Originaltitel: Exit__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1996__Regie: Ric Roman Waugh__Darsteller: Shannon Whirry, David Bradley, Joe Bucci, Larry Manetti, Fred Ottaviano, Scott Blake, Brad Long, Hank Stone, Yeniffer Behrens, Nicole Hansen u.a. |
Jeder fängt mal klein an. Auch Ric Roman Waugh, der sich anfangs als Stuntman bei Actionfilmen wie „Harte Ziele“, „Universal Soldier“ und „Double Dragon“ seine Brötchen verdiente und später als Regisseur sogar Hollywoodfilme wie „Snitch“ betreuen durfte. Dazwischen lagen allerdings noch einige Low-Budget-Regiearbeiten, darunter sein Regiedebüt „Exit“.
Weil es aber mehr Filme mit dem Titel „Exit“ gibt und das sowieso nicht reißerisch genug ist um den durchschnittlichen Videothekenkunden der 1990er anzulocken, gab es hierzulande den Untertitel „Strip to Kill“ dazu. Zwar wird hier nicht zum Töten gestrippt, aber egal. Immerhin ist Protagonistin Diane (Shannon Whirry) Stripperin, aber so eine, die das nur zur Finanzierung ihres Studiums macht. Deshalb darf ihr Freund Kyle (Brad Long), Feuerwehrmann und Sohn eines reichen Mannes, nichts davon erfahren, womit schon mal Konflikte im „Dallas“- und „Denver Clan“-Format angelegt sind, an deren Optik sich der Film auch orientiert. Weniger fernsehfrei und eher fürs Videothekenregal ist dann die Szene, in der sich Diane von ihrem Verlobten erstmal ordentlich durchziehen lässt, damit sich der anspruchsarme Videothekenkunde bloß nicht langweilt.
Allerdings kriegt Diane mit, dass der Schwiegerpapa in spe, Sheriff Wilson (Fred Ottaviano), gegen die Hochzeit ist, ehe sie zur Arbeit abdampft. Im Publikum des Clubs sitzt dummerweise auch der toughe Ex-FBI-Agent Becque (Joe Bucci), dem Wilson Senior kurz zur noch einen Job angeboten hatte und den Diane dabei traf. Schockschwerenot, was für ein Drama, doch ehe da an Auffliegen zu denken ist, stürmen ein paar bewaffnete Räuber unter der Führung von Charles (David Bradley) die Bude. Weil diese aber unglaublich sackdumm sind, versperren sie den Hintereingang mit ihrem eigenen Fluchtfahrzeug (wie das alles genau vonstattengeht, das wissen wohl nur die immerhin drei Schreiber dieses Films), fliegen auf (einer ist der Freund einer Stripperin) und schießen auch noch Leute an.
Und weil die Polizei in diesem Film eine Reaktionszeit hat, von der in der Realität nur geträumt werden kann, steht schon alsbald der Freund und Helfer vor der Tür, worauf die Räuber die Karriereleiter zu Geiselnehmern aufsteigen. Lediglich Diane entkommt und versucht etwas gegen die Täter von innen auszurichten…
httpv://www.youtube.com/watch?v=smKIDRdIlIc
Wobei es dann bei kleinen Aufgaben bleibt, etwa dafür sorgen, dass im Kühlhaus eingesperrte Geiseln nicht erfrieren, denn echten weiblichen Heroismus lässt das Frauenbild dieses Films nicht zu. Die sind vor allem für die Fleischbeschau da, die in Hälfte eins dominiert, für das Dezimieren der Übelwichte sorgen entweder Streitereien unter den Kidnappern oder Muskelhörnchen Becque, der zwischenzeitlich in derartiger Pose an die Pole-Dance-Stangen gefesselt wird, dass der überzüchtete Bizeps auch schön dolle hervortritt. Diane darf da mal den einzelnen Schlag oder Tritt austeilen, kriecht gelegentlich durch Luftschächte und ist für kleine Hilfs- und Störaktionen gut, die aber allesamt lauwarm und unspannend ausfallen, was schon eine gute Beschreibung des Films an sich ist.
Wer angesichts der Mitwirkung von B-Actionstar David Bradley („Blood Warriors“) auf Krawumm gehofft hat, der schaut in die Röhre, denn ein paar Schläge, Rangeleien und ultrakurze Schusswechsel sind da das Äußerste der Gefühle. Immerhin kann Bradley als psychopathisch-aggressiver Gangboss ein paar Akzente setzen, während sich Shannon Whirry („Omega Doom“) im Rahmen ihrer begrenzten darstellerischen Fähigkeiten ebenfalls ganz gut schlägt. Der Rest vom Fest dagegen ist ziemlich schlecht, wobei Talentwüste Joe Bucci mit seinem hölzernen Torfkopfspiel noch mal einen Negativrekord aufstellt – kein Wunder, dass er sonst nur noch zwei kleine Schauspielengagements in Fernsehserien („Hunter“ und „V.I.P.“) bekam.
Die schwachen Darstellerleistungen schlagen dann dadurch noch einmal besonders negativ zu Buche, dass dies hier die große Seifenoper ist, die sich für das große Drama hält. Denn natürlich ist der herbeieilende Chef der Gesetzeshüter der Schwiegerpapa in spe (der entweder extrem gut bei seinem Job verdient oder aus Spaß und Ehrgefühl bei seinem Job bleibt, obwohl er es nicht nötig hätte), natürlich bricht irgendwann ein Feuer aus und dreimal darf geraten werden wer denn da zum Löscheinsatz anrückt. Natürlich stellt sich irgendwann die Frage, ob der ausdruckslose Muskelhaufen Becque nicht ein besserer Partner für Diane ist als der ausdruckslose Muskelhaufen Kyle. Die Antwort interessiert den zu diesem Zeitpunkt mit dem Schlaf kämpfenden Zuschauer nicht mehr, da Figurenzeichnung und Spannungsaufbau leider Fremdworte für die Drehbuchautoren Joe Augustyn („Night of the Demons“), Brent V. Friedman („American Cyborg“) und David Johnson, wobei die ersten zwei davon immerhin schon brauchbarere Filme verfasst haben – für Johnson blieb es dagegen der einzige Drehbuchcredit.
Dass Ric Roman Waugh diesen Film nur als Alan Smithee veröffentlichte, kann man ihm nicht verübeln: Ein spannungsfreier Geiselthriller mit schwülstiger Softerotik, mauem Schauspiel und Soap-Opera-Attitüden, aber ohne Thrill, da will man nicht gern mit seinem Namen für stehen. Die Leads sind immerhin ganz okay, aber „Exit – Strip to Kill“ ist nur was für hartgesottene Komplettisten bzw. Fans von Waugh, Whirry oder Bradley.
Die deutsche VHS von New Vision/Highlight ist ab 18 Jahren freigegeben und ungekürzt, was angesichts des harmlosen Filmchens aber auch kein Wunder ist.
© Nils Bothmann (McClane)
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