Originaltitel: Faces in the Crowd__ Herstellungsland: USA-Frankreich-Kanada__ Erscheinungsjahr: 2011__ Regie: Julien Magnat__ Darsteller: Milla Jovovich, Julian McMahon, Michael Shanks, Marianne Faithfull, Sarah Wayne Callies, Valentina Vargas, Sandrine Holt, … |
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Der dramatische Mystery-Crime-Thriller „Faces in the Crowd“, mit welchem der französische Regisseur und Drehbuchautor Julien Magnat („Bloody Mallory“) im Jahre 2011 sein US-Debüt feierte, verfügt über einen ungemein reizvollen, auf Anhieb Interesse erweckenden sowie dem Film im Zuge dessen (unweigerlich) ein dienliches Maß an Aufmerksamkeit bescherenden „Hook“ – und zwar seine inhaltliche wie stilistische Einbindung der (tatsächlich existierenden) Unfähigkeit, eine Person anhand ihres Antlitzes erkennen zu können, genannt Prosopagnosie oder Gesichtsblindheit. Häufig ist diese Teilleistungsschwäche des Gehirns angeboren, kann aber auch „erst später“ durch bestimmte Einwirkungen (wie z.B. eine Schädelverletzung, einen Schlaganfall, Hirntumor oder Kreislaufstillstand) hervorgerufen werden. Obgleich es für diese Erkrankung bislang noch keine Heilung gibt, können die Betroffenen (dank zielgerichteter Therapieformen) nichtsdestotrotz erlernen, mit den entsprechenden körperlichen wie sozialen Einschränkungen vernünftig umzugehen bzw. sich im Alltag durchaus verhältnismäßig anständig zurechtzufinden. Es ist übrigens so, dass zirka 2,5% aller Menschen darunter leiden…
Als die Grundschullehrerin Anna Marchant (Milla Jovovich) nach einer ausgelassenen Cocktail-Runde mit ihren besten Freundinnen Nina (Valentina Vargas) und Francine (Sarah Wayne Callies) eines Abends allein zu Fuß den nächtlichen Heimweg antritt, wird sie auf einer Brücke unverhofft Zeuge der Ermordung einer jungen Frau, welche von dem seit einiger Zeit in der Stadt sein Unwesen treibenden Serienkiller mit dem Spitznamen „Tearjerk Jack“ ihre Kehle durchgeschnitten erhält. Prompt entbrennt zwischen den beiden eine Konfrontation, in deren Rahmen Anna übers Geländer hinunter in den Fluss stürzt – im Fallen aber auch noch hart mit dem Kopf gegen ein metallisches Element der Konstruktion schlägt, bevor sie ins eisige Wasser eintaucht. Gerettet seitens eines Obdachlosen, erwacht sie eine Weile später im Krankenhaus – muss sogleich allerdings (zu ihrem Entsetzen) feststellen, dass die Verletzung bei ihr die betreffende neurologische Störung hervorgerufen hat, durch welche die Gesichter ihrer Mitmenschen für sie fortan (auf Dauer) nicht mehr identifizierbar sind, da sich jene nun stets „verändern“, sobald der Blickkontakt für länger als ein paar Sekunden unterbrochen wird. Diese Sachlage belastet nicht nur sie schwer, sondern wirkt sich ebenfalls negativ auf die Beziehung zu ihrem Freund Bryce (Michael Shanks) aus und frustriert zugleich auch den für die Jagd auf den Mörder zuständigen Detective (Julian McMahon), dessen einzige Augenzeugin somit ja nicht die erhoffte Unterstützung liefern kann. Während Anna sich nun vorrangig um ein Meistern all ihrer „täglichen Abläufe“ unter diesen neuen Umständen bemüht, beginnt Jack mit ihr indes ein „perfides Spielchen“ zu treiben – u.a. da für ihn im Grunde kaum eine Gefahr besteht, erkannt zu werden, selbst wenn er sich unmittelbar an ihre Seite stellen würde…
„Faces in the Crowd“ erzählt eine klassische Thriller-Genre-Geschichte – und das in Gestalt einer Variation spezieller Inhalte und Motive, die einem in ähnlicher Form bereits aus Werken wie „Jennifer 8“ oder „Blink“ vertraut sind. Allein schon die Tatsache, dass sich der Killer ganz offen (und dennoch unerkannt) in Anna´s persönlichem Umfeld aufhalten und bewegen kann, bietet genügend „Nährboden“ für eine potentiell effektive Suspense-Erzeugung – allerdings ist nicht bloß diese eine Plot-Komponente in jener Hinsicht interessant und zweckdienlich, sondern auch die Prosopagnosie an sich, inklusive all der zugehörigen Merkmale und Auswirkungen. Bis auf rare