Originaltitel: Who Framed Roger Rabbit__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1988__Regie: Robert Zemeckis__Darsteller: Bob Hoskins, Christopher Lloyd, Joanna Cassidy, Stubby Kaye, Alan Tilvern, Richard LeParmentier, Betsy Brantley, Joel Silver, Paul Springer, Richard Ridings, Edwin Craig, Lindsay Holiday u.a. |
Zählt ein Film als tricktechnischer Meilenstein, dann heißt es Ohren anlegen, denn häufig hat man dann auf andere Dinge weniger geachtet – bei „Falsches Spiel mit Roger Rabbit“ glücklicherweise nicht. Robert Zemeckis verfilmte hier den Roman „Who Censored Roger Rabbit?“, mit welchem der Film allerdings nur noch wenige, eher grundsätzliche Gemeinsamkeiten besitzt.
Es startet als Cartoon, hier versagt Roger Rabbit beim Aufpassen auf Baby Herman – und dann stellt sich das Ganze als Dreharbeit heraus. Kein neuer Trick, neu daran allerdings, dass man so tut, als würden Cartoons gedreht wie echte Filme, hier mit einem Gastauftritt von Joel Silver als Regisseur, mit dem Zemeckis später erst zusammen „Geschichten aus der Gruft“ produzieren, danach noch die Horrorschmiede Dark Castle („Orphan“, „Bullet to the Head“) gründen sollte. Bereits ein erstes, schönes Insiderspiel mit der Cartoonwelt, außerdem eine nette Etablierung der Welt von „Roger Rabbit“ alias „Who Framed Roger Rabbit“, in der Toons wirklich existieren und neben Menschen durch die Straßen wandeln.
Auftritt von Private Eye Eddie Valiant (Bob Hoskins), der Rogers Ehefrau Jessica beschatten soll. Tatsächlich fotographiert er sie beim Backe-Backe-Kuchen-Spiel (bzw. patty-cake im Originalton) mit Marvin Acme (Stubby Kaye), was Roger aus der Fassung bringt. Tags darauf ist der Knilch tot und alles deutet auf Roger hin. Damit wäre dann auch der zweite große Anknüpfungspunkt von „Roger Rabbit“ etabliert, der Anschluss an Hard-Boiled-Romane und den Film Noir, wobei man sich im punkto Ausstattung und Inszenierung auch an letzterem orientiert. Nicht umsonst ist der Film in den 1950ern angesiedelt, einer goldenen Ära von Cartoons und Film Noir.
Seit dem Tod seines Bruders durch Toon-Hand kann Eddie die gezeichnete Bagage nicht mehr ausstehen, ist aber ob der seltsamen Umstände bereit Rogers Unschuld zu beweisen – was im Verbund mit der langohrigen Nervensäge nicht immer einfach ist…
Tricktechnisch ist „Roger Rabbit“ definitiv eine Wucht in Tüten, selbst 20 Jahre nach Entstehung ist die Mischung aus Zeichentrick- und Realfilm besser als bei manch später gedrehtem Konkurrenzprodukt, auch wenn man die Einfügungen mittlerweile hier und da deutlich erkennt. Doch gerade durch das charmante Drumherum und das Wie der Einbindung wirkt „Roger Rabbit“ noch so frisch, ähnlich wie diverse Stop-Motion-Tricks noch mit ihrem Charme punkten, denn da hat sich das Team rund um Robert Zemeckis viel Mühe gegeben. Schön auch die Kombination von Trick- und Realeffekten, z.B. wenn der gezeichnete Roger durch ein Fenster springt und in der realen Scheibe ein hasenförmiges Loch bleibt.
Darüber hinaus zitiert „Roger Rabbit“ munter postmodern seine Inspirationsgenres und deren Mechanismen. Valiant ist da eher für die noirige Seite zuständig, läuft im klassischen Detektivmantel rum, hat keinen Bock Bauernopfer zu spielen und muss vor allem in schummrigen Nachtclubs mit betörenden Sängerinnen ermitteln. Mit Roger und den Film-im-Film- bzw. Cartoon-im-Film-Momenten legt man dann die Mechanismen des Tricksfilms bloß, zum Beispiel wenn Roger von Alkoholgenuss in die Luft geht oder seine Hand erst aus einer Handschelle befreien kann, wenn der Kontext witzig genug ist.
Angereichert ist das Ganze mit vielen visuellen Gags und Wortspielen, z.B. wenn der Produzent erklärt der Toon Dumbo würde für Peanuts arbeiten, was in diesem Falle wörtlich zu nehmen ist. Großartigen Slapstick bieten dagegen die Auftritte der Toons, Höhepunkt sicherlich das Klavierduell von Donald und Daffy Duck. Dabei wildert sich „Roger Rabbit“ durch diverse Studios und Zeichner, Disney steht da neben Tex Avery, und es gibt Gastauftritte von Bugs Bunny über Betty Boop bis hin zu Mickey Maus. Schön, dass da alle Studios so mitmachten.
Mit der Geschichte ist es dann nur begrenzt was her, auch wenn man dem Ganzen eine Verschwörung im Stile des Film Noir zugrundelegt, mit Blick auf die jüngeren Zuschauer allerdings in weniger komplexen Stile als diverse Vorgänger. Leider tritt der Plot hier und da ein bisschen sehr hinter der knalligen Effektschau zurück, gerade mit dem Ausflug nach Toontown überreizt „Roger Rabbit“ den Sehnerv des Zuschauers ein wenig und das Finale könnte kürzer sein, aber sonst gibt es nicht viel zu meckern.
An die Schauspieler stellt „Roger Rabbit“ natürlich die Herausforderung mit nicht existenten Partnern zu agieren, was natürlich eine Herausforderung ist, die vor allem Bob Hoskins („Doomsday“) hervorragend meistert – der auch als Held im Noir-Stil eine gute Figur macht. Christopher Lloyd („Buckaroo Banzai“) als gemeiner Judge Doom ist weniger gefordert, verkörpert die Rolle aber ebenfalls eindrucksvoll und auch sonst schafft das Darstellerensemble es nicht zur Staffage neben den extrem gut eingefügten Trickfiguren zu werden – so bewundernswert die Arbeit von Zeichnern und ILM-Technikern auch ist.
„Roger Rabbit“ ist selbstreferenziell, selbstironisch und wunderbar getrickst: Hier gehen Stil und Inhalt wunderbar Hand in Hand, sind ebenso witzig und durchdacht. Da stören dann auch kleinere Macken wie das etwas zu lang geratene Finale nur wenig.
An sich sind alle deutschen Fassungen des Films mit FSK 12 ungekürzt, allerdings gibt es geringe Unterschiede: In den ursprünglichen Versionen (z.B. auf VHS oder im TV) hatten die Zeichner minimal schlüpfrige Details in zwei Szenen (Baby Herman guckt unter den Rock, Jessica Rabbit fällt aus dem Auto) eingezeichnet, die für spätere Versionen wie die DVD leicht geändert und entschärft wurden. Die DVD-Ausgabe besaß schon einige Extras, vor kurzem erschien die Jubiläumsedition zum 25ten Jahrestag des Films auf Blu-Ray, die noch mehr Bonusmaterial an Bord hat.
© Nils Bothmann (McClane)
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