Originaltitel: Double Dragon__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: James Yukich__Darsteller: Robert Patrick, Mark Dacascos, Scott Wolf, Kristina Wagner, Julia Nickson-Soul, Alyssa Milano, Nils Allen Stewart, Henry Kingi, John Mallory Asher, Jeff Imada, Al Leong u.a. |
Würde man mich heute fragen, was ich denke, warum ich heute eine Brille trage, würde ich antworten: Ich habe mit 14 einen Game Boy geschenkt bekommen, den ich wahrlich exzessiv geprüft habe! Als alter Daddelmeister, der wirklich jeden Kram gezockt hat, lief mir selbstverfreilich irgendwann auch eines der sogenannten Beat ’em Ups über den Weg. Auf dem Game Boy gab es derer damals nicht allzu viele. Das Bekannteste und damit auch das Meine war: “Double Dragon”.
Eigentlich lanciert, um die Linkkabelfunktion des Game Boys mal mehr auszunutzen und mehr Game Boy Kiddies zusammenzubringen, mutierte ich als alter MOF’ler auch hier schnell zum Einzelkämpfer, zumal die KI des Game Boys meinen “Mitstreiter” entweder zugucken ließ, was ich machte, oder ihn gleich nach zwei Minuten über den Jordan schickte. Freilich habe ich dennoch das Ziel des Spieles mühelos erreicht: Sämtliche Bad Asses und Obermotze abseits jeglicher Diplomatie plätten und die Ische befreien, die am Anfang entführt wurde. Kein Neid Jungs …
Tja ja und genau dieses Beat ’em Up Genre, das in seiner Frühphase vor allem den Konsolenbereich dominierte, bot mit Games wie “Streetfighter”, “Mortal Kombat” oder ganz aktuell “Dead or Alive” bereits mehrfach Vorlagen für eine Computerspielverfilmung. Diese liefen aber wirklich so gut wie alle unter Ausschluss der Öffentlichkeit. “Double Dragon” hatte dahingehend aber noch keine großen Möglichkeiten aus Erfahrungen zu lernen, denn bis dahin hatte man eigentlich nur die Spielverfilmung “Super Mario Bros” massivst in den Sand gesetzt und das war ja ein Jump ‘n’ Run – ergo genrefremd. Also stemmte man frohen Mutes zu einem der erfolgreichsten Konsolenhits damaliger Tage einen “Film”. Dass das produzierende Studio mit seiner Spielverfilmung allgemein für eine ziemlich miese Reputation des Computerspielfilmes sorgen würde, hätte man dann aber sicher auch nicht erwartet. Doch leider kam es im Grunde genauso oder warum wird immer wieder gestöhnt, wenn neue Spielverfilmungen anstehen? Wegen Uwe Boll?
Die Grundstory des Spielklassikers behielt man eigentlich nur dahingehend bei, dass Jimmy und Billy Lee Bad Asses verkloppen, eine Entführung eines geliebten Menschen gibt es nun nicht mehr. Also, was ist dann der Aufhänger? Nun: Der Double Dragon ist eigentlich ein “Es”, nämlich ein Medaillon, das einst von einem chinesischen Kaiser geschaffen wurde, um sein Land vor den Zugriffen finsterer Bad Asses zu bewahren. Dieses Medaillon zerbrach er in zwei Hälften und übergab diese seinen Söhnen, die aufgrund der in dem Medaillon gebündelten magischen Kräfte in der Lage waren, alles Ungemach von dem Land abzuwenden. Nach dem Sieg versteckte man beide Hälften, um einem eventuellen Missbrauch entgegenzuwirken. Freilich sind dennoch alle möglichen finsteren Mächte hinter dem sagenumwobenen Medaillon her. So auch Koga Shuko, seines Zeichens ein Tycoon im – durch ein gigantisches Beben – extrem veränderten Los Angeles, das jetzt – 2007 – New Angeles heißt. Eine Hälfte des Medaillons konnte er schon in seinen Besitz bringen. Die andere befindet sich in den Händen der beiden Brüder Billy und Jimmy, die als eine Art “Gladiatoren” durch das Land reisen und in diversen Preiskämpfen ihren Lebensunterhalt verdienen. Nebenbei verdingen sie sich als Kopfgeldjäger, da Billy in den Kämpfen um diverse Preisgelder sein Temperament nicht im Zaum halten kann und man häufiger disqualifiziert wird. Natürlich landen sie als Inhaber der zweiten Medaillonhälfte schneller auf dem Radar von Koga Shukos Schergen, als sie Roundhouse Kick sagen können. Die einzige Möglichkeit sich dem Bad Ass zu stellen, ist mit einer Gruppe namens Power Corps zu kooperieren – junge Leute, die gegen das “System” in New Angeles anpunken …
httpv://www.youtube.com/watch?v=KizHvxHyoNk
Ich weiß, ihr erwartet jetzt eine Ansprache, in der ich versuche, euch weiß zu machen, “Double Dragon” sei KEIN Film, den die Welt nicht braucht. Nur warum sollte ich das machen? “Double Dragon” IST ein Film, den die Welt nicht braucht, ABER: er macht auf eine ziemlich kaputte Art und Weise Spaß. Klar, die Story ist krachenddämlich. Ein Medaillon, das besondere Kräfte verleiht … Jo, alles klar. Aber zumindest wird dieser Storyansatz mit dem nötigen Ernst vorgetragen, so dass er wenigstens halbwegs funktioniert und den Film zumindest zusammenhält. Und mal ganz ehrlich, das Spiel bestand im Grunde aus folgender Story: “Frau weg, Gangbangbrüder sauer, uffe Mütze” und was soll ich sagen, es hat mich gut unterhalten. Was juckt mich da eine eventuelle Story hinter dem Geprügel? Und ja, warum sollte ich jetzt dem Film etwas vorhalten, was schon die Vorlage nicht hatte. Von daher … “Double Dragon-das Spiel” war dumm, “Double Dragon-der Film” ist es erst recht.
