Originaltitel: EuroTrip__Herstellungsland: USA/Tschechische Republik__Erscheinungsjahr: 2004__Regie: Jeff Schaffer, Alec Berg, David Mandel__Darsteller: Scott Mechlowicz, Jacob Pitts, Kristin Kreuk, Michelle Trachtenberg, Matt Damon, Jessica Boehrs, Vinnie Jones, Lucy Lawless u.a. |
“Eurotrip” ist trotz Titel und relativ nahem Erscheinungsjahr kein offizieller Nachfolger zu „Road Trip“, aber immerhin vom gleichen Studio (DreamWorks) und den gleichen Produzenten.
Scott Thomas (Scott Mechlowicz) hat gerade die Highschool beendet, doch es trifft in ein schwerer Schlag: Seine Freundin Fiona (Kristin Kreuk) verlässt ihn – da sie ihn schon die ganze Zeit über betrügt, was nahezu jeder außer Scott weiß. Auch sein bester Kumpel Cooper Harris (Jacob Pitts) macht Witze darüber – und der Film an sich sowieso. Vor allem die Szenen mit der Videokameraaufnahme am Anfang ist ein echter Brüller. Mal ganz abgesehen davon, dass der Film in diesem Umfeld noch einen Knallerchameo platziert.
Scotts deutscher E-Mail-Freund Mike bemitleidet ihn und bietet an ihn zu besuchen, was nach eindeutigen Angeboten klingt. Entsetzt lehnt Scott ab – bis sein kleiner Bruder seine E-Mails liest und im erklärt, dass es sich dabei um ein Mädchen namens Mieke handelt. Doch Scotts Antwort hat sie so zornig gemacht, dass sie seinen Account geblockt hat und er sie nicht erreichen kann. Die Wortspiele mit den deutschen Namen Jan und Mieke sind ganz witzig – auch wenn ich noch nie jemanden namens Mieke hier getroffen habe (aber man kann die Realität für einen Gag ja etwas biegen).
Also fasst Scott einen Entschluss: Ab nach Berlin und Mieke klarmachen. Cooper kommt auch mit in der Hoffnung europäische Mädels aufzureißen und auch Jenny (Michelle Trachtenberg) und Jamie (Travis Wester), zwei befreundete Zwillinge, sind gerade auf einem Eurotrip. Doch die Reise wird bald zum reinsten Chaos, wie es sich für eine derartige Komödie gehört.
httpv://www.youtube.com/watch?v=-_Eu0X3B6OM
Die Story von “Eurotrip” gewinnt sicherlich keinen Blumentopf, aber als Verbindung der absurden Situationen reicht sie vollkommen aus. Zum Teil natürlich vorhersehbar (oder hätte irgendwer nicht damit gerechnet, dass Kumpel-Typ Jenny und einer der Jungs zusammenkommen?), aber ohne große Längen und flott in Szene gesetzt, denn alle paar Minuten steht die nächste Station der Reise an, an der Verwirrung gestiftet wird. Differenzierte Betrachtung der Europäer ist natürlich auch nicht angebracht (englische Hooligans, Amerika-feindliche Franzosen usw.), aber das macht bei einem nicht ernst gemeinten Film nichts aus (ähnlich war es ja auch bei „Hilfe, die Amis kommen“). Denn gerade aus dem genüsslich überspitzen Klischee, bei dem jede Nation ihr Fett weg bekommt, zieht „Eurotrip“ sein Vergnügen
Klingt flach? Ja, ist es. Klingt nach einer Kopie bekannter Vorbilder? Ja, ist es. Aber trotzdem macht “Eurotrip” viel Spaß, auch wenn die Trefferquote von den „American Pie“-Filmen oder „Road Trip“ nicht ganz erreicht wird. So sind einige Gags missraten, die einfach zu flach, zu ausgewalzt oder beides sind. Bestes Beispiel ist die Szene im Whirpool am Anfang, die einfach zu platt ist und sich wiederholt. Zum Glück sind derartige Momente in der Unterzahl. Ebenfalls leicht nervig ist die platte Tittenfixierung, aber da hat man auch schon wesentlich Unlustigeres und Niveauloseres bei der Konkurrenz gesehen.
Doch diese Schwächen treten hinter den Gags zurück und die sind meist so gut getimt, wie es im gleichen Baujahr “Eurotrip” bestenfalls noch „Dodgeball“ hinbekam. Gut aufgelegter Slapstick und platte, aber pointierte Dialoge bzw. Wortgefechte sorgen immer wieder für Lacher. Allerdings sollte man den Film nur im O-Ton sehen, denn die deutsche Synchro versaut jede Menge Gags und lässt nahezu alle Akzente weg. Dabei ist natürlich nichts heilig, was im überdrehten Finale durchaus wörtlich zu nehmen ist.
Die jungen Darsteller machen ihre Sache ziemlich gut und bringen die Gags gezielt rüber; so darf z.B. Scott Mechlowicz („Demonic – Haus des Horrors“) eine klasse Roboter-Pantomimennummer abziehen. Doch in den Nebenrollen steckt noch mehr: Matt Damon („Jason Bourne“) als Rocksänger geht ab wie nichts, Vinnie Jones („Gridlocked“) als Hooligan ist im O-Ton ein absoluter Hammer und auch Lucy Lawless („Spartacus“) gibt alles als holländische Bordellbesitzerin. Die Nebendarsteller sind auf gutem Comedyniveau und die Mädels sehen gut aus (allen voran Jana Pallaske als Angestellte im Fotoladen).
Alles in allem ist “Eurotrip” nicht ganz so gut wie sein Geistesverwandter „Road Trip“, aber man kann doch einen sehr vergnüglichen Abend mit dem Film haben. Originalton und größere Runde sind dabei wärmstens empfohlen.
Die deutsche DVD basiert auf der amerikanischen Unrated-Version, ist allerdings entgegen dem Coveraufdruck nicht unzensiert, denn es wurden Gags mit Bezug zu Deutschlands Nazi-Vergangenheit herausgekürzt. Die britische DVD enthält den Film dagegen ungekürzt und hat zwar keinen deutschen Ton, aber das gleiche üppige Bonusmaterial (Audiokommentar, Deleted Scenes, alternatives Ende, „Scotty doesn’t know“ in mehreren Versionen usw.) und ist dementsprechend empfehlenswert. In Deutschland und Großbritannien ist der Film übrigens auch im Double Feature mit „Road Trip“ erschienen.
© Nils Bothmann (McClane)
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