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Fear Itself: “New Year´s Day” (bzw. “Blutiges Erwachen”)

Originaltitel: Fear Itself: New Year´s Day__ Herstellungsland: USA-Kanada_ Erscheinungsjahr: 2008__ Regie: Darren Lynn Bousman__ Darsteller: Briana Evigan, Zulay Henao, Niall Matter, Cory Monteith, Shelene Yung, J. LaRose, Campbell Lane, Kirk Heuser, …
Fear Itself: New Year´s Day

Das deutsche DVD-Covermotiv von “New Year´s Day” (bzw. “Blutiges Erwachen”) aus der “Fear Itself”-Reihe.

Zum Intro der Serie geht´s hier!

Im Vorliegenden zum Zwecke der Einbettung in die “Fear Itself“-Anthology-Reihe aus dem Hause “NBC” seitens des Graphic Novelisten Steve Niles (“30 Days of Night”) gemeinsam mit Ben Sokolowski (TV´s “Arrow”) entsprechend Format-gerecht adaptiert, basiert “New Year´s Day” (2008) auf der Kurzgeschichte “Dead Time” des Schriftstellers und “Hellraiser”-Experten Paul Kane. Die Handlung lässt sich im Prinzip als eine nicht unbedingt originelle, nichtsdestotrotz unterhaltsame sowie durchaus reizvolle Kombination aus “Cloverfield” und dem Gros moderner Zombie-Filme umschreiben: Ein sich inmitten eines “apokalyptischen Settings” entfaltender, aus einer persönlichen Perspektive heraus erzählter Horror-Streifen – in Szene gesetzt von Darren Lynn Bousman, welcher sich dank der ersten drei “Saw”-Sequels sowie seines extravaganten Musicals “Repo! The Genetic Opera” zuvor relativ rasch einen bekannten Namen innerhalb des Genres und der Branche erworben hatte. Seiner gewohnt “energischen” Regie-Handschrift – ihres Zeichens ja geradezu der Albtraum eines jeden Epileptikers – ist es letzten Endes nicht unwesentlich zu verdanken, dass diese sechste Folge der Serie insgesamt derart anständig funktioniert, denn die stilistisch-visuelle Umsetzung ist in diesem Fall tatsächlich mal sinnig mit der inhaltlichen Ebene verzahnt – dient also nicht bloß nur der Optik und dem reinen Effekt, sondern erfüllt gar eine tiefergehende Absicht…

Helen (Briana Evigan) macht sich nicht viel aus aktuellen Modetrends, ziert ihre Apartmentwände mit Plakaten klassischer B-Movies und steuert anstelle eines Neuwagens lieber ein cooles altes Modell, an dem normalerweise eher Männer Gefallen finden. Ihre individuellen Einstellungen und Haltungen haben aber mit dazu beigetragen, dass sie sich (mitunter einsam) eher in einem Randbereich der jungen, gern Spaß habenden Großstadt-Gesellschaft bewegt. Es gibt kaum Menschen, die ihr noch nahestehen – zumal sie seit dem Tod ihres Bruders keinen lebenden Verwandten mehr besitzt und sich im Zuge der Trauer gar noch ein weiteres Stück gegenüber ihrer Umgebung verschlossen hat. Ihr WG-Genosse Eddie (Niall Matter) steht ihr allerdings treu und aufrichtig bei – was mit daran liegt, dass er mehr für sie empfindet, als er es bislang je auszusprechen wagte. Helen indes hat sich jüngst in James (Cory Monteith) verliebt, der dem “oberflächlich-hippen” Freundeskreis ihrer besten, im Grunde genommen einzigen Freundin Crissy (Zulay Henao) angehört. Inzwischen ist es ihr selbst bewusst geworden, dass sich in ihrem Leben etwas ändern muss – es schlichtweg so nicht weitergehen kann. Auf einer Silvester-Party will sie sich daher bei James für ihr tendenziell distanziertes Verhalten in den zurückliegenden Wochen entschuldigen sowie ihm endlich den vollen Umfang ihrer Gefühle für ihn gestehen…

