Originaltitel: Hunter’s Crossing__Herstellungsland: Philippinen__Erscheinungsjahr: 1983__Regie: Teddy Page__Darsteller: Bruce Baron, Don Gordon Bell, Jim Gaines, Ann Milhench, Richard Harrison, Philip Gamboa, Pat Andrew, Barbara Peers, David Light, Ann Jackson, Arturo Estrada u.a. |
Ich muss zugeben, dass ich, als ich „Einsatzkommando Wildgänse“ von meinem Pile of Shame genommen hatte, nicht mehr wusste, warum der Film da irgendwann gelandet war. Weder Cover noch Backcover ließen erkennen, warum für diesen Streifen irgendwann mal Geld über irgendeinen Tresen ging. Doch das Cover bockte. Fies guckende Typen mit Granatwerfern und MGs, umhüllt von Explosionen und seltsamen Motorrädern? Der Film wanderte in den Player.
Dann direkt der erste Schock: Hauptdarsteller sollte Richard Harrison sein. War ich einem Cut-and-Paste-Müllschinken von Godfrey Ho aufgesessen? Die weiteren Namen kamen mir durchaus bekannt vor, allerdings eher aus philippinischen Produktionen. Und dann kam der Regie-Credit und ich wusste, warum der Streifen einst bei mir eingezogen war: Teddy Page! Ja, ich bin ein kleiner Teddy-Page-Fan. Neben Cirio H. Santiago meines Erachtens einer der wenigen philippinischen Actionregisseure, die zuverlässig ablieferten. Halbwegs beruhigt folgte ich nun der „Story“.
Der amerikanische Millionär Mister Burns und dessen Tochter werden von Piraten entführt. Der Sohn von Mister Burns ahnt: Wenn er das geforderte Lösegeld zahlt, ist sein Vater so gut wie tot. Also wendet er sich an Harris und lässt den eine Truppe Söldner zusammensuchen, die den alten Mister Burns befreien soll.
Philippinen-Söldner-Action von Teddy Page
Ein Mehr an Story wird der geneigte Actionfan in „Einsatzkommando Wildgänse“ alias „Hunter’s Crossing“ nicht finden. Als Teddy-Page-Fan weiß man aber auch: Mehr Story braucht er eigentlich auch nicht, um einen unterhaltsamen Dauerfeuerstreifen auf die Beine zu stellen. Doch man muss zu „Einsatzkommando Wildgänse“ wissen, dass der 1983 entstandene Film erst sein zweiter Film war, den er verantwortete. Und dass Page hier noch übte, sieht man an allen Ecken und Enden.
Er bekommt die dürre Story lange Zeit gar nicht unter Kontrolle. Viel zu lange folgt man dem alten Mister Burns, bis der dann endlich in die Hände der Piraten gefallen ist. Hat dann der „Hauptdarsteller“ Richard Harrison („Fireback“), der keine fünf Minuten im Film zu sehen ist und trotzdem den Hauptdarsteller-Credit erhielt, die eigentliche Story angeschoben und Söldner Harris auf die Piraten angesetzt, startet Page immer noch nicht durch.
Der Zuschauer muss nun eine langweilige Sequenz ertragen, in der Harris seine Kumpanen zusammensucht. Die werden nicht nur richtig schlecht gespielt, sie sind auch noch brutal unsympathische Vollspacken. Und weil sie so tolle Spezialisten sind, müssen sie erst noch in einer langen Trainingssequenz auf Vordermann gebracht werden. Ein Training, das nur daraus besteht, Seile rauf oder runter zu klettern oder auf und an Seilen entlang zu kriechen. Alles Skills, die die Söldner im weiteren Film nie wieder brauchen.
Zwei mal bekommen wir dann erklärt, wie die Befreiungsaktion ablaufen soll und dann werden einfach noch ein paar Szenen in den Film geworfen, die wohl die Söldner irgendwie vertiefen sollen. Plötzlich geht es um eine fremdgehende Madame von einem der Söldner, deren Stecher einfach über den Haufen geballert wird. Und ein anderer macht auf einmal als Fluchtwagenfahrer bei einem Banküberfall mit. Keine Ahnung, ob das irgendwelche Reste von irgendeinem anderen Filmprojekt waren, aber sie machen in „Einsatzkommando Wildgänse“ keinerlei Sinn.
