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Duncan Jack und Mister Boon

Die Ninja-Version von James Bond und sein dressierter Affe gegen eine Schurkentruppe, die den Dritten Weltkrieg anzetteln will – das bietet „Duncan Jack und Mister Boon“. In dem bunten Agenten-Action-Cocktail wurde quasi alles verrührt, was in den 1980ern populär war, neben den genannten Vorbildern unter anderem Indiana Jones, Rambo und „G.I. Joe“.

Originaltitel: Unmasking the Idol__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1986__Regie: Worth Keeter__Darsteller: Ian Hunter, C.K. Bibby, Bud Browning, Ronald Campbell, Shakti Chen, Ed Grady, David Hagar, William Hicks, Theo Levine, Vernond Littleton, Janet Nease, Lise Peterson, Dan Spivey, Shangtai Tuan u.a.
Duncan Jack und Mister Boon

In “Duncan Jack und Mister Boon” heizen ein Ninja-Geheimagent und seine dressierter Affen Superschurken ein

Duncan Jax, das war ein Name, mit dem deutsche Titelschmieden in den 1980ern nicht klarkamen. Also wurde aus „Unmasking the Idol“ hierzulande „Duncan Jack und Mister Boon“, obwohl das eigentlich nicht der Name der Hauptfigur ist.

Sein Name ist nämlich Jax, Duncan Jax (Ian Hunter). Der ist Geheimagent extraordinaire und noch dazu der beste Ninja der Welt. Das stellt er gleich in der Eingangssequenz unter Beweis, in der unter anderem aus dem x-ten Stockwerk in einen nicht allzu tiefen Pool springt, ohne sich alle Gräten zu brechen, diverse Übelwichte plattmacht und Gadgets wie Ninjasterne, giftige Rauchbomben und einen Ballon zum Wegfliegen benutzt, um den aktuellen MacGuffin aus den Händen der Schurken zu mopsen. Bei der Übergabe macht er auch noch seine chinesische Kontaktfrau mit dem cleveren Tarnnamen China (Shakti Chen) klar, das ist für diesen James Bond des B-Films natürlich Ehrensache.

Immer an seiner Seite: Der Pavian Boon, dem man im deutschen Titel noch einen Mister anhing, obwohl der im O-Ton gar nicht vorkommt. Boon ist superschlau und bildet ein dynamisches Duo mit seinem Herrchen, dem direkt der nächste Auftrag angetragen wird: Scarlet Leader, der Chef einer Schurkenbande, dessen Identität niemand kennt, plant einen Atomanschlag, um den Dritten Weltkrieg auszulösen. Das dafür nötige Material will er mit geraubtem Gold bezahlen. Scarlet Leader erinnert stark an den Cobra Commander aus „G.I. Joe“ und haust mit seiner Truppe auf einer Insel, auf die auch jeder Bond-Bösewicht stolz wäre. Um das Schurkentum direkt mal vorzuführen, gibt es noch eine kurze Szene, in der ein gestrandetes Touristenpaar an die hauseigenen Piranhas und Alligatoren verfüttert wird.

So gut Duncan auch ist, für diesen Auftrag braucht er Hilfe. Er muss Spezialisten für den Job rekrutieren und einen wichtigen Kontaktmann aus dem Knast befreien, um Scarlet Leader aufzuspüren und den Dritten Weltkrieg zu verhindern…

Schaut euch den Trailer zu „Duncan Jack und Mister Boon“ an

Über weite Strecken wirkt „Duncan Jack und Mister Boon“ so, als hätten Regisseur Worth Keeter, Drehbuchautor Phil Behrens und Storylieferant Robert P. Eaton einfach alles in einen Topf geworfen, was in den 1980ern cool und populär war: James Bond, Ninjas, Indiana Jones, „G.I. Joe“, Rambo und tierische Sidekicks. Die Ausleuchtung kommt im schönsten bunten Eighties-Style daher, der in dieser Budgetklasse möglich ist, während ein typischer Soundtrack dieser Ära im Hintergrund dudelt. Immer wieder sind knallige Ideen dabei, etwa wenn Boon nicht nur in manchen Szenen eine kleinen Karateanzug trägt, sondern diverse Schurken auch einfach wegkickt, Explosionen auslöst oder Leuten den Stinkefinger zeigt. Gegen diese affige Superhirn sind Flipper, Lassie und Co. regelrecht begriffsstutzig. Eine lobenswerte Leistung der Tiertrainer, zumal der superschlaue Pavian einfach wie die Faust aufs Auge in dieses knallige B-Treiben passt.

Logik und Kohärenz des Plots verrecken dabei freilich schnell im Piranhabecken des Scarlet Leader, denn die Abfolge von Rekrutierung, Gefängnisausbruch und Showdown auf der Schurkeninsel ist eher eine grobe Folie für verschiedene Set Pieces als eine wirkliche Geschichte. Dazu gibt es viele offene Fragen. Warum muss Duncan im Hauptquartier eines Bekannten einen Parcours bestehen, der beinahe tödliche Folgen hat? Was ist eigentlich der genaue Plan des Scarlet Leader, also außer böse sein? Warum gibt es gefühlt 47 Twists bezüglich des Schatzes innerhalb von drei Minuten, die aufgrund ihrer Häufung keinerlei Effekt haben? Andere Sachen passieren einfach deshalb, weil sie zum Genrestandard gehören, aber Behrens hat augenscheinlich deren Sinn nicht verstanden. So gibt es einen Verräter im Team von Duncan, der allerdings direkt an die Erkenntnis, dass es ihn gibt, enttarnt wird. Außerdem ist es genau die Person, die sich in den Szenen zuvor verdächtig verhalten hat. Umgekehrt hat auch Duncan einen Maulwurf beim Scarlet Leader eingeschleust. Aus dieser Quelle erhält er aber nie sinnvolle Informationen und die Szene, in der das Publikum davon erfährt, fliegt die Person auch schon auf. Nächster Halt: Piranhabecken.

