Originaltitel: Doom: Annihilation__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Tony Giglio__Darsteller: Amy Manson, Dominic Mafham, Luke Allen-Gale, James Weber Brown, Clayton Adams, Nina Bergman, Amer Chadha-Patel, Gavin Brocker, Chidi Ajufo, Hari Dhillon u.a. |
Eine Handvoll Marines ist auf dem Weg zu Phobos, dem größeren der beiden Mars-Monde. Auf Phobos sollen sie für die Sicherheit der hier tätigen Wissenschaftler sorgen. Die arbeiten an einem Projekt, das es ermöglichen soll, Menschen zu teleportieren. Aktuell wird versucht, erste Probanden zwischen der Erde und dem Mars-Mond hin und her zu „beamen“. Dabei kommt es zu allerhand ungeplanten „Nebenwirkungen“.
Denn unwissentlich stoßen die Wissenschaftler ein Tor in dämonische Sphären auf. Als unsere Marines auf Phobos ankommen, greift hier bereits das Chaos um sich – und verändert die Wissenschaftler. Diese attackieren fortan die Marines, die sich keinen Reim auf die Vorgänge auf dem Mond machen können. Bald rennen sie nur noch um ihr Leben und versuchen, zu verhindern, dass die Dämonen das gesamte Universum überrennen.
Der Trailer zum Reboot-Versuch des Kultgames
httpv://www.youtube.com/watch?v=AD5lIw7OO9o
Harte Kritikerschelte und die öffentliche Distanzierung von id Software (Mastermind hinter den „Doom“-Spielen). Viel Liebe wurde „Doom: Annihilation“ bislang nicht entgegengebracht. Das habe mit „Doom“ alles nicht viel zu tun, war ein häufiger Vorwurf. Und wirklich, würde man „Doom“ richtig verfilmen wollen, müsste man wohl ein Point-of-View-Erlebnis der Marke „Hardcore“ lancieren. In dem permanent diverse Monstren und Dämonen mit allerlei Waffenmaterial gemeuchelt werden. Ein Walkthrouh-Video in Dunkelrot, mit sich häppchenweise erschließender Handlung. Leider kann sich Hollywood nicht an den Gedanken gewöhnen, dass Leute derartige Filme goutieren würden.
Also verlegt man sich auf typisches 0815-Storytelling mit zig Charakteren, die kein Schwein kennt und auch gar keiner kennen will. Das ist mutlos, klar, aber eben typisch für eine Industrie, die noch keinen Schlüssel gefunden hat, das immersive Erlebnis von Games auf die große Leinwand zu übertragen. Dementsprechend nun zu „Doom: Annihilation“. Dieser setzt auf keinem bislang veröffentlichten Spiel auf und soll gar ein Reboot zu der „Doom“-Verfilmung mit Dwayne Johnson darstellen. Die dabei präsentierte Handlung besteht aus Versatzstücken der bekannten Videospielreihe und kommt vor allem in den ersten 30 Minuten überhaupt nicht vom Fleck.
Langatmige und größtenteils dumme Dialoge zerren an den Nerven und das ewige Ganggeschleiche der Marines auf Phobos bleibt viel zu lange ereignislos. Doch ist dieser hakelige Einstieg überwunden, fängt sich „Doom: Annihilation“. Die Ereignisdichte nimmt deutlich zu. Die dürre Handlung ist vollkommen entrollt und stört nicht weiter. Und Regisseur und Drehbuchautor Tony Giglio („Extraction“), erklärter Fan der „Doom“-Spiele, zündet seine Action. Und die macht richtig Laune!
Ja, die Gegner erinnern an die langsam zu ausgelutschten Zombies. Aber es handelt sich wenigstens um die agilen Vertreter, was für flottes Geballer sorgt, in dem die Videospielvorlage häufiger trefflich durchscheint. So sorgt die Munitionsknappheit immer wieder für das Herunterleveln der Bewaffnung. In der Folge bekommt man diverse Waffengattungen der Vorlage zu sehen. Wer die automatische Superwumme nicht mehr nutzen kann, greift zur Doppelläufigen. Dann ist die Handfeuerwaffe dran und als nächstes wird das Messer gezückt. Sogar die zum Franchise einfach dazugehörende Kettensäge darf rotieren.
Und wo wir bei den Videospielbezügen sind: Natürlich gibt es HUD-Display-Ansichten ebenso wie Namen aus verschiedenen id-Software-Spielen (Dr. Betruger – ob der bei dem Namen wohl ein sympathischer Typ ist? -, John Carmack oder Blazkowicz seien genannt). Und die Big Fucking Gun ist NATÜRLICH auch am Start. Man kann Tony Giglio nicht vorwerfen, dass er es nicht versucht hätte.
