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Ein Korb voller Köpfe

Ein Korb voller Köpfe von Joe Hill Cover

“Ein Korb voller Köpfe” von Joe Hill. Copyright: Panini

Joe Hill heißt eigentlich Joseph Hillström King und ist ein Sohnemann von Kult-Autor Stephen King. Und wie der Herr Papa hat Joe Hill ein ausgesprochenes Faible für das Düster-Fantastische. Comic Fans verdanken ihm unter anderem das Meisterwerk „The Cape“, eine finstere Soziopathen-Studie mit Superheldenumhang, sowie die großartige Comic-Reihe „Locke & Key“. „Ein Korb voller Köpfe“ mag nicht ganz das Kult-Potential der soeben genannten Werke haben, bietet aber 80er-Jahre-Horror-Pulp der besonders unterhaltsamen Sorte.

„Ein Korb voller Köpfe“ – nuff said!

Studentin June reist in ihren Semesterferien in den Stephen-King-Bundesstaat Maine. Ihr Ziel: Die beschauliche Insel Brody Island. Hier will sie mit ihrem Love Interest Liam, der als Rookie für die örtliche Polizei arbeitet, eine tolle Zeit verbringen. Doch bevor sich die beiden einander hingeben können, kommt es zu einem Zwischenfall. Vier Verbrechern gelingt bei einem Gefangenentransport die Flucht. Zwar handelt es sich bei ihnen um keine Schwerverbrecher, wie die örtliche Polizei beschwichtigend erklärt, trotzdem haben die Inselbewohner ähnliches noch nie erlebt und befinden sich in höchstem Aufruhr.

Um die Lage unter Kontrolle zu halten, will Liams Vorgesetzter den ungestümen Neuling bei der Polizeiarbeit aus dem Weg haben. Dementsprechend soll Liam auf die Familie des Sheriffs aufpassen, was der nur widerwillig tut. Zumindest wird ihm gestattet, seinen Auftrag gemeinsam mit seiner June zu erfüllen. Es kommt, wie es kommen muss: Als die beiden im Haus des Sheriffs intim werden wollen, dringen die vier Entflohenen in das Haus ein. Drei von ihnen entführen Liam. Der Vierte bedrängt June. Die wehrt sich vehement. Irgendwann hat sie im Verlauf des Kampfes eine Vikingeraxt aus der erstaunlich umfangreichen Waffenkammer des Sheriffs in der Hand und senst dem Angreifer die Rübe runter.

Ein magisches Leuchten der Axt bei dem tödlichen Streich deutet an, dass sie ein Geheimnis birgt. Und wirklich: Der abgeschlagene Kopf redet. Und er wird nicht der einzige abgeschlagene, höchst redselige Kopf in dieser Nacht bleiben.

Joe Hill lässt die Köpfe rollen – und reden!

Artwork von Ein Korb voller Köpfe

Ein kleiner Blick ins Artwork von “Ein Korb voller Köpfe”. Copyright: Panini

Joe Hill hat für „Ein Korb voller Köpfe“ eine herrlich abgedrehte Story konstruiert, die von Panel zu Panel immer mehr in ihre Welt hineinreißt und viele Überraschungen bereithält. Dabei sind die abgehackten Köpfe einer der Clous schlechthin. Denn Joe Hill nutzt sie zum einen für wundervoll fiese, schwarzhumorige Gags und zum anderen für das Vorantreiben der Story. Gerade letzteres gerät zum famosen Kniff, wenn die Köpfe June dabei helfen, das große Ganze zu durchblicken, bei dem ein Selbstmord, viel Geld und gefährliches Kleinstadtgeklüngel eine große Rolle spielen werden.

Die so entstehende Story atmet ganz viel pulpiges Flair, verströmt eine irre 80er-Jahre-Atmosphäre und pumpt unentwegt Spannung. Bis in die letzten Panels hinein hält Joe Hill mit der finalen Auflösung hinter dem Berg und präsentiert sie letztlich in einer herrlich fiesen Pointe. Schade ist eigentlich nur, dass ausgerechnet die Axt und ihre magischen Eigenschaften kaum mehr als ein Gimmick bleiben, um die irrwitzige Story immer weiter vorwärts zu puschen. Hier hätte ich mir zumindest Ansätze einer Mythologie gewünscht.

Gezeichnet wurde „Ein Korb voller Köpfe“ von Leomacs aka Massimiliano Leonardo, der sich in seinem Stil an die verrückte Story ideal anzupassen vermag. Optische Höhepunkte sind dementsprechend Panels, die aus dem Blickwinkel der abgeschlagenen Köpfe präsentiert werden. Eine Technik, die bei ihrem ersten Einsatz den „What the Fuck“-Einschlag der ganzen Szenerie förmlich potenziert. Zudem fängt er viele Klischees aus den 80er in seinem insgesamt sehr düsteren Artwork (die gesamte Handlung steigt in einer Nacht) blendend ein. „Ein Korb voller Köpfe“ sieht aus und fühlt sich an wie ein 80er-Slasher der Marke „Freitag, der 13.“. Was mir missfiel, war das Charakterdesign. So manche Perspektive auf die handelnden Charaktere förderte für meine Wahrnehmung einige hässliche Gesichter zutage.

„Ein Korb voller Köpfe“ bietet beste Horror-Unterhaltung

Alleine alle Szenen um die abgeschlagenen Köpfe sind bereits den Preis für den Comic-Band „Ein Korb voller Köpfe“ wert. Es ist einfach zu köstlich, wie Joe Hill sie auf ihren eigenen „Tod“ reagieren lässt, was durch die trockenen Zynismen von June nur noch verstärkt wird. Köstlich auch, wenn die Köpfe untereinander interagieren und sich anfrotzeln. Richtig interessant wird es, wenn sie beginnen, June zu manipulieren. Spätestens hier bekommt auch der Zuschauer den Eindruck, dass mit June selbst etwas nicht stimmen könnte. Ob dem wirklich so ist, müsst ihr allerdings selbst herausfinden.

Und es lohnt sich, denn der Comic-Band ist ein Musterbeispiel für packenden Lesespaß. Dafür sorgen die spannende Story, der schwarze Humor, interessante Figuren, zahlreiche Finten, die Fantasy-Note und das gelungene, 80s-Nostalgie pur heraufbeschwörende Artwork.

08 von 10

Alle Informationen zur Veröffentlichung

Der Band „Ein Korb voller Köpfe“ vereint alle sieben Einzelhefte der Story und erschien beim Panini-Verlag. Ein paar Informationen zu den Machern und einige alternative Cover-Artworks runden die Veröffentlichung ab.

Ein Korb voller Köpfe
Originaltitel: Basketful of Heads #1-#7
von Joe Hill (Autor), Leomacs (Zeichner), Dave Stewart (Farbe)
Taschenbuch: 184 Seiten
Verlag: Panini Verlags GmbH;
Auflage: 1 (20. Oktober 2020);
ISBN-13: 978-3741620126
Leseprobe

In diesem Sinne:
freeman

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