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F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg

Originaltitel: F.I.S.T.__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1978__Regie: Norman Jewison__Darsteller: Sylvester Stallone, Rod Steiger, Peter Boyle, Melinda Dillon, David Huffman, Kevin Conway, Tony Lo Bianco, Cassie Yates, Peter Donat, John Lehne, Henry Wilcoxon, Richard Herd, Tony Mockus Jr., Ken Kercheval, Elena Karam, Joe Tornatore, James Karen u.a.

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Cover

Das Cover der 2018 erschienenen Koch-Media-DVD von “F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg”.

Mit der fiktiven „Federation of Interstate Truckers“, kurz „F.I.S.T.“, macht sich Drehbuchautor Joe Eszterhas eines der mächtigsten ikonografischen Bilder zu eigen, die jemals auf Plakate gemalt und Hauswände gesprüht wurden: Die gereckte Faust. Nicht nur symbolisiert sie traditionell den Widerstand der Arbeiterklasse gegen die Willkür der mächtigen Oberen, auch steht sie für ehrliche Handarbeit, schlussendlich also für das Fundament der modernen Zivilisation. Nicht zuletzt verweist sie im vorliegenden Kontext aber auch auf den Durchbruch von Sylvester Stallone, der sich seinen Weg nach Hollywood schließlich eben erst mit baren Fäusten aus dem Nichts frei geprügelt hatte.

Wer möchte, sieht in „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ den ersten Film, zu dem der inzwischen berüchtigte Eszterhas (“Basic Instinct”, “Sliver“) ein Drehbuch beisteuerte. Andere sehen vorrangig einen vortrefflich produzierten Ausstattungsfilm von Regisseur Norman Jewison, der sich vor allem mit „In der Hitze der Nacht“ (1967), aber auch mit Filmen wie „Thomas Crown ist nicht zu fassen“ (1968) oder „Rollerball“ (1975) längst einen großen Namen gemacht hatte. Letztlich hat das alles aber nur sekundär Relevanz. Vor allem handelt es sich um Film Nummer 1 nach „Rocky“; zumindest, wenn es nach dem produzierenden Studio United Artists geht.

Stallones Namen in den Title Credits nicht nur an der Spitze des Casts, sondern auch als Co-Autoren geführt zu sehen, ist zu diesem frühen Zeitpunkt seiner Karriere immer noch gewöhnungsbedürftig, aber folgerichtig, wenn man bedenkt, das es sein Skript war, das „Rocky“ zum Kassenerfolg gemacht und zu zehn Oscarnominierungen geführt hatte. Sein Job bestand diesmal darin, die ausufernde Vorlage von Eszterhas auf eine kinotaugliche Länge zu kürzen. Am Ende stehen immer noch über zwei Stunden Nettolaufzeit auf der Uhr, aber gemessen am Erzählrahmen, der über Dekaden reicht, und an den historischen Verweisen auf Gewerkschaftsführer Jimmy Hoffa, dessen Geschichte alleine problemlos eine Miniserie füllen könnte, ist der finale Schnitt überaus straff und kompakt geraten; vielleicht so sehr, dass die Formel vom Aufstieg eines Arbeiters und seinem Fall durch das System wiederum zu deutlich als funktionales Schema aus dem Gerüst ragt.

Dabei bemüht sich Jewison nach Leibeskräften, gerade diesen Eindruck nicht zu erwecken. Feinfühlig installiert er kleinste Details als Erzählelemente, von den Kulissen über die Kostüme bis zur Beleuchtung. Wenn Johnny Kovak (Stallone) mit einem Arbeitskollegen nach einem 14-Stunden-Tag durch die Pfützen hindurch in Richtung einer Häusersiedlung läuft, die in den Glanz des nahenden Sonnenuntergangs getaucht wie eine romantisierte Erlösung vom harten Arbeitsalltag in Szene gesetzt wird, dann soll ein Lebensgefühl rekonstruiert werden. Es geht darum, in die Perspektive des Arbeiters einzutauchen, um nachfolgend gezeigte Ereignisse möglichst ungerecht wirken zu lassen.

Die Bemühungen um eine authentische Nachbildung der Arbeitsverhältnisse im Amerika der 30er Jahre sind es also ausgerechnet, die zu Gut-Böse-Zeichnungen verleiten, welche sich jedoch nicht umsonst in den ersten Akt einnisten; denn sie sind nötig, um das anschließende Tauziehen zwischen Schwarz und Weiß um einen außergewöhnlichen Mann gelingen zu lassen, der als geborener Anführer aus der Masse ragt.

Schaut in den Trailer

Stallone legt Kovak im Ansatz so an, wie man die Hauptfiguren seiner eigenen Skripte auch bereits kannte: Als Männer, die, wie der deutsche Titelzusatz auch feststellt, ihren eigenen Weg gehen, gegen alle Widerstände. Das Leben als solches wird dabei eher am Rande abgehandelt. Melinda Dillon ist als Kovaks Frau in einer Rolle zu sehen, die fast einer Fußnote gleicht, obwohl sie offensichtlich eine prägende Rolle im Leben der Hauptfigur einnimmt. Auch sonst wird Privates eher angedeutet als ausführlich studiert. Der später im gleichen Jahr veröffentlichte „Vorhof zum Paradies“, bei dem Stallone neben der Hauptrolle auch das Drehbuch verfasste und die Regie übernahm, schweifte im Vergleich öfter ab und interessierte sich mehr für die Wechselwirkungen zwischen den verschiedenen Lebensbereichen, auch wenn ihm das den Ruf einbrachte, unfokussiert und zerfahren zu sein, als Konsequenz dessen jedoch eben auch schillernd und facettenreich. „F.I.S.T.“ wirkt dagegen geradezu verbissen auf das Unvermeidliche ausgerichtet.

