Originaltitel: Maang lung__Herstellungsland: Hongkong, USA__Erscheinungsjahr: 2005__Regie: Daniel Lee__Produktion: Steven Seagal__Darsteller: Michael Biehn, Li Bingbing, Maggie Q, Vanness Wu, Simon Yam, Chin Kar Lok, Sammo Hung, Xia Yu, Huang Shengyi, Lawrence Chou, Vincent Sze, Yuen Wah, Bey Logan, Abraham Boyd, Andy On u.a. |
Der Polizei von Hongkong ist es gelungen, einen Schwerverbrecher namens Panther Duen gefangen zu nehmen. Von seiner Aussage vor Gericht erhofft man sich die Sprengung und Aufdeckung der Infrastruktur eines großen Verbrechersyndikates. Für den Tag der Überführung ist höchste Vorsicht geboten, gibt es doch genug Kräfte, die nicht wollen, dass Panther Duen aussagt. Also stellt man ein Team von sehr jungen Spezialisten zusammen, die die reibungslose Überführung gewährleisten sollen. Kaum aufgebrochen gerät die Spezialistengruppe jedoch in ein mittleres Massaker. Dabei wird Panther Duen von internationalen Terroristen befreit.
Das wild zusammengewürfelte Team, das Panther bewachen sollte, wird dem erfahrenen Kong Long unterstellt. Der bringt dem nur allmählich zusammenwachsenden Haufen nahe, wie das Verbrechen in seiner Heimatstadt funktioniert. Währenddessen muss Panther Duen schmerzhaft am eigenen Leib erfahren, dass man ihn nicht nur befreit hat, um seine Aussage zu verhindern. Obendrein hat jemand eine offene Rechnung mit seinem Bruder Tiger Duen zu begleichen, weshalb er Panther als Geisel benutzt. Den Spezialisten um Kong Long wird schnell klar: Finden sie Tiger Duen, finden sie auch die Bösewichter um deren Anführer Ko und Petros – und damit auch Panther Duen.
Schaut in “Dragon Squad” mit Michael Biehn und Maggie Q hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=ljM_PdI9mwk
„Produziert von Steven Seagal“ steht zu Beginn des Filmes zu lesen. Und man mochte es nach Seagals Gurkenfilmen rund um die Entstehungszeit von „Dragon Squad“ kaum glauben, aber sein Name konnte tatsächlich noch für so etwas wie Qualität stehen! Vielleicht wäre der Aikido-Moppel schlau beraten gewesen, diesen Weg weiterzugehen? Sprich: Im Hintergrund zu agieren und solche Geschosse auf den Weg zu bringen? Er wählte ja bekanntlich einen anderen Weg.
Dünn, dünner, “Dragon Squad” – Die Story
Bei „Dragon Squad“ legte Seagal als Produzent dann fast schon gewohnheitsmäßig keinen großen Wert auf eine innovative Story. Denn auch wenn „Dragon Squad“ keine Sekunde langweilt und durchgehend ganz ordentlich funktioniert, bekommt man hier nichts serviert, was man nicht schon zigfach gesehen hätte. Und ganz ohne Probleme geht der Storyverlauf auch nicht vonstatten. Denn der Film versucht einigen Charakteren, die wichtig sind, Charaktermomente zu verpassen und die Figuren so greifbarer zu machen. Dabei vernachlässigt er seltsamerweise seine Hauptfiguren – also das junge Spezialistenteam. Von dessen Mitgliedern bietet das Drehbuch nur Charakter-Scherenschnitte.
Stattdessen verschafft man Sammo Hungs Figur Long einen klischeehaften und zu breit ausgewalzten „Ich habe einen Einsatz versaut und war vorher und nachher nur noch mit meinem Job verheiratet“-Background, der schnell anödet. Weil dieser gar nichts Neues zu erzählen hat und Hungs Long bei WEITEM nicht die interessanteste Figur ist. Auch die im Mittelteil stattfindende Verlagerung auf Michael Biehns Bösewicht Petros bringt „Dragon Squad“ aus dem Gleichgewicht, weil Petros auf einmal zu sympathisch und nahbar erscheint.