Dummerweise – und das ist nun wirklich dumm – spielt die dumme Story in dem Film eine wirklich viel zu große Rolle! Es kommt immer neuer, uninteressanter Kram dazu: Menschen pimpen, Punkvereinigungen, Korruption, Bruderzwist, Verlust geliebter Menschen … all das braucht keiner, dennoch dominiert es den Film. So rückt das, was den Film hätte ausmachen sollen – Gekicke ohne Ende – deutlich in den Hintergrund. Es fällt sogar schwer, eine wirklich eindrucksvolle Kickereinlage zu benennen. Bei der besten Actionszene fällt dies leicht. Es ist eine Verfolgungsjagd zwischen einem Speedboat und Jet Skis in den Straßen!!! von New Angeles, was sehr gut funktioniert und dank der Tatsache, dass das Wasser bei dem großen Beben in Los Angeles kontaminiert wurde und nun leicht brennbar ist, setzt es auch dicke Explosionen und Brandeffekte, die wirklich eindrucksvoll geraten sind. Das war es dann aber auch schon. Der Rest der Action ist eben Gekicke und das eben nicht sonderlich spektakulär. Selbst der Showdown ist so unglaublich unspektakulär, dass man es gar nicht glauben mag. Der Bad Ass wird zum Beispiel nicht einmal richtig verzimmert und auch seine Schergen bekommen NICHTS ab!!! Keine Ahnung, was da schief gelaufen ist!
In Deutschland wollte man den Film im Übrigen – der Hauptzielgruppe des Games entsprechend – als FSK 12 Film in die Kinos stemmen. Lustigerweise hatte da die FSK etwas dagegen und verlangte Schnitte – warum auch immer – die einen Collateralschaden von einem Film zurückließen! 10 Fehlminuten verteilt auf über 40 Schnitte ließen nichts mehr zurück, was in irgendeiner Form an den Ursprungsfilm erinnerte! Vor allem verschwanden die ohnehin eher selten aufkommenden Fights fast vollkommen aus dem Film! So war der Film nicht einmal für Mark Dacascos Komplettisten wie mich irgendwie interessant, weil der Mark so nur noch auf einen sprücheklopfenden Teen reduziert wurde. Und DAS ist dann nicht ganz der Mark Dacascos, den ich sehen möchte.
In der Uncut Fassung des Filmes ist nämlich Mark Dacascos das einzige wirklich spektakuläre Element des Filmes, da er in seinen Fights die meisten seiner Moves zeigt, die zu seinem Standardrepertoire gehören. Diese werden aus netten Perspektiven präsentiert und Mark hat in den Actioneinlagen dann auch die meiste Screentime, denn sein Bruderdarsteller Scott Wolf dürfte von Martial Arts ungefähr so viel Ahnung haben, wie ich von Damenschuhen. So beschränken sich dessen Actioneinlagen auf kurze Zwischenschnitte in der Action von Mark, wo Wolf mal ein Bein hebt oder einen Bad Ass streichelt. Warum man hier nicht auch einen versierten Kampfsportler eingesetzt hat, ist schon sehr fraglich. Vielleicht hoffte man von dem damaligen “Party of Five” Ruhm Wolfs zu profitieren, der gerade im Anrollen war? Man weiß es nicht. Gebracht hat es niemanden etwas. “Double Dragon” hat dank Versager Wolf nur einen echten “Double Dragon” und das ist Mark Dacascos. Und Wolf hatte nach “Double Dragon” nicht einmal mehr eine Karriere. Wolf ist zudem der Teil des Castes, der als eine Art Comic Relief fungieren soll. Den Erfolg dieser Maßnahme kann ich nicht so ganz bestätigen, da mir sein Gelaber ziemlich auf den Zeiger ging. Dacascos muss glücklicherweise an diesen “komischen” Verbalausbrüchen nicht allzu oft partizipieren, wodurch sein Jimmy wenigstens halbwegs sympathisch herüberkommt. Schauspielern – und ich denke, da berichte ich jetzt nichts Überraschendes – tut keiner von beiden! Dagegen wirkt Robert Patrick als Koga Shuko fast schon wie eine Art Vollblutschauspieler, denn der Mime zieht zumindest ab der Hälfte des Filmes mehrmals ordentlich vom Leder und man merkt, dass er zumindest Spaß an den Dreharbeiten hatte. Mit coolem Raverbärtchen und weißgefärbtem Deckhaar ist er auch optisch mal witzig gegen den Strich gebürstet und schön over