Das erste Mal trafen King Kong und Godzilla 1962 aufeinander, in „Die Rückkehr des King Kong“, dem dritten Film der „Godzilla“-Reihen. Unter der Regie von Ishiro Honda kommt es zur Battle Royale der Monster, als Godzilla aus dem ewigen Eis geweckt wird und ein Pharmakonzern den Riesenaffen Kong von seiner Heimatinsel holt. In Japan treffen die beiden Monster aufeinander.
Originaltitel: Kingu Kongu tai Gojira__Herstellungsland: Japan/USA__Erscheinungsjahr: 1962__Regie: Ishirô Honda__Darsteller: Tadao Takashima, Kenji Sahara, Yû Fujiki, Ichirô Arishima, Jun Tazaki, Akihiko Hirata, Mie Hama, Akiko Wakabayashi, Akemi Negishi, Ikio Sawamura, Shôichi Hirose u.a. |
Willis O’Brien hatte eine Idee für eine Fortsetzung des originalen „King Kong“ von 1933, in welcher der Affe gegen ein anderes Monster antreten sollte, in einer Version gegen eine gigantische Frankenstein-Kreatur aus Tierteilen. Das Konzept machte die Runde und landete irgendwann bei Toho, die Godzilla als Gegner einsetzten. Der hatte sieben Jahre Sendepause, nachdem „Godzilla kehrt zurück“ nur ein moderater Erfolg ohne großen Nachhall war. „King Kong vs. Godzilla“, hierzulande „Die Rückkehr des King Kong“, mutierte dagegen zum größten Kinohit der Reihe, zumindest in Japan.
Der Film, der für beide Monster der jeweils erste Filmauftritt in Farbe war, ist aber in vielen Punkten auch ziemlich panne. Das liegt vor allem an der Grundidee einer Pharmafirma, die Ideen für Marketing sucht und es für das Klügste hält, zwei Mitarbeiter zu einer Insel zu schicken, auf der gigantische Kreaturen entdeckt wurden. Bei dem Gespann handelt es sich um Osamu Sakurai (Tadao Takashima), den kompetenten Quasi-Helden des Films, und Kinsaburo Furue (Yu Fujiki), seinen entsprechend verballerten Sidekick. Letzterer ist aber noch nichts gegen ihren verpeilten, geldgierigen, hyperaktiven und grimassierenden Boss Mr. Tako (Ichirô Arishima), der den Film vollends zur Slapstickkomödie macht. Regisseur Ishiro Honda („Mothra bedroht die Welt“) schwebte eine Satire auf die japanische Business-Welt vor, aber „Die Rückkehr des King Kong“ teilt plump mit dermaßen grober Kelle aus, dass da von satirischer Schärfe nichts zu spüren ist.
Jedenfalls findet das Duo auf der Monsterinsel, die hier Faro und nicht Skull Island heißt, tatsächlich King Kong, der erst einen Riesenkraken plättet und sich danach dermaßen an Beerensaft betrinkt, dass man ihn direkt zur Verschiffung gen Japan verschnüren kann. Denn in der Logik des Films sind schwer zu kontrollierende Riesenaffen natürlich die besten Werbeträger für Pharmakonzerne. Was denn auch sonst? Derweil steckt ein amerikanisches Atom-U-Boot im ewigen Eis fest und weckt dabei Godzilla, der am Ende des Vorgängerfilms in einem Eisberg eingefroren worden war. Das Ende vom Lied: Godzilla frei, Godzilla sauer, U-Boot kaputt.
Während Godzilla gen Japan schwimmt, kann sich auch Godzilla auf der Überfahrt befreien und geht ohne menschliche Fesseln ans Festland. Militär und Bevölkerung wappnen sich für den Ansturm der zwei Monster, die sich bald auch gegenseitig ins Gehege kommen…
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Für Toho war es natürlich ein kluger Schachzug die schwächelnde Eigenmarke durch ein Duell mit dem auch in Japan sehr beliebten Riesenaffen wieder auf die Landkarte zu packen. Handwerklich gab man sich dabei aber nur begrenzt Mühe. Während Godzilla weiterhin als recht überzeugende Suitmation dargestellt wird, sieht King Kong in diesem Film so aus, als habe man in einem Kleiderschrank eine alte Karnevalskostüm-Variante des Affen-Designs von 1933 gefunden und schnell einem Stuntman übergeworfen, trotz entgleister Gesichtszüge und sichtlichem Mottenfraß. Gerade die Szene, in der man King Kong mit Hilfe von Ballons Richtung Showdown am Fujiyama schweben lässt, ist dann komplett unter der Würde des armen Zottelviehs und unfreiwillig komisch.
