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Dome 4

Originaltitel: Assault on Dome 4__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Gilbert Po__Darsteller: Joseph Culp, Bruce Campbell, Jocelyn Seagrave, Brion James, Ray Baker, Jack Nance, Mark Bringelson, James Lew, Jay Arlen Jones, Rudolf Weber, Matthew Chontos u.a.
Dome 4

“Dome 4” ist ein ultrabilliger “Stirb langsam”-Abklatsch mit Bruce Campbell als Schurke

Die 1990er waren das Jahrzehnt der „Stirb langsam“-Varianten. Nicht nur im Kino, sondern auch auf dem Videomarkt boomten die Geschichten von Einzelkämpfern in besetzten Gebäuden, Flugzeugen und dergleichen. Auch das Fernsehen zog nach und kredenzte Filme wie „Dome 4“.

Im Original hört das Ganze auf den Titel „Assault on Dome 4“, bei einigen Veröffentlichungen heißt der Film wie sein Protagonist: Chase Morran (Joseph Culp). Chase Morran ist der vermutlich männlichste Name seit Max Power – doof nur, dass der Kerl, der an dem Namen dranhängt, eher wie der Hausmeister und weniger wie ein Actionheld aussieht. Chase, von Beruf interstellarer Peacekeeper, wird von seinen Vorgesetzten in diesem Sci-Fi-Actioner in die Mangel genommen, um sich für jenen Radau zu verantworten, der die Haupthandlung des Films ausmacht. Nun gibt es im Genrefilm selten Zweifel am guten Ausgang der Ganzen, wodurch dieser Rahmen kein Spoiler ist, unnötig ist er aber trotzdem. Vielleicht sollen die Einsprengsel der Verhandlung auch nur Zuschauern bei der TV-Ausstrahlung dabei helfen nach der Werbepause wieder in den Film zu kommen.

Irgendwo in der Galaxis wird Gangsterboss Alex Windham (Bruce Campbell) seinem Ruf als Ausbrecherkönig gerecht, als er den Gefängnisdirektor seiner aktuellen Einknastung mittels eingeschmuggeltem Brennmittel abflammt, die wenigen (und wenig kompetenten) Wachen umnietet und mit Gefangenencrew davondüst. Außerdem sind auf dem Flug zum Zielort Dome 4 auch noch Ladys dabei, von denen man nicht weiß, ob sie Mitgefangene, Prostituierte oder sonstwer sind und woher sie kommen. In der nächsten Szene sind sie aber schon nicht mehr am Start, denn nachdem die Damen ihre Pflicht getan hatten, habe man sie im Weltall entsorgt, erzählt der Schurke mit fiesem Grinsen.

Dome 4 wird von ganzen fünf Peacekeepern bewacht, enthält aber eine wichtige Forschungsstation, auf der auch Chase‘ Frau Lily (Jocelyn Seagrave) arbeitet. Windham und seine Truppe besetzen die Station, haben aber nicht mit Chase gerechnet, der eigentlich nur seine Frau mit einem Geburtstagsbesuch überraschen wollte. Jetzt überrascht er die Schurken…

Der Trailer zum Stirb-Langsam-Nachahmer

Dass viele „Stirb langsam“-Kopien ähnliche Elemente enthalten, wie das allseits beliebte Krabbeln durch Luftschächte, gehört irgendwie dazu, aber „Dome 4“ beklaut das Vorbild überdeutlich. Von dem zufällig anwesenden Besucherhelden über das Entwenden von Zündern bis zu manchen fast exakt nachgespielten Szenen reicht das Repertoire des Ideenklaus. So rechnet man auch hier die prozentualen Geiselverluste durch, wenn man über eine Eingreiftruppe nachdenkt, der Oneliner „Welcome to my party, motherfucker“ klingt wie eine Kreuzung aus den „Stirb langsam“-Sprüchen „Welcome the party, pal“ und „Yippiekayeh, motherfucker“ und ein Foto offenbart Windham, dass seine Geisel Lily Chase‘ Eheweib ist. Und wenn man eine Idee mal nicht aus „Stirb langsam“ übernimmt, dann klaut man sie aus „Stirb langsam 2“, denn im verzweigten Gewölbe von Dome 4 haust ebenfalls ein verschrobener Einsiedler-Hausmeister, der den Helden unterstützt.