Obendrauf kommt eine ganze Horde von Nebencharakteren, denen man ihre Vorbilder ansieht. Scarlet Leader haust auf einer Insel, die an Bond-Schurken oder (den Bond-inspirierten) „Der Mann mit der Todeskralle“ erinnert. Ein hünenhafter blonder Muskelmann (Typ: Arnold Schwarzenegger oder Dolph Lundgren) als rechte Hand darf natürlich nicht fehlen. Zu seinen Verbündeten gehört Goldtooth, dessen Name und Aussehen wie Mischung aus Goldfinger und Beißer aus den Bond-Filmen daherkommen. Hinzu kommt ein schurkischer U-Boot-Kapitän (ein paar „Das Boot“-Vibes dürfen eben auch nicht fehlen). Auf der Seite der Guten gibt es Star (C.K. Bibby), das M-Pendant, das Duncan die Aufträge erteilt, außerdem einen leicht durchgeknallten Piloten und Sprengstoffexperten, das putzig-tapsige Dickerchen mit den wertvollen Informationen, einen Cato-Verschnitt, der Duncan zu Diensten ist, und eine blonde Frau zum Käbbeln und potentiellen Durchnudeln für Duncan. Der ist natürlich ein Lebemann, der zwar die Welt retten will, aber noch glühender bei der Sache ist, als es Schätze zur Finanzierung seines Lebensstils zu holen gibt. Außerdem hat irgendwer von den Schurken noch seine Eltern auf dem Gewissen, aber das wird nur am Rande abgehandelt. Ein Knaller ist auch die Enthüllung der wahren Identität von Scarlet Leader: Natürlich ist mal wieder eine Nebenfigur, die kaum Bezug zum Mainplot hat und nie schurkisches Verhalten an den Tag legte, aber immerhin so lange zu sehen war, dass man sie bis zum Finale nicht vergessen hat. Das soll überraschend sein, aber weil schon so viele Kokolores-B-Movies diesen Trick angewandt haben, ahnt man bei entsprechenden Vorkenntnissen schon, wer da unter der Maske steckt.

Mit Worth Keeter („Cyborg – Die Kidnapper“) saß dann leider nicht gerade der eleganteste B-Filmer auf dem Regiestuhl, doch „Duncan Jack und Mister Boon“ gehört definitiv zum besseren Output des Mannes, auch in Sachen Action. Die bewegt sich inszenatorisch zwischen dem „A-Team“ und Cirio H. Santiago, überzeugt dann aber mit Masse statt Klasse, vor allem im letzten Drittel, das an die Showdowns von „Phantom Kommando“ und „American Fighter“ erinnert. Hier wird die Schurkeninsel gestürmt mit einem nie ganz verständlichen Angriffsplan, der unter anderem beinhaltet, dass man einen bewaffneten Jeep via Fallschirm abwirft und mit dem Gefährt Unmengen von Feinden zu Klump schießt. Die Fieswichte tragen zwar Ninja-Outfits, bewegen sich oft aber wenig filigran und werden gern mal im Dreierpack abgeknallt. Die Härten sind moderat, die Nahkämpfe eher mittelprächtig choreographiert, auch kein Schlag ins Wasser. Die vorigen Set Pieces wie der Auftakt, der Hindernisparcours oder der Gefängnisausbruch liefern auch auf okayem B-Niveau. Und im Zweifelsfall schauen auch mal ein paar Strauchdiebe vorbei, die von Duncan und Boon auf offener Straße umgekickt werden müssen.

Ian Hunters Filmographie beläuft sich auf ganze zwei Titel – diesen hier und das Sequel „Order of the Black Eagle“. Ein Ausbund an Fitness, Muskelkraft oder Charisma ist er nicht, absolviert seinen Part als B-Bond ganz zufriedenstellend. Beim Rest von Fest sieht es kaum anders aus: Übersichtliche Filmographien, überschaubares Schauspieltalent, mal mehr in Richtung Overacting, mal mehr in Richtung Ausdruckslosigkeit, aber trotzdem nie komplett fehl am Platze.

Ninja-Bond gegen den Cobra Commander – „Duncan Jack und Mister Boon“ ist eine vollgestopfte Eighties-Wundertüte mit guten Ninjas, Piranhabecken, Kampfjeeps, bösen Ninjas, karatekundigen Affen, Agenten-Gadgets und natürlich Ninjas. Der Plot ist sekundär und voller Löcher, die Inszenierung alles andere als filigran, aber launig ist das Ganze schon, ähnlich wie der artverwandte, etwas bessere „Never Too Young to Die“.

In Deutschland ist „Duncan Jack und Mister Boon“ bisher nur auf VHS bei UFA erschienen, freigegeben ab 16 Jahren. Auf DVD und Blu-Ray ist er beispielsweise in den USA zu haben.

© Nils Bothmann (McClane)

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