Originaltitel: Forced to Kill__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 1994__Regie: Russell Solberg__Darsteller: Corey Michael Eubanks, Michael Ironside, Rance Howard, Kari Whitman, Don Swayze, Mickey Jones, Clint Howard, Cynthia J. Blessington, Carl Ciarfalio, Alan Gelfant, Brian Avery, Cole S. McKay, Al Wyatt Jr. u.a. |
„Forced to Kill – Sie ließen ihm keine Wahl“ ist Teil unserer Videokritik zu diversen Actiongülle-Streifen im Fahrwasser dieses PM-Entertainment-Group-Knallers. Schaut doch mal hinein!
Schaut in unsere Videokritik von “Forced to Kill” hinein
Wenn man Bock auf Action hat, aber niemand einen als Actionhero besetzen will, fährt man immer am besten, wenn man das ganze Procedere selbst in die Hand nimmt. Corey Michael Eubanks, der vor allem als Stuntman seine Meriten gesammelt hatte (zum Beispiel „Cage Fighter“), machte genau das und schneiderte sich als Drehbuchautor selbst Lead-Rollen in „Payback“ und dem hier zu besprechenden „Forced to Kill“ auf den Leib. Bei „Forced to Kill“ ging er direkt auf Nummer sicher und besorgte auch die Produktion. Zudem mischte die PM Entertainment Group hier groß mit.
Johnny arbeitet als Repo Man und kassiert Autos, deren Raten nicht bezahlt wurden, im Namen der Verkäufer wieder ein. Aktuell soll er eine rückzuführende Nobelkarosse quer durchs ganze Land kutschieren. Dabei wird er irgendwann von Rednecks angefahren. Er verunglückt und wird von den Hinterwäldern entführt. Deren Vater hat Johnny nämlich an einer Raststätte kämpfen sehen, als der einen Kriegsveteranen verteidigt hatte.
Das Redneck-Oberhaupt sieht in Johnny die große Chance zum Abkassieren. Denn in Redneckhausen steigt demnächst ein Turnier mit gewaltigem Preisgeld. Blöderweise ist Johnny so gar nicht erfreut, für seine Entführer die Fäuste kreisen zu lassen. Doch die finden Mittel und Wege, um Johnny zu „motivieren“.
Schaut in den Actioner aus dem Hause PM Entertainment hinein
httpv://www.youtube.com/watch?v=1stFlHVt7WA
„Forced to Kill“ ist schon eine irre Nummer geworden. Dabei beginnt alles ganz normal. Eine Verfolgungsjagd eskaliert im PM-Entertainment-Group-Stil. Sprich, irgendwann segelt ein Transporter gute 40 Meter durch die Luft und es entsteht ordentlich Blechschaden. Dabei wird auch Michael Ironside („Ausgelöscht“) im Film etabliert. In einer scheinbar positiv besetzten Rolle.
Dann lernen wir Johnny kennen. Dem tropft die Ironie gefühlt aus jeder Pore. Und so nimmt es wenig Wunder, dass die um ihn gewebte Story gefühlt immer abstruser wird. Hier einen Schuldner verwemmsen, da die Ehefrau dübeln, danach einen Veteran retten, dann zuschauen, wie der einfach so umgenietet wird, währenddessen entführt werden und angekettet in einer Hochburg sämtlicher Redneck-Klischees wieder zu sich kommen.
Hier wird viel Scheiße gelabert, Inzest angedeutet, der Held mit Elektroschockern getriezt und eine Flucht endet in den Armen des dann doch nicht positiv besetzten Michael Ironside. Hat man sich bis hierhin keine Sekunde gelangweilt, steigt nun der Prügelpart, in dem Stuntman Corey Michael Eubanks ordentlich austeilen und fast noch ordentlicher einstecken darf. Alles toll in Szene gesetzt und dank Regenszenarios mit frischen Bildern aufwartend.
Und weil es freilich immer noch aufregender geht, wird noch ein Showdown drangeklöppelt, bei dem Verfolgungsjagden hoch zu Ross! und zwischen Booten und einem Helikopter lanciert werden. Hier dürfen dann sogar Stuntmen aus den Fluggeräten geballert werden, was man gerade in B-Filmen dann doch nicht so oft zu sehen bekommt. Hier und da platzen auch Bloodpacks und am Ende überschlagen sich wieder Karren und bekommt der Oberfieswicht einen genial knalligen Abgang verpasst.
