Originaltitel: I guerrieri dell’anno 2072__Herstellungsland: Italien__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Lucio Fulci__Darsteller: Jared Martin, Fred Williamson, Howard Ross, Eleonora Brigliadori, Cosimo Cinieri, Claudio Cassinelli, Valeria Cavalli, Donald O’Brien, Penny Brown, Al Cliver, Mario Novelli, Hal Yamanouchi u.a. |
Man könnte „Die Schlacht der Centurions“ manchmal für ein „Running Man“-Rip-Off halten, doch er erschien drei Jahre vor dem Schwarzenegger-Hit. Es ist noch nicht einmal einer der in Italien beliebten Endzeitfilme (meist Rip-Offs von „Mad Max“ oder „Die Klapperschlange“) – und trotzdem ein Rip-Off, nur eines mit weniger beklauter Quelle: „Rollerball“.
So sieht sehen Held und Hauptdarsteller, Drake bzw. Jared Martin, schon sehr stark nach James Caan aus. Drake ist der Star einer Show namens „Kill-Bike“, mit denen man im Rom der Zukunft Quote machen will. Die Zukunft liegt laut italienischer Sprachfassung im Jahre 2072, laut deutscher und englischer Version im Jahre 2033. Aber egal wann: „Kill-Bike“ stinkt bei den Quoten gegen die amerikanische Show „The Danger Game“ ab und dann will sich Drake auch noch zwecks Heirat zur Ruhe setzen. Es ist das alte dystopische Thema der ultrabrutalen TV-Unterhaltung für blutgeile Massen, davor und danach gesehen in „Videodrome“, „Death Race“, „Running Man“ und „Rollerball“, hier allerdings zur bloßen Form erstarrt, ohne echte Hintergedanken oder Medienkritik – deshalb kommen Zuschauer quasi gar nicht vor in diesem Film.
Senderchef Sam schlägt dem Programmplaner Cortez (Claudio Cassinelli) ein neues Showkonzept vor: Zum Tode verurteilte Häftlinge sollen sich gegenseitig vor laufender Kamera bekämpfen und umbringen, vor der Kulisse des historischen Colosseums. Damit nimmt der Film Bezug auf römische Traditionen, die sich auch in Verleihtiteln wie „The New Gladiators“ und „Die Schlacht der Centurions“ niederschlagen. Vielleicht auch ein Grund, warum Lucio Fulcis („Conquest“) Sci-Fi-Actioner ausnahmsweise mal nicht in den USA, sondern in Rom spielt – auch wenn für dessen bunte Future-Aufmachung, in der sich die Damen und Herren Fernsehleute bevorzugt via Flugobjekt fortbewegen, anscheinend „Blade Runner“ Pate stand.
Auch Drake wird eine Falle gestellt: Erst schickt Cortez Killer, die seine Frau Susan (Valerie Jones) ermorden, ehe er diese wiederum tötet und dafür verknackt wird. Damit landet Drake erneut beim Sender, dort er soll seine Starrolle nun bei den neuen Gladiatoren weiterführen…
httpv://www.youtube.com/watch?v=L_YyJm5KyhM
Vergleicht man „Die Schlacht der Centurions“ mit seinen amerikanischen Vorbildern und Brüdern im Geiste, dann ist schnell klar, dass er budgettechnisch eindeutig den Kürzeren zieht. Außer Gladiatorenarena und Sendergebäude gibt es wenige Locations, die Schauspielerriege umfasst kaum mehr als Senderbelegschaft und Gladiatoren, den Rüstungen und Waffen sieht man ihre Herkunft aus Pappe, Alufolie und ähnlichen Bastelmaterialien oft an. Und dennoch hat das Ganze durchaus einen gewissen Billigcharme, gerade das mit simpelsten Tricks dargestellte Rom des Jahres 2072 (oder 2033) hinterlässt schon einen Eindruck, auch wenn man natürlich nie glaubt einer irgendwie denkbaren oder imposant umgesetzten Zukunftsvision zu folgen. Ärgerlich wird es da auf akustischer Ebene, denn der ewiggleiche Dudelsoundtrack von Riz Ortolani („Tuareg – Die tödliche Spur“) ist nicht besser als Fahrstuhlmusik und raubt dem Zuschauer schon bald seine Nerven.
Der Kardinalfehler von „Die Schlacht der Centurions“ liegt allerdings daran, dass er Italo-Trash-Action verspricht, aber kaum Italo-Trash-Action liefert. Also Italo-Trash schon in reichlicher Menge, aber wenig Action. Ein paar „Kill-Bike“-Szenen am Anfang sorgen für ein paar nette Motorradstunts, im Mittelteil darf man sich mit einem hüftsteifen Ausbruchsversuch und ein bisschen Gladiatorentraining begnügen, letzteres mit verschwindenden Gegnern im Stroboskoplicht gefilmt, was zwar eigenwillig ist, aber nicht wirklich künstlerisch erhebend. Erst in den letzten 20 Minuten kommt es dann zur finalen Gladiatorenschlacht, die sich in zwei Teile gliedert: Erst ein Jeder-gegen-Jeden auf Motorrädern, danach eine Art Wagenrennen mit Motorrädern und Beiwagen, bei dem die Kontrahenten mit Messern, Schwertern und Äxten aufeinander einhauen. Die Stuntcrew leistet dabei gute Arbeit, doch Action ist nicht Fulcis Metier: Inszenierung und Schnitt lassen jedes Gefühl für Rhythmus oder Raum vermissen, sodass die Szenen eher aneinandergestoppelt als wirklich montiert wirken.
