Originaltitel: Doctor Detroit__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Michael Pressman__Darsteller: Dan Aykroyd, Howard Hesseman, Donna Dixon, Lydia Lei, T.K. Carter, Lynn Whitfield, Fran Drescher, John A. Maloney, Pershing P. Anderson, William Munchow, Ed Meekin, Hank Salas u.a. |
Auf dem Papier ist alles angerichtet für eine typische Chick’n’Geek-medy ihrer Zeit: Ein schrulliger Prof, der vom verführerischen Schweif vierer exotischer Damen durch das nächtliche Chicago geschubst wird und dabei von einer Rollenspielsituation in die nächste stolpert… das ist aus Autorensicht wohl eher Malen nach Zahlen als Pulitzer-Material.
Aber da hat man die Rechnung ohne Dan Aykroyd gemacht. Kaum wird er im Vorspann als Sport-Geher in viel zu kurzen Shorts mit lächerlichem Mini-Rucksack auf dem Rücken zum Mittelpunkt der allgemeinen Aufmerksamkeit, da ist das ganze Konzept im Grunde schon durch den Fleischwolf gedreht. Schnell hat man realisiert, dass die Hauptfigur mit ihren tausend Gesichtern den Plot von der Stange überstrahlen wird, während sie im stetig wechselnden Farbbad der 80er-Popkultur auf Tauchgang geht, völlig schmerzlos gegenüber jedweder Peinlichkeit.
So gesehen ist „Doctor Detroit“ in gewisser Weise ein Musterbeispiel für Komödien ihrer Zeit… und dann auch wieder nicht. Gerne macht Michael Pressman Gebrauch von den üblichen Zutaten, die damals im Trend lagen, neigt aber bei manchem Gewürzstreuer zur hemmungslosen Überdosierung. Das Production Design spielt biedere institutionelle Einrichtungen gegen pulsierenden Disco-Pomp aus, Kostüme und Dekor befeuern den knalligen Puls der Zeit und feiern den Kontrast, in etwa so wie bei den frühen Comicadaptionen der Marke „Howard the Duck“ oder „Dick Tracy“. Der Erzählstil erscheint dadurch auf den ersten Blick wirr und ohne Fokus. Es dauert ein wenig, bis man merkt, dass hier im Grunde ihres Kerns trotz allem eine völlig gewöhnliche Allerweltskomödie vorliegt. Anders als etwa „Buckaroo Banzai“ oder „Hudson Hawk“, die durch ihre konfusen Gaga-Drehbücher vergleichbare Verwirrung direkt aus ihrem Kern heraus erzeugen, geht in „Doctor Detroit“ tatsächlich nahezu sämtliche Irritation auf das Konto von Dan Aykroyd.
Der Saturday-Night-Live-Hintergrund des Komiker-Schauspielers ist praktisch in jeder Sekunde präsent. Schon lange bevor sich der Professor in den ambivalenten Unterwelt-Boss Doctor Detroit verwandelt, tauscht er die ihm längst innewohnenden multiplen Persönlichkeiten wie seine tägliche Unterwäsche. Pressman hält offenbar wenig davon, den exzentrischen Weirdo aus dem Vorspann über die gesamte Laufzeit schonend aufzutauen, denn kaum steht dieser mit einem Fuß in der ihm unbekannten Welt der Abenteuer, lässt er sich bereitwillig einsaugen und wird auf der anderen Seite des Portals zum freakigsten Partymacher von allen. Aykroyd wird dadurch allerlei Gelegenheit geboten, aus der Haut zu fahren. Während ein Peter Sellers oder Eddie Murphy dazu noch mehrere Figuren verkörpern mussten, erledigt Aykroyd das einfach von seiner Basis aus.