Ein riesiger Spaß, der sich nicht nur aufgrund der kuriosen Heldennummer von Eubanks nicht zu ernst nimmt und die Klischees feiert, wie sie fallen. Eubanks macht dabei durchgehend eine ordentliche Figur. Klar, schauspielern kann er nicht sonderlich gut, aber der Sunnyboy, der sich selbst nicht zu ernst nimmt, geht ihm gut von der Hand. Dabei klatschen ihn dennoch die Fieswichter an die Wand. Michael Ironside war zwar schon bissiger unterwegs, macht als fieser Sheriff aber trotzdem Laune. Rance Howard spielt seinen fiesen Partner und strahlt dabei trotz des Redneck-Umfelds eine irre Souveränität aus. Don Swayze und Mickey Jones dürfen dabei dem Redneck-Affen so richtig Zunder geben. Als Zuckerl sind die Damen im Cast da, um sich nackig zu machen und Clint Howard gibt ein kurzes Gastspiel als Veteran. Zudem wurden für die Fightszenen ein paar gute Kämpfer verpflichtet.
Optisch wurde „Forced to Kill“ grundsolide umgesetzt. Vor allem in der Action gibt es ein paar Schmankerl zu entdecken. Gerade die finale Explosion ist echt Zucker. Das Redneck-Setting sorgt zudem für Bilder abseits billiger Großstadthinterhöfe und die Musik verrichtet ihren Dienst relativ unauffällig.
„Forced to Kill“ zwingt dem Zuschauer gute Unterhaltung auf
Wenn man sich schon selbst einen Film auf den Leib schneidert, dann bitte so ein unterhaltsames Ding. „Forced to Kill“ ist einfach eine abgedrehte Nummer geworden, die zu keiner Sekunde stillsteht und immer noch eine komische Idee mehr aus dem Hut zaubert. Klar, feinsinnige Dialoge, oscarwürdige Charaktere oder eine berührende Schilderung der Situation amerikanischer Hinterwäldler ist dabei nicht zu erwarten. Und hier und da ist der Film richtiggehend entwaffnend dumm geraten.
Das ändert alles nichts daran, dass „Forced to Kill“ wirklich großen Spaß macht und Actionfans von blutigen Ballereien über nette Martial-Arts-Keilereien bis hin zu Verfolgungsjagden und ordentlich Blechschaden eine ganze Menge zu bieten hat.
Der Film erschien am 26. Juni 2020 erstmals ungeschnitten von Maritim Pictures / Cargo Records auf DVD. Die Bildqualität liegt knapp über der einer sehr guten VHS-Kassette.
In diesem Sinne:
freeman
……
McClane meint:
„Forced to Kill“ ist nur guter Genredurchschnitt
„Forced to Kill“ ist ein Vehikel aus der Actionschmiede PM, das Drehbuchautor, Produzent und Hauptdarsteller Corey Michael Eubanks voll auf sich zugeschnitten hat.
Eine Truppe von Gangstern will eine Bar in einer ländlichen Gegend ausnehmen, doch der Sheriff Wilson (Michael Ironside) und seine Mannen sind schnell zu Stelle. Nach einer Auseinandersetzung und einer Verfolgungsjagd können die Gangster jedoch zur Strecke gebracht werden – auch wenn bis auf einen alle von ihnen auf selbiger bleiben. Damit kann der Film aber einen ganz netten Actioneinstieg bieten, der teilweise PM-typische Übertreibungen bietet (ein Auto fliegt meterweit durch die Luft und die Insassen klettern kaum verletzt heraus usw.).
Der junge Johnny (Corey Michael Eubanks) klaut im Auftrag der Bank auf Raten gekaufte Autos von säumigen Schuldnern zurück und besteht diesen Job dank einiger Talente in Selbstverteidigung recht gut. Als zusätzlichen Job soll er ein gemopstes Auto noch nach Utah überführen. Corey Michael Eubanks inszeniert sich selbst zwar ein wenig, als friedliebender Martial-Arts-Profi mit großem Herzen, der seine überlegenen Skills nur in Zeiten größter Not anwendet, aber dies fällt nicht allzu sehr auf, da viele B-Recken etwas überzeichnet dargestellt werden.
Als Johnny bei seiner Fahrt durch die USA an einer Raststelle ein paar Rowdys vermöbelt, erregt er die Aufmerksamkeit einiger Hinterwäldler. Diese drängen ihn von der Straße und nehmen ihn gefangen. Er soll für sie in einem Kampfsportturnier antreten und als Belohnung winkt seine Freilassung…
Nicht nur das Wald- und Wiesenszenario ist für PM-Verhältnisse etwas ungewohnt, sondern auch der Verzicht auf viele der üblichen Budgeteinsparungen. Keine Szenen an Schauplätzen, die man schon in zig anderen PM-Filmen gesehen hat, sondern viele Außendrehs, kein Szenenrecycling usw. Das Szenario mit den Hinterwäldlern ist mal eine Abwechslung zur Großstadtaction, wird aber nur wenig ausgearbeitet. Zwar kommen bei den verwarzten Rednecks mit mäßiger Triebkontrolle Assoziationen zum Backwood-Film durch, doch letztendlich könnten die Entführer auch irgendwer anders sein, denn viel zur Sache tut das nicht.