Wo Cosmo aus „Vorhof zum Paradies“ mit Rocky viele Eigenschaften teilte, ist Johnny Kovak mit Beiden allenfalls durch ihre Herkunft verbunden und dadurch, dass sie sich durch ein bestimmtes Talent aus ihrem Milieu herausheben. Charakterlich bestehen klare Unterschiede. Stallone macht sich den Lagerarbeiter dennoch fast schon routiniert zu eigen und arbeitet unter Jewisons Führung gezielt jene Aspekte seiner Figur heraus, die der Film in seinem weit gefassten Handlungsbogen herausarbeiten will. Ähnlich wie bei den Mafia-Epen Scorseses oder auch etlichen Biopics ist der Protagonist am Ende des Films ein anderer Mensch als der, den man in der ersten Szene zu sehen bekommt, was für einen Schauspieler stets eine besondere Herausforderung darstellt. Stallone löst sie nicht mit der gleichen Intensität, die er zwei Jahre zuvor bei der ersten Paraderolle seiner Karriere walten ließ, zeigt aber durchaus Ambitionen und vereinzelt sogar Glanzmomente, wenn der Idealismus seiner Figur mit den Jahren immer heftigeren Zerreißproben ausgesetzt ist.

Zunehmend gerät das Portrait allerdings formelhafter und läuft Gefahr, die Stationen klassischer Rise-and-Fall-Konzepte lediglich stur abzuarbeiten. Einzig der Umstand, dass Kovacs Handeln immer mit seinen früheren Idealen abgewogen wird, sorgt auch im späteren Verlauf für Spannung, wenn Stallone mit grau meliertem Haar durch gläserne Büros läuft und schwerwiegende Entscheidungen zu treffen hat oder vor Gericht an die Grenzen seines direkten Einflussbereichs gerät. Über Leerlauf kann man sich im Zuge dessen wohl kaum beschweren, da jeder Akt seine eigenen, klar definierten Schwerpunkte hat, die stets in dramatischen Schlüsselszenen aufgehen; ob bei zähen Verhandlungen mit Firmenbossen, emotionalen Gewerkschaftsversammlungen oder Mobster-Straßenkämpfen. Eine nicht zu unterschätzende Qualität ist auch der knallharte Schlusspunkt, den Jewison in der letzten Filmminute setzt, nachklingend wie die letzte Note eines wahren Meisterstücks.

Schlussendlich ist der Weg, den Stallone in „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ zu gehen hat, jedoch zu linear, um auch von der menschlichen Seite vollends zu überzeugen. Auch wenn es grundsätzlich heißt, das Leben schreibe die besten Geschichten, so versteckt sich diese Quasi-Filmbiografie über Jimmy Hoffa zu sehr hinter ihren tragenden Eckpfeilern und macht aus der Lebensgeschichte einer bedeutenden Persönlichkeit der amerikanischen Wirtschafts- und Kriminalgeschichte sozusagen ein Flipchart-Modell zur Unveränderbarkeit ökonomischer Ordnung, die auf lange Sicht jegliches Ideal zwischen ihren Zahnrädern zermalmt. Das ist auf einer gewissen Ebene erfüllend, nicht zuletzt aufgrund der ausdrucksvollen Regie, der gehobenen Ausstattung, der beeindruckenden Massenszenen und der guten Schauspielleistungen. Ein zweiter „Rocky“, mit all seinen menschlichen Qualitäten und seiner aus dem Leben gegriffenen Authentizität, ist Johnny Kovak aber nicht.

05 von 10

Informationen zur Veröffentlichung

Lange Zeit war „F.I.S.T. – Ein Mann geht seinen Weg“ nur in einer ca. 15 Minuten kürzeren Fassung in Deutschland auf VHS und DVD erhältlich, die der deutschen Kinofassung entsprach. 2018 veröffentlichte Koch Media schließlich eine DVD / Blu-ray, die den Film in der längeren US-Fassung präsentierte. Bei der DVD kommt man so nun auf eine Laufzeit von 139 Minuten, bei der Blu-ray aufgrund der NTSC/PAL-Umrechnung auf 145 Minuten. Die ehemals fehlenden Sequenzen sind im Originalton mit deutschen Untertiteln enthalten, eine Neusynchronisation fand nicht statt. Auch die alte Kinofassung ist mit an Bord. Weitere Extras sind ein 18-minütiges Making Of, der englische Trailer sowie eine Bildergalerie.

Sascha Ganser (Vince)

Bildergalerie

F.I.S.T.

Endlich Feierabend nach einem harten 14-Stunden-Tag.

F.I.S.T.

Johnny Kovak (Sylvester Stallone) gibt sich nicht länger mit den miesen Arbeitsbedingungen zufrieden.

F.I.S.T.

Anna (Melinda Dillon) erklärt ihrem Date, dass es ganz alleine ihr Eis ist und er sich ja auch selbst eins hätte kaufen können.

F.I.S.T.

Widerstand regt sich.

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Wie weit die Parteien auseinander sind, zeigt sich an der Sitzposition.

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Gangs of Cleveland.

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Ein Imperium ist entstanden. Und neue Probleme mit dazu.

F.I.S.T.

Ein Mann des Volkes.

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