Originaltitel: Final Round__Herstellungsland: Kanada, USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: George Erschbamer__Darsteller: Lorenzo Lamas, Kathleen Kinmont, Anthony De Longis, Clark Johnson, Stephen Mendel, Arne Olsen, Ian Jacklin, Réal Andrews, Ekkehard Anders u.a. |
Das Subgenre des Menschenjagdfilmes hat bei Actionfans schon immer einen gehörigen Stein im Brett. Eine halbwegs sympathische Beute hier und moralisch vollkommen verkommene Jäger da und ab geht es. „Harte Ziele“, „Night Hunter“ und „Surviving the Game“ heißen die mithin bekanntesten und beliebtesten Vertreter. Doch es gibt auch weniger bekannte Streifen. Beispielsweise „Final Round“ mit Lorenzo Lamas.
In dem spielt der „Falcon Crest“-Schönling den Mechaniker Tyler, dem eines Tages durch sexy Jordan eindeutige Avancen gemacht werden. Noch am selben Abend haben die beiden ein Date, bei dem Tyler der Blondine auch noch heldenhaft beistehen darf. Bei der Abwehr dreier Hinterwäldler wird der kampfstarke Mechaniker jedoch auch heimlich gefilmt und landet auf der „Must Have“-Liste einer zwielichtigen Organisation.
Diese veranstaltet auf einem ehemaligen Industriegelände Menschenjagden und lässt gut betuchte Geldsäcke im „Running Man“-Modus wetten, welcher Jäger die Beute wohl erlegen wird. Es kommt, wie es kommen muss: Fiese Lumpen zerren Tyler von der gerade von ihm begatteten Jordan und verschleppen ihn und sein Betthäschen.
Als beide wieder zu sich kommen, wird ihnen unterbreitet, dass sie es „nur“ bis zum Ausgang des Industriegeländes schaffen müssten, um zu überleben. Gemeinsam mit einem weiteren Mitstreiter, einem ehemaligen Footballstar, treten sie die Flucht nach vorne an.
Schaut in den Menschenjagdfilm mit Lorenzo Lamas hinein
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„Final Round“ macht vor allem zu Beginn eine Menge Spaß. Die Charaktere werden zweckmäßig und vor allem flott installiert. Tyler darf ein paar Lumpen umtreten. Jordan macht sich schön nackig. Und schon werden die Regeln der Menschenjagd hinreichend vorgestellt. Kurz darauf geht die Jagd auch schon los. Und plötzlich beginnt „Final Round“ damit, es kräftig zu vergeigen.
Irgendwie wird das Jagdgelände nie richtig bespielt. Die Charaktere gehen so gut wie nie in die Industriegebäude, sondern kicken lieber in den engen Straßen und Gassen. Als Zuschauer versteht man auch nicht, warum neben den fünf Hauptjägern nicht noch ein paar mehr mitmachen – etwa als Treiber (und damit als weitere Opfer für den Actionhelden Lorenzo Lamas). Denn so haben Tyler und Co. im Grunde gar nicht viel zu tun. Wenn dann nach zehn Minuten Jagd schon zwei Jäger über den Jordan gegangen sind, schwant einem Schlimmes.
Und wirklich: „Final Ground“ fokussiert nun mehr und mehr auf das Drumherum. Wie entwickeln sich die Quoten und wer setzt wie viel? Dann hat der Veranstalter der Jagden eine offene Rechnung mit einem Wettenden zu begleichen. Und die verbliebenen Jäger sind untereinander auch noch verfeindet und nehmen Tyler die Arbeit ab. Der spielt mit seinen Begleitern bald gar keine Rolle mehr und schimpft lieber mit Jordan, als sich um die Jäger zu kümmern. Weshalb im Mittelteil gefühlt auch keine einzige Figur mehr dran glauben muss. Alles nicht eben förderlich für eine zünftige und vor allem spannend-rasante Jagd.
Erst gegen Ende darf dann Arne Olsen, Drehbuchautor des Streifens und Darsteller des Jägers Halsey, binnen Minuten diverse Leute killen und gibt damit den Startschuss für den Showdown. In dem dann aber kaum noch wer steht, um gekillt werden zu können. Kurzum: So gut wie „Final Round“ einsteigt, so stark lässt er in Richtung Finale nach.
Harte Action an schmuddeligem Look
Regisseur George Erschbamer, der zuvor bereits die „Snake Eater“-Streifen mit Lamas gedreht hatte, kleidet die Jagd und sein prinzipiell cooles Setting in sehr düstere Bilder, die immer ein Hauch der Billigkeit, des Schmuddels umweht. Das tut der Optik des Filmes aber durchaus gut, die fühlt sich nämlich alsbald genauso dreckig wie die Thematik von „Final Round“ an. Dadurch wirken auch so manche Gewalteinlagen angenehm harsch.