Doch trotz der sehr professionellen Machart durch den Stuntman, Stunt Coordinator und gelegentlichen Regisseur Russell Solberg („Raven“) hat „Forced to Kill“ eine gravierende Schwäche: Die Story ist selbst für PM-Verhältnisse extrem dünn. Es passiert nur wenig und mit diversen Subplots (z.B. die unterdrückte Nichte des Chef-Entführers) wird der Film mühsam auf etwas weniger als 90 Minuten gestreckt. Dabei kommt leider nur wenig Spannung auf, so dass sich der Film teilweise nur von Actionszene zu Actionszene hangelt und das Dazwischen keine Sau interessiert. Zudem mag manche Volte ja aus logischer Sicht Sinn machen, etwa Johnnys zahlreiche Fluchtversuche – dramaturgisch ist das schon nicht so sauber, denn man weiß schließlich, dass es irgendwann zum großen Turnier kommen muss.
Da liegt dann weiterhin der Hase im Pfeffer: Nach dem ganzen Gewese, das um die Veranstaltung gemacht wurde, macht „Forced to Kill“ wenig daraus. Sie ist nicht der Showdown, sondern leitet das letzte Drittel ein. Noch dazu werden die meisten Kämpfe bloß in einer kurzen Montage gezeigt, bei der sich lauter ähnlich bekleidete Typen auf die Fresse hauen, dann steht schon das Finale an, in dem Johnny gegen einen anderen Fighter antritt. Unterschiedliche Typen oder Kampfstile werden gar nicht vorgestellt. Immerhin sind die Kämpfe recht gelungen choreographiert, auch wenn sich hier eine gewisse Eitelkeit zu Buche schlägt: Man sieht fast nur Corey Michael Eubanks kloppen. Sein bester Fight ist allerdings nicht im Turnier, sondern eine vorige Bewährungsprobe auf einer Pferdekoppel. Neben Martial Arts bietet die Action etwas Geballer mit ein paar blutigen Einschüssen und einige Verfolgungsjagden. Die Schießereien sind von Menge und Länge nicht sehr umfangreich, weshalb sie trotz netter Machart nebensächlich bleiben. Die Verfolgungsjagden sind teilweise etwas PM-typisch übertrieben, wenn auch nicht so sehr wie in „The Stuntdriver“ und Co., und sind ebenfalls recht unterhaltsam inszeniert. Was allerdings nicht ganz klar ist: Warum heißt der Film „Forced to Kill“? Beim Turnier hauen sich die Gegner nämlich nur ohnmächtig. Vielleicht weil Johnny bei der obligatorischen Befreiung seiner Liebsten am Ende Leute killt?
Corey Michael Eubanks („2 Fast 2 Furious“) ist sicherlich kein schlechter B-Darsteller, aber auch kein besonders charismatischer. So zieht er seine Performance hier solide vom Leder, bleibt aber nicht im Gedächtnis. Als prominentes Nebenrollengesicht (fast schon obligatorisch für PM-Filme dieser Ära) schlägt sich ein bärbeißiger Michael Ironside („The Next Karate Kid“) recht gut. Don Swayze („The Night Crew“) und Mickey Jones („Ausgelöscht“) haben nicht nur bekannte Gesichter, sondern sind auch herrlich schmierig als Hillbilly-Söhne, während Rance Howard („D-Tox“) den Redneck-Patriarchen mit überraschend viel Gravitas gibt. Die restlichen Akteure sind relativ routiniert, haben aber kaum Raum zum Glänzen. Clint Howard („3 from Hell“) etwa hat nur eine kleine Nebenrolle, Kari Whitman („Men at Work“) und Cynthia J. Blessingon („Premiere des Schreckens“) sind eher der Optik wegen da.
So kommt „Forced to Kill“ trotz professioneller Machart, ordentlichem Casting und guter Action nicht über den Genredurchschnitt hinaus: Dafür ist die Story zu dünn und unspannend, die Actionszenen etwas kurz und das groß angekündigte Turnier enttäuschend schnell abgehandelt.
Auf VHS war „Forced to Kill” um einige Härten erleichtert, aber immer noch ab 18 Jahren freigegeben. Inzwischen hat Maritim Pictures/Cargo Records den Actionfilm ungekürzt auf DVD mit identischer Freigabe veröffentlicht, aber in der ungekürzten Version. Die Bildqualität liegt knapp über der einer sehr guten VHS-Kassette.
© Nils Bothmann (McClane)
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