In gewisser Weise ist das ein Problem, denn die Verschrobenheit des Clifford Skridlow, so der bürgerliche Name des Docs, erreicht nie ganz die knuffelig-liebenswerte Wirkung, die sie potenziell in sich trägt. Aykroyd hat anderes im Sinn als bester Freund des Zuschauers zu werden: Springen und tanzen nämlich, mit unerwarteten Verhaltensweisen überraschen, einfach seine unbändige Energie vor der Kamera freisetzen. Letztlich läuft es auf ein provokantes Experiment hinaus, das darin besteht, die Grenze von In-Character zu Out-of-Character auszutesten. Man würde unter normalen Umständen wahrscheinlich lieber einen James Bond mit Fran Drescher und ihren Gespielinnen in der Badewanne sehen als einen Goofy. Eben diese Sehgewohnheiten attackiert Aykroyd, indem er sich wortwörtlich zum Affen macht und hinauswagt ins Unbekannte.
Jenes Unbekannte in ein reizvolles Gangster-Milieu mit interessanten Akzenten zu verwandeln, daran versucht sich Pressman, wenn auch mit mäßigem Erfolg. Immerhin, Kate Murtagh hat da mit „Mom“ eine originelle Figur erschaffen, die wohl auch die gleichnamige Figur aus der TV-Serie „Futurama“ mit inspiriert haben dürfte. Ihr Zusammentreffen mit Doctor Detroit auf einem Schrottplatz gehört aus Action- wie aus Comedy-Sicht gleichermaßen zu den Highlights: Aykroyd und Murtagh legen die Sequenz mit einem verbalen Schlagabtausch der lebensmüden Sorte zu einer urkomischen Verballhornung klassischer Suspense-Peaks aus alten Gangsterstreifen an, die vom Scheitel bis zur Sohle demontiert werden, größenwahnsinniger Dialogzeilen („Mom, I am going to rip off your head and shit down your neck!“) und Fluchtversuchen im hysterischen Hühner-Modus zum Dank. Aykroyd nimmt mit seinem struvvelpetrigen Pseudo-Gangster sogar ein klein wenig die ein oder andere Filmfigur vorweg, die später noch unter der Regie von Tim Burton entstehen sollte; De Vitos „Pinguin“ etwa, Depps „Edward“ und vor allem Keatons „Beetlejuice“. Zwischen ihnen und den Eskapaden von Jerry Lewis als „Der verrückte Professor“ bildet er die Brücke, während er noch im gleichen Zug die Pimp-Kultur und indirekt damit auch einen Teil des Blaxploitationfilms parodiert.
Die Gangster-Welt, in der diese merkwürdige Kreation von Aykroyd unterwegs ist, hält allerdings nicht ganz mit den ins Detail auskomponierten Wunderwelten Burtons mit. Da hilft nicht einmal das hübsche Damen-Quartett oder die coole Show von James Brown im letzten Akt. Unter seiner knalligen Oberfläche ist „Doctor Detroit“ eben handelsübliche Comedy, wie Aykroyd und seine Berufsgenossen sie im legendären Jahrzehnt des schlechten Modegeschmacks zu Hunderten vom Stapel gelassen haben. Die hochtourige Performance des Hauptdarstellers dürfte für so manchen Zuschauer zudem äußerst anstrengend zu goutieren sein. Gerade darin liegt aber die Chance, dass man es womöglich eben doch mit einem Unikat zu tun haben könnte. Zumal die scherzhaft im Abspann angekündigte Fortsetzung, anders als der zweite „Star Trek“-Kinofilm, mit voller Absicht nie entstanden ist…
Informationen zur Veröffentlichung von “Doctor Detroit”
Limited Collector’s Edition #52
Comedy-Legenden wie Dan Aykroyd (“Ghostbusters: Legacy“) müssten normalerweise von Haus aus ein Publikum anziehen. Einfach den Namen groß aufs Cover und das Ding verkauft sich von selbst, oder? Das mag zur damaligen Zeit für die Kinokassen gegolten haben; heute gestaltet sich das schon schwieriger. Man hat die großen Blockbuster im Hinterkopf gespeichert und alles darüber hinaus existiert quasi nicht.
