Originaltitel: Dragon Fire__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1993__Regie: Rick Jacobson__Darsteller: Dominick LaBanca, Pamela Pond, Kisu, Harold Hazeldine, Charles Philip Moore, Michael Blanks, Dennis Keiffer, Roy Boesch, Manuel Luben, Randall Shiro Ideishi u.a. |
Es ist mal wieder an der Zeit für einen Film, der im Vorspann unter den Namen der „Hauptdarsteller“ die errungenen Titel ihrer damals aktuellen Kampfsportlaufbahn aufzählt. „Dragon Fire“ heißt das gute Stück und es wurde von Roger Corman produziert, der penibel darauf achtete, dass der Actioner all das enthält, was die damaligen Actionfans sehen wollten: Knochenbrecherfights und amtlich Hupen!
Wir befinden uns im Los Angeles des Jahres 2032. Die Welt ist mal wieder zerstört. Warum, das erwähnt der Film mit keiner Silbe. Die Ärmsten der Armen treiben sich auf dem Erdenrund herum und versuchen sich einigermaßen durchzuschlagen. Die Wohlsituierten leben derweil in sogenannten Außenstationen im All. Lake Powers stammt von einer dieser Außenstationen. Und er ist auf die Erde gekommen, um nach seinem verschollenen Bruder zu suchen.
Leider muss Lake schnell erfahren, dass sein Bruder nach dem Sieg in einem Kampfsportturnier umgebracht wurde. Natürlich will Lake seinen Bruder rächen. Er taucht in die Welt der Untergrundkämpfe ein und arbeitet sich Schritt für Schritt zum Mörder seines Bruders vor…
httpv://www.youtube.com/watch?v=0_N_vXl0a54
Also zumindest so hat sich der Drehbuchautor wohl die Story von „Dragon Fire“ gedacht. Im Film selbst jedoch klöppelt sich Lake Powers einfach nur von Schauplatz zu Schauplatz oder kehrt alle fünf Minuten in einer Stripbar ein. Hier gibt es dann wahlweise Hupen satt oder eben aufs Fressbrett, denn selbst in den Stripbars ist Lake nicht vor dem prügelsüchtigen Lumpenpack der zerstörten Erde sicher. Die Story ist da schneller egal als die Stripperinnen aus ihren Klamotten schlüpfen. Von einer Story an und für sich würde ich bei dem Film auch gar nicht erst reden wollen.
„Dragon Fire“ erklärt so gut wie nichts. Er stellt einem nicht einmal die Figuren wirklich plausibel vor. Stattdessen türmt er einfach Actionszene auf Actionszene und tut zumindest so, als wäre die Suche nach dem Mörder von Lakes Bruder der Kitt zwischen diesen Szenen. Das ist nicht einmal in Grundzügen spannend und irgendwann fühlt man sich trotz Daueraction und Titten-Großaufkommens leicht gelangweilt.
Was auch daran liegt, dass die Fights nicht wirklich knallen. Es sind einfach so viele, dass sie irgendwann nur noch an einem vorbeirauschen. Zumal ihnen Abwechslung und echte Highlights komplett abgehen. Dazu gesellen sich repetitive Momente, die einen bald nur noch annerven. Genannt sei das behämmerte Losverfahren in dem „Turnier“ und die daran anschließenden Wettplatzierungen. Diese Szenen verursachen schon beim 3. oder 4. Durchlauf körperliche Schmerzen beim Zuschauer.
Zudem schwankt die Qualität der Fights enorm. Ein Fight zweier Frauen ist an unfreiwilliger Komik kaum noch zu überbieten. Ansonsten fließt in dem einen Fight das Blut in Strömen und im nächsten bewirken die deftigsten Treffer nicht mal einen Blutstropfen. Der vollkommen willkürliche Einsatz von Waffen irritiert ebenfalls schwer. Einer Dramaturgie folgt das Geklöppel auch nicht und bei einigen Fights ist schon extrem offensichtlich, wie weit vorm Körper die Fighter ihre Aktionen abstoppen. Da steht die Kamera teilweise enorm ungünstig.