Alles bis hierhin Aufgeführte erfährt das Publikum strikt aus diversen Flashbacks, die in regelmäßigen Abständen einsetzen und welche die Ereignisse bis zur eigentlichen Gegenwart der Story hin (bruchstückhaft) aufzeigen. Konkret eröffnet wird nämlich mit der um 04:32 Uhr am Neujahrsmorgen in ihrem Bett erwachenden Helen: Verschwitzt, voll bekleidet, neben einer fast leeren Flasche Schnaps liegend sowie noch mit einer ganzen Menge Alkohol im Blut. Ihr sind nicht mehr als Erinnerungsfragmente der Feier geblieben, die sie fortan in einen Sinn ergebenden Kontext zu bringen versucht – was angesichts der Übelkeit, Desorientierung sowie dem geräderten Feeling nicht allzu einfach ist. Auf verschiedene ungewöhnliche, von draußen her vernehmbare Geräusche aufmerksam geworden, tritt sie kurz darauf ans Fenster und muss mit Schrecken erkennen, dass die gesamte Stadt gerade im absoluten Chaos versinkt: Die Stromversorgung ist zusammengebrochen, Feuer lodern, Schüsse fallen und Armee-Hubschrauber kreisen über dem wie ein Kriegsschauplatz anmutenden Szenario. Wie es sich herausstellt, hatte sich in der Nacht in einer nahegelegenen Chemiefabrik eine verheerende Explosion ereignet: Die mysteriösen Giftstoffe, welche dabei ausgeströmt sind, haben nun primär zur Folge, dass die Toten nicht dahingeschieden verbleiben! Stattdessen wandeln sie fortan weiterhin auf Erden – ein intensives Verlangen nach Menschenfleisch aufweisend…

Sich auf ihrer Etage umschauend, entdeckt sie wenig später sowohl eine aggressiv auftretende Nachbarin als auch den sterbenden Eddie im Flur. Panik steigt in ihr auf – wobei ihr “vernebelter” Verstand aber noch immer nicht wirklich zu realisieren vermag, was um sie herum da wahrhaft vor sich geht und was bei Eddie schon bald wohl anstehen dürfte. Verzweifelt versucht sie, James per Handy zu erreichen – und tatsächlich kommt ein Kontakt zustande, der aufgrund schwerer Interferenzen jedoch nicht lange hält. Dennoch schöpft sie daraus neue Hoffnung und Impulse – verfügt nun über ein klares Ziel vor Augen – weshalb sie umgehend zu seiner Wohnung hin aufbricht – quer durch die zunehmend von blutrünstigen (Zombie-ähnlichen) Gestalten völlig überrannt zu werden drohende City. Dieser gefährliche, ereignisreiche Weg bildet das Kernstück von “New Year´s Day” – präsentiert aus der Sicht eines Mädels, dessen Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit nicht unerheblich beeinträchtigt ist. Mit ihr kontinuierlich im Zentrum der Betrachtung, fördert das unweigerlich den Aufbau einer “Verbindung” zu ihr, da wir alles “stets an ihrer Seite” miterleben. Der Spannung und Atmosphäre dienlich, bewirkt Helen´s Verwirrung und Bestürzung zudem, dass wichtige Details oftmals zuerst nicht als solche erkannt werden: Eine Herangehensweise, die eng mit dem Erfolg bzw. dem Ausprägungsgrad der finalen Offenbarung verzahnt ist…