Besser wird Fulci dann, wenn er Anwandlungen an jene Horrorfilme und Thriller hat, die seinen Ruf in Fankreisen begründen: Eine „The Danger Game“-Szene ist eine hübsche Hommage an Edgar Allan Poes „The Pit and the Pendulum“, ein bisschen Murder-Mystery lässt den Giallo-Filmer erkennen und die wenigen Splattereffekte (u.a. ein von einem Stahlseil abgetrennter Kopf) sitzen auch. So versucht sich der Film dann abseits seiner wenigen Actionszenen auch als Sci-Fi-Thriller, leidet aber unter einem fahrigen und kreuzdämlichen Script, an dem vier Autoren schrieben und über das sich Fulci mit seinem langjährigen Kompagnon Dardano Sacchetti („The Executor – Der Vollstrecker“) entzweite. Vielleicht mögen diese Querelen auch Schuld an der Qualität des Drehbuchs sein, das bei seiner Beschreibung von senderinternen Intrigen gleichzeitig abstrus-bescheuert und vorhersehbar ist: Einerseits wird hier wild jede mögliche Idee ohne Sinn für Konsistenz und Konsequenz zusammengeworfen, andrerseits ist fast jede dieser Ideen einem sattsam bekannten Science-Fiction-Klischee entlehnt. Sams wahre Identität beispielsweise dürfte für keinen Genrekenner eine Überraschung sein.
Dummerweise interessiert der Machtkampf im Sender auch nicht, da der Film ja sowieso quasi alle Beteiligten von Anfang an als Aasgeier zeichnet, die mit Leid und Gewalt ihr Geld machen. Bleiben also Drake und die anderen Gladiatoren, von denen in erster Linie Abdul (Fred Williamson), Kirk (Al Cliver) und Akira (Hal Yamanouchi) vorgestellt werden. Wobei Vorstellung eigentlich schon zu viel des Guten ist, es sei denn man hält Attribute wie „benutzt gerne Messer“ oder „kann Martial Arts“ schon für Charaktereigenschaften. Auch die Handlung ist kaum besser: Erst verdient sich Drake mit Schlagkraft und Integrität den Respekt der Kollegen, man will sogar gemeinsam ausbrechen, ehe man sich im Finale dann doch freudig gegenseitig umbringt (dort aber in erster Linie bisher ungesehenes Kanonenfutter), um dann doch wieder für die obligatorische Revolte zusammenzutun. Dass solche profillosen Pappkameraden in einem solchen Kuddelmuddelfilm nicht die geringste Empathie oder irgendeine Form von Zuschauerinteresse erzeugen, ist dann auch kein Wunder.
Hinzu kommt, dass Jared Martin („Quiet Cool“) außer James-Caan-Ähnlichkeit auch nichts in die Wagschaale zu werfen hat: Kaum schauspielerische Qualitäten, wenig Actionhero-Charisma. Gerade in den Szenen, in denen Senderfuzzis sein Gehirn mit irgendwelchen Illusionen beeinflussen wollen („Uhrwerk Orange“ kennen Fulci und seine Co-Autoren also auch), merkt man seine Defizite merklich. Die Italo-Urgesteine Fred Williamson („Metropolis 2000“) und Al Cliver („Endgame – Das letzte Spiel mit dem Tod“) halten ihre Charakterfressen da schon einprägsamer in die Kamera, sind dann aber doch nur bessere Stichwortgeber. Claudio Cassinelli („Paco – Kampfmaschine des Todes“) und Howard Ross („Afghanistan Connection“) als Antagonisten sind dagegen leider wenig ernstzunehmende Knallchargen.
So bleibt „Die Schlacht der Centurions“ ein weitestgehend zähes Sci-Fi-Werk aus Bella Italia, dem es an Action mangelt, zumal diese trotz überzeugender Stuntarbeit leider suboptimal inszeniert ist. Eine wirre Story, heftiger Raubbau bei Unmengen bekannter Genremotive und uninteressante Figuren helfen auch nicht, obwohl man dem Film immerhin seinen Billigcharme und gute Ansätze anrechnen muss. Im Gegensatz zu zackigeren Italo-Sci-Fi-Reißern wie „Fireflash“ oder „Bronx Warriors“ stinkt „Die Schlacht der Centurions“ dennoch ab.
Knappe:
Eine ungeschnittene Fassung des Films in deutscher oder englischer Sprache ist schwer zu finden. Dafür sind alle Versionen moderat geschnitten. In der ungeprüften deutschen DVD-Version von Laser Paradise (identisch zu früheren VHS-Veröffentlichungen) fehlen nur zwei kurze Gewaltmomente, während man im Bonusmaterial Trailer sowie eine Bio- und Filmographie zu Lucio Fulci erhält. Die US-DVD von Troma ist in Sachen Gewalt ungekürzt, lässt aber rund drei Minuten an Handlung vermissen, die sich vor allem um Drakes Hochzeit drehen.
© Nils Bothmann (McClane)
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