Dies ist nun die Gelegenheit, einen weitgehend unbekannten Film in Aykroyds Lebenslauf kennenzulernen, der zwischen „Blues Brothers“ und „Ghostbusters“ entstand. Im Mai 1983, ein Jahr bevor „Die Glücksritter“ über Wochen hinweg zum Dauerbrenner an den Kinokassen wurde, kam „Doctor Detroit“ in die amerikanischen Kinos und schaffte es gerade mal eben, seine Produktionskosten wieder einzuspielen. Da half auch der durch „Blues Brothers“ veredelte Name nichts. Von einem Kultfilm zu sprechen, der sich dann über Jahre hinweg auf dem Heimvideomarkt etabliert hätte, ist allenfalls in einem eher ausgewählten Kreis üblich. Eine Wiederentdeckung lohnt sich daher um so mehr, einfach weil „Doctor Detroit“ gemessen an seinem quasi nicht vorhandenen Bekanntheitsgrad der Karriere Aykroyds eine schillernde Facette hinzufügt.
In Deutschland hat man die Gelegenheit dazu immerhin seit 2009 (sofern wir mal die VHS ausklammern), als über die MIG Filmgroup in der „Cinema Finest Collection“ eine DVD mit deutscher und englischer Tonspur erschien. Später gab es dann noch eine Neuauflage in einem eigenwillig zusammengestellten Box Set, in dem Aykroyd zusammen mit seinen Kollegen Bill Murray, Bill Cosby, Robert de Niro, Richard Dreyfuss und Tom Selleck durch jeweils einen Film repräsentiert wurden, für die sie nicht zwangsläufig bekannt geworden waren. Der US-Blu-ray von Shout! aus dem Jahr 2018 folgend, ist „Doctor Detroit“ nun in der „Limited Collector’s Edition“ Nr. 52 von Wicked Vision eine deutsche Blu-ray-Premiere.
Die Verpackung
An den comicartigen Cover-Motiven, derer wieder drei zur Auswahl stehen, kann man den Charakter des Films bereits ganz gut ablesen. In den Credits des Booklets ist kein Hinweis auf einen (neuen) Zeichner zu finden, was normalerweise darauf hindeutet, dass es sich durchgehend um Originalmotive handelt. Das scheint auch für das zur Besprechung vorliegende Cover B zu gelten, obwohl es zu den weniger verbreiteten Motiven zu gehören scheint. Jedenfalls stellt es die Geek-Eigenschaften der Hauptfigur mit der Rückspiegel-Brille und dem Doktoren-Outfit deutlich heraus, während im Hintergrund zwei Cadillacs vor der Skyline Chicagos parken. Besonders auffällig ist hier der fette pinke Titelschriftzug in einer Art Comic-Sprechblase. Nicht viele Elemente direkt aus dem Film werden auf dem Motiv reflektiert, was zur Abwechslung gegenüber den klassischen Collagen aber mal ganz angenehm ist, weil so nicht gleich die gesamte Handlung gespoilert wird. Sehr gelungen sind die satten Farben, die auf dem Spine und dem Backcover perfekt durch ein kräftiges Babyblau komplementiert werden, mitsamt pinker Info-Boxen auf der Rückseite. Die aus altem Werbematerial stibitzte Tagline „Der wildeste Typ seit Tarzan und Micky Maus“ über der Inhaltsangabe erregt zudem Aufsehen und macht auf eine seltsame Art gespannt darauf, was es mit dem Typen wohl auf sich hat.