Dank Vermutungen sowie einer Reihe von Hinweisen werden Aufmerksame den “Twist” (ebenso wie eine andere, mit Chrissy verknüpfte Offenbarung) zwar bereits vorzeitig durchschauen können – doch ändert das nichts an seiner gelungenen Beschaffenheit. Der Gedanke dahinter ist erfreulich clever sowie obendrein durchaus innovativ für ein weitestgehend “abgegrastes” Genre wie dieses. Ergänzt und untermauert von zusätzlichen Rückblenden, nehmen alle Fragmente sozusagen ihren Platz ein und legen den Blick auf ein erweitertes Gesamtbild frei. Trotz dieses (der Vorlage Kanes zuzurechnenden) “Kniffs” entpuppt sich das Skript im Ganzen jedoch als eine nicht sonderlich berauschende Angelegenheit, da im Prinzip nichts weiter als die x-te Variante der altbekannten, die Nachwirkungen eines fatalen Unglücks/Vorfalls aufzeigenden sowie mit irgendwelchen Infizierten Schrägstrich Zombies aufwartenden Geschichte erzählt wird. Beileibe nicht verärgernd schlecht – bloß halt ziemlich unoriginell sowie reich an mauen Dialogzeilen und oberflächlichen Charakter-Zeichnungen. Zumindest haben die Verantwortlichen bei der Besetzung der Hauptrolle ein beseeltes Händchen bewiesen: Als Helen überzeugt Briana Evigan – welche just zuvor durch “Step Up 2: the Streets” Aufmerksamkeit erweckt hatte und mit der Bousman im Folgenden auch noch “Mother´s Day“, “the Devil´s Carnival” und dessen Fortsetzung “Alleluia!” drehte – in Gestalt einer rundum ordentlichen, die komplette Episode prima “tragenden” Performance…

Die zu Helen gelieferten Background-Infos sind vage – reichen in Anbetracht der Umstände nichtsdestotrotz passabel aus, um dem Part die angestrebte “Note” zu verleihen. Dies gilt ebenso für Eddie, welchen Niall Matter (“the Predator“) augenscheinlich so angelegt hat, als hätte er sich vom Aussehen und Auftreten her Regisseur Bousman zum Vorbild genommen – während Zulay Henao (“Grand Isle“) als Chrissy und Cory Monteith (“the Invisible”) als James weitestgehend “blass” verbleiben. Das war in “Cloverfield” nicht unähnlich – und in mehrerlei Belangen erinnert “New Year´s Day” an eben jene J.J. Abrams Produktion: Zum Beispiel angesichts einer Feier als Startpunkt oder eines zentralen Marschs zur Wohnung eines Liebsten quer durch eine “Gefahrenzone” – wobei diese “Fear Itself“-Folge aber wiederum von ihrer kürzeren Laufzeit und der weniger hoch gesteckten Erwartungshaltung profitiert. Der grundsätzliche Aufbau setzt sich aus einem konstanten Wechsel zwischen Helen´s Erlebnissen am Neujahrsmorgen und ihren auf der Silvester-Party zusammen, bei der die Anwesenden zu sehr mit Fun, sich selbst und/oder ihren eigenen Problemen beschäftigt waren, um die im Hintergrund auf einigen TV-Geräten laufenden Nachrichten-Sondersendungen zu registrieren oder jenen die nötige Aufmerksamkeit zu widmen…

Je näher Helen in der Story-Gegenwart ihrem Ziel gelangt, desto lückenloser vervollständigt sich auch das Bild der ihrem Entschlummern im heimischen Bett vorangegangenen Ereignisse: Entsprechend treiben diese zwei Stränge – resultierend aus ihrer Wechselwirkung sowie den im Zuge dessen schrittweise offenbarten Informationen – die Handlung permanent vorwärts – bis sie sich schließlich im Rahmen des Finales gehaltvoll-effektiv zusammenfügen. Eingangs erwecken die wesentlich ruhiger gearteten Rückblenden das Gefühl, einen stets “aus der Action” herauszureißen – doch rasch erkennt man ihre Notwendigkeit im übergreifenden Kontext: So etwa legitimieren sie Helen´s Empfindungen und Antrieb und erzeugen simultan eine unheilschwangere Atmosphäre – da man unterdessen ja weiß, was diesen Menschen in nur ein paar Stunden bevorstehen wird. Inhaltlich wie stilistisch bilden sie einen scharfen Kontrast zu den hektisch-düsteren, von Verzweiflung, Gewalt und Schrecken geprägten “Szenen im Jetzt”: Die kreierte Unruhe der Kombination überträgt sich vorteilhaft auf die Stimmung und den Betrachter – zumal die Clips im Verlauf zunehmend kürzer werden sowie in immer schnelleren Abständen daherkommen…

