Originaltitel: Geukhanjikeob__Herstellungsland: Südkorea__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Lee Byeong-heon__Darsteller: Ryu Seung-ryong, Hanee Lee, Jin Sun-kyu, Lee Dong-hwi, Gong Myoung, Shin Ha-kyun, Oh Jeong-se, Kim Ee-seong, Song Yeong-gyoo, Yang Hyun-min u.a. |
Komödien sind seit jeher ein schwieriges Genre. Wenn die Komödie auch noch aus Asien kommt, schwant dem Rezensenten meist Böses. Grimassen, tumbe Gags und Overacting ins Quadrat könnten drohen. „Extreme Job“ lässt einen schon aufgrund des deutschen Titelzusatzes „Die Spicy-Chicken-Police“ erschauern. Doch dafür gibt es letztlich gar keinen Grund, denn der von 16 Millionen Südkoreanern besuchte Blockbuster ist im wahrsten Sinne des Wortes eine wahrhaft köstliche Actionkomödie.
Alles dreht sich um das Ermittlungsteam des schusseligen Cops Ko. Während die Anführer der Teams um ihn herum anscheinend tagtäglich die Karriereleiter herauf fallen, kommt Ko nicht vom Fleck. Was natürlich auch an seinen liebenswert trotteligen Teamkollegen liegt. Die letzte große Verhaftung ist Ewigkeiten her. Selbst der kleinen Fische wird man nur habhaft, weil sie bei der Verfolgungsjagd vom Bus angefahren werden (ein toller Running Gag).
Der Chef von Ko denkt darum laut darüber nach, dessen Einheit auflösen zu lassen. Da tritt Kos Bruder, ebenfalls ein Cop, allerdings ein richtig guter, an ihn heran. Lee Mu-bae, ein großer Fisch, wolle demnächst wieder in Südkorea aktiv werden. Ko solle dabei helfen, den Schwerverbrecher zu überwachen und zu überführen. Ko und seine Mannen gehen sofort Undercover. Vor Ort beschließen sie, ein marodes Restaurant für Hühnchengerichte weiterzuführen, weil das die perfekte Tarnung verschafft.
Das Blöde: Wider Erwarten stellen sich die Cops ausgerechnet beim Hühnchenbraten richtig toll an und der ehemals vor der Pleite stehende Laden floriert derart, dass ganz Korea anreist, um von den leckeren Speisen zu kosten. Dass bei diesem Erfolg die Überwachung Lee Mu-baes leidet, ist natürlich abzusehen, weswegen Kos Einheit irgendwann tatsächlich aufgelöst wird. Doch alsbald fällt den Cops eine Möglichkeit in den Schoß, im Geschäft zu bleiben… sowohl im Koch- als auch im Polizeigeschäft.
Schaut in die köstliche Komödie aus Südkorea hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=BPvy9-Aj5sc
Klingt schräg? Macht aber richtig Laune. Denn die Kombination aus kulinarischer Erfolgsgeschichte und liebenswert schusseligen Charakteren unterhält prächtig. Zudem schafft es Regisseur Byeong-heon Lee scheinbar spielend, von körperlich orientiertem Slapstick über coole Running Gags bis hin zu feinsinnigen Humoreinlagen alle Spielarten der Komik zu vereinen, ohne zu laut, zu lärmig und zu nervend zu werden. Natürlich wird im Zuge dessen auch mal overacted, aber nie in der Art, dass es peinlich berührt. Einfach weil „Extreme Job“ immer genau den richtigen Ton trifft.
Das gilt auch für die Darreichung der Story. Die zelebriert zunächst die Verpeiltheit des Heldenteams mit einer wundervoll komischen Eröffnungssequenz, um hernach das allseits bekannte Undercover-Thema um die Spicy-Chicken-Variation zu erweitern, die teils interessanter anmutet, als der eigentliche Kriminalfall. Einfach weil es richtig Spaß macht, zu sehen, wie sich die Cops in ihrem neuen Umfeld orientieren und dabei endlich das haben, was ihnen sonst verwehrt bleibt: Erfolg – der durchschlagenden Sorte. Interessant ist, dass der Film all das in der Filmmitte gefühlt komplett neu startet. Nur das plötzlich der Kriminalfall nach vorn drängt und interessante neue Aspekte bekommt. Während dieses Umschwunges hängt „Extreme Job“ kurz durch. Da hier auch Storyelemente neu angeschoben und eingeführt werden müssen. Doch danach läuft der Film nur noch runder.
Dazu gesellt sich der typisch koreanische Hochglanzlook, der hier auch mal astreinen Foodporn zelebrieren darf und dies mit diebischer Freude macht. Darunter tönt ein beständig vorantreibender Score, der doch tatsächlich Hühnergegacker einzubinden versteht, ohne dass es albern wirkt.
Alles andere als albern ist auch die gereichte Action im Film. Die ballt sich im letzten Drittel von „Extreme Job“ und entlädt sich in umfangreichen Martial-Arts-Szenen, in denen unsere Helden zeigen dürfen, dass sie zumindest die körperliche Seite des Polizeidienstes extrem gut verstehen. In toll choreographierten Burly Brawls langen sie so richtig hin. Und das teilweise sogar sehr humorlos, weshalb es auch einige kleinere Härten zu verzeichnen gibt. Im Vorfeld des Showdowns dominieren eher kleinere Scharmützel die Szenerie. Darunter auch eine herzhaft ausgekostete Karambolage-Szene mit ordentlich Blechschaden.
„Extreme Job“ macht extremen Spaß
Würde man, abgesehen von dem kleinen Hänger im Mittelteil, an „Extreme Job“ herumkritteln wollen, dann müsste man festhalten, dass die Bösewichter im Film niemals so richtig durchschlagen. Sie sind ein wenig zu brav geraten und allgemein hat man den Eindruck, dass der Film mit ihnen nicht wirklich viel anzufangen weiß. So schaut Shin Ha-kyun („The Villainess“) gegen die Cop-Darsteller meist ziemlich alt aus. Was allerdings auch nicht verwundert, da die Schauspieler um Ko-Darsteller Ryu Seung-ryong („The Target“) mit einer irren Spielfreude aufzutrumpfen verstehen.
Und diese Freude überträgt sich auch vollends auf den Zuschauer. Die sympathischen Typen, die schräge Story, die gute Action und der im Großen und Ganzen überraschend gelungene Humor des Streifens lassen gerne glauben, dass „Extreme Job“ bei den Südkoreanern so richtig durchzustarten vermochte.
Die deutsche DVD / Blu-ray wird laut aktuellen Planungen am 30. April 2020 von Koch Media erscheinen. Aktuell kann man „Extreme Job“ bereits als VoD bei den bekannten Streaming-Portalen erstehen.
In diesem Sinne:
freeman
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