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Faculty – Trau keinem Lehrer

Originaltitel: The Faculty__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1998__Regie: Robert Rodriguez__Darsteller: Elijah Wood, Jordana Brewster, Clea DuVall, Laura Harris, Josh Hartnett, Shawn Hatosy, Salma Hayek, Famke Janssen, Piper Laurie, Christopher McDonald, Bebe Neuwirth, Robert Patrick, Usher Raymond, Jon Stewart, Daniel von Bargen, Summer Phoenix, Harry Jay Knowles u.a.
Faculty

In “Faculty” von Regisseur Robert Rodriguez und Drehbuchautor Kevin Williamson befallen Alienparasiten die Lehrer einer Schule, darunter Robert Patrick

Das Zusammentreffen zweier Filmnerds: Mit dem „Scream“-Erfolg im Rücken verfasste Horrorfan Kevin Williamson den unterhaltsamen „Faculty“, den der mindestens ebenso genreaffine Robert Rodriguez („Sin City“) inszenierte.

An der kleinen Herrington Highschool in Ohio scheint an sich alles normal zu sein: Der Footballcoach Joe Willis (Robert Patrick) scheucht seine Schützlinge, die Direktorin Valerie Drake (Bebe Neuwirth) verteilt das knappe Budget und die meisten Lehrkräfte sind unzufrieden. Doch dann trifft Direktorin Drake abends auf einen veränderten Coach Willis, als sie ihre Schlüssel verliert. Der Trainer verfolgt sie und kann sie mit etwas Hilfe schließlich stellen. Mit dieser recht netten und halbwegs gruseligen Szene beginnt der Film recht atmosphärisch und macht schnell klar: Es ist etwas faul im Staate Ohio!

Am nächsten Tag sind jedoch alle wieder in der Schule, wobei sich hier die unterschiedlichsten Gestalten begegnen: Der intelligente Kleindealer Zeke Tyler (Josh Hartnett), der Footballheld Stan Rosado (Shawn Hatosy), der von seinen Mitschülern gepiesackte Schlaukopf Casey Connor (Elijah Wood), die vermeintliche lesbische Außenseiterin Stokely ‘Stokes’ Mitchell (Clea DuVall), die zickige Cheerleaderin Delilah Profitt (Jordana Brewster) und Marybeth Louise Hutchinson (Laura Harris), die neue Schülerin. „Faculty“ stellt seine bunte Mischung aus Hauptcharakteren recht schnell vor, ohne dabei irgendwen zu sehr in den Vordergrund zu stellen. Das Figureninventar gibt das kleine Einmaleins des Teenfilms vor, wobei eine solch bunte Mischung jenseits von „The Breakfast Club“ selten interagieren durfte, denn die Highschool ist ja ein Kastensystem, in dem Grenzüberschreitungen den sozialen Tod bedeuten können.

Während sich bald noch mehr Lehrer so seltsam wie Coach Willis benehmen, häufen sich die Anzeichen dafür, dass etwas nicht stimmt. Als Casey eine seltsame Larve auf dem Footballfeld findet und er zusammen mit Delilah Zeuge eines Übergriffs durch Willis wird, ist eines klar: Eine Horde Alienparasiten will die Stadt übernehmen und hat mit dem Lehrkörper angefangen!

httpv://www.youtube.com/watch?v=i34aRuSzc_A

„Faculty“ verbindet den ironischen Zitatenstil von Williamsons Script mit der recht schrägen Rodriguez-Inszenierung, wobei sich hier zwei verwandte Seelen getroffen haben. Mit Freude am Genre- und B-Kino vergangener Tage werden hier die Invasionsfilme der 1950er zitierte, die literarischen Vorlagen wie Jack Finneys „Invasion of the Body Snatchers“ und Robert Heinleins „The Puppet Masters“ direkt im Dialog genannt. Denn Williamson-typisch sind die Teenies keine nichtsahnenden Hohlbirnen, sondern kennen die Materie, weshalb sie auch schnell auf den Trichter kommen, was los ist und was man dagegen tun könnte. Auch John Carpenters „The Thing“ scheint Pate zu stehen, gerade in jenen Szenen, in denen die Helden rätseln, ob nicht irgendwer von ihnen schon infiziert ist und einen Test machen – nur mit Drogen anstelle von Feuer. So gehört es dann auch zum anarchischen Humor des Films, dass ausgerechnet selbstgepanschte Drogen der Schlüssel sind, während die braven Konformisten die wahren Schurken von „Faculty“ sind.

So stellt das Figurenensemble zwar allesamt gewisse Archetypen dar, doch Williamson spielt gleichzeitig mit den Klischees der einzelnen Typen und zeigt, dass viele von diesen aus den von ihnen erwarteten Schemata lieber ausbrechen würden – die Alienkontrolle ist fast nur noch eine Potenzierung jener Zwänge und Erwartungen, die an der Schule eh schon herrschen. Zudem ist die Mischung verschiedener Charaktere gut gewählt und die Figuren auch relativ sorgfältig ausgearbeitet – sie verfügen über Ecken und Kanten, sind kein pures Klischee und jeder auf seine Art sympathisch. Zwischendurch gibt es immer wieder Seitenhiebe auf das amerikanische Schulsystem und wie es mit Blick auf die gesamte amerikanische Gesellschaft funktioniert (Stichwort: Football). Im Gegensatz zu den Vätern im Geiste sind die Aliens in „Faculty“ keine Kommunismus-Parabel mehr, sondern stehen für die Konformismuszwänge in der amerikanischen Gesellschaft – auch wenn diverse Aliens immer wieder davon schwärmen, dass ihre Eroberung das genaue Gegenteil, nämlich die Freimachung von Zwängen und die Abschaffung von Außenseitertum sei.