Das Schlimmste: Zwischen all diesem „Zeugs“ steigt so gut wie gar keine Action. Das sollte Teddy Page in späteren Jahren nicht mehr passieren. Da wusste er, dass der gemeine Actionfan regelmäßige Einspritzungen braucht. So ballt sich in „Einsatzkommando Wildgänse“ die Action komplett im letzten Drittel.
Und hier ist Teddy Page („Dschungelratten“) dann voll und ganz bei sich. Der Bodycount dreht hoch, die Maschinengewehre rattern, Strohhütten gehen in wirklich gewaltigen Feuerbällen auf und irgendwann schmeißen Freund und Feind mit Handgranaten um sich, als wären die im Schlussverkauf gewesen. Mittendrin fahren Karren mit Raketenwerfern durch den Dschungel und ein Motorrad fährt eine kugelsichere Scheibe aus seinem Sitz, damit man vom Rücksitz aus ungestört Lumpen umnieten kann. Leider scheiden die Fieswichte durchgehend unblutig aus dem Leben.
20 Minuten ehrliches Rambazamba, das aber fast einige Momente zu spät kommt, denn bis dahin hat man schon hart zu kämpfen, um überhaupt dranzubleiben. Auch, weil Teddy Page hier noch unfassbar statisch inszeniert. Der ganze Film scheint aus Totalen zu bestehen, in die hier und da mal reingezoomt wird. Mehr an Kameradynamik darf man nicht erwarten. Man hat so gut wie nie das Gefühl, zu wissen, wie die Helden eigentlich aussehen, weil es nie Close-ups zu bestaunen gibt. Sich unterhaltende Figuren werden nicht einmal im Schnitt-Gegenschnitt-Verfahren präsentiert, sondern sind immer Teil von ein und derselben Einstellung.
Das lähmt zusätzlich, wirkt unfassbar billig und ist schlicht und ergreifend brutal langweilig anzuschauen. Die dabei präsentierten Settings sehen zudem ebenfalls aus, als würde da nie ein Hund hinscheißen. Zumindest im Finale steigt dann wenigstens die Schnittfrequenz an. Und, und das muss man Teddy Page zugute halten, gibt es Moppen zu sehen, geht er näher ran. Immerhin.
Darstellerisch ist hier wie in den Abteilungen Optik und Story der Ofen komplett aus. Weder die Guten noch die Bösen haben irgendeine Art von Ausstrahlung. Was freilich für die 70 Minuten vor dem Finale echt blöd ist. Mit Bruce Baron („Söldner kennen keine Gnade“) und Jim Gaines („Death Zone“) sind aber zumindest zwei bekanntere Z-Fratzen am Start.
„Einsatzkommando Wildgänse“ hat weder Wildgänse noch anderes Geflügel
„Einsatzkommando Wildgänse“ ist nichts, mit dem man wirklich Werbung für sich selbst und seine Fähigkeiten macht. Im Fall von Teddy Page scheint aber zumindest das bleihaltige Finish als Empfehlung funktioniert zu haben. Der philippinische Regisseur sollte im Nachhinein wesentlich unterhaltsamere, flottere und mit deutlich mehr Action versehene Streifen auf die Actionfans loslassen. Insofern hat der Film schon eine gewisse Daseinsberechtigung. Als Erlebnis an und für sich ist er aber eher Pain in the Ass anstelle kurzweiliger Dummbrot-Unterhaltung mit erhöhtem Bleianteil. Schade eigentlich.
Die deutsche DVD zum Film kommt von True Grit und Cargo Records und ist mit einer überzogen wirkenden FSK 18 uncut. Die Bildqualität spottet jeder Beschreibung. In einem rund 10-minütigen Nachtabschnitt sitzt man vor einem schwarzen TV und hört nur irgendwelches Geraschel. Zahllose Laufbandschäden tanzen beinahe spielerisch über den Screen. Was vermuten lässt, dass die VHS-Vorlage wahrlich durch die Hölle gegangen ist. Mit „Die Rebellen“ ist noch ein zweiter, pottlangweiliger Philippinen-Actioner auf dem Datenträger enthalten. Streamen kann man den Film auch.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: True Grit / Cargo Records__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |