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Final Mission

Originaltitel: Final Mission__Herstellungsland: USA/Philippinen__Erscheinungsjahr: 1984__Regie: Cirio H. Santiago__Darsteller: Richard Young, Christine L. Tudor, Jason Ross, John Dresden, Karen Ericson, Kaz Garas, E. Danny Murphy, Jack S. Daniels, Don Gordon Bell, Ken Barry u.a.
Final Mission

Cirio H. Santiago mischt verschiedene Actionplots in „Final Mission“

Mit den 1980ern brach die Ära des Actionhelden mit Vietnamhintergrund, der an der Heimatfront weitere Übelwichte beseitigen muss, so richtig an und 1984 hatte auch Cirio H. Santiago („When Eagles Strike“) etwas zu dem Thema beizusteuern: „Final Mission“.

Mit Blick auf Santiagos spätere Filmographie mag der Beginn den Zuschauer ähnlich täuschen wie jener von „Future Hunters“: Sehen die ersten Szenen noch so aus als wolle der Regisseur in einem seiner Leib-und-Magen-Genres arbeiten (dort Endzeit, hier Vietnam-Action), so beschränkt sich der Exkurs auf die Anfangsszene – freilich kommt hier noch dazu, dass Santiago erst später Werke wie „Jungle Force“ und „Platoon ohne Rückkehr“ drehte. Jedenfalls wird der Zuschauer hier Zeuge wie Sergeant Vince Deacon (Richard Young) und seine Einheit einen Stützpunkt der Vietcong ausheben, wobei Deacon auch der Verräter Slater (John Dresden) vor die Flinte läuft, der gemeinsame Sache mit den Vietnamesen macht. Als echtes Mannsbild haut Deacon den ehrlosen Hund natürlich kaputt, lässt ihn dann aber im Dschungel zurück, in dem Irrglauben, dass Eingeborene und andere Gefahrenquellen ihm die Drecksarbeit abnehmen werden, aber sowas ist ja immer ein Fehler für Actionhelden.

Jahre später hat Deacon seine gut geschulten Feindesvernichtungsfähigkeiten inzwischen für das LAPD eingesetzt und beendet beispielsweise eine Geiselnahme ganz im Alleingang. Da seine Heldentat über die Fernsehschirme flimmert, bekommt Slater, der inzwischen Anführer einer kriminellen Gang in L.A. ist, ebenfalls davon mit und will mit Deacon abrechnen. Als Deacon das anrückende Killerkommando im heimischen Wohnzimmer verwemmst, stellt sich sein Chef allerdings gegen jede Regel der Logik und suspendiert ihn für die Härte bei der Notwehr, nachdem das fröhliche Kriminellen-Abknallen vorher noch vollkommen in Ordnung war.

Deacon nutzt die Zeit für einen Urlaub mit Frau und Sohn, was bedeutet, dass der Actionfan jetzt erst einmal lange Familienszenen zu sehen bekommt, derentwegen man ja Actionfilme schaut. Doch als Deacon noch etwas für einen Angelausflug holen will und die Family das Boot anlässt, da fliegt es ihnen schon um die Ohren. Deacon schwört natürlich Rache, auch wenn er noch nicht weiß, dass Slater die Fäden zog…

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Es folgen Ermittlungsarbeiten, die man allerdings kaum so nennen kann: Der Zuschauer weiß eh schon wer hinter der Sache steckt und Deacon hat mehr oder weniger direkt den richtigen Riecher wer für die gemeuchelte Familie verantwortlich ist, sobald er mehr über den Zünder der Bombe erfährt. Deshalb besteht die Recherche in erster Linie darin Verdächtige zusammenzuschlagen und zu fragen wo Slater ist, dessen Aufenthaltsort auch schnell bestimmt ist. Denn „Final Mission“ zerfasert in mehrere Einzelteile, die lose durch die Rachestory verbunden sind, vom anfänglichen Vietnamactioner über die Harter-Bulle-Story inklusive Vergeltungsplot bis hin zum „Rambo“-Plagiat im letzten Drittel, das kaum einen dreisten Klau auslässt: Vom erbeuteten Maschinengewehr über die herbeigerufene Nationalgarde und den auf den Helden einwirkenden früheren Vorgesetzten bis zur Konfrontation des Einzelkämpferhelden mit einem Spürhund ist alles dabei und noch mehr, allerdings verdichtet auf das letzte Filmdrittel.

