Originaltitel: Jungle Heat__Herstellungsland: Italien, Taiwan__Erscheinungsjahr: 1985__Regie: Jobic Wong__Darsteller: Tan Tao-Liang, Fan Mei-Sheng, Sam J. Jones, Christopher Doyle, Craig Scott Galper, Lenny Bryce, Chen Sing u.a. |
Der Krieg in Vietnam liegt in seinen letzten Zügen. Der Chef einer amerikanischen Versorgungseinheit hat darum keine große Lust mehr, amerikanische GIs zu verheizen. Also lässt er eine Gruppe Vietnamesen zusammenstellen, damit die – O-Ton – auch mal was für Land tun. Denen lässt er ein dreiwöchiges Training angedeihen und schickt sie hernach sogleich auf deren erste Mission.
Die verläuft relativ problemfrei. Doch die Feier des Erfolges in einer Tittenbar im angrenzenden Dörfchen läuft reichlich aus dem Ruder. Den Zuschauer erwartet hier schonmal ein kleiner Vorgeschmack auf das, was „Dschungel Mission“ in erster Linie für ihn bereithält:
Menschenverachtende Brutalitäten. Angereichert mit Tiersnuff. Denn eine bei lebendigen Leib mit Benzin übergossene und hernach angezündete Ratte muss hier um ihr Leben kämpfen. Dabei zündet sie ebenfalls mit Benzin übergossene, entführte Mitglieder der gerade erst zusammengestellten Transporteinheit an.
Dass ein paar Kameraden fehlen, fällt in der Einheit aber keinem auf. Also fährt man am nächsten Tag den nächsten Einsatz und fällt diesmal in die Hände der Vietcong. Hier fährt dann einer dank Säurebehandlung aus der eigenen Haut, dem nächsten werden die Hände zusammengenäht und am Ende kann man sogar irgendwie fliehen. Man feiert wieder in der Tittenbar und ist am nächsten Tag für die nächste Tour bereit. Da versagen die Bremsen oder man wird überfallen. Tittenbar. Transportfahrt. Quälerei. Tittenbar. Transportfahrt. Quälerei…
Eine Story in dieser wahllos aneinandergereihten Szenenfolge zu erkennen, fällt recht schnell recht schwer. Erst in den letzten 15 Minuten wird so etwas wie eine Story entworfen, wenn einer der Vietnamesen entführt wird und dessen Schicksal den anderen auf einmal nicht am Arsch vorbeigeht. Also zieht man los, um dessen Entführer umzunieten.
All das ist weder spannend noch interessant erzählt, zumal einem alle Figuren in dem Film total egal sind. Man weiß größtenteils nicht einmal, wen es da gerade auf der Leinwand möglichst hart erwischt. Das wird nicht besser dadurch, dass der Chef der Einheit, der wohl als eine Art Charisma-Zentrum geplant war, in ein und derselben Szene mal einen Bart trägt und mal keinen. Total verwirrend wird es, wenn der Bartputz in seiner Optik auch noch von Szene zu Szene variiert und man gar nicht mehr weiß, wer das nun eigentlich ist, auf den da alle so begeistert hören.
So ist es dann auch kein Wunder, dass man den Film schnell auf das reduziert, was er ist: Eine ziemlich exploitative Herangehensweise an den Vietnamkrieg. Das gerät so zynisch, dass man doch relativ erstaunt darüber ist, dass dieser Film unlängst vom Index geflogen ist. Denn „Dschungel Mission“ hat schon derbe Schlenker in Richtung § 131 StGB. Hier werden Arme abgehackt, Köpfe abgetrennt, und Körper durchbohrt. Es wird vergewaltigt, Kehlen werden durchgeschnitten und Genicke gebrochen. Die Vietcong des Streifens sind wahre Splatterbastel in ihrem Tun. Und der Film hat keine Probleme damit, immer voll drauf zu halten. Und er fährt obendrein durchaus noch heute überzeugende Effekte auf.
Da können sich die Vietnamesen, die „nur“ erschossen werden, durchaus glücklich schätzen. Und hier hat der Film durchaus ein paar hübsche Schauwerte. Wenn beispielsweise der Konvoi der Transportfahrer angegriffen und mit Bazookas und Granaten in seine Einzelteile gesprengt wird, geschieht das hübsch aufwändig. Leider sind genau diese normalen Actionszenen weitgehend extrem stümperhaft montiert wurden. Wer hier gerade wen erschießt, ist meist nicht ersichtlich. Zudem werden einige Szenen häufiger verwendet, was den Überblick dann vollkommen unmöglich macht.
Darstellerisch ist hier gar nichts zu holen. Die Vietnamesen (von Taiwanesen gespielt) bleiben vollkommen gesichtslos und egal. Man weiß nicht einmal, wer hier wie heißt, abgesehen von einem etwas stabileren Vertreter, der darum mal eben Fatty heißt. In den Reihen der Amerikaner ist zumindest Sam Jones („Karate Tiger 8“) kein Unbekannter. Der darf die Vietnamesen ausbilden und hätte sich vermutlich auch nicht träumen lassen, wie dieser Film nach all den harmlosen Szenen mit ihm noch abgeht.
In Sachen Inszenierung ist relativ schnell offenkundig, dass sich hier alles nur um Blut, Gekröse und einen hohen Bodycount dreht. Der Rest war Regiedebütant Jobic Wong so egal, dass er danach nie wieder einen Film drehen durfte. Wer das schmucklose und willkürlich zusammengestümperte Elend sieht, weiß auch warum.
Die gesichtslosen Helden, entmenschlichte Vietcong-Foltergesellen, eine nicht vorhandene Story, katastrophale Schauspielleistungen, die Abwesenheit von gescheiten Dialogen und irgendeiner Form von Dramaturgie sowie die insgesamt hanebüchene technische Umsetzung disqualifizieren „Dschungel Mission“ schnell als sinnfreie Aneinanderreihung von Brutalitäten. Die machen den Film zwar zu einem derben Stück Kintopp, aber der sich mit zunehmender Laufzeit mehr und mehr Bahn brechende menschenverachtende Unterton ist richtiggehend unangenehm, so dass man den Film nicht mal als Exploitativ-Grütze so richtig genießen kann.
Nach der Deindizierung des Filmes kümmerte sich die VZ-Handelsgesellschaft mbH um den Film und bescherte ihm zum 18. Juli 2017 eine DVD-Veröffentlichung. Die ist ab 18 freigegeben und gilt als ungeschnitten, ist tatsächlich aber in der angesprochenen Säureszene, beim Einbringen derselben, minimal geschnitten. Sonstige, bislang in Deutschland geschnittene Brutalitäten sind – meist in schlechterer Bildqualität und untertitelt – vorhanden.
In diesem Sinne:
freeman
Was meint ihr zu dem Film?
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