Originaltitel: Cobra Mission__Herstellungsland: Deutschland, Italien__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Fabrizio De Angelis__Darsteller: Oliver Tobias, Christopher Connelly, Manfred Lehmann, John Steiner, Ethan Wayne, Donald Pleasence, Gordon Mitchell, Maria Koltay, Kordy Mounir, Richard Lester u.a. |
Seit zehn Jahren ist der Vietnamkrieg vorbei. Doch noch immer gibt es einige amerikanische Soldaten, die als MIA in den Unterlagen der US-Army geführt werden. Als „Missing in Action“ und damit als während den Kampfhandlungen Verschwundene. Als wieder einmal ein Soldat auftaucht, der bisher als vermisst galt, und berichtet, dass da noch mehr Kriegsgefangene in Vietnam festgehalten werden, ziehen die EX GIs Richard, Mark, Roger und James los und rücken aus Thailand kommend über Laos in Vietnam ein, um dort diverse Kameraden zu befreien.
Vor Ort rodet man ein wenig den Dschungel, dezimiert die miesen Vietcong, erkennt, dass nicht alle Schlitzaugen immer böse sein müssen und rüstet sich zur Räumung eines großen Strafgefangenenlagers. Doch mit der Zeit müssen die vier Soldaten bemerken, dass im Dschungel Vietnams etwas nicht mit rechten Dingen zugeht…
httpv://www.youtube.com/watch?v=Q0Urt6fT6cQ
„Die Rückkehr der Wildgänse“ ist ein typischer Vietnam-Exploitation-Streifen seiner Zeit. Finanziert mit italienischen und deutschen Geldern versucht man sich überdeutlich an vor allem „Rambo II“ und „Missing in Action“ anzuhängen und den großen Reibach unter Actionfans zu machen. Dabei nimmt man dankbar alle Klischees mit, die den Vietnamfilm dieser Ägide ausmachten: Alle Asiaten sind miese Lumpen, Kanonenboote fahren auch Jahre nach dem Krieg die vietnamesischen Gewässer ab, schwerbewaffnete Hubschrauber sprengen bevorzugt Strohhütten in die Luft, die Amis treffen alles, ihre Gegner nix, in Vietconglagern wird gerne und viel gefoltert und der vietnamesische Dschungel ist der dichteste der Welt.
Die Figuren in diesem Reigen der Vietnamfilmklischees erinnern ein wenig an das A-Team: Da ist der Rauflustige und Voranpreschende, der Pläneschmiedende, der Loverboy mit leichter Rambo-Attitüde und der Bekloppte aus der Klappse, der sich offenbar selbst entlassen kann, wann und weshalb er will. Eine sonderliche Figurenzeichnung findet darüber hinaus eigentlich nicht statt. Zu Beginn wird nur kurz verortet, welche Folgen der Vietnamkrieg für die Figuren hatte, das war’s. Umso besser, dass die vier von Charakterfressen gegeben werden, deren Falten im Gesicht jede für sich eine eigene Geschichte zu erzählen scheinen. Zwar ist der eine sehr oft extrem drüber (Oliver Tobias als Richard) und der andere spielt, als habe man ihm eine Palme Vietnams rektal eingeführt (Bruce Willis Synchronstimme Manfred Lehmann als Mark), aber es funktioniert. Man schaut den kernigen Kerlen dank zudem sehr markiger und wirklich extrem politisch unkorrekter Synchro gerne bei ihrem Treiben zu.
Die Action des Filmes ist dabei zwar gut über den Film verteilt, hätte aber zahlreicher ausfallen dürfen. Richtig breit ausgespielte Shootouts hat es eigentlich nur bei der Räumung des Gefangenenlagers. Bis dahin und auch danach regieren eher kurze und knackige Scharmützel, bei denen die Vietcongs wie Fallobst vor den hin und her geschwenkten Gewehrrohren der Amis agieren. Vornehmlich lässt man jede Actionszene mit einem Big Bäng enden und bietet dabei durchweg einiges an Augenfutter, allerdings wird durch den ab und an etwas unglücklich wirkenden Schnitt des Filmes manche Highlightszene arg verkürzt dargereicht. Die wenigen Prügeleien sind herrlich schräg choreographiert und erinnern an die Spencer/Hill Kloppereien – da sind Schmunzler garantiert. Optisch kommt der Film leider sehr dröge daher. Zwar sorgen die Bilder des Dschungels und der Vietnamdörflichkeiten für Atmosphäre, die langen, starren und unbeweglichen Totalen langweilen mit der Weile aber ziemlich und der Schnitt ist abseits der Action höchst phlegmatisch in seinem Tempo.
„Die Rückkehr der Wildgänse“ (nicht verwandt oder verschwägert mit „Die Wildgänse kommen“) erlaubt sich, wie die großen Vorbilder, durchaus auch ein paar düstere Kommentare zum Vietnamkrieg und klingt mit einem wirklich sehr nihilistischen und verblüffend konsequenten Ende aus, ist ansonsten aber nichts weiter als kernige Männeraction, inszeniert auf dem Männerspielplatz Krieg. Der Bodycount ist beachtlich, der Aufwand hier und da sehr überraschend, die Blutbeutel platzen reichlich und so mancher Explosionsfeuerball weiß nachhaltig zu beeindrucken. Dazu gibt es herb dumme, ideologisch sehr fragwürdige Dialoge und Einzeiler zu vernehmen und die Darsteller sind eigentlich mehr damit beschäftigt, zu ballern und zu fluchen, als zu spielen. Das angenehme Grundtempo der Chose, die nette Action und die charismatischen Hackfressen der Hauptdarsteller (Donald Pleasance („River of Death“) schaut auch kurz vorbei) sind die größten Pluspunkte des Filmes. Etwas mehr inszenatorischer Schwung und mehr von dem Nihilismus, den der Film zum Ende hin ausstrahlt, schon im Verlauf des Filmes und die Karten wären vermutlich ganz neu gemischt worden. So bleibt trashige und durchaus unterhaltsame Vietnam-Action vom „Thunder“ Regisseur Fabrizio De Angelis mit freilich sehr fragwürdiger Grundhaltung.
Der Film ist seit Kurzem von Ascot Elite in der Reihe „Cinema Treasures“ erschienen und ist mit einer FSK 18 Freigabe ungeschnitten. DVD und Blu-ray können das Alter des Filmes allerdings nicht mehr verschleiern.
In diesem Sinne:
freeman
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