„Vergesst Jean Claude Van Damme und Steven Seagal. Dominic LaBanca würde sie in Fetzen reißen.“
Derart tönte laut Cover des Filmes das „Fighting Stars Magazine“. Keine Ahnung, welchen Film die da genau gesehen haben, aber der Dominic LaBanca, der in „Dragon Fire“ mitspielt, ist doch eher eine ziemliche Luftpumpe, die mit lächerlichem Dackelblick durch die Kulissen stolpert und eher mäßig begabt wirkend ihre leider arg unspektakulären Kicks und Fausthiebe verteilt, ohne so etwas wie spürbaren Impact zu erzeugen. Diesem Helden zu folgen, fällt schon sehr schwer…
Zumindest hat er einen extrem köstlichen Moment, wenn sein zukünftiger Love Interest in der Stripbar des Streifens die Moppen auspackt und er beinahe schon echauffiert den Kopf hin und her wirft, um uns zu sagen: Nein, diese Unmoral. Pfui. Nur zu Erinnerung: Sein Held ist da gerade auf einem Rachefeldzug. Köstlich. Leider ist sein Love Interest weder sonderlich hübsch noch wissen ihre Silikonmoppen zu gefallen.
Optisch kocht „Dragon Fire“ enorm auf Sparflamme. Alles wirkt sehr kulissenhaft. Selbst offene Straßenzüge sind so in Szene gesetzt, dass sie eher an Bühnenaufbauten erinnern. Zumindest hat man die kaputte Erde ordentlich zugemüllt. Hier wirkt der Film direkt glaubwürdig. Die Kämpfe steigen weitgehend in einer vollkommen schmucklosen, mit Filzteppichen abgeklebten „Arena“, die keinerlei Trennung zum Zuschauerraum hat und einfach nur megabillig rüberkommt. Angenehm stampfig ist derweil das musikalische Hauptthema, das „Dragon Fire“ unter allen Fights erklingen lässt. Das macht durchaus Druck.
Darstellerisch ist bei dem Film wirklich gar nichts zu holen. Entweder sagen die zumeist Vokuhila tragenden Gesichtsverleiher stocksteif ihre Dialoge auf oder sie overacten sich um Kopf und Kragen. Dazwischen gibt es nichts. Nun sollen die meisten eh nur um sich treten, doch sogar hier hapert es, da einige der Martial-Arts-Experten es nicht schaffen, ihre Fähigkeiten filmisch ordentlich zu verkaufen. Und die Damen im Cast müssen ausnahmslos nur blankziehen. Inwiefern das erotisch ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Mich machte der Fitnesslook der meisten Damen nicht zwingend an. Zumindest bekommen heutige Generationen in dem Film mal wieder einen ordentlichen Bären zu sehen. Der ist ja aktuell arg vom Aussterben bedroht.
Zumindest gegen Ende versucht Don „the Dragon“ Wilsons Leib und Magenregisseur Rick Jacobson („In einsamer Mission“) tatsächlich, kleinere Überraschungen aus den Drehbuchseiten von „Dragon Fire“ zu quetschen. Leider ahnt der Zuschauer die meisten davon weit im Voraus, vor allem, wenn er Jacobsons Streifen „Full Contact“ kennt, dessen Story hier nur minimal variiert noch einmal dargereicht wird. Davon abgesehen ist „Dragon Fire“ schlicht und ergreifend ein wahres Prügelgewitter, in dem so oft aufeinander eingedroschen wird, dass die Pappkulissen wackeln. Leider bleibt dabei kaum ein Kampf irgendwie in Erinnerung. Einzig die Fights von Michael Blanks („Expect no Mercy“), Bruder von Billy Blanks, haben einen gewissen spektakuläreren Anstrich, was vor allem an Michaels Sprungkraft und seiner enormen körperlichen Größe liegt. Der Rest des Streifens ist arg billig angehaucht, schlecht gespielt, voll von bekloppten Dialogzeilen und bis unter die Kinnlade mit nackten Titten vollgestopft. Ein Film der Marke: Immer was los und dennoch öde…
Die deutsche DVD zum Film erschien am 12. August 2016 von dem Label WMM/MiB, ist ungeprüft und ungeschnitten und bietet eine ordentliche Bild- und Tonqualität.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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