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Originaltitel: Draft Day__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2014__Regie: Ivan Reitman__Darsteller: Kevin Costner, Jennifer Garner, Sam Elliott, Tom Welling, Terry Crews, Patrick St. Esprit, Denis Leary, Rosanna Arquette, Frank Langella, Ellen Burstyn, Chi McBride u.a. |
Ich kenne genügend Filmfans, die vor allem Sportfilmen gegenüber diverse Ressentiments haben. Vor allem, wenn die Filme Sportarten thematisieren, die eh nur in bestimmten Ländern wirklich aktiv verfolgt werden. So wird sich kaum ein Amerikaner einen Film über Fußball anschauen wollen. Umgekehrt haben es bei uns Epen über Golf, American Football und Baseball ebenfalls verdammt schwer. „Draft Day“ ist nun im eigentlichen Sinne kein richtiger Sportfilm, ist aber unweigerlich mit der „NFL“ (National Football League) und dem American Football verknüpft…
In 13 Stunden startet der „Draft Day“. Ein amerikanisches Nationalereignis, das für viele Footballer, die inzwischen für die College-Ligen viel zu gut sind, den Übergang ins Profigeschäft der NFL ermöglicht. Wir folgen Sonny Weaver Jr., Besitzer der Cleveland Browns, der hofft, ein ganz besonderes Talent bei dem „Draft Day“ verpflichten zu können. Dazu geht er einen Kuhhandel mit dem Team aus Seattle ein. Doch in den folgenden Stunden und Minuten kommen ihm plötzlich Zweifel an dem Deal und er hat das Gefühl abgezogen zu werden…
httpv://www.youtube.com/watch?v=DwT77cm5THw
„Moment mal freeman! Ich kenne mich mit Football durchaus ein bisschen aus, aber was issen bitte ein „Draft Day“?“ Ok, ok. Im Grunde geht es da dir, lieber Leser, wie den Drehbuchautoren von „Draft Day“. Scott Rothman und Rajiv Joseph waren schon immer große Football Fans und hatten eines Tages ein interessantes Gespräch mit einer Freundin, die Football überhaupt nicht mochte, aber den „Draft Day“ liebte. Sie war begeistert von den (von ihr vermuteten) Winkelzügen hinter den Kulissen und fasziniert von den Leuten, die da agierten. Die beiden Autoren, die bisher mit dem „Draft Day“ nicht viel anzufangen wussten, forschten darum genauer nach und entwarfen aufgrund ihrer Recherchen ein Drehbuch. Dieses landete alsbald auf einer Webseite namens Black List, die die besten Drehbücher sammelte, die nie produziert worden sind. Hier stieg das Skript zu „Draft Day“ auf Platz 1 der Lesergunst und fand dann in Ivan Reitman einen namhaften Regisseur, der sich des für ihn untypischen Projektes annahm.
Irgendwann konnte sogar die NFL an Bord geholt werden. Erstmals war es so einer Filmproduktion möglich, mit den tatsächlichen Teamnamen der Liga arbeiten zu dürfen und vor Ort in den Stadien zu drehen. So konnte man dem 1936 ins Leben gerufenen „Draft Day“ ein würdiges Denkmal setzen. Dieser ist den Football Spielern gewidmet, die für die verschiedenen US-College-Football-Ligen inzwischen viel zu gut geworden sind und den nächsten Schritt wagen wollen. Die „neuen“ Talente machen vor dem „Draft Day“ mörderische Trainings durch und werden von den diversen Trainern der verschiedensten Mannschaften immer wieder interviewt und durchleuchtet. Am eigentlichen Tag hat dann das Team, das die abgeschlossene Saison als Letztplatzierter beendet hat, das Erstwahlrecht und kann sich so den talentiertesten Neuling an Land ziehen (muss aber freilich dessen Gagenforderungen usw. im Auge behalten). Doch wie „Draft Day“ andeutet, ist dieses Auswahlverfahren auch ein beliebtes Mittel, um Machtspielchen zu betreiben und andere Mannschaften abzuzocken. Das Interesse daran, wer in der kommenden Spielzeit die eigene Mannschaft verstärken wird, machte diesen Event auch für die Football-Fans interessant. Und so wurde aus dem „Draft Day“, von dem sich niemand jemals erwartet hätte, dass ihn wirklich jemand im TV verfolgen würde, ein Quotenhit sondergleichen, der in den USA sogar die Finals anderer Sportarten mühelos auszustechen versteht und am Wochenende zur Primetime läuft.
Ivan Reitman („Ein Vater zuviel“) macht daraus nun einen Sportfilm, in dem nicht ein einziges Mal wirklich Football gespielt wird. Man sieht zwar Ausschnitte aus NFL-Spielen. Diese sind aber extrem kurz und werden fast ausschließlich gebraucht, um die Handlung anzutreiben. Sind also keine Showstealer. Erstaunlich für den Komödien-Spezialisten Reitman ist zudem, dass er einen erstaunlich ernsten Sportfilm präsentiert! Es gibt zwar Momente voll trockenen Humors, etwa wenn Jennifer Garner („Alias“) zwischen die streitenden Platzhirsche Kevin Costner („3 Days To Kill“) und Denis Leary („The Amazing Spider-Man 2“) gerät, ansonsten fokussiert der Regisseur aber komplett auf die Nervenspielchen hinter den Kulissen, die mit zunehmender Laufzeit immer mehr an Schärfe und Spannung gewinnen.