Auf der Gegenseite ist dann ein junges Spezialistenteam, das aus lauter gutaussehenden Menschen besteht, von denen wir aber ansonsten nichts wissen. Dementsprechend schwer fällt es, als dramatisch intendierte Abgänge dieser Figuren ernstzunehmen oder sich allgemein in die Köpfe der Guten hineinzudenken.
Nun mag man argumentieren, dass es genügend Filme gibt, die sich auf die Seite der Bösewichter schlagen. Aber im weiteren Verlauf des Filmes merkt man doch überdeutlich, dass die jungen Spezialisten die eigentlichen Identifikationsfiguren liefern sollten. So kann man Storyprobleme wahrlich nicht verleugnen, muss aber schnell konstatieren, dass es darauf bei diesem Film eh nicht ankommt. Die Geschichte ist nicht mehr und nicht weniger als das Vehikel für die Lancierung von drei größeren Actionszenen.
In Sachen Action brennt die Hütte
Jede dieser Szenen überschreitet mühelos eine Dauer von zehn Minuten und präsentiert eine mittlere und eine gigantische Materialschlacht und schließt mit einer Folge aus Mano-a-Mano-Duellen vom Derbsten. Derb ist dann auch der Begriff, der einem im Allgemeinen in den Sinn kommt, wenn man sieht, was hier für ein Feuerwerk an Gewalttätigkeiten abgebrannt wird. Da gehen Körperteile verlustig, gibt es saftige Kehlenschnitte, schmeißt man mit Köpfen um sich, dürfen Macheten freilich nicht fehlen, versteckt man Granaten in den Mündern von Menschen und spritzt das Blut entweder straight gegen Fensterscheiben oder wabert um die getroffenen Probanten herum. Also zimperlich ist der Film auf keinen Fall!
Abgesehen von dieser mehr als gesunden Härte atmet der Film in den Actionszenen pures Adrenalin. Der „Black Mask“-Regisseur Daniel Lee („14 Blades“) packte in die actionreicheren Abschnitte alles hinein, was das moderne Actionkino ausmacht. Treibt es ab und zu sogar auf die Spitze. Fast-Forward-Sequenzen, Jump Cuts, Zeitlupen, körniges Filmmaterial im steten Wechsel mit Hochglanzoptik, Freeze Frames, Schwarzweiß-Abschnitte, wilde Zooms und eine hektische Kamera zeugen vom unbedingten Stilwillen des Regisseurs. Haben aber ab und zu auch akute Orientierungsprobleme zur Folge beziehungsweise sorgen für einen absoluten Rausch der Bilder.
Genannt sei hier nur einmal eine sechs!!! Sekunden kurze Sequenz im Endfight von Michael Biehn: Es handelt sich dabei um den finalen Schusswechsel und dieser besteht aus unglaublichen 18 Schnitten zwischen denen noch wild gezoomt und mit der Kamera gewackelt wird! Das Ergebnis ist in diesem Fall einfach nur grandios überwältigend, zumal dieses Schlussduell in seiner Gesamtheit einfach nur ein orgiastischer Actiontraum geworden ist. In manch anderen Szenen ist dieser Overkill an Bildern und Stilmitteln dann aber einfach des Guten zu viel.
Auch die Anlage der Actionszenen hat ab und zu ihre Probleme: So gibt es eine Sequenz, in der man sich in einem Straßenzug minutenlang mit großkalibrigen Waffen beharkt, den halben Straßenzug in Schutt und Asche legt und dabei trotz Sniper-Mitwirkung wirklich keinen einzigen Kombattanten trifft. Wodurch die ach so tollen Sniper ziemlich arm rüberkommen. Allgemein kommen gerade die Sniper in dem Film nicht sehr gut weg. Einmal treffen sie das Auge einer Fliege, ein anderes mal nicht einmal das Ziel, das direkt vor ihnen steht.