Da wird einem Typ der Rücken von einem Ventilator zerfetzt, ein gewaltiger Haken wird tief in einer Kehle versenkt, Pfeile bohren sich in Köpfe, Stromschläge durchzucken Körper und blutige Kugeleinschläge gibt es freilich auch zu sehen. Die Action selbst gerät dabei kurz und knackig. Tyler langt meist ein oder zweimal heftiger hin und dann besorgt ein übler Finisher den Rest. Fans ausgefeilter Martial-Arts-Choreographien kommen dabei zwar nicht auf ihre Kosten, der so etablierte Stil ist aber angenehm direkt, schmutzig und hart und passt ideal zum Sujet.
Nervig geraten die zahlreichen POV-Sequenzen, die den Wettenden ein Mittendrin-Gefühl geben sollen, aber niemals gewinnbringend eingesetzt werden. Genauso Panne: Die bis zum Erbrechen wiederholten „Computergrafiken“ beim Ansteuern einzelner Kameras auf dem Gelände. Das braucht echt kein Mensch, die Sequenzen waren in der Produktion aber vermutlich zu teuer, um sie einfach wegfallen zu lassen.
Darstellerisch ist hier gar nichts holen. Das interessanteste ist noch, dass „Final Round“ eine weitere Zusammenarbeit von Lorenzo Lamas und Kathleen Kinmont darstellt, bei der sich die beiden wirklich sehr intensiv und minutenlang dem Matratzensport hingeben müssen. Das ist insofern durchaus pikant, dass das Ehepaar, das im Vorfeld in diversen B-Actionern gemeinsam auftrat (genannt seinen beispielsweise „C.I.A. Codename: Alexa“ oder „Final Impact“) im Jahr zuvor geschieden wurde.
Ansonsten wirkt Lorenzo Lamas in seiner Techniker-Latzhose echt immer ein wenig trottelig, macht aber zumindest in der Action eine gute Figur. Kathleen Kinmont ist immer nett anzuschauen, spielen konnte sie aber noch nie. Clark Johnson („Brawl in Cell Block 99“) hat als weitere Jagdbeute eine relativ große Rolle inne und eine ganz ordentliche Chemie mit Lamas. Vielleicht wäre „Final Round“ besser beraten gewesen, nur deren beide Figuren jagen zu lassen und Jordan wegzulassen. Die restlichen Darsteller wie Ian Jacklin („Death Match“) oder Anthony de Longis („Cyber Tracker 2“) hat man alle irgendwie schon irgendwo mal gesehen, aber sich weder Filme noch Namen der Darsteller gemerkt. Sie alle spielen meist irgendwie gelagerte Fieswichte und erledigen das ordentlich.
„Final Round“ ist keine unentdeckte Perle des Menschenjagdfilmes
Denkt man an Menschenjagdfilme, wird wohl kaum jemandem der Titel „Final Round“ in den Sinn kommen. Und das hat durchaus seine Gründe. Nach durchaus flottem Beginn verliert der Actioner seinen Fokus und stellt auf zu viele uninteressante Nebenschauplätze ab. Das ist in dem sogenannten Director’s Cut, der fast sieben Minuten länger läuft als die bislang bekannte Fassung, noch extremer, da hier keine Action, sondern nur weiteres ablenkendes Gelaber hinzukommt.
Dementsprechend würde ich persönlich immer der knapp 80 Minuten langen „Normalfassung“ den Vorzug geben. Denn diese produziert schon genug Leerlauf. Wann immer sich „Final Round“ jedoch auf seine eigentliche Handlung und sein grundlegendes Topos besinnt, profitiert er von seinem (leider nicht hinreichend bespielten) netten Setting, der rauen Optik, seinem insgesamt rohen Stil und den derberen Nicklichkeiten beim Runterzählen der einigermaßen coolen Fieswichte.
Der Film war in Deutschland bislang immer reichlich zerschnitten. Imperial Pictures brachte ihn nun am 19. November 2021 ungeschnitten mit einer FSK 18 auf DVD heraus. Als Master diente eine VHS-Kassette, aus der man ein halbweg gutes Bild herausholte. Auf der DVD ebenfalls enthalten: Der Director’s Cut.
In diesem Sinne:
freeman
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Copyright aller Filmbilder/Label: Imperial Pictures__Freigabe: FSK 18__Geschnitten: Nein__Blu Ray/DVD: Nein/Ja |