„Blood Street“ wurde hierzulande als Pseudosequel „Eyes of the Dragon II“ veröffentlicht, setzt aber eigentlich „Deadly Weapon“ fort. Regisseur, Drehbuchautor und Hauptdarsteller Leo Fong setzt sich in diesem inkohärenten Actiontrash als tougher Privatdetektiv in Szene, der in einen Drogenkrieg hineingezogen wird, in dem unter anderem Richard Norton und Chuck Jeffreys mitmischen.
Originaltitel: Blood Street__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Leo Fong, George Chung__Darsteller: Leo Fong, Richard Norton, Stan Wertlieb, Stack Pierce, Chuck Jeffreys, Kymberly Paige, Patty Georgeson, Joe Lynum, Woody Farmer, Jones Fraizer, Meredith Davis u.a. |
Der deutsche Verleih versuchte „Blood Street“ als Sequel zu „Eyes of the Dragon“ zu verkaufen, mit dem er sich immerhin zwei seiner Hauptdarsteller teilt. De facto belebt Leo Fong in „Eyes of the Dragon II“ allerdings seine Rolle aus „Deadly Weapon“ noch einmal, wobei alle drei Filme eigentlich vollkommen unabhängig voneinander sind.
Dass sich die bescheidenen filmemacherischen Fähigkeiten von Regisseur, Hauptdarsteller und Drehbuchautor Leo Fong und seines Co-Regisseurs George Chung („Karate Cops“) seit den eh schon miesen Pseudovorgängern eher verschlechtert als verbessert haben, erkennt man von Anfang an. „Blood Street“ beginnt allen Ernstes mit einer Texttafel, um die banale Prämisse zu erklären: Die Drogengangster Boyd (Richard Norton) und MacDonald (Stan Wertlieb) zoffen sich in San Francisco um die Pfründe. Es folgt eine ebenso niederträchtige wie unbeholfen inszenierte Szene, in der Boyds Schergen eine Nutten-und-Koks-Party von MacDonald stürmen und alle Leute umlegen (mit Einsatz klumpatschiger Freeze Frames), außer der eigentlichen Zielperson MacDonald, der entkommen kann.
Privatdetektiv Joe Wong (Leo Fong) wird in die Kiste hineingezogen, als Vanna MacDonald (Kymberly Paige) ihn bittet nach ihrem verschwundenen Ehemann zu suchen. In bester Hard-Boiled-Tradition begleitet Wong den Film mit einem Voice-Over-Kommentar, hat im Gegensatz zu diversen Kollegen und Vorbildern nicht wirklich was zu erzählen, während er in den Gangkrieg hineingezogen wird…
Soweit also die Simpelstory, die allerdings mit so viel schreiberischem und inszenatorischem Unvermögen erzählt wird, dass „Eyes of the Dragon II“ manchmal fast schon wie ein Experimentalfilm wirkt, aber eben nur fast. Szenen und einzelne Passagen werden mit einem Minimum an Kohärenz aneinandergestoppelt, eine innere Logik sucht man vergebens, wenn irgendwelche Leute einander übers Ohr hauen wollen oder sich aus mehr oder weniger gut erklärten Gründen gegenseitig verkloppen oder ermorden. In der Mitte erlaubt sich der Film eine komplett unvorbereitete Exkursion in die Vergangenheit seines Protagonisten, wenn eine Rückblende aufrollt, wie Wongs Tochter ermordet wurde, der Papa das Gesetz in die eigene Hand nahm und den Verantwortlichen höchstpersönlich richtete. Das hat zwar null Bewandtnis für den Restfilm und wird nie wieder wichtig, schindet aber ein paar Filmminuten, damit man gerade so auf Spielfilmlänge kommt. Ähnlich sieht es mit unsinnigem Füllmaterial aus, wenn Boyd minutenlang mit seiner Gespielin turtelt oder man Wong bei so aufregenden Tätigkeiten wie Durch-die-Stadt-Latschen oder Am-Pier-Stehen zusehen darf.
