aber dennoch seinen Liebhaber-Kreis haben dürfte. Und besser hätten auch die teuersten Marken-Bandagen aus den Hallen des Anubis diesen Film nicht für die Nachwelt konservieren können.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie von “Die Rache des Pharao”
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