Originaltitel: Eminence Hill__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Robert Conway__Darsteller: Barry Corbin, Dominique Swain, Lance Henriksen, Clint James, Owen Conway, Anna Harr, Charlie Motley, Louie Iaccarino, Cameron Kotecki, Brinke Stevens u.a. |
Zu Beginn des Westerns „Eminence Hill“ hat ein Mann namens Royce sein Ziel beinahe erreicht. Es galt die Mörder seines Bruders zu richten. Nur einer fehlt ihm noch auf seiner Strichliste. Und genau der sitzt nun vor ihm und bettelt um das Leben seiner Familie. Doch Royce kennt kein Erbarmen und erschießt den Mann und seine Ehefrau. Die Tochter nimmt er mit. Er will sie an Indianer in der Gegend verkaufen und einen ordentlichen Reibach machen.
Doch fortan ist der Wurm drin. Erst werden Royce und seinen Mannen die Pferde gestohlen, dann ergreift das entführte Mädchen auch noch die erstbeste Möglichkeit, um zu fliehen. Die Jagd auf das Mädchen führt Royce und Co. in das Städtchen Eminence Hill. Hier lebt eine Art Sekte, die großen Wert darauf legt, von der Außenwelt abgeschottet zu sein. Da schmeckt es der Gemeinde so gar nicht, das plötzlich so viele Fremde auftauchen.
Während sie das Mädchen noch halbwegs nett aufnehmen und in ihre Gemeinschaft integrieren wollen, gehen Royce und seine Banditen fortan durch eine Folterhölle. Zeitgleich nähert sich den Männern ein eiskalter Killer, der, nunmehr im Dienste des Gesetzes stehend, Royce und seinen Halunken den Stecker ziehen will. Als er in „Eminence Hill“ einreitet, stehen alle Zeichen auf Massaker.
Schaut in den Western mit Lance Henriksen hinein
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„Eminence Hill“ mag mit seiner zunächst gereichten Rache-Story recht standardmäßig einsteigen, bietet aber bereits hier einen interessanten Twist. Denn der sich rächende Royce ist kein heldenhafter Charakter. Vielmehr ist er ein Lump, der seinen raubenden und brandschatzenden Bruder rächt und dabei „gute“ Menschen über den Haufen ballert, die eigentlich nur Haus und Hof zu verteidigen suchten. Auch der alsbald eingeführte Gesetzesvertreter, der Royce das blutige Handwerk legen soll, ist kein wirklicher Held. Vielmehr ist er kaum besser als Royce und ein wahrer Schlächter.
Und der sichert sich zur Verstärkung die Dienste eines anderen Verbrechers. Kurzum: „Eminence Hill“ hat es nicht so mit dem Identifikationsfiguren. Bis auf das entführte Mädchen sind alle Figuren des Filmes mindestens höchst ambivalent. Und der Western suhlt sich förmlich in seinem verkommenen Figuren-Interieur aus Mördern, Huren und verblendeten Fanatikern. Spätestens wenn letztere im Film ankommen, bekommt „Eminence Hill“ durchaus auch einen kleinen Schlenker in Richtung Horror.
Denn die Fanatiker gebärden sich knallhart, foltern und vierteilen, als gäbe es keinen Morgen. Hätte das Drehbuch zumindest versucht, Royce ein wenig greifbarer zu machen, würde man jetzt vermutlich sogar mit ihm mitfiebern, aber spätestens in Richtung Finale werden die durchwegs verkommenen Charaktere ein wenig zum Problem des Filmes. Denn wen es hier wie erwischt, ist einem eigentlich reichlich egal.
Nebenbei wird auch der Killer in Staatsdiensten immer negativer gezeichnet. Im Grunde ballert er jeden um, dem er begegnet. Darunter auch Lance Henriksen („Aliens“) in einer winzigen Nebenrolle, der andeuten darf, wie finster der Killer in Staatsdiensten tatsächlich drauf ist. Taucht der Killer dann in „Eminence Hill“ auf, killen sich lauter Unsympathen gegenseitig. Da war ein echtes Mehr an Spannung drin. Dafür geht der Gewaltpegel ordentlich nach oben.