Im Mittelpunkt steht dabei der leicht bärbeißige Sonny Weaver Jr., der immer im Schatten seines vor einer Woche verstorbenen Vaters gestanden und sich bei den Fans von Cleveland mit diversen Entscheidungen nicht sonderlich beliebt gemacht hat. Er bekommt von Seattle ein allzu verlockendes Angebot. Auf dem Markt ist nämlich ein neuer Wunderknabe, den jedes Team haben will. Wenn er das Erstwahlrecht von Seattle erhalten will, soll er drei seiner Erstwahlrechte bei zukünftigen „Draft Days“ abgeben. Eigentlich ein Todesurteil für die Zukunft seiner Mannschaft. Wider jeder Vernunft willigt er ein und der Zuschauer wird nun Zeuge, wie Sonny versucht, das Beste aus der Situation zu machen. Dabei bekommt man zwar am Rande mit, was der „Draft Day“ ist und wie er funktioniert, ich empfehle allerdings trotzdem NACH dem Filmgenuss auch noch das aufschlussreiche Special „Willkommen zur Prime-Time“ anzuschauen. Hier wird dann manches noch ein weniger klarer, was den Film noch einmal zugute kommt. Im Grunde seines Herzens aber ist und bleibt „Draft Day“ ein extremer Insider-Film.
Hat man jedoch erst einmal in den Streifen hineingefunden, wird es tatsächlich zunehmend spannender. Was auch an den starken Darstellern liegt. Kevin Costner ist als Sonny ideal besetzt und darf als durchaus ambivalent angelegter Charakter, der alles andere als ein bequemer Chef ist, ordentlich Ecken und Kanten zeigen. Sein Antipode in den eigenen Reihen wird von einem extrem starken Denis Leary gegeben, der als Trainer der Cleveland Browns seinem Chef ordentlich Zunder geben darf. Jennifer Garner bringt mit ihrem rundweg sympathischen Auftreten ein wenig Leichtigkeit in den Stoff hinein und Frank Langella („Die Piratenbraut“) darf in wenigen Auftritten als wichtigster Finanzier der Browns Sonny Weaver Jr. ebenfalls ordentlich Kontra geben. Sean Combs („Monster’s Ball“), Ellen Burstyn („Requiem For A Dream“), Terry Crews („The Expendables“), Sam Elliott („Blue Jean Cop“) und Tom Welling („Smallville“) haben kleine, aber wirklich feine und prägnante Auftritte und bringen ordentlich Leben in den Film.
Der ist mit einer technisch äußerst innovativen Split-Screen-Technik versehen, die man so wirklich noch nie in einem Filmen gesehen hat. Zum einen verändert sich die Größe der verschiedenen Screens dynamisch mit dem Bildinhalt. Dabei werden Körper usw, nicht beschnitten. Stattdessen ragen diese nun über die Grenzen des eigenen Bildbereiches hinaus und verdecken Teilbereiche des anderen Screens! Des Weiteren kann es passieren, dass ein Charakter aus dem einen Screen herausläuft, über den Screen des Gesprächspartners „hinwegläuft“ und auf der anderen Seite des Bildschirms, wo sich sein ursprünglicher Screenbereich gerade wieder öffnet, weiterläuft. Wenn das passiert, die Figuren sozusagen verschiedene begrenzende Wände durchbrechen und quasi ins Wohnzimmer des Zuschauers hineinlaufen, ist das schon ein erstaunlicher „WTF?“ Moment. Der Rest des Filmes ist rundweg sauber inszeniert. Reitman setzt auf eine wirklich kräftige Farbpalette und eine durch die Bank blitzsaubere, tadellose Inszenierung. Und gerade zum Ende hin, wenn der Film in Sachen Spannung ordentlich zulegt, setzt auch der Score von John Debney ordentliche Akzente.
Ein Film mit Kevin Costner, der direkt auf Video vermarktet wird… Das ist vor allem vor dem Hintergrund, dass sich seine Karriere in den letzten zwei Jahren deutlich stabilisiert und in die richtige Richtung entwickelt hat, eine traurige Entscheidung des deutschen Verleihs. Keine Frage. Angesichts des finalen Filmes ist es aber auch eine absolut nachvollziehbare Entscheidung, denn „Draft Day“ ist wirklich so uramerikanisch (wo sonst wird ein solches Event aufgezogen wie ein Wahl- oder Oscarabend?) und speziell in seinem Thema, dass ein Kinoerfolg in unseren Breiten wohl schon einem Wunder gleichgekommen wäre. Das Wichtige aber ist, dass der Film trotz dieser Fakten/„Probleme“ verdammt gut funktioniert, gegen Ende richtig spannend wird, tadellos inszeniert ist und wirklich tolle Darsteller aufzubieten versteht, die bis in die kleinsten Nebenrollen hinein einen tollen Job machen. Und man stellt sich im Anschluss irgendwie sofort die Frage, ob das Aushandeln von Fußballspieler-Transfers zu horrenden Summen nicht auch ein Quotenbringer fürs deutsche TV sein könnte.
Der Film erscheint am 4. Dezember 2014 auf DVD und Blu-ray im deutschen Handel, kommt von Concorde und ist mit einer Freigabe ab 0 (in den USA hat der Film ein R-Rating!) ungeschnitten. Die Extras bestehen aus einem netten einstündigen Making Of und dem bereits erwähnten, 10minütigen Special über den „Draft Day“ als Quotenphänomen.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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Copyright aller Filmbilder/Label: Concorde Home Entertainment__Freigabe: ab 0__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Ja/Ja |