Originaltitel: Target__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2023__Regie: Park Hee-kon__Darsteller: Shin Hye-sun, Im Chul-soo, Keum Sae-Rok, Kim Seong-gyoon, Lee Soon-won, Im Sung-jae, Kang Tae-oh u.a. |
Soo-hyeon Jang ist soeben umgezogen und hat ihren neuen Job bei einer Immobilienfirma aufgenommen. Das sorgt für eine Menge Stress. Die Bauarbeiter hören nicht auf sie, ihr Chef hat sie auf dem Kieker und obendrein streikt auch noch die Waschmaschine. Ein Neukauf mutet unerreichbar teuer an. Also beschließt Soo-hyeon, einem Rat ihrer Freundin zu folgen und sich auf die Suche nach einer gebrauchten Maschine zu machen.
Wenig später scheint es das Glück auch einmal gut mit ihr zu meinen. Sie schießt sich auf einem Gebrauchtwarenportal eine Waschmine für den Bruchteil des Preises, den eine neue kosten würde. Doch das böse Erwachen kommt, als ein Monteur die Maschine anschließen will. Sie ist kaputt. In der übermäßig gestressten Soo-hyeon wird dadurch etwas hart getriggert. Zwar zeigt sie den Betrug an, doch als sie bemerken muss, dass die Polizei wenig bemüht wirkt, nimmt sie sich selbst des Problems an.
Sie schafft es, weitere Auktionen des Betrügers zu finden. Zu diesen verfasst sie harsche Kommentare. Da schreibt sie der Betrüger über ein Messenger-Tool an. Und hier legt Soo-hyeon richtig los. Der Mann fängt sich wüsteste Beschimpfungen. Doch damit ist Soo-hyeon an den Falschen geraten. Denn wie der Zuschauer längst weiß, ist ihr Gegenüber durchaus gewillt, ganz andere Saiten aufzuziehen. Nach und nach zerstört er Soo-hyeons Leben.
Spannender Thrill zum Hype um den Handel mit Gebrauchtwaren
Ich denke, so ziemlich jeder, der gerne Gebrauchtwaren kauft oder verkauft, hat schon die eine oder andere echt unschöne Erfahrung mit seinen Gegenübern gemacht. „Don’t buy the Seller“ ist nun „Kleinanzeigen – der Film“, aber in ultraböse. Dabei nimmt sich der Thriller ausreichend Zeit, um seine Grundsituation zu etablieren. In dieser verliert Soo-hyeon, die im Kampf gegen den Betrüger zunächst endlich mal so etwas wie Oberwasser zu haben scheint, ganz allmählich jegliche Kontrolle über ihr Leben.
Denn der Betrüger ist ein Technik-Profi, der der jungen Heldin immer zahlreiche Schritte voraus zu sein scheint. Bergen erste Aktionen gegen Soo-hyeon noch einen gewissen unterschwelligen Humor, werden die An- und Übergriffe zunehmend gefährlicher. Den damit einhergehenden Verfall ihrer Figur bringt Schauspielerin Hye-sun Shin („A Day“) treffsicher auf den Punkt. Sie ist eine sehr fragile Erscheinung, die sofort das Beschützer-Gen im Zuschauer triggert.
Und wenn die Hilflosigkeit ihrer Figur gezeichnet wird, ist das auch für den Zuschauer bedrückend. Der ertappt sich zudem immer mal wieder dabei, dass er überlegt, wie er selbst eigentlich in einer solchen Situation reagieren würde. Obendrein zeichnet das Drehbuch Soo-hyeon trotz hohem Stressfaktor immer angenehm sympathisch. Die deutsche Synchronisation hingegen erweist sich ab und an als Pferdefuß. Doch mit zunehmender Laufzeit groovt sich auch diese ein.
Während die Identität des Bösewichtes, der sich als brandgefährlich entpuppt und einen interessanten Modus Operandi bei seinen Untaten fährt, bis kurz vor Schluss geheim bleibt, installiert das Drehbuch die Detektive Joo und Na, die der Ohnmacht des Gesetzes gegenüber digitalen Kriminalitätsformen ein verzweifeltes Gesicht geben. Deren Darsteller Seong-gyoon Kim („Der Admiral 2“) als Joo und Tae-oh Kang als Na machen ihre Sache hervorragend – wie allgemein alle Darsteller im Film feinen Support für das Storytelling leisten.
Mit zunehmender Laufzeit werden die Attacken des Betrügers gegenüber Soo-hyeon immer konkreter. Das sorgt dann auch für mehr Physis im Film. Eine lange Autoverfolgungsjagd endet in einem hübschen Car-Stunt mit ordentlich Blechschaden. Und in der finalen Konfrontation zwischen dem Bösewicht auf der einen sowie der Heldin mit ihren Mitstreitern auf der anderen Seite fliegen die Fäuste und wird sich ordentlich gebrawlt. Auch eine Nagelpistole darf dabei zum Einsatz kommen.
Dabei ist die Verbrecherhatz bis zu diesem Finish immer spannend, hat ein gutes Gespür für das richtige Tempo, setzt mal auf langsamen Spannungsaufbau, mal auf Jump Scares und versteht es auch, falsche Fährten zu streuen. Dennoch hätte ich mir vor allem vom Bösewicht mehr Präsenz gewünscht. Er wirkt letztlich nicht bedrohlich genug, um „Don’t buy the Seller“ zum formvollendeten Nägelbeißer zu machen. Und gerade in Richtung Finale gibt es Momente, in denen Soo-hyeon etwas seltsam agiert.
In technischer Hinsicht kann man sich hier nicht beklagen. Der Thriller ist profund in Szene gesetzt, punktet mit glaubwürdigen Settings und wirkt immer wertig in seiner Bebilderung. Er bedient sich zudem des inzwischen sehr beliebten Einblendens von Screens (Handys, Tablets, …), um die Kommunikation über diese Devices zu bebildern. Zeigt „Don’t buy the Seller“ seinen südkoreanischen Handlungsort in Totalen, wird er mit Screens förmlich geflutet, was die Allgegenwärtigkeit der digitalen Kommunikation untermalt. Beim Score hätte ich mir zwingendere Spannungsthemen gewünscht.
„Don’t buy the Seller“ könnte euch den nächsten Kleinanzeigen-Deal vermiesen
Regisseur Hee-kon Park hat mit „Don’t buy the Seller“ einen angenehm spannenden Thriller in Szene gesetzt, der mal wieder aufzeigt, dass das Netz kein Ponyhof ist. Dabei ringt er dem vermeintlich harmlosen Thema Kleinanzeigen äußerst fiese Seiten ab und er ist bereit, dahingehend ordentlich zu eskalieren. Entsprechend geht es in „Don’t buy the Seller“ nach vermeintlich ruhigem Start alsbald ganz schön zur Sache. Auch und vor allem, weil der Gegner der Hauptfigur nicht nur ein trauriger und letztlich harmloser Internet-Troll ist.
Das Ergebnis bietet kurzweiligen, stark gespielten, angenehm geradlinigen und sauber in Szene gesetzten Thrill, nach dem man sich in Zukunft vielleicht zwei Mal überlegt, wie man bei Ebay und Co. agiert.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 5. September 2024 von dem Label Busch Media Group. Der Film ist mit einer Freigabe ab 16 ungeschnitten und ihr könnt ihn natürlich auch streamen.
In diesem Sinne:
freeman
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