Ausnahmen, in denen das Gehirn weiterhin einzelne Zuordnungen vorzunehmen vermag, sind weder Nahestehende, Familienangehörige noch die Leidtragenden selbst von diesem Zustand ausgenommen – und so ist quasi jeder „auf den ersten Blick“ ein vollkommen Fremder: Eine schaurige Vorstellung bzw. (gerade am Anfang) arg beängstigende Erfahrung für die betroffene Person. Um das zu veranschaulichen, haben die Verantwortlichen die Parts der Leute um Anna herum (in vielen Szenen Millas) mit jeweils regelmäßig wechselnden, vom Aussehen her allesamt relativ ähnlichen Akteuren besetzt: Ein cleveres, prima funktionierendes Stilmittel, welches den Zuschauer ergiebig in Anna´s (isolierte, verunsicherte, verwirrte) Lage hinein versetzt. Selbst ihr Spiegelbild wird von verschiedenen Schauspielerinnen dargeboten, deren Antlitze man teilweise gar „mit digitaler Hilfe“ subtil verändert hat, um ihnen gewisse charakteristische Gesichtsmerkmale Frau Jovovichs zu verleihen. Auf dieser Ebene ist dem Film so gut wie nichts vorzuwerfen – leider aber sind die meisten „verbliebenen Eigenschaften“ der Produktion von keiner vergleichbaren Qualität…
Statt aus dieser anregend-verheißungsvollen Ausgangssituation einen möglichst fokussiert-straffen Thriller zu „stricken“, reicherte Magnat die Story unglücklicherweise jedoch mit zusätzlichen Handlungs-Schwerpunkten an, welche dem Gesamteindruck letztlich (nicht nur aufgrund ihrer Klischee-behafteten Natur) wesentlich mehr schaden als nutzen. Eine Menge Zeit wird etwa damit verbracht, Anna beim Bewältigen ihrer neuen (alltäglichen) Probleme und Herausforderungen zu begleiten – u.a. muss sie ihren bisherigen Beruf aufgeben, beginnt eine Therapie und bemüht sich redlich, ihre Beziehung mit Bryce zu bewahren, da jener nicht sonderlich großes Verständnis für die „neuen Umstände“ ihrer Partnerschaft aufzuweisen bzw. aufzubringen scheint. Etliche Verlaufspassagen muten eher wie direkt aus einem „traditionellen 08/15-Drama“ entnommen an – einschließlich der damit (wie so oft) verbundenen Negativfolgen fürs Tempo sowie das eingangs aufgebaute Spannungs-Level. In Addition dazu beschreitet das Werk auch noch den ebenso vorhersehbaren wie „ausgelatschten“ Pfad, dass sich Anna und ihr neuer Beschützer (der akkurate Cop) kontinuierlich näher kommen – eine weitere, sich nach ihrer Trennung vom einfühlungslosen Bryce (u.a. recht kitschig in einem Häuschen am See) entfaltende Parallele zu den zwei zuvor genannten Streifen aus den ’90ern. Die Beschaffenheit dieser Romanze wirkt gleichermaßen überhastet wie konstruiert – darüber hinaus ist zwischen den Beteiligten keinerlei „echte Chemie“ zu verzeichnen. In Anbetracht dieser Eigenarten nimmt der sich um die Jagd auf den Serienkiller rankende Plot-Teil zeitweise gar fast nur eine Art Randposition innerhalb der Geschehnisse ein – und so „versandet“ die unergiebig zwischen beiden Genres pendelnde Angelegenheit zunehmend, je weiter sie voranschreitet…
Die von Magnat und seinem „Script Consultant“ Kelly Smith kreierten Figuren leiden durchweg an mangelnder Charaktertiefe sowie den „ihnen in die Münder gelegten“ belanglos-faden Dialogzeilen – weshalb einen das Nichtvorhandensein wahrhaft überzeugender Leistungen im Vorliegenden auch nicht unbedingt stark verwundert. Zumindest ist Hauptdarstellerin und Co-Produzentin Milla Jovovich („the Fourth Kind“) mit merklichem Engagement bei der Sache: Obgleich bisweilen ein wenig melodramatisch, sehe ich ihre Performance im Ganzen aber durchaus als eine „einigermaßen solide“ an – allerdings wäre eine kompetentere Führung seitens des Regisseurs hier gewiss nicht von Nachteil gewesen. Lässt man die Prosopagnosie und Anna´s Faible für Horoskope einfach mal außen vor, bleibt eigentlich nichts Interessantes an der Rolle mehr bestehen. Weitaus schlimmer verhält es sich da mit ihrem Lebensgefährten Bryce, der in den Anfangsminuten von Michael Shanks („Red Riding Hood“) verkörpert wird: In diesen ist es schlichtweg unmöglich, eine