Die anderen beiden Motive sind aber wohl die bekannteren. Auf Cover A werden Superman-Anleihen genutzt, wenn Aykroyd sich von seiner Stahlklaue durch die Lüfte tragen lässt, was den Handlungsverlauf bei genauer Betrachtung ziemlich gut zusammenfasst. Auch hier springt der Filmtitel wieder gleich ins Auge, weil er in ein knallgelbes Panel gefasst ist. Das untere Drittel wirkt ein bisschen überfüllt, aber immerhin kommen Mom und die vier Ladies so angemessen zur Geltung. Cover C ist ausnahmsweise sogar mal eine Fotomontage, wie sie auch als Basis für die amerikanische Blu-ray verwendet wurde. Hier wurde Aykroyds winkende Hand nun allerdings gegen die Metallklaue ausgetauscht, die ein Brathähnchen hält. Der schlichte weiße Hintergrund mit seinen lilafarbenen und gelben Kästen betont die 80er-Popart, der Titel passt sich dem an. Alle drei Motive sind mit einer erschreckend geringen Auflage von 222 Stück versehen, wobei die ersten 300 Besteller im Wicked-Shop als Gimmick noch eine Sammelkarte bekommen. Ob es diese noch gibt, ist unklar, da der Titel immerhin bereits seit einem Dreivierteljahr auf dem Markt ist; Stand jetzt kann man aber zumindest noch alle drei Covermotive bestellen.
Das Booklet
Das Innenleben des Mediabooks führt das 80er-Artdesign konsequent fort. Man fühlt sich in eine Zeit zurückversetzt, als es noch keine Blu-rays oder DVDs gab, doch da liegen sie nun in ihrer kreisrunden Herrlichkeit und warten darauf, eingelegt und abgespielt zu werden. Widmen wir uns aber zunächst kurz dem Booklet. Das nutzt als Frontmotiv das etwas seltsame, aber originale deutsche Alternativposter, bei dem man womöglich in Anspielung auf diverse Murder Mysteries mit diversen Professor-X-Inkarnationen eine rote Silhouette von Doctor Detroit auf schwarzen Hintergrund serviert bekommt, umrahmt von einer mattgelben Fläche. Auf der Rückseite sehen wir das Profil des „Sport-Gehers“ mit Fliegerbrille aus dem Vorspann.
Auf klassischen weißen Seiten befasst sich Christoph N. Kellerbach schließlich mit dem Hauptfilm in einem Text mit dem schmucken Titel „Ladies Man, Lude, Legende: Dies ist die Geschichte von Doctor Detroit“. Kellerbach arbeitet zunächst die Anfänge von Aykroyds Karriere in „Saturday Night Live“ auf und zeichnet das Bild eines schüchternen Genies, das seine eigene Art gefunden hatte, mit Menschen in Kontakt zu treten. Dass „Doctor Detroit“ eine derart exzentrische Figur geworden war, setzt er in einen direkten Zusammenhang mit dem Drogentod seines besten Freundes und „Blues-Bruders“ John Belushi im März 1982, als habe er dessen ausgeflippte Natur am Leben erhalten wollen. Wohl weniger erwartet hätte man, dass Kellerbach anschließend einen kurzen Abriss der Zuhälter-Kultur liefert, beginnend mit Iceberg Slim, der das Gewerbe zwischen den 30er und 50er Jahren aufrührte. Es ist aber letztlich ein notwendiger Diskurs, um die Ursprünge der Idee aufzuzeigen und die Produktionsgeschichte des Films nachzuzeichnen. Darin geht es um die Entwicklung der Idee, um die Besetzung, den Dreh selbst und schließlich die Veröffentlichung. Wie schnell die Gegenwart die Geschichte verändern kann, sieht man übrigens mal wieder gut an diesem Text: Schreibt der Autor hier noch darüber, dass Dan Aykroyd und Nebendarstellerin Donna Dixon damals ein Liebespaar wurden und auch heute noch immer glücklich verheiratet sind, so ist seit April 2022 bekannt, dass sich das Paar nach 39 Jahren Ehe getrennt hat.