Allerdings ist „Dome 4“ nicht nur in „Stirb langsam“ in Sci-Fi, sondern auch in superbillig. Da fragt man sich, warum das Sci-Fi-Setting gewählt hat, wenn man es nicht angemessen finanzieren wollte. Die titelgebende Station besteht aus ungefähr drei immer wieder besuchten Räumen und Gängen, deren Sperrholzwände schon mal gefährlich wackeln, wenn sich Held und Schurken darin prügeln. Das grobschlächtige CGI für Außenszenen und Raumschiffe war schon anno 1996 unterhalb der Zwischensequenzgrafik eines Computerspiels anzusiedeln und bei der Requisite sieht es kaum besser aus: Es gibt ungefähr drei Wummen in diesem Film, die sich Helden und Schurken teilen müssen, und besonders futuristisch wirkt es nicht, wenn man einfach eine zeitgenössische Maschinenpistole mit Silberlack besprüht.

Dementsprechend schmalbrüstig fällt auch die Action aus. Ein paar hüftsteife Ballereien, in denen die Schurken selbst aus dem Hinterhalt aus zwei Meter Entfernung daneben schießen, damit der Held auch die Gelegenheit hat zurück zu feuern. Sehr freundlich von ihnen, aber ausgesprochen unspektakulär anzusehen. Wenig besser sieht es bei den Fights aus, die ungefähr den choreographischen Feinschliff von Schulhofprügeleien in der Klasse 3B der Jim-Wynorski-Grundschule haben. Einzig und allein der verlässliche B-Film-Schurke James Lew („Savage Beach“) darf ein paar brauchbare Moves zeigen, bekommt aber nur eine Kampfszene, in der er gegen einen deutlich steiferen Gegner den Kürzeren zieht. Der Härtegrad ist kaum der Rede wert, sodass die FSK-18-Freigabe und (damalige) Indizierung einem Witz gleichkommen, wenn man das mit FSK-16-Kinofilmen wie „Sudden Death“ oder „Eraser“ aus dem gleichen Produktionsjahr vergleicht.

Von Spannung ist bei diesem überall zusammengeklauten und von A bis Z vorhersehbaren Actionfilmchen dann natürlich auch keine Spur zu merken. Dafür haben die Drehbuchautoren noch ein paar extradoofe Szenen geschrieben, etwa wenn Chase vier gefangene Peacekeeper befreit. Da ballert Chase den Bewacher weg, versteckt sich aber lieber mit einem bereits entfesselten Peacekeeper hinter der Tür anstatt die anderen drei loszubinden oder direkt die Tür ins Visier zu nehmen. Den nächsten hereinstürmenden Terroristen kann er dann zwar aus dem Hinterhalt und mit einem verunfallten Oneliner umnieten, der erschießt beim Reinkommen aber erst einmal einen der Gefesselten. Ein bisschen Schwund ist immer, oder wie das Motto von Chase?

Dummerweise ist Chase sowieso eine komplett langweilige Blassnase, die wie ein Statist im eigenen Film wirkt und von Joseph Culp („Full Eclipse“) entsprechend langweilig und farblos verkörpert wird. Deshalb taucht der Held des Films auch auf so gut wie keinem im Internet befindlichen Promobild zum Film auf, im Gegensatz zum Schurken. Kein Wunder, denn Bruce Campbell („Doctor Strange in the Multiverse of Madness“) als schweinigelnder, klassische Literatur zitierender, größenwahnsinniger Gangsterboss und Möchtegerndiktator ist der einzige Pluspunkt, der noch ein wenig an diesem drögen Filmchen rettet. Jocelyn Seagrave („Thoughtcrimes“) ist nur geringfügig besser als ihr Filmgatte, Brion James („Spitfire“) sitzt als namenloser Chairman den ganzen Film über nur im Sessel und Jack Nance („Wild at Heart“) hält sein bekanntes Nebenrollengesicht nur für zwei Szenen in die Kamera.

So macht die Schurkenperformance von Bruce Campbell in „Dome 4“ noch ein bisschen Laune, der Rest ist ein unoriginelles, dreist geklautes „Stirb langsam“-Rip-Off mit amateurhafter Action, billigsten Kulissen und der vielleicht farblosesten Hauptfigur der Actiongeschichte. Da hilft auch ein markiger Rollenname wie Chase Morran nichts.

In Deutschland ist „Dome 4“ bisher nur auf VHS bei Highlight Film erschienen und ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben. Auf DVD gibt es in beispielsweise in Großbritannien, wo man auf dem Cover lieber Bruce Campbell als Joseph Culp zeigt.

© Nils Bothmann (McClane)

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