Von der Erzählstruktur über John Spooner´s (“Decoys 2: Alien Seduction”) Kamera- und Marshall Harvey´s (“Dracula 3D“) Editing-Arbeit bis hin zu dem Score Charlie Clousers (“the Neighbor“) ist dem Werk die “charakteristische Handschrift” Bousmans unentwegt unverkennbar anzusehen. Sozusagen in “Saw-Vision” gefilmt – wie man die mit jener Franchise untrennbar verbundenen sowie auch hier nicht minder aggressiv eingesetzten Stilmittel (á la “Shaky-Cam”, verschwommene Images, Speed-Ups, dröhnende Soundkulissen, “Stakatto-Schnittfolgen”, unkonventionell gewählte Perspektiven, kräftige Farben, flackernde Beleuchtung sowie viele dunkle Schattenbereiche) durchaus treffend bezeichnen könnte – unterstützt diese Darbietungsform die Verbildlichung der chaotischen, unkontrollierbaren Natur der Situation ebenso wie die auf Helen´s Gemüt und Sinne sowie ihren psychischen und körperlichen Zustand einwirkenden Erlebnisse und Eindrücke. Darüber hinaus war es auf diese Weise möglich, einige Brutalitäten und “unschöne Details” (wie explizit aufgezeigte Tötungen, herumliegende Leichenteile oder sonstwede Grausamkeiten) ein Stück weit zu kaschieren, um ein “TV-14”-Rating für eine Ausstrahlung im öffentlichen Abend-Fernsehprogramm zu sichern – bevor später dann noch ein “Director´s Cut” auf DVD erschienen ist…

Es wäre reizvoll gewesen, wie weit Bousman mit den Freiheiten des ursprünglichen “Masters of Horror”-Formats wohl mit dem Stoff gegangen wäre – doch auch so kann man sich im Prinzip nicht über den Härtegrad beklagen. Ohne an Verwesungs-Erscheinungen zu leiden – da ja noch “äußerst frisch” – gibt diese Infizierten- bzw. Untoten-Variante übrigens seltsame “insektenartige Laute” von sich (ähnlich wie die Kreaturen in “Mimic” oder “the Descent”) und scheint zudem irgendwelche Probleme mit dem Genick aufzuweisen, weshalb der Kopf ständig ruckartig zur Seite bewegt wird – warum, das kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ferner muss ich (als weiteren Kritikpunkt) anmerken, dass in keinem Moment ein substantielles Maß an Spannung aufkommt. Dem ungeachtet wird das Interesse jedoch kontinuierlich aufrecht erhalten sowie ein Erkeimen von Langeweile erfolgreich verhindert: Dafür, dass man als Zuschauer bei der Sache bleibt und den Ausgang dieser albtraumhaften Odyssee miterleben möchte, sorgen neben den bereits genannten Punkten überdies nämlich noch einige nett arrangierte Augenblicke und Set-Pieces – á la als Helen einem älteren Ehepaar nachgeht, in einem Fahrstuhl auf ein verletztes Mädel trifft oder in einer Tiefgarage von einem Mann angegriffen wird – bevor einen das Ende schließlich zufrieden in die Credits entlässt…

Fazit – inklusive einer “Warnung” vorweg:

Wer Darren Lynn Bousman´s Inszenierungsstil nicht ausstehen kann, sollte unbedingt einen großen Bogen um “Fear Itself: New Year´s Day” schlagen! Allen anderen Genre-Fans kann ich dieses u.a. mit einer überzeugenden Hauptdarstellerin und gelungenen finalen Offenbarung aufwartende Horror-Mini-Movie jedoch durchaus empfehlen – einer insgesamt nicht sonderlich inspirierten Drehbuch-Vorlage zum Trotz…

gute

Hierzulande ist “Fear Itself: New Year´s Day” unter dem Titel “Fear Itself: Blutiges Erwachen” sowohl als Boxset zusammen mit den Episoden 5-8 als auch separat auf DVD erhältlich...

Stefan SeidlFear Itself: New Year´s Day

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Fear Itself: New Year´s Day

Copyright des “Fear Itself: New Year´s Day” Covermotivs sowie der Screenshots der US-DVD: Fear Itself Productions / Industry Entertainment / Lionsgate Television / NBC, Lionsgate Home Ent. (US) / Universal (D)__ Infos zur dt. VÖ:__ Freigabe: FSK-16__ DVD/BluRay: ja/nein

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Categorised in: Horror, the Horror Pit

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