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Ein stahlharter Mann

Originaltitel: Hard Times__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1975__Regie: Walter Hill__Darsteller: Charles Bronson, James Coburn, Jill Ireland, Strother Martin, Margaret Blye, Michael McGuire, Felice Orlandi, Edward Walsh, Bruce Glover, Robert Tessier, Nick Dimitri, Brion James u.a.
Ein stahlharter Mann

Walter Hill schickt Charles Bronson in Straßenkämpfe: „Ein stahlharter Mann“

Nach Erfolgen als Drehbuchautor und Second-Unit-Regisseur in den späten 1960er und frühen 1970ern durfte Walter Hill 1975 sein Regiedebüt geben: „Hard Times“.

Um harte Zeiten geht es hier im Hintergrund, genauer gesagt die Zeit der großen Depression, in der Arbeitslosigkeit und Armut große Teile der amerikanischen Bevölkerung plagten. Eine der Möglichkeiten Geld zu machen sind Straßenkämpfe. An diesen will auch Chaney (Charles Bronson) teilnehmen, ein Drifter, der mit dem Zug ankommt und bald einem solchen Spektakel beiwohnt. Der Star aus „Spiel mir das Lied vom Tod“ erneut als Fremder und Fighter, der mit dem Zug ankommt, ähnlich wortkarg wie dort ist und Star vieler Western war, das passt zu Walter Hill („Bullet to the Head“), dem Regisseur mit dem bekannten und in fast jeder Regiearbeit sichtbaren Westernfaible.

Mit Hilfe des windigen Promoters Speed (James Coburn) gelangt Chaney in den (provisorischen) Ring und beweist sein Talent, in dem er den ersten Gegner mit nur einem Schlag umhaut. Speed nimmt Chaney mit nach New Orleans um das große Geld mit dem talentierten Fighter zu machen. Speed ist quasi das Gegenstück zu Chaney: Ein labernder Windhund, stets gut gekleidet und beredt, während Chaney in schlichten Klamotten und Schiebermütze schweigt, ein Plappermaul mit Verbindungen und stetem Optimismus, während der passive Chaney die Dinge auf sich zukommen lässt.

Den örtlichen Organisatoren ist der häufig Geld leihende Speed ein Dorn im Auge, doch sie lassen ihn beim Aufbringen einer hohen Summe Wettgeld Chaney in den Ring schicken. Der ist durchaus erfolgreich, doch Speeds Vergnügungs- und Spielsucht erweist sich bald als Problem…

httpv://www.youtube.com/watch?v=u1N0s4n5blA

Walter Hills Regiedebüt mag ein höheres Ansehen besitzen, doch „Hard Times“, teilweise auch als „The Streetfighter“ bekannt, kann gut und gerne als Blaupause für spätere Kampfsport-Actionfilme gesehen werden, in denen sich Männer aus wirtschaftlicher Not auf illegale Untergrundkämpfe einlassen, etwa „Leon“ mit Jean-Claude van Damme oder „Damage“ mit Steve Austin. Gegenüber diesen Filmen hat „Hard Times“ seinen ernsten Ton voraus: Über allem schwebt die Ära der Depression, deren Nöte die Menschen zur Verzweiflung treiben. Frauen suchen sich Männer, die sie versorgen können, die Männer nutzen jede Chance zum Geldmachen – dabei prostituieren sich beide Geschlechter gleichermaßen. Nutznießer wie die Geldverleiher und Kampfveranstalter werden dabei als klassische Schmierlappen und Gangster gezeichnet, beim Publikum sieht es dann schon anders aus: Johlend frönt es zwar dem zweifelhaften Sport, doch vielleicht hoffen manche Beteiligte ihre wenigen Dollars bei den Wetten zu mehren.

Freilich wird das vom Film selten direkt thematisiert, der sich auf wenige Figuren beschränkt. Doch diese entwickeln kaum Profil über ihre grundlegenden Eigenschaften hinaus. Speed ist halt der Bruder Leichtfuß mit dem unguten Hang zum Zocken, der sich an nichts hängt und nie an die Konsequenzen denkt, etwa beim Leihen von Geld. Den versteht man aber noch besser als den Loner Chaney, der sich widersprüchlich verhält: Einerseits betont er immer, dass es nur ums Geld ginge, andrerseits zeigt er dann doch freundschaftliche Gesten, einerseits macht er sich zielstrebig an Lucy (Jill Ireland) heran, andrerseits will er in der Beziehung nie weitere Schritte machen. Das macht ihn zwar nicht uninteressant, doch es fehlt der Zugang zu ihm. Für etwas Auflockerung, aber ohne rechte Funktion im Drehbuch, ist noch der opiumsüchtige Arzt Poe (Strother Martin) da, der aber nie als Mediziner, sondern höchstens mal als Gewissen der beiden Hauptfiguren tätig ist.

So bleiben die wenigen, aber stark gefilmten Straßenkämpfe die Highlights des Films. Bare-Knuckle-Boxing in erster Linie, aber es wird auch getreten, gerungen und gewürgt, wenn es um den Sieg geht. Anfangs sind es kürzere Kämpfe, doch bei dem Fight gegen Jim (Robert Tessier) in der Filmmitte und dem Showdown geht Hill in die Vollen: Stets übersichtlich und in interessanten Kameraeinstellungen (etwa aus der Vogelperspektive) setzt er die Auseinandersetzungen mit gebührender Rohheit in Szene. Nicht elegant choreographiert, sondern auf den Sieg bedacht gehen die Fighter zu Werke, was deren Einstellung adäquat wiederspiegelt. In den Kampfszenen, aber nicht nur dort, kann Hill auch seine Vorstellungen von Männerehre, eines seiner Standardthemen, unterbringen, besonders prägnant in der Szene, in der sich ein Kontrahent weigert einen anderen mit illegalen Hilfsmitteln niederzuschlagen.

„Hard Times“ kann dabei von der Präsenz von Charles Bronson („Murphys Gesetz“) profitieren: Der spielt zwar stoisch und zurückgenommen, passt so aber wunderbar in die Rolle des toughen Einzelgängers. James Coburn („Maverick“) ist mit großem Elan als windiger Typ zu sehen, während in den Nebenrollen vor allem Strother Martin („Kaktus Jack“) und Robert Tessier („Talon im Kampf gegen das Imperium“) überzeugen. Obwohl Tessier nur einen Handlanger spielt, so schindet er mehr Eindruck als der zentrale Schurkendarsteller Michael McGuire („Tigerkralle 2“). Ein Problem dagegen ist Bronsons Frau Jill Ireland („Death Wish 2“), die mimisch steif wie ein lackiertes Brett agiert. Tatsächlich kritisierte Hill ihre Darbietung, zog sich dafür aber den Unmut Bronsons zu, mit dem er gerne erneut gearbeitet hätte.

„Hard Times“ ist ein Regiedebüt, das bereits klassische Hill-Züge erkennen lässt, aber noch ein wenig ungeschliffen daherkommt: Die Figuren kommen über Archetypen nicht hinaus, die Handlung ist insgesamt recht banal, trotz schicker Ausstattung und weniger, aber starker Kampfszenen. Das macht „Hard Times“ zu einem halbwegs kurzweiligen, aber nicht sehr nachhaltigen Actiondrama, das gute Ansätze leider vergibt.

Die spärlich ausgestattete DVD (Trailer, Künstlerprofile) von Columbia Tristar ist mit FSK 16 ungekürzt.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Columbia Tristar__FSK Freigabe: ab 16__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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