Williamson nimmt den Invasionsfilm nicht ganz so messerscharf und nicht ganz so hintersinnig aufs Korn wie den Slasherfilm in „Scream“. Flotte Sprüche, geistreiche Dialoge und diverse In-Jokes hat „Faculty“ auch zu bieten. So verkauft Zeke angebliche Nacktaufnahmen von Neve Campbell und Jennifer Love Hewitt, die einerseits zusammen in „Party of Five“ spielten, andrerseits auch die jeweiligen Hauptrollen in den vorigen Williamson-Hits „Scream“ und „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ innehatten. Mit Robert Rodriguez hat der Autor einen idealen Kompagnon auf dem Regiestuhl, der „Faculty“ als spannenden, temporeichen Horrorfilm inszenierten, dessen Handlung ähnlich dynamisch nach vorne treibt wie der Soundtrack. Dort sind unter anderem The Offspring mit „The Kids Aren‘t Alright“, Creed mit einem Cover von Alice Coopers „I’m Eighteen“ und Class of ’99 mit einer Variante des Klassikers „Another Brick in the Wall“ vertreten. Dementsprechend flott vergehen die rund 100 Minuten Laufzeit. Die Wendungen der Geschichte sind OK und teilweise überraschend, auch wenn es ab und zu glaubwürdiger sein könnte (vor allem gegen Ende scheint der Zufallsgott die Helden doch etwas arg zu begünstigen). Das Ende kommt allerdings etwas kitschig daher; lediglich die kurze Variation der „Nicht an den Pfahl!“-Szene kann den das Friede-Freude-Eierkuchen-Feeling geringfügig mindern.

In der Konfrontation mit den Aliens zeigt sich mal wieder das typische Rodriguez-Faible für schräge Effekte, wenn diese hier auch in weitaus geringerer Zahl vorkommen. Doch Schoten wie Köpfe an Tentakeln sind trotzdem drin. Wie schon bei Rodriguez’ „From Dusk till Dawn“ sind die Effekte hier von der KNB FX Group und kommen auch hier ziemlich gut rüber; vor allem die Parasiten und die Alienkönigin (welche ein wenig an James Camerons „Aliens“ erinnert) sind recht gelungen animiert, wobei der Film mit einem Mix aus CGI und Practical Effects arbeitet – auch wenn der eine oder andere Computertrick leicht schwächelt. Splatterszenen sollte man nicht wirklich suchen; es gibt ein paar sich selbstständig machende Körperteile bei den befallenen Lehrern, aber nichts wirklich Aufregendes, aber der Film kommt auch gut ohne aus.

Zum Gelingen trägt auch das Darstellerensemble bei. Josh Hartnett („Black Hawk Down“) und Elijah Wood („Gangster Chronicles“) überzeugen hier auf dem Sprung zur großen Karriere, die zwei unterschiedliche Außenseiter spielen: Hartnett den erwachsen tuenden Rebell mit schicker Karre, Null-Bock-Attitüde und Dealer-Habitus, Wood den schmächtigen Fotographie-Nerd. Doch auch Shawn Hatosy („Alpha Dog“) als zweifelnder Football-Star, Clea DuVall („Lizzie Borden – Kills“) als schroffes Goth-Girl, Jordana Brewster („Fast & Furious 7“) als bitchige Chef-Cheerleaderin und Laura Harris („Officer Down“) als Unschuld vom Lande liefern Starkes ab. Ganz besonders sticht aber ein Erwachsenendarsteller heraus: Robert Patrick („The Poison Rose“) gibt einen herrlich diabolischen Footballcoach ab, dessen animalische Aura schon von Anfang an da ist, aber durch den Parasiten noch verstärkt wird. Und der so richtig die Sau rauslässt, egal ob er lächelnd das Fortschreiten des Invasionsplans verfolgt, Menschen durchs Gebäude hetzt oder seine Schüler anpfeift. Ex-Model Famke Janssen („Primal“) wird ironischerweise in die Rolle der grauen Maus im Lehrerzimmer gesteckt, deren Vamp-Werdung nach Parasitenbefall aber obligatorisch ist. Außerdem im Lehrercast dabei: Bebe Neuwirth („Jumanji“), Piper Laurie („Tim – Kann das Liebe sein?“), AICN-Gründer Harry Knowles, der spätere „Daily Show“-Host Jon Stewart und Robert Rodriguez‘ Glücksbringer Salma Hayek („Killer’s Bodyguard“) als Schulkrankenschwester. Außerdem mischen Usher Raymond („Scary Movie 5“) als Footballer und Christopher McDonald („Best of the Best 3 – No Turning Back”) als Caseys Vater mit.

So erweist sich „Faculty“ ist schwer unterhaltsames Zitatenkino mit temporeicher Story, gelungenem Spannungspegel und sympathischen Charakteren, das Witz und Schauwerte bietet. Zum Ende lässt die Sause nach, aber mit seiner Freude am Genrekino und seinen Seitenhieben auf das Kastensystem Highschool macht die Kollaboration von Rodriguez und Willamson viel Spaß.

Ehemals Kinowelt, inzwischen StudioCanal hat „Faculty“ hierzulande auf DVD und Blu-Ray veröffentlicht, ungekürzt ab 16 Jahren freigegeben. In Sachen Extras gibt es bei der DVD Produktionsnotizen und Trailer, bei der Blu-Ray nichts.

© Nils Bothmann (McClane)

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Categorised in: Creature Feature, Reviews

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