the top. Obendrein geht der beste Gag des Streifens auf sein Konto, wenn er zwei seiner Vasallen folgendes fragt: Huey, Lewis, News? LOL. Als Mentor bzw. erwachsene Begleitperson von Jimmy und Billy fungiert Julia Nickson, die der geneigte B-Fan aus “Rambo II” und “White Tiger” in bester Erinnerung haben dürfte. Leider wird sie ein wenig zu früh aus dem Film genommen. Als Chefin des Power Corps agiert eine extrem pummelig wirkende Alyssa Milano mit strohblonden kurzen Haaren. Mrs. Milano war damals auf einer Art Imagekorrekturtrip, in dessen Verlauf sie ihr braves “Wer ist hier der Boss” Image ablegen wollte. Mit diesem bösen Film hier (LOL) und einem Playboyshooting im Dunstkreis von “Double Dragon” (selbes Aussehen, zumindest etwas schlanker) wollte sie das dann erreichen und es gelang ihr ja auch. Zumindest wenn man den schockierten Medien glauben durfte. Der Rest des Castes ist talentfreier Schauspielauswurf …
Was dem Film von Anfang an einen herrlichen B-/Trashfilmanstrich verleiht, ist die insgesamt sehr stimmige Ausstattung und die Gestaltung des kaputten Molochs Los Angeles. Überall liegt Müll herum, die Menschen sind schäbig gekleidet, die Straßen liegen voller Unrat, der bei Flut in die Stadt gespült wird usw.. Das sieht alles wirklich sehr gelungen aus. Problematisch wird es dann nur im Detail. Warum zum Beispiel haben viele der Überlebenden ein Pantomimen Make Up? Was sollen die in die Handschuhe eingenähten Golfbälle bedeuten? Sehr seltsam. Und davon gibt es freilich noch mehr zu beobachten. Nunja. Was auch gut funktioniert (auf eine trashige Art) sind die Matte Paintings, die echtes “Cyborg“-Feeling aufkommen lassen! Die Special Effects im Film beschränken sich eigentlich auf Robert Patricks Figur, die dank Medaillonhälfte zu einem zweidimensionalen Schatten mutiert und sich in Gegenständen bewegen kann und auch in Menschen flutschen darf. Wenn der Robert sich dann wieder zurückverwandelt, sieht man eindeutige Referenzversuche an seine Rolle als T1000 in Terminator 2. Das sieht alles gar nicht mal sooo übel aus. Die Virtual Reality Einlagen, die dann zum Beispiel bei einer Autoverfolgungsjagd echtes Gamefeeling aufkommen lassen, sehen aus wie die Effekte aus dem Rasenmähermann und zeigen deutlich auf, aus welcher Zeit dieser Film eigentlich stammt und vor allem, was damals an Effekten möglich war – für kleinere Filme! Eine witzige Idee mit deutlichen Bezug auf die Spielkonsolenherkunft des Filmes ist ein Fight, der vor einem “Double Dragon” Spielautomaten ausgeführt wird. Kurzum: Ausstattungstechnisch gibt es definitiv Schlechteres! Wie zum Beispiel die Maskeneffekte: diese lassen den Film dann ohne Zweifel restlos in die Trashschiene rutschen. Zum Glück lässt man sie darum auch weitgehend außen vor, wobei es besser gewesen wäre, man hätte sie komplett rausgelassen.
Was bleibt ist eben ein Film, den die Welt nicht braucht! Story für’n Popo, kaum ordentliche Action als Ausgleich und darstellerisch unter aller Kanone. Dafür zumindest nett ausgestattet und mit ein zwei netten Ideen, was das zukünftige Los Angeles angeht. Dennoch werden einzig Mark Dacascos Komplettisten dem Film wenigstens ein wenig abgewinnen können. Was nicht viel sein kann.
Dieses Review beruht auf der in drei Szenen minimal gekürzten (ca. 10 Sekunden) GB Scheibe von Imperial Entertainment, die ein super Gimmick an Bord hat: Ein zwei Minuten Trailer von “Double Dragon” mit einer Technoversion des berühmtesten Stückes der “Carmina Burana”, was wirklich alles wegrockt! Inzwischen erschien unter anderem bei ’84 Entertainment eine vollkommen ungeschnittene deutsche Fassung, die dem ärgerlichen Cutmüll aus deutschen Landen ein Ende setzte.
In diesem Sinne:
freeman
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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