Bild und Ton
Nehmen wir nun die Silberlinge aus der Verpackung (und registrieren amüsiert die dahinter versteckten Abbildungen des Hauptdarstellers als Karate-Meister und als ausgeflippter Doktor), werden wir in knallbunte Menüs geführt, in denen das Theme von DEVO wie ein Aufputschmittel aus den Boxen schallt. Schalten wir also wie vom Blitz getroffen gleich in den Hauptfilm. Dort sehen wir ein gut aufbereitetes Master, das eher gedeckte Farben in der Basis bietet und die bunten Elemente wie Pop-Up-Effekte aus dem Bild ragen lässt. Selbst in den Nachtszenen leuchtet das Outfit von Doctor Detroit wie in einer Waschmittelwerbung. Schärfe und Grain-Ausprägung sorgen für einen ruhigen Bildstand auf einem soliden Pegel, so dass man das flotte Treiben auf Chicagos Straßen mit einer gewissen Gemütlichkeit genießen kann.
Beim deutschen Ton konnte das Label wohl in letzter Minute noch auf eine bessere Quelle zurückgreifen, und tatsächlich ist die präsentierte Spur kristallklar und scheint die Synchronisation fast verlustfrei in die Gegenwart zu transportieren. Einzig fielen auf der getesteten Blu-ray an einzelnen Stellen reproduzierbare, also fest auf der Spur enthaltene Knackgeräusche auf, die wie Clipping-Fehler klingen. Beim Nachtesten auf der ebenfalls beiliegenden DVD waren sie allerdings nicht zu hören. Die Synchronisation selbst ist übrigens hochwertig, aber gewöhnungsbedürftig. Eigentlich ist Dan Aykroyd seit Beginn seiner Karriere fast untrennbar mit der Stimme von Thomas Danneberg verbunden, hier wird er aber von Hans-Werner Bussinger gesprochen, der unzählige Darsteller vertont hat und vielleicht noch am ehesten als Teilzeit-Stimme von John Lithgow bekannt ist. In den ersten Szenen fällt es schwer, sich auf diese Kombination einzulassen, irgendwann groovt sich die Stimme aber ein, zumal sie letztlich recht gut auf das schräge Alter Ego des Uni-Professors passt. Der englische Originalton wirkt vielleicht insgesamt ein wenig flach, die Stimmen sind aber trotz ihres gepressten Klangs gut zu verstehen. Und wenn James Brown die Hüften kreisen lässt, dann kommt sogar etwas Dynamik auf. Beide Spuren liegen wie zumeist auf der Blu-ray in DTS-HD Master Audio vor und auf DVD in Dolby Digital. Deutsche und englische Untertitel sind inbegriffen.
Der Audiokommentar
Beim Bonusmaterial konnte im Wesentlichen das gesamte Paket der US-Disc lizensiert werden. Es beginnt bereits mit der dritten enthaltenen Tonspur, dem Audiokommentar von Regisseur Michael Pressman im Gespräch mit Russell Dyball, welcher sich als Popkultur-Historiker und Produzent des Disc-Releases ausweist. Es wird schnell offensichtlich, dass Kellerbach diesen Kommentar als eine der zentralen Informationsquellen für seinen Booklet-Text auserkoren hat, denn viele Aspekte rund um Dan Aykroyds Beziehung zu John Belushi oder Donna Dixon werden hier noch weiter ausgeführt. Erwartungsgemäß kommen viele Details zur Produktion zur Sprache, aber Pressman arbeitet sich nicht lediglich an den Erinnerungen vom Dreh ab, sondern stellt auch einen sehr reflektierten Blick auf sein Werk unter Beweis, der fast schon dem eines Kritikers nahe kommt, der eine gebührende Distanz zum Gegenstand wahrt. Das ist eine Gabe, die durchaus nicht jedem Filmschaffenden gegeben war, der mal einen Audiokommentar zu seinem eigenen Film eingesprochen hat.