Derartige Inkonsistenten schaden zwar dem Gesamteindruck der gigantischen Action wenig, stoßen aber sauer auf, zumal der Rest des Waffenhandlings und des Aufzeigens der Konsequenzen des Schusswaffeneinsatzes nett realistisch geraten sind und keinen Grund zur Beanstandung liefern. Witzig ist auch die Tatsache, dass, wann immer es knallt, die Luft angefüllt ist mit umherschwirrenden Papierteilchen. Wo die immer herkommen, ist eines DER Mysterien des Filmes. ABER es schaut einfach geil aus.
Junge Wilde treffen auf Action-Veteranen wie Michael Biehn und Sammo Hung
In den normalen Spielszenen schraubt Lee seinen Stilwillen deutlich herunter. Die Schnittfrequenz mutet fast normal an und auch die Kamera verharrt mehrere Sekunden an ein und demselben Platz. Hier hat man dann auch endlich mal die Zeit, das Darsteller-Interieur genauer zu begutachten. Bei dem jungen „Dragon Squad“-Team findet man dabei keine Totalausfälle, dafür einiges an grundsympathischen Schauspielern (etwa Li Bingbing („Meg“)), die einen guten Job machen. Aber eben vom Drehbuch recht alleine gelassen werden.
In einer Nebenrolle als Chef der Polizei von Hongkong agiert der große Simon Yam („Exiled“) sehr zurückhaltend und grundsolide. Auch der fast schon gewohnte Schlenker in Richtung Bad-Ass-Charakter bleibt ihm diesmal erspart. Sammo Hung („God of War“) ist als Long ein kleines Ärgernis. Das liegt zum einen an der klischeehaften Anlage seiner Figur. Zum anderen an den lachhaften Behavourismen, die seine Figur an den Tag legt. Highlights bilden dahingehend seine „Joggen mit Zigarre im Mund“-Einlagen, die den Film sogar ein wenig ins Lächerliche abgleiten lassen. Am Ende darf er dann einiges seiner Kampfsportfähigkeiten zeigen, wobei bei manchen etwas zu behänden Einlagen die Frage aufkommt, ob denn der Sammo – wie sein Produzent – auch gerne mal dick gepolsterte Stuntman ranlässt?
Michael Biehn („Navy Seals“) bringt als Petros etwas internationales Flair in den Film und spielt grundsolide. Leider verliert seine Figur im Mittelteil – wie bereits angedeutet – etwas an Schärfe. Dabei gerät er zu sehr zu einer Art Teddybär. Den Sniper auf Seiten der Bösewichter spielt die megasüße Maggie Q („Naked Weapon“). Die setzt inklusive genialem Waffenposings die optischen Highlights des Filmes. Hat ansonsten aber unter den bereits beschriebenen Problemen bei der Zeichnung der Sniper zu leiden. Schade. Insgesamt kann man sich bei „Dragon Squad“ aber wahrlich nicht beschweren, zumal alles an Overacting Anflügen im Keim erstickt wurde.
All das unterlegte man mit einem immer passenden, in den Actionszenen fast schon innovativen Soundtrack (Die Endsequenz mit Michael Biehn ist der Hammer!) und rundete so den Actionspaß vortrefflich ab.
“Dragon Squad” bietet grandiose Action und Stilwillen pur
Was bleibt, ist ein in den Actionszenen grandioser Actioner, der vor Stilwillen geradezu zu bersten droht. So manchen wird das Stilmittel-Bombardement von “Dragon Squad” allerdings auch überfordern. Davon kann getrost ausgegangen werden. Kaum gefordert wird man hingegen von der Story und der Charakterzeichnung. Hier kommt man sich über weite Strecken schon etwas verloren vor.
Die DVD von Mei Ah aus Hong Kong und mit englischen Untertiteln kommt uncut. Sie transportiert eine ordentliche Bildqualität und eine druckvolle Soundspur. In Deutschland nahm sich Sunfilm des Filmes an und präsentiert „Dragon Squad“ ungeschnitten und mit FSK 18 Freigabe auf DVD.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
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