Unter diesen diversen Neuausrichtungen leidet der Spannungsbogen ebenso wie unter Füllszenen wie dem Familienausflug, während sich gewohnte Santiago-Trademarks bei weiteren Filmschwächen wiederfinden: Etwa der Oberschurke, der komplett nebenbei abgeknallt wird, hier noch vor Ende des zweiten Filmdrittels, damit man zum „Rambo“-Part übergehen kann, der sich als Konsequenz daraus ergibt. Einige knallige Doofheiten gibt es auch zu bewundern, vor allem in jener Szene, in der Deacon gerade einmal die Scheibe eines Waffenladens einschlagen muss, um direkt an ein nicht nur in der Auslage griffbereites, sondern auch noch geladenes und mit ordentlich Munition bestücktes M60 an sich bringen muss, das er natürlich in Stallone-Manier gern im Stehen abfeuert, ohne jedoch Stallones Physis zu haben. Und beim eingefrorenen Schlussbild, das den Film quasi mittendrin (wenn auch mit erwartbarem Ergebnis) einfach enden lässt, weiß man nicht mehr, ob man dies nun mutig oder ideenlos finden soll.

Das ist schade, denn in Sachen Action zeigt „Final Mission“ phasenweise eine Dynamik, die manchem Santiago-Dauerfeueractioner abgeht: Gerade bei Deacons Wüten in L.A. (Geiselnahme, Verteidigung gegen die Killer, Suche nach Slater) ist die Choreographie der Schießereien, Fäusteleien und Messerkämpfe sorgfältiger und dynamischer als bei anderer Santiago-Ware. Beim Auftakt und im Schlussdrittel dominiert dann wieder das Dauergeballer der Marke solide Hausmannskost: Nicht ganz so statisch wie etwa bei „Wheels of Fire“, aber auch nicht so zackig wie „Equalizer 2000“ wird hier rumgefeuert.

Hinzu kommt, dass Richard Young („Saigon Commandos“) ein bloß routiniert-mittelmäßiger B-Darsteller ist, der seinen Stiefel okay spielt, aber es eben an dem nötigen Charisma missen lässt um den Film an sich zu reißen. Bei John Dresden („Commando Squad“) sieht es da kaum besser aus, der in der deutschen Fassung immerhin mit Bruce-Willis-Synchronstimme gesegnet ist. Der Rest vom Fest steht als bessere Stichwortgeber herum und ist meist schnell wieder aus dem Film verschwunden.

Nach Ende des ersten Drittels mag man ob der für Santiago-Verhältnisse überraschend dynamischen Action noch frohlocken, doch dann kommen dem Film die unklare Ausrichtung, der sowohl Vietnam-Action, Cop-Rachefilm und „Rambo“-Plagiat in einem sein will, sowie die schwächelnden Ballereinlagen im letzten Drittel in die Quere. Schade, dass Santiago die Sorgfalt, die etwa die Inszenierung der Messerkämpfe auszeichnet, nicht auf den ganzen Film übertrug.

Während die Videofassung um drei Szenen gekürzt war, hat Savoy Film „Final Mission“ hierzulande ungekürzt auf DVD veröffentlicht, wobei die vorher geschnittenen Szenen im Originalton belassen wurden. Im Bonusmaterial finden sich eine Bildergallerie sowie Trailer zu weiteren Filmen, während das Cover verkündet, das angeblich Quentin Tarantino diesen Film präsentiere.

© Nils Bothmann (McClane)

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Copyright aller Filmbilder/Label: Savoy Film__FSK Freigabe: ab 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja

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