vernünftige „Verbindung“ zu ihm aufzubauen – entsprechend „egal“ ist er einem im Zuge der weiteren Ereignisse. Als komplett stereotyp gestalteter Detective (ehrlich, nett, entschlossen etc.) tritt der unerfreulich schwach agierende Julian McMahon (TV´s „Nip/Tuck“) in Erscheinung: Er ist übrigens der einzige, den Anna nach ihrem Erwachen aus der Bewusstlosigkeit „länger“ zu erkennen vermag – jedoch nur, bis er sich eines Morgens seinen (bis dato eh arg peinlich ausschauenden) Bart abrasiert. In Nebenparts sind außerdem u.a. noch Sarah Wayne Callies (TV´s „Prison Break”), Valentina Vargas („the Big Blue“), Sandrine Holt („Rapa Nui“) sowie die britische Sängerin Marianne Faithful („Irina Palm“) als Therapeutin mit von der Partie…
Seinen Spitznamen hat sich „Tearjerk Jack“ aufgrund der Gegebenheit „erworben“, dass er jedes Mal einige Tränen über die Leichen der zuvor vergewaltigten und getöteten Frauen vergießt: Unabhängig spezieller Fragezeichen im Hinblick auf nutzbare DNA-Spuren (bzw. passende Datenbank-Einträge) sollte es jedem halbwegs aufmerksamen Betrachter eigentlich binnen 30 Minuten gelingen, seine Identität mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit zu bestimmen – was sich natürlich „ungut“ auf den generellen Suspense-Grad auswirkt. Zwar sind einzelne achtbare Momente in diesem Kontext (nichtsdestotrotz) zu verzeichnen – wie etwa zwei passable Katz&Maus-Sequenzen (in einer U-Bahn und einem Club) – nur genügen diese nicht, um letztendlich über diverse ungenutzte Chancen und inhaltliche Verfehlungen „hinwegzutrösten“. Ein zur falschen Zeit klingelndes Handy, Stolpern dank hoher Absätze, Telefonterror, Verwechslungen, Paranoia-Anflüge und Albträume – dazu dann noch Unglaubwürdigkeiten, Logiklöcher, ein lahmer Showdown (in dessen Rahmen die verunsicherte Anna sowohl dem Polizisten als auch Mörder gegenüber steht, welche beide nahezu identische Kleidung tragen) sowie ein kitschig-mauer Ausklang direkt vorm Einsetzen des Abspanns: „Zutaten für ein stattliches Sehvergnügen“ sind das nun beileibe nicht. Und dabei habe ich noch nicht einmal die unfreiwillig komische Sex-Szene (inklusive „wechselnder Partner“) erwähnt – ebenso wenig wie meine Verwunderung darüber, warum sich Anna (gerade zum Schluss hin) nicht einfach intensiver auf die Stimmen der Leute konzentriert. Egal. Mit seinem gemächlichen Tempo, den nicht sehr ausgeprägten Härten sowie der bestenfalls „routiniert“ anmutenden Regie- und Kameraarbeit hat mich der Streifen im Prinzip anhaltend an ein durchschnittlich-typisches Made-for-TV-Movie erinnert – was überaus schade ist und vor allem angesichts der echt verheißungsvollen Ausgangslage (unterm Strich) definitiv nicht für eine Empfehlung ausreicht…
Fazit: „Faces in the Crowd“ ist einer dieser Filme, deren vorzügliche Prämisse seitens einer unoriginellen Story-Entwicklung sowie uninspirierten Umsetzung weitestgehend zunichte gemacht wurde. Mehr konventionelles Drama als aufregender Thriller, vorhersehbar sowie frei von Nachhaltigkeit, handelt es sich hierbei zwar keineswegs um etwas in der Art einer „cineastischen Katastrophe“ (oder so) – wohl aber um ein Werk, das völlig zu Recht nie „das Licht der großen Leinwand“ erblickt hat sowie die meisten Zuschauer am Ende relativ enttäuscht und unbefriedigt zurücklassen dürfte…
Hierzulande wurde der Film von “Sony Pictures Home Entertainment” im Mai 2012 auf DVD und BluRay veröffentlicht – und das ungeschnitten mit einer FSK16-Freigabe. In Großbritannien wird er indes von der “Metrodome Group” vertrieben – in den USA von “Millennium Media”. Zu erwähnen ist in diesem Zusammenhang, dass die amerikanische BluRay “Region A locked” ist…
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Zur Filmdiskussion bei Liquid-Love
Copyright des Covers sowie der Pics bzw. Screenshots: Sony Pictures Home Entertainment (D) / Metrodome Group (GB) / Millennium Media & Voltage Pictures (USA)__ Freigabe der deutschen VÖ: FSK-16__ Geschnitten: nein__ Blu Ray/DVD: ja/ja |