Originaltitel: Fatal Mission__Herstellungsland: USA/Philippinen__Erscheinungsjahr: 1990__Regie: George Rowe__Darsteller: Peter Fonda, Tia Carrere, Mako, James Mitchum, Ted Markland, Felindo Obach, Joonee Gamboa, Joe Mari Avellana, Chosei Funahara u.a. |
Ende der 1980er und Anfang 1990er waren die Vietnam-Actionfilme, bedingt durch Erfolge wie „Missing in Action“, „Die verwegenen Sieben“ und vor allem „Rambo II“ gerade mächtig in. Da spielte Peter Fonda nicht nur die Hauptrolle in dem billig produzierten „Enemy“, sondern schrieb auch noch gleich am Drehbuch mit.
Wir befinden uns in Saigon zur Zeit des Vietnamkriegs, wo ein nordvietnamesischer General gerade seine Anhänger aufpeitscht. Als französischer Fotograph verkleidet schleicht sich auch CIA-Agent Ken Andrews (Peter Fonda) ein und erschießt den General beinahe unbemerkt – nur Mai Chang (Tia Carrere), ebenfalls mit einer Pistole bewaffnet, wird auf das Attentat aufmerksam. Danach feuert der Vietcong erbost in die Menge, knallt unter anderem einen kleinen Jungen auf einem Fahrrad ab, damit das Feindbild auch ja intakt bleibt, während „Enemy“ immerhin nicht uninteressante Fragen aufwirft: Wer ist Mai und was hat sie genau vor?
Nach einem Rapport bei ihren Vorgesetzten macht sie sich auf jeden Fall auf die Suche nach Ken, der mit seinem einheimischen Kontaktmann Trang (Mako) abhauen will. Mai und ihre Untergebenen stellen sie in der Landezone, wo die Kämpferin Trang erdolcht, den Hubschrauber der Amerikaner in einem furiosen Manöver zerstört und selbst angeschossen wird, während ihre Leute allesamt draufgehen. „Enemy“ etabliert seine Protagonisten schnell als harte Hunde, zeigt auch Sympathien für Mai, während Ken alles andere als ein strahlender Held ist: Auch seine Verbündeten unter den Vietnamesen bezeichnet er als „Gooks“ und einem schwer verletzten Bootsführer bricht er das Genick, damit er diesen nicht in die Landezone schaffen muss, jener im Falle einer Gefangennahme aber auch nichts ausplaudern kann.
Die überlebenden Kontrahenten belauern sich im Busch, doch Mai gewinnt die Oberhand: Sie tötet Kens CIA-Kontaktmann und nimmt den Agenten gefangen. Bei ihrem Weg durch den Dschungel treffen sie jedoch bald auf Gegner, derer sie sich am besten gemeinsam erwehren…
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Man kann erahnen, was Fonda wohl an diesem Film reizte. Im Gewand eines Vietnam-Actioners will „Enemy“ die Geschichte zweier Feinde erzählen, die doch zusammenarbeiten. Fast wie „Enemy Mine“ von Wolfgang Petersen, nur ohne Aliens, großes Budget oder dessen dramaturgisches Fingerspitzengefühl. Denn „Enemy“ reduziert die Actionmenge ob der Charakterentwicklung, doch so oft sich Mai und Ken bei ihrer Reise durch den Dschungel auch unterhalten, so wirklich versteht man nicht, warum die beiden erst zu Kampgefährten und dann sogar noch zu Liebespartnern werden, in einer wahrlich unbeholfen inszenierten Liebesszene in einem Tümpel. Vielleicht schrieb sich auch Fonda diese Szene mit seiner wesentlich jüngeren Filmpartnerin auf den Leib. Jedenfalls bleiben die guten Ansätze eben genau das, nämlich bloße Ansätze, da man den Figuren nicht mehr als das Zusammenraufen in der Situation abkauft.
Darum ist auch noch ein weiterer Plot bezüglich der wahren Motivationen diverser Beteiligter gestrickt. Kens Vorgesetzte haben ihm nicht die ganze Wahrheit erzählt und erst nach und nach erfahren Held und Zuschauer, wer Mai eigentlich ist und was sie vorhatte. Dabei reißt „Enemy“ zwar brisante Felder an, gerade bezüglich CIA-Tätigkeiten in Vietnam, bleibt aber wie der Charakterentwicklung an der Oberfläche, lässt diese Plotte im Hintergrund mitlaufen, wobei sie nur begrenzten Einfluss auf die Haupthandlung, nämlich den Überlebenskampf des ungleichen Duos hat. Immerhin: Es führt zu einem unerwarteten Filmende, das manchmal eher an den Nihilismus von 1970er-Thrillern erinnert.
Aber es geht in erster Linie um das Zusammenspiel von Ken und Mai, eben nicht nur als Menschen, sondern auch als Topsöldner. Und als solche bekommen sie in der Mitte leider kaum Gegner vor die Flinte gesetzt, da sich „Enemy“ zu sehr am Drama versucht. Dafür hat der Auftakt mit seinem mehrstufigen Kräftemessen schon bleihaltige Action zu bieten, ehe man sich im Finale einer Einheit Vietcong gegenübersieht, die nach allen Regeln der Kunst verarztet werden will. Hier drehen Regisseur George Rowe und Kameramann Phil Parmet („The Burrowers“) noch einmal auf, denn die Kamera ist erfreulich dynamisch, wenn sich Ken und Mai mit Sturmgewehr, Messer und Granate gegen die Angreifer zur Wehr setzen, was für einige blutige Einschüsse sorgt. Da verzeiht man auch den schlappen, antiklimaktischen Nachklapp auf dem Flugfeld, bei dem eine Person lächerlicherweise vier Angreifer in einem Jeep über den Haufen knallt, während sie ohne Deckung stehen bleibt.
Die Besetzung ist ebenfalls ein Pluspunkt für „Enemy“. Peter Fonda, seit jeher dem B-Film nicht abgeneigt und durch „Freedom Fighters“ schon erfahren mit Söldner-Balleraction, gibt den eiskalten Killer, der schon zu viel gesehen hat und gerne Beleidigungen ausstößt, mit erfrischender Gravitas, während Tia Carrere („Showdown in Manila“) als undurchsichtiger wie kampfstarker Gegenpart eine würdige Spielpartnerin abgibt. Mako („Eine perfekte Waffe“) hat nur einen Kurzauftritt, wie auch der Rest vom Cast nicht groß gefragt ist, zu dem unter anderem James Mitchum („Code Name: Zebra“), Ted Markland („Wild Bill“) und Cirio-H.-Santiago-Spezi Joe Mari Avellana („Killer Instinct“) gehören.
So erweist sich „Enemy“ als überraschend gut besetzter und entsprechend gut gespielter Vietnam-Reißer, der sogar tiefere Ambitionen in sich trägt. Dummerweise bleibt die Komponente um die Annäherung zweier Gegenspieler oberflächlich und kaum nachvollziehbar, sodass in erster Linie die Survival- und Actionkomponenten um den Überlebenskampf des Duos überzeugen – letztere sind durchaus ansprechend inszeniert, aber konzentrieren sich größtenteils auf zwei Blöcke zu Beginn und Ende des Films.
Die deutsche DVD von „Enemy“ kommt von Imperial Pictures, ist ungekürzt ab 18 Jahren freigegeben und besitzt als Bonusmaterial Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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