„Eminence Hill“ ist per se kein Kind von Traurigkeit. Wären die Effekte handgemacht und nicht mittels extrem durchsichtiger CGI-Effekte umgesetzt, der Film hätte sich Bezeichnungen wie Splatterwestern durchaus verdient. So werden Menschen zerrissen, Gesichter weggeballert und Körper von Kugel durchsiebt, es hat aber keinen richtigen Impact. Auch weil die Money-Shots seltsam zerschnitten gereicht werden.
Allgemein ist die technische Umsetzung des Filmes ein zweischneidiges Schwert. Immer wieder reicht Kameramann Barry Cohen tolle Landschaftsbilder und einige echt gelungen in Szene gesetzte Western-Motive (die Eröffnungssequenz mit Drohnenbildern von reitenden Cowboys ist echt saustark und irre atmosphärisch), konterkariert diese aber immer wieder mit billigstem Digitalvideo-Schlonz. Einige Male lanciert der ansonsten passig ruhig präsentierte Film obendrein seltsame Schnittkaskaden, die grundlos total hektisch rüberkommen. So kann man sich mal in die Welt des Filmes fallen lassen, nur um kurz darauf wieder herausgerissen zu werden. Schade. Außerdem hätte dem Film ein schöner Score gutgetan.
Darstellerisch ist der kleine Western gar nicht mal so übel. Vor allem Clint James („Die glorreichen Sieben“) hätte einen verdammt guten Antihelden abgegeben. Allerdings weist das Drehbuch dafür zu wenig Feinschliff auf. Die deutsche Synchronisation, die leider reichlich billig geraten ist, hilft da auch nicht wirklich. James selbst spielt seinen Badass aber echt gut. An seiner Seite dilettiert Dominique Swain („Nazi Overlord“) munter vor sich hin und holt sogar für eine derart kleine Produktion ihre Hupen raus.
Die Paarung aus Owen Conway als Killer im Dienste des Gesetzes und Charlie Motley als dessen Fährtensucher funktioniert erstaunlich gut und hat sogar den einen oder anderen humorigen Moment zu bieten. Und im Städtchen der Fanatiker dürfen Filmveteran Barry Corbin („No Country for old Man“) und Dustin Leighton („Sickle“) eine fiese Show abziehen.
„Eminence Hill“ hat durchaus Potential
Ich gebe zu, dass ich vom Film des Regisseurs Robert Conway („Sickle“) überhaupt gar nichts erwartet habe. Am Ende war ich von „Eminence Hill“ in Teilen aber durchaus angetan. Das durchwegs unsympathische Personal hält einen doch erstaunlich gut in der Handlung drin. Diese erinnert mit ihrem deftigen Umschwung in dem Örtchen Eminence Hill obendrein ein wenig an das Kannibalen-Finish von „Bone Tomahawk“, ohne freilich jemals dessen Intensität zu erreichen. Der Film fühlt sich erzählerisch immer ziemlich unrund an, lässt aber hier und da auch erstaunliches Potential durchscheinen.
Das wird allerdings bei weitem nicht genutzt, so hätten die Bewohner von Eminence Hill durchaus ein wenig mehr Feinzeichnung und interessantere Motive gut vertragen können. Dennoch bleibt die Spannung immer auf einem erklecklichen Niveau. Dazu gesellen sich einige ordentliche Darstellerleistungen.
Hätte man sich nun noch auf handgemachte Effekte versteift und mehr Wert auf eine konsistentere Inszenierung mit Fokus auf mehr Atmosphäre gelegt (beständig wie frisch gewaschen aussehende Klamotten und strahlend weiße Zähne bei allen Charakteren wirken dann doch reichlich unauthentisch), „Eminence Hill“ wäre für eine echte Überraschung gut gewesen.
Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film kommt von dem Label daredo / White Pearl Movies. Die Datenträger weisen keinerlei Extras zum Film auf, sind ab 18 freigegeben und laut Coververmerkt ungeschnitten. Für die deutsche Fassung wäre eine bessere Synchronisation wünschenswert gewesen. Lance Henriksen etwa hat einfach wieder nur eine „Alter-Opa-Stimme“ abbekommen.
In diesem Sinne:
freeman
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