Andrerseits funktioniert die unfreiwillige Komik hier immerhin besser als die freiwillige. Overacting und Gesichtskirmes en masse ist hier angesagt, mit Ichirô Arishima („Der Löwe des gelben Meeres“) als schlimmstem Beispiel mit hohem Nervfaktor. Nicht dass sich Tadao Takashima („Godzilla vs. Mechagodzilla II“) als Held, der gleichzeitig Drummer, Kameramann und Werbeexperte ist, oder Mie Hama („Man lebt nur zweimal“) als seine Schwester Fumiko mit wesentlich mehr Ruhm bekleckern würden, aber deren Leistungen sind halt nur egal im Gegensatz zu dem Gehampel anderer Protagonisten. So ist „Die Rückkehr des King Kong“ für eine gelungene Monster-Comedy dann zu steif und grobschlächtig, für ein ernsthaftes Kaiju-Abenteuer dann doch merklich zu albern und doof.
Denn blöd ist hier das eine oder andere. Dass Fumiko etwa es hinbekommt, sowohl in der Eisenbahn zu sein, die Godzilla in der Filmmitte attackiert, als auch in der Eisenbahn, die King Kong gegen Filmende attackiert, überstrapaziert den Kollegen Zufall dann doch etwas arg, von der Gaga-Prämisse um Riesenaffen und Atom-U-Boot-Expeditionen als mögliche Werbeträger ganz zu schweigen. Und der Verlobte von Fumiko hat nicht nur ein besonders reißfestes Spezialseil entwickelt, es steht auch passenderweise gleich lastwagenweise parat, wenn man es zufällig zu Luftverschickung King Kongs benötigt, um den Mottenfiffi-Affen an Ballons zu binden. Dass die Eingeborenen alle von Japanern mit Blackface dargestellt werden, ist auch nur begrenzt geschmackssicher, aber „Die Rückkehr des King Kong“ meint dies sicherlich nicht rassistisch, sondern ist einfach nur kreuznaiv. Denn auch sonst entwickelt das Treiben einen naiv-dämlichen Charme und hängt nach der schnarchigen Einführung nie zu sehr durch.
So gibt es dann auch typische Kaiju-Schauwerte, wenn hin und wieder mal ein paar Gebäude plattgewalzt und ein paar wirkungslose Armee-Einheiten ausgelöscht werden, während das Hauptaugenmerk auf den Monster-Fights liegt. Anfangs zofft sich King Kong mit einem Riesenkraken, der den Affen zwar als Modell angreift, ansonsten vor allem aber ein echter Krake ist, die man herzallerliebst durch ein Modellbaudorf krawallen lässt. Das erste Zusammentreffen von Godzi und Kong ist noch etwas lahm, da es zum einen sehr kurz ist und Kong schnell die Segel streicht, nachdem der große Grüne ihm den Flohteppich auf der Brust ansengt. Im Finale geht es dann deutlich länger rund. Das Ganze ist nicht frei von Dämlichkeiten, etwa wenn King Kong seinen Gegner angreift, aber einfach vorbeiläuft und mit der Rübe auf einen Stein knallt. Für eine Battle Royale der größten Filmmonster ist das Gebotene manchmal etwas ungelenk, aber putziges Monster-Wrestling mit einigen coolen Ideen (z.B. wenn Godzilla und Kong sich attackieren, während sie ein zwischen ihnen stehendes Gebäude plätten) ist schon dabei herumgekommen.
Ein zweites Match zwischen King Kong und Godzilla gab es in Japan dann unter anderem nicht mehr, weil erste Pläne für ein direktes Sequel durchfielen, es dann später mit den Rechten an King Kong schwer für Toho wurde – erst „Godzilla vs. Kong“ sollte das Ganze dann als US-Produktion umsetzen. Angesichts des etwas nervigen Klamauks, des räudigen Kong-Kostüms und der Extraportion Blödheit in „Die Rückkehr des King Kong“ ist es dann vielleicht auch nicht so tragisch, dass kein zweiter Film der Sorte kann. Der dritte Teil der Godzilla-Reihe hat zwar naiven Charme, wenig Leerlauf und ein paar hübsche Krawall- und Kloppszenen mit seinen Kaiju, ist aber qualitativ bei weitem nicht die Speerspitze der Reihe. Man muss schon Spaß am Trash mitbringen, um Freude an „Die Rückkehr des King Kong“ zu haben.
Knappe:
Die gängigste Fassung von „Die Rückkehr des King Kong“ ist die US-Version, die den Film gegenüber der japanischen Fassung etwas umschnitt und verkürzte. Auf ihr basiert auch die deutsche Fassung, aus der man weitere zehn Minuten herauskürzte. Auf der DVD von Anolis/Koch Media befinden sich alle drei Versionen; als Bonusmaterial gibt es Trailer, Werbematerial und einen Audiokommentar von Bodo Traber und Jörg Buttgereit zur US-Version. Die Blu-Ray von Filmjuwelen hat lediglich die US-Version an Bord und bietet als Bonusmaterial Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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