Nicht dass die Haupthandlungsszenen sinniger oder besser wären, denn der kann man kaum folgen. Warum Vanna als unbeholfenste Femme Fatale aller Zeiten überhaupt die Dienste Wongs braucht, wird nie so wirklich klar, zumal es sowieso absurd ist, dass MacDonald einerseits einer der ganz großen Gangsterbosse der Stadt ist, andrerseits problemlos unerkannt abtauchen kann. „Eyes of the Dragon II“ wirkt wie ein Amateurfilm, wie der Versuch von ein paar Kumpels, die nach einem gemeinsamen Kneipenabend auch mal einen großen Actionfilm drehen wollten, aber weder das Geld noch das Know-How dafür hatten. Die Optik ist räudig, die Locations karg und schlecht dekoriert, der Schnitt eine Katastrophe, die Kameraführung quasi nicht vorhanden.
Das setzt sich dann in den kurzen Actionszenen fort, in denen Fong – im Gegensatz zu „Deadly Weapon“ – immerhin selten das Bedürfnis hat seine ausgesprochen limitierten Martial-Arts-Fähigkeiten zu zeigen. Allerdings gilt das auch für den ungleich talentierteren Richard Norton, der kurz beim Training jemanden vertrimmen darf, sonst aber nicht kämpft – nicht einmal der genretypische Endfight zwischen Held und Schurke ist drin. Stattdessen erschießt Wong Boyd einfach schnöde durch eine sich schließende Fahrstuhltür. Wongs Wahlwaffe, eine abgesägte Schrotflinte, kommt häufiger zum Einsatz. Glücklicherweise sind seine Widersacher so nett bzw. doof, dass sie ihn zwar jedes Mal im Visier haben, aber erst einmal „Hey“ brüllen oder eine Drohung aussprechen und ihm dann genug Zeit zum Ziehen seiner Waffe lassen, dass er sie abknallen kann. Da fließt dann auch mal das Blut, aber jede der Actionszenen ist so lahm und stümperhaft inszeniert, dass noch nicht mal ein unbeholfener Autostunt hier oder eine kleine Explosion da noch etwas retten können.
Zentrum des ganzen Treibens ist Leo Fong („24 Hours to Midnight“), der sich die Rolle zwar auf den Leib schrieb, mit seiner ausdruckslosen Mimik und seiner Pseudo-Toughness aber eine absolute Luftpumpe als Actionheld ist. Wenn Vanna ihn als Kreuzung aus Philip Marlowe, Bruce Lee und einem katholischen Priester beschreibt, weil Wong nicht nur ermittelt und zuhaut, sondern auch ihren (megaplumpen) Avancen widersteht, dann ist das schon ein Monument an Selbstüberschätzung des Filmemachers. Richard Norton („Underdog Kids“) hat Charisma, kann aber das nie ausspielen und eben auch nicht draufhauen. Chuck Jeffreys („Aftershock“) wird fightmäßig ebenso verschenkt wie Norton und darf als Sohn eines Gangbosses einen auf Eddie Murphy für die ganz Armen machen. Der Rest der Riege fällt durch amateur- und stümperhaftes Laienschauspiel auf, von Playmate Kymberly Paige („Beverly Hills Cop II“) bis hin zu Stan Wertlieb („Willkommen in Hollywood“), der die meisten seiner Auftritte auf eine Massageliege gefläzt absolviert.
Dieser kreuzerbärmlich geschriebene und inszenierte Actiontrash ist dann allenfalls etwas für ganz hartgesottene Richard-Norton-Fans, den die meisten Cover eher in den Fokus rücken als den eigentlichen Protagonisten. „Eyes of the Dragon II“ ist aber durch und durch ein Stümpervehikel von und für Leo Fong, bei dem noch nicht einmal die No-Budget-Action irgendwelche Schauwerte bietet – auch wenn die bananige Szene, in der Wong einem Schurken seinen Hut zuwirft und den Knilch dann so verwemmst, dass das gute Stück auf seinem Kopf landet, fast schon einen Lacher wert ist.
In Deutschland hat Imperial Pictures/Cargo Records „Eyes of the Dragon II” auf DVD veröffentlicht, ungekürzt ab 18 Jahren freigeben. Als Bonus gibt es ein paar Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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