Apropos: Noch einmal zurück zur Action. Und damit vor allem zu Tough Cookie Amy Manson („Pumpkinhead: Blutfehde“). Die wird vom Film stark in Szene gesetzt und darf taff sein, ohne in unfreiwillig komische Übercoolness abzugleiten. Die Frau hat ein absolut geiles Waffenhandling, haut ein paar coole Waffenposings (beidhändiges Geballer inklusive) raus und darf auch nette Körperbeherrschung beweisen. Und Szenen wie jene, in der sie unter einem Dämon hindurchslidet, um den über sie hinwegspringenden Lump mit blauen Bohnen aus der Luft zu fischen, sind einfach nur geil anzuschauen.
Derartiges Eyecandy liefert „Doom: Annihilation“ in den letzten 60 Minuten beinahe durchgehend. Dabei werden die Charaktere um Mansons Lieutenant Joan Dark (welche historische Powerfrau Regisseur und Drehbuchautor Giglio hier wohl im Hinterkopf hatte?) empfindlich und auch brutal ausgedünnt. Da flatschen Innereien auf den Boden und werden Kehlen herausgerissen. Wen es da warum erwischt, ist aber weitgehend egal. Dazu sind die Figuren einfach durchweg zu nichtssagend. Interessant wird es spätestens dann, wenn neue Gegnertypen hinzukommen. Dabei vor allem irre agile und mittels Man-in-a-suit-Effekten stark umgesetzte Kreaturen, die Feuerbälle verschießen.
Alles mündet in eine wirklich feine Höllensequenz, die erstaunlich gut getrickst wurde, einen ziemlich geil designten Obermotz präsentiert und gerne noch viel länger hätte ausgekostet werden dürfen. Davon abgesehen sind die Digitaleffekte ein Spiel aus Licht und Schatten. Der produzierende Phillip Roth steht mit seiner Special-Effects-Schmiede UFO für billige, aber ordentliche Raumschiffeffekte. Das klappt auch hier, auch wenn die Effekte immer ein wenig aus der Zeit gefallen wirken. So schauen die Mars-Basis-Außenaufnahmen wie Miniatureffekte aus den 2000ern aus. Auch manche CGI-Treffereffekte sehen echt übel aus, weil das Compositing nicht funktioniert.
Wo ebenfalls durchscheint, dass der Film nicht viel kosten durfte, sind die Sets. Die durchlaufenen Gänge wirken langweilig monoton. Die wenigen Lichtspielereien, die sie abwechslungsreicher wirken lassen sollen, nutzen sich schnell ab. Die Ausrüstung der Marines, vor allem die Waffen, wirkt wenig wertig. Die Big Fucking Gun scheint entweder am 3D-Drucker entstanden zu sein oder wurde aus mehreren Plastikteilen zusammengeklebt und grau angemalt. Abgesehen von der sauber inszenierten Action bleibt die Optik eher langweilig und der Soundtrack mutet nur zu Beginn ganz ordentlich an, tönt im weiteren Verlauf aber recht eintönig.
„Doom: Annihilation“ dürfte B-Fans Spaß machen
Klar, bei einer Weltmarke wie „Doom“ erwartet man in filmischer Hinsicht mehr, als „Doom: Annihilation“ jemals liefern könnte. Doch gelingt es, das Franchise auszublenden, bekommen Fans flotter B-Action hier durchaus passable Unterhaltung geboten. Vor allem in den letzten 60 Minuten, wenn der lahme Einstieg überstanden ist und die Marines in immer neue Scharmützel verwickelt werden. Ab diesem Zeitpunkt übernimmt die versierte Actionregie das Ruder und wird der Filmverlauf trotz budgettechnischer Unzulänglichkeiten immer kurzweiliger. Und die mal wirklich coole Powerfrau Amy Manson sollten Actionfreunde ab sofort im Auge behalten.
Mit dem Franchise im Hinterkopf wird man den Film allerdings nicht genießen können. Da kann das Ergebnis nur als unzulänglich begriffen werden. Filmfans, die mit B-Action nichts anfangen können, werden darüber hinaus auch nicht über die irre belanglose Story, die dummen Charaktere und die teils behämmerten Dialoge hinwegsehen können. Was allerdings jedwedem Filmfan richtig quer reinfahren wird, ist das Abfuck-Ende. Frecher endete eigentlich nur „Hatchet“. Nun sind zwar Tür und Tor offen für eine Fortsetzung, deren Kommen dürfte aber alles andere als wahrscheinlich sein.
Nachdem man befürchten musste, dass Universal den Film nur in diversen Streamingdiensten anbietet, wurde im Februar 2020 doch eine DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung nachgeschoben. Freigegeben ab 18 und ungeschnitten darf man sich von den Scheiben nicht mehr als ein Standbild-Menü als „Extra“ erhoffen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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