Die Extras
Diese Beobachtung trifft auch zu auf das 24-minütige Interview mit Pressman, das man als ersten Punkt im Bonusmaterial vorfindet. Auch hier geht er zunächst sorgfältig auf die handwerklichen Kriterien seines Films ein, die Stunts etwa oder die Musik, denkt dann aber über die Produktionsaspekte hinaus und macht sich Gedanken über die Wirkung seines Films heute. Ein gewisser Stolz scheint durch, dass es 40 Jahre nach Entstehung wieder ein gewisses Interesse an seiner Komödie gibt, zumal sie einem Genre angehört, dessen Beiträge seiner Meinung nach in den meisten Fällen ein schnelles Verfallsdatum haben. Es macht einfach Spaß ihm zuzuhören, weil er es schafft, seine eigenen Werke auch ein wenig durch die Brille des Zuschauers zu betrachten.
Das „Audio Press Kit“ (23 Min.) ist ein eher ungewöhnliches Feature. Wie in einer einführenden Texttafel erläutert, wurde den Radiosendern damals aus Promotion-Gründen ein Audio-Presskit zugesandt, das vom Studio produziertes Promo-Material enthielt, so etwa Interviews, Radiospots, Filmausschnitte, Werbedrucke und nicht zuletzt der Filmsoundtrack auf Doppel-LP. Die Interviews wurden dabei nicht nur in final produzierter Version mit eigener Moderation zugeschickt, sondern auch in Segmenten, die von den Radiomitarbeitern als Bausteine verwendet werden konnten, um eigene Interviews mit ihnen zu erstellen. Diese Audio-Segmente werden im vorliegenden Feature vorgestellt, so dass man sich einen Eindruck davon verschaffen kann, wie das Studio damals seinen Film bewarb. Während die Audioschnipsel eingespielt werden, wird das Bild genutzt, um Hintergründe zum Sprecher und den gerade vorgestellten Inhalten zu liefern. Zur Sprache kommt zuerst Dan Aykroyd, der konkret über die Dreharbeiten von „Doctor Detroit“ ebenso spricht wie über John Belushi und seine Comedian-Vergangenheit, dann Howard Hesseman, der den Zuhälter Smooth Walker spielt und schließlich Donna Dixon, die eine der Prostituierten spielt. Als besondere Überraschung warten dann sogar noch Interviewschnipsel mit Aykroyds Weggefährten Steven Spielberg, John Landis, John Belushi und Steve Martin, bevor DEVO längere Zeit über ihre Arbeit am Soundtrack sprechen. Zum Abschluss stellt Aykroyd seinen Film noch in kurzen Spots vor.
Auch das komplette restliche Material besteht aus Promo-Elementen. So gibt es eine beachtliche Sammlung aus Trailern: Jenen fürs Kino, für die VHS, zwei für das Fernsehen sowie einen Zusammenschnitt von Radiospots, bei dem man sich fast so vorkommt, als würde man in „Grand Theft Auto“ durch die Innenstadt cruisen. In einem MTV-Gewinnspiel-Werbespot hat man zudem die Gelegenheit, die Original-Limousine aus der Verfolgungsjagd im Film zu gewinnen (nun ja, wenn man noch im Jahr 1983 lebt zumindest). Als erwähnt wird, dass die Limo einen Wert von 25.000$ hat, wird einem zudem mal wieder recht effektiv die Inflationsentwicklung vor Augen geführt. Das Musikvideo zum Titelsong von DEVO ist auch mit dabei, und das Video, das Aykroyds initialen Gehsport als Aufhänger nimmt, hat eine mindestens 10 Zentimeter dicke Cheese-Schicht. Das i-Tüpfelchen setzt zum Abschluss die 7-minütige Bildergalerie mit Artworks, Postern, Stills, Ads, Lobbycards, VHS- und Soundtrack-Covern.
Die Extras zusammen mit dem Booklet machen mehr als satt, der Hauptfilm erstaunlich viel Spaß und das Mediabook ist mal wieder äußerst schick geworden – da kann man nicht meckern. Und vielleicht hat man über Dan Aykroyds Karriere ja auch ein paar neue Details mitgenommen, die man vorher noch nicht kannte.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie
Sascha Ganser (Vince)
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